Theater-Subventionen: Vom Glück, den richtigen Geschmack zu haben

Der markante Eingangsbereich des Bochumer Stadttheaters // Quelle: Wikipedia
Der markante Eingangsbereich des Bochumer Stadttheaters Foto: Flux Garden Lizenz: CC BY-SA 2.5

Der Bund der Steuerzahler NRW hat die Zuschüsse pro Karte für die Theater in Nordrhein Westfalen errechnet. Die Zuschüsse fallen sehr unterschiedlich aus, sie stehen in keinem offensichtlichen Zusammenhang mit dem Erfolg des Theaters. In Düsseldorf, einem seit Jahren heruntergespielten Krisenhaus, beträgt der Zuschuss 162 Euro pro Karte, beim erfolgreichen Theater in Dortmund sind es 18 Euro weniger. Das Theater Köln, bei dem Intendantin Karin Baier bis Ende August 2013, tätig war, und das unter ihrer Leitung das mit Abstand erfolgreichste Theater in NRW war erhielt – 144 Euro pro Karte Zuschuss.

theater_subventionen

 

Mir geht es nicht um die Summen, mit denen die Theater unterstützt werden. Die Kulturetats sind überschaubar, wenn hier Einsparungen was bringen sollen, wird das wie in allen anderen Bereichen die Öffentlichen-Dienstes nur durch Personalabbau in der inneren Verwaltung gehen, dort, wo die Verwaltungen mit der Verwaltung der Verwaltung beschäftigt ist, nicht bei den Künstlern.

Die Frage die sich mir stellt ist, warum werden bestimmte Formen der Kultur finanziell stark unterstützt, andere weniger und viel gar nicht. Warum wird ein Lady Gaga Konzert nicht subventioniert, obwohl die Tickets für viele der jugendlichen Besucher bei Preisen ab 93 Euro kaum zu bezahlen sind, aber die fünfhundertste Aufführung eines Klassikers? Ist das gerecht, ist das vernünftig oder liegt es einfach nur daran, das eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe es geschafft hat, ihren Kulturgeschmack als so hochwertig und wichtig zu erklären, dass alle dafür zahlen müssen? Und, ohne  die Etats insgesamt kürzen zu wollen, wie könnte man das Geld so ausgeben, dass mehr Menschen erreicht werden? Oder ist alles ok so wie es ist?

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Matthias Glotz
Matthias Glotz
10 Jahre zuvor

Tja – das wirklich schlimme im Revier ist, dass alle Städte alles anbieten … mit Musikhäusern sieht es nicht anders aus. Für Musik von Bochum nach Essen und für Theater die umgekehrte Richtung zu nehmen ist mit dem Kulturbegeisterten ja nicht bei zu bringen. Das ist die bittere Wahrheit für den Steuerzahler, deswegen wird es auch eng für (Nischen-) Kultur. LEIDER!

teekay
teekay
10 Jahre zuvor

Frage im Rande: Die Zuschauerzahlen sind ja in den meisten Städten stabil. Wieso fallen sie Duesseldorf und Castrop-Rauxel so stark ab zwischen den beiden Saisons?

Heide
Heide
10 Jahre zuvor

Versuch einer einfachen Antwort: Lady Gaga wird sich wenig Sorgen machen müssen zu diesen Preisen ihr Konzert zu füllen. Zumal es auch genug Leute zu geben scheint die bereit sind solche Preise zu bezahlen.
Die meisten Theaterprogramme wären ohne Subventionen jedoch kaum realisierbar. Mal abgesehen davon das auch Veranstaltungsorte für Popkultur (Bsp. FZW) öffentlich subventioniert werden.

Martin Kaysh
10 Jahre zuvor

Und haben wir mal in Castrop-Rauxel ein Landestheater, das also nicht nur von der Stadt getragen wird? Sind in Dortmund offensichtlich Opernhaus und Schauspielhaus zusammen gefasst, was den Vergleich zu reinen Sprechtheatern kaum zulässt? Haben wir zudem das Problem, dass in NRW die Theaterkosten den Kommunen aufgehalst werden, was in anderen Bundesländern anders ist, aber einzelne Häuser, in der Landeshauptstadt zumal, dann doch anders finanziert sind? Könnte man sagen, dass Orchester, Ensembles und Kompagnien auch neben der reinen Bespielung der durchnummierierten Sitzplätze ganz andere Aufgaben wahrnehmen, und somit diese Statistik zwar tendenziell ist, also eine Tendenz wiedergibt, ansonsten aber Bullshit?

Wolfgang Wendland
10 Jahre zuvor

Grundsätzlich finde ich das schon so in Ordnung. Man müsste sich das nur mal im Detail ansehen. Wenn z. B. in Bochum eine hohe Auslastung über solche Dinge wie dieses Grönemeyer-Stück erreicht wird stellt sich die Frage schon, warum nicht Lady Gaga fördern? Ich glaube aber auch dass in der Statistik Opernhäuser, die zwangsläufig teurer sind mit reinen Sprechtheatern verglichen werden. Das macht das ganze etwas unübersichtlich.

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

-2-
Ich meine, daß die sog.Landestheate grundsätzich gesondert betrachtet und ihre Daten ehe untereinander, nicht aber mit den städt.Theatern verglichen werden sollten -sh.Landestheaterf CAS-R-.
Insofern müßte z.B. die aus der Sicht des Steuerzahlers erfreulich geringe und aus der Sicht der Theater-veranworltichen viel zu geringe Bezuschussung pro Besucher des Lanestheaters CASA-R gesondert betrachtet werden.

Stefan,
ansonsten hast Du eine seitaltersher existesten Diskussion augegriffen:

Bedarf es -überhaupt- des Staates, der Kommune im Bereich Kultur/Kunst?
Bedarf es -überhaupt- im Theaterbereich des Staates, der Kommune?
Wenn „der Steuerzahler“ staatliche und kommunale Theater subeventioniert, folgt daraus, daß er direkt oder über die Bürgervertreter mitzuentcheiden hat, was die Theater anzubieten haben und was die Theater -gestaffelt nach welchen Kriterien?- von ihren Besuchern an Eintritt zu fordern haben?
Antworten auf dies alten und zugleich immer wieder neugestellten Fragen?

Ich bin auf die Disk.beiträge gespannnt.

Da ich selbst ‚mal „Vorstand des WLT Castrop-R“ war und den „Förderverein WLT“ gegründet habe, halte ich mich als Befangener da ‚mal raus.

Andreas Lichte
10 Jahre zuvor

@ Stefan Laurin

„257 Euro für einen Besuch in der Staatsoper“ Berlin

und rat mal, wo ich am Dienstag war …

war ziemlich „gaga“ …

Lilalaunebär
Lilalaunebär
10 Jahre zuvor

„Ist das gerecht, ist das vernünftig oder liegt es einfach nur daran, das eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe es geschafft hat, ihren Kulturgeschmack als so hochwertig und wichtig zu erklären, dass alle dafür zahlen müssen? “

Das ist tatsächlich so. Dabei geht es vor allem um das Kapital (nicht nur das ökonomische) verschiedener sozialer Gruppen und darum, wie sie es geschickt für ihre Zwecke einsetzen. Das sind Prozesse, die oft eher passiv ablaufen. Abhängig ist das häufig davon, welches soziale Milieu an welchen Stellen in der Gesellschaft sitzt und dort ihre Weltanschauung durchsetzen kann. Man sollte sich immer fragen: Warum sieht die Gesellschaft bestimmte Werte, Weltanschauungen, Religionen, kulturelle Produkte, etc. als legitim und förderungswürdig an und andere nicht? Das ist sicher auch beim Theater der Fall. Ein einfaches Beispiel: Die meisten von uns werten ein klassisches Theaterstück nicht primär als Unterhaltung, sondern als Beitrag zur Bildung. Ein Lady-Gaga-Konzert hingegen nicht. Warum? Sicher nicht, weil es objektiv so ist, sondern, weil wir gelernt haben, dass klassisches Theater Bildung ist und Lady Gaga oder die Kassierer nicht. Dafür gibt es keine logische Erklärung, aber wir glauben trotzdem daran.

Ich finde das ultra spannend, da sich dies auch in vielen anderen Bereichen zeigt. In der allseits beliebten Diskussion um Geschlechterrollen zum Beispiel: Es ist legitim Feminist zu sein. Weiche, Gitarre spielende Männer sind „in“. An Autos schraubende Männer, die Fußball spielen sind „out“. Auch hier: Hält das einer objektiven Wertung stand? Nein. Wir können nicht sagen, dass der feministische Gitarrenspieler objektiv ein wertvolleres Lebensmodell pflegt als der pöbelnde Fußballspieler. Aber bestimmte soziale Milieus haben ihren Geschmack und ihre Weltsicht an den richtigen Stellen durchgesetzt. Ich finde das paradox: Insbesondere die Weltanschauung der 68er hat das „System“ an vielen Stellen erfolgreich bekämpft. Dabei ist ein eigenes System entstanden, in dem Weiblichkeit cool ist, Vegetarier die besseren Menschen sind und Gitarrenmusik irgendwie kultivierter ist als Hip-Hop. Und ja: Auch im grün-bürgerlichen Kreuzviertel-Milieu ist Theater wertvolle und förderungswürdige Kultur. Und genau dieses Milieu sitzt an den entscheidenden Stellen: Als Katalysator in den Medien, als Lehrer in den Klassenzimmern und als Beamte in der aufgeblähten Verwaltung, die die nötige Förderung letztlich durchsetzt und verwaltet.

Volker Steude
10 Jahre zuvor

Die Zahlen sind leider völlig überholt. Die direkten Zuweisungen für das Schauspielhaus werden ja in mehreren Schritten um 2,5 Mio. erhöht, plus weitere Kostensteiegerungen. Wir stehen also derzeit nicht mehr um die 17 sondern bei 19,6 Mio. (Planergebnis für 2016).

Hinzukommen noch Sonderausgaben für die Instandhaltung und Bereitstellung des Gebäudes. Zuletzt außerplanmäßig 250.000 Euro für eine neue Mikrofonanlage.

Trotzdem steht das Schauspielhaus mit 500-660 Aufführungen im Jahr noch gut da. Bei den Symphonikern mit 90 Aufführungen pro Jahr und davon nicht mal alle in Bochum beträgt der Zuschuss pro verkaufter Karte 400 Euro.

Die Zuweisungen für die weißen Elefanten (Schauspielhaus und BoSy) in Bochum steigen jedes Jahr im 6-stelligen Bereich, während bei der freien Kulturszene gespart wird. Das findet eine (bewusste!) Umverteilung statt.

So kommt es dass im Bereich Musik die BoSy 2/3 aller Zuweisungen der Stadt Bochum bekommen und die Musikschule 1/3 bis auf 0,5%, die die freien Kulturschaffenden erhalten.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Der Deutsche Staat gibt insgesamt 1,6 % seines Jahresetats für Kultur aus. Auf der kommunalen Ebene sind es im Schnitt um die 3% des Gesamt-Etats. Für eine Sparoffensive eignet sich Kultur deswegen überhaupt nicht. Was übrig bleibt ist die Frage nach der gerechten Verteilung der Kulturausgaben, und die ist nun mal eine Sache der Politik. Deswegen haben sich auch dort bestimmte Gruppen mehr durchgesetzt als andere. So ist das nun mal in einer Demokratie.

So lange die, die meinen dass sie dabei zu kurz kommen, sich nicht entsprechend politisch engagieren, wird sich daran auch nichts ändern. Im übrigen wird Niemand daran gehindert, genau zu den Kulturveranstaltungen zu gehen, bei denen der ganz persönlicher Umverteilungsvorteil dank der Subvention durch die Allgemeinheit am größten ist. Das Bochumer Sinfonieorchester ist genauso wenig wie die Berliner Staatsoper andauernd ausverkauft.

Andreas Lichte
10 Jahre zuvor

@ Arnold Voss

„Das Bochumer Sinfonieorchester ist genauso wenig wie die Berliner Staatsoper andauernd ausverkauft.“

man müsste die Subventionen erhöhen, nur noch ein symbolisches Eintrittsgeld erheben …

Erdgeruch
Erdgeruch
10 Jahre zuvor

Leider ist die Studie wirklich keine, da die Kommunen sehr unterschiedlich rechnen.

Aber das Thema ist interessant (und übrigens gibt es längst Sonderangebote und billigkarten und so weiter). Tatsächlich muss man ja folgendes sehen: Kultur ist Staatsziel mit Verfassungsrang und fällt den Kommunen zu – auch wenn Bund und Land ein bisschen was machen, ist das Ihr Beritt. Tatsächlich ist der Kulturbegriff also vor Ort zu fassen. Das kann man mit Wahlen bestimmen. Und jetzt soll mir bloß keiner erzählen, dass Kultur es noch nie prominent in die erste Reihe als kommunales Wahlthema geschafft hat 😉

Tatsächlich wäre auch eine Rechnung interessant nach Sparten und ohne/mit Bauten zum Vergleich. Eine Oper mit Werkstatt ist natürlich teuer, ein Ballett hat nicht so viele Auftritte usw.

ich sage mal Vorraus, was rauskäme: Theater sind billig, Vergleichsweise gut ausgelastet und ziehen breites Publikum an. Teuer sind vor allem Orchester wegen höher Personalkosten und Opern nochmal mehr wegen hohen bauunterhaltungskosten. Okay dann gibt es natürlich noch Unterschiede bei den Strukturen (Mülheim z.B. Ist was ganz anders als Düsseldorf)

Aber man könnte auch Tiefer einsteigen. Ein Beispiel: Pina Bausch setzte mal bis heute gültig die grösse einer Tanzkompanie auf 80 an. Essen hat 40, Dortmund hat 40… Kommt es nun zu einer Fusion? Nein… Warum nicht? Lokalpatriotismus? Oder die Tatsache, dass man dann bei den Choreografen und so plötzlich spart?

Emelie Wendt
10 Jahre zuvor

Weil es gerade die einzige Zahl ist, die mir aus dem Stehgreif einfällt, sie aber wenigstens einen Hinweis liefert, wie falsch die Annahme ist, Populär Musik würde nicht subventioniert: Bereits 2006 waren nur 20% der CD-Verkäufe in den USA in der Gewinnzone. Das sieht in Deutschland nicht anders aus. Und natürlich hat die Musikindustrie schon lange vorher Mittel und Wege gesucht und gefunden, die Entwicklungskosten eines Acts subventionieren zu lassen. Der Eurovision Song Contest ist da wohl das bekannteste und erfolgreichste Beispiel. Mit Lady Gaga zu argumentieren, die zu den Wenigen gehört, bei denen diese Bemühungen nun Früchte trägt, ist Augenwischerei.

Sascha
Sascha
10 Jahre zuvor

Diese Debatte ist sehr sehr wichtig. Und leider auch nicht unkompliziert. Nicht zuletzt, weil – worauf hier schon hingewiesen wurde – solche Statistiken natürlich viel außer Acht lassen. Das ist ihr nicht vorzuwerfen, denn das tun alle Statistiken. Warum das aber für diese Debatte besonders heikel ist, wurde schon gesagt: Ein- oder Mehrspartenhaus? (Oper ist teurer als Schauspiel, das ist ihr wiederum nicht grundsätzlich vorzuwerfen, lässt aber nicht das Über-einen-Kamm-Scheren zu.) Landestheater? Stadt- oder (ggf. inofizielles/halbes) Staatstheater? (Also welcher öffentliche Etat wird für welche Aufgabe belastet?)
Die Frage wäre übrigens auch weniger, was Theater mit Lady Gaga, sondern mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu tun hat (inkl. der abgeebbten Diskussion, ob es auch öffentlich-rechtliche Presse geben sollte). Denn auch da zahlen mehr als gucken/hören und zwar mit Recht (grundsätzlich, nicht in den Details seiner heutigen Ausformung).
Die Freie-Szene-Stadttheaterdiskussion wird auch meist völlig verkürzt in die Waagschale geworfen. Um nur beim Finanziellen zu bleiben: Dass allein die Gebäude (oft in heutigem Maßstab völlig überdimensioniert, aber dafür kann kein Künstler was, ihm wird darüber hinaus oft mit absurden Einnahmesolls oktroyiert, gerade keine kleineren, gewagteren Abende auf der Hinterbühne zu machen), deren Betrieb und öffentlicher-Dienst-Personalstamm (Verwaltung, Technik) einen wahnwitzigen Hauptteil der Einnahmen schlucken. Also müssen sie NATÜRLICH ein vielfaches der Kohle kriegen, oder wir müssten sie schließen/umnutzen oder in irgendeiner Form reorganisieren, also eine Stunde Null in Struktur- und Personalfragen ausrufen (und wer schriee dann nicht laut auf ob der betriebsbedingten Kündigungen, oder das Geld würde eh nicht gespart, sondern den versetzten Kollegen weiterbezahlt, was wiederum den Mitarbeitern nicht vorzuwerfen ist).
Das alles rechtfertigt nicht einmal, dass das Stadttheater so bleiben muss, wie es ist, weil sich eh nichts ändern lässt. Es ist nur eine ANDERE Debatte. Nämlich die, welche Aufgabe die subventionierten Kulturinstitutionen haben und haben sollen. Und wie sie dafür dann organisiert werden müssten. (Und wie man da hinkommen soll, denn im öffentlichen Dienst umzustrukturieren ist nicht leicht und kann kein Amtsleiter alleine, siehe oben und unten.) Auch hier wird oft sehr vereinfachend gesprochen, entweder sollen sie mehr ans Publikum denken oder nicht so ranschmeißerisch sein. Wenn man ehrlich ist, hängt das oft davon ab, was der jeweilige Argumentator selbst gern mal wieder sehen will.
Diese Debatte wird aber längst (und in den letzten Jahren verstärkt und zunehmend differenziert und zukunftsorientiert, in den letzten Monaten jeweils noch stärker/besser) geführt.
Aber sie ist nicht einfach, da muss man sich eben dann doch ein bisschen reinlesen/-diskutieren. Und sie ist vor allem – und da bin ich dann vermutlich doch ganz nah bei Stefan Laurin – keine theaterinterne. Nicht nur, weil es um öffentliche Gelder geht, sondern vor allem auch, weil die Intendanten vieles gar nicht oder nur schwierig allein „verbessern“ (was immer das dann sein wird) können, sondern die Kulturpolitik brauchen. Eine, die nicht (wie es zu grassieren scheint) den Intendanten holt, der für noch weniger Geld noch mehr Programm raushaut und wenn die Qualität und die Arbeitsbedingungen leiden und nicht trotzdem die Häuser bumsvoll sind (egal wie sich die Kunst-/Medien-Mach-/Nutzungslandschaft seit Jahrzehnten verändert hat), dann sind wir aber böse. Wie ein wichtiger Kritiker vor kurzem auf einem Podium sagte: „Subventionen sind Risikoermöglichungsprämie.“ (was nicht die Forderung ausschließt, dass die Künstler sich bewusst sind, wo sie sich befinden und wer sie bezahlt und dass sie für die Bürger, und das sind nicht nur für die Stammbesucher, arbeiten). Leider adressierte er das an die Intendanten und nicht an die Kulturpolitik, denn DIE muss sich mal daran erinnern und dann verständigen wir uns im politischen Raum, wem wir in welcher Höhe künstlerisches Risiko ermöglichen wollen. Ich würde da Lady Gaga ausnehmen.

Aber eigentlich wollte ich gar nicht so viel selbst sagen, sondern Lektüreempfehlungen geben. Denn wenn ich fordere, dass die Debatte informierter geführt werden muss, muss man ja auch wissen, wo man sich informiert.

Zum Einstieg und gleichzeitig spätestens in den aktuelleren Beiträgen auf hohem und streitbaren Niveau: die Stadttheaterdebatte auf nachtkritik.
http://nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=101&Itemid=84

Auch im Wirtschaftsmagazin brandeins gab es kürzlich einen guten Einsteigerbeitrag in die paradoxe Organisation Stadttheater am Beispiel des Hamburger Thalia Theaters:
http://www.brandeins.de/archiv/2014/arbeit/thalia-theater-joachim-lux-ludwig-von-otting-jette-steckel-die-gegen-spieler.html

Viel Spaß beim Lesen!
wünscht ein Theaterinterner (bis vor kurzem im Ruhrgebiet), der sich eine – aber dann bitte gut informierte – Debatte durchaus wünscht.

Marc
Marc
10 Jahre zuvor

@laurin

Vergünstigungen gibt es. In Dortmund z.B. im Familienabo 7 Euro pro Karte, somit günstiger als Kino. Und es sind die Zuschauer der Zukunft.
Aber warum Kinder lieber 93 Euro ausgeben, mmmm, hängt wohl mit den Sensationsjournalismus und Mediennutzung zusammen.
Die Theater machen viel Richtig, siehe oben, nur auf youtube finde ich z.B. für Theater Dortmund nur wenige Einträge, Jahre alt.

Emelie Wendt
10 Jahre zuvor

@Stefan: Kannst Du Dich bitte von Deinem Lady Gaga Beispiel lösen? Wenn Du nicht heraus gefunden hast, dass Formate wie das Pop-Abo im Konzerthaus DO von den Subventionen ausgenommen sind, ist Deine Annahme falsch und wird durch Wiederholung nicht richtiger.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Ich finde die Anregung von Andreas Lichte (#13) vom Grundsatz her richtig. Sofern der Staat überhaupt Kultur finanziert, sollte er das auch komplett tun. Der Eintrittspreis/Gebühr sollte nur noch eine platzsteuernde Rolle haben , d.h. auf jeden Kostendeckungsabsicht verzichten. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen. Staatlicherseits wird Kultur überhaupt nur dann finanziert, wenn sie erheblicher Subvention bedarf, um überhaupt stattfinden zu können. Von diesem Angebot wird zugeich kein Bevölkerungsschicht per Eintritsspreis ausgeschlossen.

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

Stefan,
als Anregung:
Eine Recherche, ein Interview, ein Bericht zur sog. Kulturloge Ruhr -Essen-?
Wie viele „finanzschwache Menschen“ haben bisher das Angebot der Kulturloge genutzt?
Gibt es ergänzend dazu evtl. schon Erkenntnis der Kulturloge, welchem sozilalen Mileu die Nutzer des Angebotes der Kulturloge zuzurechnen sind?
Meines Wissens gibt es in immer mehr Städten -auch in mittelgroßen wie z.B. Lünen oder in kleinen wei z.B. Waltrop-, in denen Bürger sich zu einem „Ortsverein“ der Kulturloge zusammen finden und örtliche Kulturträger gewinnen, sich an dem unentgeltlichen Kulturangebot für „finanzschwache“ Bürger zu beteiligen.

Mit der Kulturloge wird das hier problematisierte „uralte Problem“ nicht gelöst.
Es wird aber immerhin dazu beigetragen, die Problematik. nach der der Besuch der aus Steuermitteln hochsubvenitionierten Theater finanzschwachen Bürgern gar nicht oder nur selten möglch ist, graduell abzuschwächen.

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

@Arnold

Eintrittspreise haben den Effekt, dass diejenigen, die gerne unter sich sind, auch unter sich bleiben können.

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

-22-DER,DER……..
Und dieser Effekt dürfte viele finanzschwache, kultur-theater interessierte Menschen davon abhalten, auf das Angebot der Kulturloge -unentgeltlicher Eintritt- einzugehen!.

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

@Walter

Von der Kulturloge Ruhr habe ich bislang nur gehört und weiß lediglich, dass auch einige Einrichtungen bei uns in Gelsenkirchen dabei mitmachen. Bspw. MIR und flora. Inwieweit ‚finanzschwache, kultur-theater interessierte Menschen‘ von der Möglichkeit wissen, unter gewissen Umständen und Bedingungen in diversen Kultureinrichtungen freien Eintritt zu bekommen, und von dieser Möglichkeit dann auch gebrauch machen, mag ich nicht beurteilen.

Die Stadt Gelsenkirchen kommuniziert die Kulturloge bedauerlicherweise über ihre Ehrenamtsagentur, die sich primär an Menschen richtet, die bereit sind, sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich, (also überwiegend Rentner) zu engagieren und schießt damit an der Zielgruppe, nämlich die der sozial Bedürftigen, vorbei.

Wer also nicht weiß, dass er sich an die Ehrenamtsagentur zu wenden hat, um in den Genuss einer freien Eintrittskarte zu gelangen, bekommt von der Stadt Gelsenkirchen (Referat Soziales) den sogenannten Gelsenkirchen-Pass angeboten, der bis zu 50% Ermäßigung auf diverse Eintrittskarten der Preisgruppe 1-4 vorsieht, allerdings sind Premieren, Sonderveranstaltungen und hin und wieder auch Veranstaltungen an Wochenenden ausgeklammert. Für das Musiktheater im Revier bedeutet das bei der günstigsten Variante der Preisgruppe 4 und einem regulären Preis von 20 Euro einen ermässigten Eintrittspreis von 10 Euro für einen Besitzer des Gelsenkirchen-Passes.

Seit ich vor 7 Jahren nach Gelsenkirchen gezogen bin, besuche ich das MIR ca. 2 mal im Jahr und ich habe bislang nie mehr als 5 Euro für eine Veranstaltung bezahlt, obwohl ich keinen Gelsenkirchen-Pass besitze, dafür aber jemanden kenne, der bei der Stadt Gelsenkirchen arbeitet und diese Person wiederum jemanden bei der Stadt Gelsenkirchen kennt, der ihm die Karten für 5 Euro/Person verkaufen kann. Die meisten Veranstaltungen, die ich im MIR besuchte, waren zudem Premieren, bei denen oftmals kleinere Snacks und hin und wieder auch ein Glas Sekt oder Orangensaft für lau angeboten wurde.

Was ich sagen will: In der Stadt Gelsenkirchen ist man auf jeden Fall darauf bedacht, unter sich zu bleiben. Und mit „sich“ meine ich die Stadtverwaltung plus Freunde, Nachbarn und Verwandte. Hartz4 Empfänger zahlen trotz Ermässigung das doppelte und müssen sich mit den Vorstellungen begnügen, die bei dieser städtischen Vetternwirtschaft übrig bleiben.

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

DER,DER…
„In der Stadt GE ist man darauf bedacht……“
Mein Eindruck ist, daß das durchweg für die Theaterbesucher in alllen Städten gilt.
Exemplarisch und extrem wird das durch die Festspiele in Bayreuth demonstriert.

Allerdings ist das „Unter sich sein wollen“ und dessen Beeinflussung über den Eintrittspreis nicht der einzige Grund dafür, daß der Theater-/Konzertbesuch in DO, in BO, in Essen nicht zu den Selbstverständlichkeiten der meisten Menschen zählt und kaum zu den -zwiemal jährlichen?- Selbstverständlichkeiten der Menschen aus den sog.bildungsfernen Schichten.

Insofern hatte ich nachdem gefragt, was die sog.Kulturloge bisher quantiativ erreicht hat. Und gefragt, ob es evtl. Erkenntnisse darüber gibt, aus welchem sozialen Milleu diese Menschen stammen.

Die Idee der Kulturloge hat auch in meinem kleinen Waltrop einen „Ortsverein“ gefunden. Unter anderem eine kleine Kultureinrichtung, der ich verbunden bin– Verein Pro Kapelle-, hat sich dort mit dem Angebot eingebracht, für seine kulturellen Veranstaltungen im Kulturforum Kapelle eine Anzahl von Eintrittskarten unentgeltlcih zur Verfügung zu stellen.
Eine gute Idee!
Was wird sie auf Dauer bewirken?
Sicher keine Revolution des Theater-Konzertbesuches im Sinne von „Theaterf/klassische Konzerte -ein Sachen für jedermannn“ . Das kann die die Kulturloge auch nicht wollen, aber vielleicht dem einen, der anderen………………..

Claus Schlaberg
Claus Schlaberg
9 Jahre zuvor

Warum überhaupt subventionieren?
Niemand braucht das wirklich.

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