Noch läuft in der 1. Bundesliga an diesem Wochenende bekanntlich gerade der achte Spieltag der noch immer relativ jungen Saison. Auch in Liga 2 ist man derzeit noch aktiv. Doch schon ab Montagabend beginnt dann wieder die von vielen Fans ungeliebte Länderspielpause im Profifußball. Zwei Wochen kein Ligafußball, nur die in den Augen vieler Fußballfreunde vergleichsweise wenig emotionalen Länderspiele.
Wer die dann ungewohnt vielen fußballfreien Tage und Abende vielleicht auch dazu nutzen möchte sich mal wieder mit einem aktuellen Sportbuch zu beschäftigen, für den habe ich heute mal wieder einen kleinen Tipp. Man muss dafür allerdings innerlich bereit sein sich ‚seinen‘ Sport ein großes Stück weit hinterfragen zu lassen, ja sogar Gedanken zuzulassen, dass das was man jede Woche mit so viel Spaß verfolgt, vielleicht nur eine Art von Illusion ist. Denn das in dieser Woche frisch vorgelegte Buch ‚Schuss‘ hinterfragt die gesamte Sportart wirklich massiv, ziert am Ende auch ein wirklich düsteres Fazit: Der Fußball ist eigentlich längst kaputt. Starker Tobak!
„Thomas Kistner, der führende investigative Sportjournalist, schreibt nach Jahren der Recherche die andere Geschichte des Fußballs. Die Geschichte eines kranken Hochleistungssports und die Geschichte von kranken Sportlern. Denn Doping hat den Fußball kaputt gemacht.“, sagt der herausgebende Verlag dann auch recht plakativ und unzweideutig dazu.
Und tatsächlich, wenn Kistner hier auf rund 400 Seiten darüber berichtet, dass in der Umkleidekabine der »Helden von Bern« bereits im Jahre 1954 benutzte Ampullen entdeckt wurden, italienische Spitzenkicker der siebziger und achtziger Jahre reihenweise wenige Jahre nach Karriereende an offenkundigen Dopingfolgen gestorben sind uvm., dann bekommt der Leser arge Zweifel an der Faszination seines Lieblingssports.
Das bittere Fazit des Journalisten: Es kann sich kein Fan sicher sein, dass die eigene Mannschaft in den letzten Jahren und Jahrzehnten sauber gewonnen hat.
Das liest man natürlich so nicht gerne. Klar, dass Fußball völlig dopingfrei sei, dass hat wohl niemand so wirklich geglaubt, aber in dieser geballten Negativität hat man das Ganze so auch bisher nur sehr selten gelesen. Inwieweit man den Ausführungen des Autors dabei folgen mag, dass ist sicherlich ein Stück weit jedem Leser selber überlassen. Zweifel an einem sauberen Sport säht Kistner aber sicherlich bei jedem. Und alleine das lohnt dann schon auch ein paar kritische Gedanken bei jedem einzelnen Fußballfan.
Kurz vielleicht ein paar Worte zum Autor: Thomas Kistner ist Redakteur der Süddeutschen Zeitung. Er wurde unter anderem mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet, war 2006 „Sportjournalist des Jahres“.
Mein persönliches Kurz-Fazit zum Buch: Auch wenn man persönlich vielleicht nicht alle hier im Buch aufgelisteten Punkte vollumfänglich so nachvollziehen mag bzw. kann, ermöglicht das Werk sicherlich doch zumindest bei jedem Leser einige kritische Gedanken zum zukünftigen Umgang mit dem Lieblingssport der Deutschen, lässt einen das Tagesgeschäft kritischer hinterfragen. Und das kann sicherlich auch nicht schaden. Die von vielen Medien verkaufte ‚Glamourwelt‘ des Profifußballs bekommt hier nun eindeutig ein paar deutliche Flecken auf die scheinbar so weiße Weste. Durchaus lesens- und eben auch nachdenkenswert!
Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: Droemer HC
ISBN-13: 978-3426276525
Preis: 19,99 Euro