ThyssenKrupp – droht jetzt „Ruhr in Flammen“?

Foto: Flickr.com / Jochem Veenstra

Die Gewerkschaften stehen bei ThyssenKrupp vor einer riesigen Herausforderung. Wie die Welt am Sonntag heute schreibt, ist die Montanmitbestimmung bedroht, etliche Aufsichtsratsposten akut gefährdet und es dräuen Massenentlassungen. Die Frage ist ob sich die Gewerkschaften wehren oder der eigenen Entmachtung zustimmen. Ich denke, sie werden zustimmen. Denn der Aufsichtsratschef von ThyssenKrupp, Gerhard Cromme, wird sagen, dass es auch schlimmer kommen könne. Die ganz große Pleite nämlich. 

Ich finde es bemerkenswert, wie starr und zeistrebig Cromme ist und die jetzige Krise nutzt, um seinen alten Plan zu verwirklichen. Die feindliche Übernahme von Thyssen. Wie die WAMS heute enthüllte, erwägen die ThyssenKrupp-Vorstände um Cromme einen erheblich weiteren reichenden Konzernumbau als bisher bekannt. Schon Morgen will der Vorstand demnach die Grundzüge der neuen Konzernstruktur festzurren. Am Ende würde dann nur noch die ThyssenKrupp AG als Aktiengesellschaft existieren. Vorstandschef Ekkehard Schulz hatte schon Ende März einen Umbau des Konglomerates angekündigt, durch den jährlich rund 500 Millionen Euro gespart werden sollen.

Das war die direkte Reaktion auf den drastischen Einbruch der Konjunktur, der die Stahlhersteller besonders trifft. Ein Freund von mir, hat bei ThyssenKrupp in der Auftragsannahme gejobbt. Da haben die wochenlang keinen einzigen Auftrag reinbekommen. Nichts – Na – Da.

Schulz kündigte bislang an, die alten fünf Sparten auf nur noch zwei rechtlich eigenständige Sparten zu reduzieren. Gleichzeitig mussten zwei Vorstände gehen.

Das neue Konzept, zu dem nach Angaben der Welt bereits Präsentationsfolien im kleinen Kreis im Konzern kursieren sollen, würde einen massiven Kompetenzzuwachs für den Zentralvorstand bedeuten. Demnach sollen viele GmbHs die alten AGs entmachten.

Die Spartenchefs würden damit an Einfluss verlieren.  Genauso wie die Arbeitnehmervertreter. Denn vor allem die Aufsichtsräte fielen weg. Die Mitbestimmung würde drastisch eingeschränkt.

Es wäre ein schwerer Affront gegen die IG Metall, nachdem sich Vorstand und Arbeitnehmervertreter nach turbulenten Verhandlungen erst Ende März auf einen Kompromiss einigten.

Nach Recherchen der Welt entspricht der neue Plan dem alten Führungsmodell des Krupp-Konzerns, obwohl man sich bei der Fusion der beiden Stahlriesen vor knapp zehn Jahren grundsätzlich auf die Struktur der damals erfolgreicheren Thyssen AG geeinigt hatte.

Dieses Modell haben Vorstand, Betriebsrat und Gewerkschaftsvertreter noch einmal in ihrem Ende März dieses Jahres verfassten Grundsatzpapier bekräftigt.

Das was nun passiert wäre gut zehn Jahre nach der Fusion ein Rückwärtsgewandter Übernahme von Thyssen durch Krupp. So etwas ist in der deutschen Wirtschaftsgeschichte nahezu ohne Beispiel.

Denn anders als bei Thyssen mit seinen rechtlich eigenständigen Töchtern war Krupp vor der Fusion ein zentral geführtes Familienunternehmen, bei dem der heutige Krupp-Stiftungsvorsitzende Berthold Beitz die Strippen zog.

Der inzwischen 95-jährige Beitz war 20 Jahre lang Vorsitzender des Krupp-Aufsichtsrats, später dessen Ehrenvorsitzender; eine Position, die er heute noch bei ThyssenKrupp innehat, wenn er von der Villa Hügel aus als Alter vom Berg seinen Einfuss auf den Stahlriesen ausspielt. Es heißt, Beitz könne über den Baldeneysee wandern, soviele Gegner von ihm würden drin liegen.

Jetzt scheint es, als würden die Alten Konflikte im Konzern wieder aufleben, wenn Cromme und Beitz ThyssenKrupp nach Krupp’schem Vorbild umbauen wollen.

Das ist aber wohl nicht alles.

Offenbar sollen auch weit mehr Stellen wegfallen als bisher bekannt, berichtet die WAMS. Allein in den Stahlsparten würden 2000 Jobs gestrichen, heißt es, weitere 2000 in den anderen Geschäftsbereichen. Bislang war immer von 3000 Stellen insgesamt die Rede. In den 4000 Arbeitsplätzen ist dem Vernehmen nach der Personalabbau im Zuge der 500-Milllionen-Euro-Einsparungen durch den Umbau der Konzernstruktur noch gar nicht enthalten.

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