Thyssenkrupp: Weitere Milliarden für den Erhalt der Stahlindustrie auszugeben, würde den Menschen nur falsche Hoffnungen machen

Arbeiter am Hochofen Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F079044-0020 / Lizenz: CC-BY-SA 3.0


Nach 50 Jahren Technologiefeindlichkeit und grünen Träumen sind in Deutschland Wohlstand und gesellschaftlicher Zusammenhalt bedroht.

Thyssenkrupp und seine Stahlsparte sind seit vielen Jahren in der Krise. Das ist auch die Schuld des Managements. Legendär sind die Milliardenverluste des Unternehmens, als es versuchte, am Rand eines brasilianischen Mangrovenwaldes ein Stahlwerk zu bauen.

Aber nicht alles geht auf die Kappe unfähiger Manager.

Wenn die Stahlsparte des Konzerns nun 11.000 Arbeitsplätze abbauen will, viele davon am Standort Duisburg, ist das auch eine Folge der fortschreitenden Deindustrialisierung Deutschlands. Laut dem Verband der Automobilindustrie wurden 2011, auf dem Höhepunkt der Produktion, 5.871.918 Autos in Deutschland hergestellt. Im Jahr 2023 waren es nur noch 4.109.371, was einem Rückgang von 30,1 Prozent entspricht. Auch die Bauindustrie, ein bedeutender Abnehmer von Stahl, liegt seit Jahren am Boden. Und ändern wird sich daran nichts. Es wird schlicht weniger Stahl benötigt. Dass dann weniger hergestellt wird, kann niemanden überraschen.

Hohe Energiepreise, hohe Umweltauflagen, eine Industriepolitik, der Wachstum und Arbeitsplätze weniger wichtig sind als die Umsetzung grüner Ideologie – das alles ist Gift für den Standort. Der Arbeitsplatzabbau bei Thyssenkrupp ist nur eine von vielen Hiobsbotschaften: VW will Werke schließen, Bosch baut 4000 Stellen in Deutschland ab, Ford auch. Bayer, BASF, SAP… Die Liste der Unternehmen, bei denen Jobs wegfallen sollen, lässt sich fast beliebig fortschreiben und sie wird täglich länger.

Statt sich darum zu kümmern, die Standortbedingungen zu verbessern, für günstige Energiepreise zu sorgen, die Infrastruktur wenigstens davor zu bewahren, nicht zu zerbröseln und in Bildung zu investieren, träumten alle Parteien den grünen Traum. Entweder waren sie zu dumm zu sehen, dass sein Preis Deindustrialisierung und Wohlstandsverluste sein werden, oder sie waren zu feige, es den Wählern zu sagen.

Stattdessen wurde, mit eifriger Unterstützung der Gewerkschaften und Unternehmen, den Menschen Sand in die Augen gestreut.

In Duisburg heißt dieser Sand Direktreduktionsanlage. Mit grünem Wasserstoff soll grüner Stahl produziert werden. Nachdem Thyssenkrupp Milliardensubventionen vom Bund und vom Land kassiert hat, hält das Unternehmen selbst jetzt am Bau einer solchen Anlage fest. Es kann sich die Rückzahlung der erhaltenen Staatsknete auch schlicht nicht leisten.

Dabei gibt es diesen grünen Wasserstoff schlicht nicht. Er wird niemals in Deutschland in großen Mengen hergestellt werden können, denn es wird nicht genug Strom geben, um die Elektrolyseure, mit denen er produziert wird, zu betreiben. Der grünen Ideologie folgend soll Deutschland seine Energie, nicht nur den Strom, aus Wind, Wasser und Sonne herstellen. Der grüne Strom soll künftig nicht nur den aus Kern-, Gas- und Kohlekraftwerken ersetzen, sondern auch Autos antreiben und Häuser heizen. Das erledigen heute Gas, Öl und Kohle. Technisch ist das alles kein Problem. Bezahlbar ist es nicht und auch die notwendigen Mengen wird dieses Land nie selbst erzeugen können.

Stahlwerke baut man dort, wo die Energie günstig ist und wo Stahl benötigt wird. Die Stahlwerke im Ruhrgebiet wurden einst gebaut, weil es hier Kohle gab und Industrieunternehmen, die ihn kauften.

In Deutschland und im Ruhrgebiet ist beides nicht mehr der Fall. Ein „grünes Stahlwerk“ kann man mit Gewinn in Südeuropa, in Arabien oder in Nordafrika bauen und betreiben, wo die Solarenergie günstig sein kann. In China, Vietnam und Indien, wo die Industrie wächst. Aber nicht im Land der Dunkelflauten, in dem es immer wieder weder genug Wind noch Sonne gibt, um Strom zu liefern, und die Industrieproduktion wegbricht. Ein „grünes Stahlwerk“ in Duisburg wird, wenn es denn je fertiggestellt wird, immer subventioniert werden müssen.

Besser wäre es, loszulassen und eine Disruption zuzulassen. Dass alte Branchen und Industrien zerstört werden, gehört zum Kapitalismus dazu. Diese „kreative Zerstörung“ sorgt dafür, dass Neues entstehen kann, Investitionen und Arbeitskräfte umgelenkt werden. Weitere Milliarden für den Erhalt der Stahlindustrie auszugeben, ist also Unsinn, wird nur falsche Hoffnungen wecken und Geld kosten.

Das Drama ist nur, dass Deutschland in allen Zukunftsfeldern den Anschluss verloren hat. Die Disruption wird hier nicht zu Jobs und Wachstum in neuen Branchen führen, sondern zu Wohlstandsverlusten und Verteilungskämpfen. Biotechnologie, Künstliche Intelligenz, neue Kerntechnik, humane Roboter – Deutschland und Europa hinken in all diesen Bereichen den USA und China hoffnungslos hinterher. Nun wird sehr schnell klar werden, was der Preis von Überregulierung und Technikfeindlichkeit sein wird: Der Wohlstand und damit auch der gesellschaftliche Zusammenhalt werden wegbrechen. Profitieren werden davon AfD und BSW. Man wird es schon bei der Bundestagswahl am 23. Februar sehen, 2029 könnten dann Mehrheiten demokratischer Parteien der Vergangenheit angehören.

Man braucht viel Fantasie, um noch daran zu glauben, dass es für all das in Deutschland noch eine Lösung gibt. Fehlentscheidungen, die sich in Jahrzehnten angehäuft haben, werden sich nicht in wenigen Jahren rückgängig machen lassen.

 

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