Zoo- und Zirkusbesuche waren noch nie so mein Ding. Letztere habe ich sogar, wegen der Clowns, schon als Kind wirklich gehasst. Ich habe auch nur einen Zirkusbesuch in meiner Kindheit in Erinnerung. Ebensowenig mag ich Tierdokumentationen – außer es geht um Katzen oder Raubkatzen. Die schaue ich gemeinsam mit meinen Mitbewohnern (Bild oben). Tierfilme und -geschichten waren, mit Ausnahme des Dschungelbuches und Aristocats – auch nie so meine Welt. Ist halt so.
Ein Video, in dem das Buch Tiergeschichten aus dem Ruhrgebiet – Wo Schweine pfeifen, Ziegen moppern und Tauben an das Gute glauben angepriesen wurde, hat mich trotzdem neugierig genug gemacht um in meiner Stammbuchhandlung dieses Werk zu bestellen.
Trotz des für mich eher ungewohnten Themas: Bereut habe ich den Kauf nicht.
Etwas über 30 tierische Kurzgeschichten aus dem Ruhrpott sind in diesem Buch zu lesen: Nicht alle sind heiter oder haben ein Happy End. Aber: Langweilig wurde es an keiner Stelle. Interessant an den Geschichten ist, neben den tierischen Protagonisten, auch der Blick auf die Menschen im Ruhrgebiet: Die, selbstverständlich, Teil dieser Stories sind.
Willi, die Elster ist eine dieser Kurzgeschichten (von Horst Dieter Gölzenleuchter). Bei dieser kamen zudem Erinnerungen bei mir hoch: Ein legendärer Super-8-Film, den mein Vater in den 60er Jahren aufgenommen hat, handelte von einer Dohle – glaube ich – oder Elster, die bei uns im Hause aufgepeppelt wurde und zahm war. Dieser Vogel hatte einen besonderen Tick: Den Menschen raubte sie gerne die Zigaretten aus dem Mund. Aus verschiedenen Einstellungen war auf diesem Film, der früher alle Jubeljahre mal gezeigt wurde, zu sehen, wie der Vogel hoch in die Luft steigt um dann im Sturzflug meinem Onkel mit dem Schnabel die Zigarette aus dem Mund zu klauen. Die Rahmenhandlung von der Kurzgeschichte über die Rettung der Elster, sie erinnerte stark an diese Geschichte die ich als Kind sehr oft gehört habe.
Sieben Leben, von Gerd Herholz, ist ebenso eine Geschichte die für mich nachvollziehbar war: Nicht nur weil es um Katzen bzw. Kater ging, sondern weil die Geschichte an einem Ort seinen Ursprung nimmt, der mir aus meiner Kindheit wohlbekannt ist: Die Story beginnt wenige hundert Meter vom Haus meines Großvaters. Als Mitbewohner von zwei Katern: Eine Geschichte, die jeder Katzenfreund nachvollziehen kann.
Der Rin Tin Tin von Klosterhardt (Werner Bergmann) handelt von Bobby, einem Wachhund der die Katzen vom Taubenschlag seines Besitzers fernhalten sollte und, aufgrund seines ausgesprochen interessanten Liebeslebens, oft Gesprächshema in der Nachbarschaft war. Werner Bergmann besticht bei dieser Geschichte durch eine sehr bildliche und ziemlich humorvolle Erzählweise. Das Lesen war eine pure Freude.
Über 30 Kurzgeschichten, auch von ungewöhnlichen Haustieren – wie z.B. Purzle Haze, dem Minischwein – bei denen auch immer die Lebensweise im Pott skizziert wird: Bazillus de la Musica Rock handelt beispielsweise von keinem possierlichen Haustier, sondern von der Liebe zu Rock’n’Roll. Der „Bazillus de la Musica Rock“, er verschwindet wohl nie.
Die Atmosphäre, die in dieser Kurzgeschichte beschrieben wird, konnte ich beim Lesen real spüren. Am Büdchen (Noch so eine Ruhrgebiets-Errungenschaft!) werden hier Lakritz (In Baden-Württemberg, aus welchen Grunde auch, immer als „Bärendreck“ verpönt!) gekauft: Ein festes Ritual auch in meiner Kindheit. Beim sonntäglichen Familientreffen, war der Gang zur nahen Trinkhalle, um für eine Mark (Die es immer von Tante Ilse gab!) Salinos zu erwerben, obligatorisch.
Die damalige Atmosphäre im Ruhrgebiet, hier: Duisburg: Sie wird in den meisten Kurzgeschichten prima eingefangen.
Fazit: Meine normale Richtskala für die Bewertung von Büchern – in einem Zug durchgelesen (ja/nein), werde ich es irgendwann nochmal lesen (ja/nein) – passt aus den von mir, am Anfang des Beitrages, angegebenen Gründen bei diesem Buch nicht: In die Kategorie „Werde ich nochmals lesen!“ fällt das Buch bei mir nicht.
Ausdrückliche Betonung auf „bei mir nicht.“
Das Metier ist eben, da können die Autoren natürlich nichts für, absolut nicht meine Welt.
Trotzdem, auch für mich beim einmaligen Lesen: Ein tierisch schöner Blick auf die Menschen – und die Tiere, die sie lieben – im Ruhrgebiet.
Ich werde, Weihnachten steht vor der Türe, das Buch guten Gewissens verschenken und wohl noch drei oder vier weitere Exemplare, aus dem gleichen Grunde, besorgen. Im Freundeskreis fallen mir spontan mehrere Menschen ein, die an diesem Buch ihre – definitiv noch mehr als ich – Freude haben werden.
Menschen, die „tierische Geschichten“ schätzen und im Ruhrgebiet Zuhause sind:
Da gehört Tiergeschichten aus dem Ruhrgebiet – Wo Schweine pfeifen, Ziegen moppern und Tauben an das Gute glauben wohl ins Bücherregal.
Tiergeschichten aus dem Ruhrgebiet
- Gebundene Ausgabe : 256 Seiten
- Preis: 14,90 Euro
- ISBN-13 : 978-3-948566-02-9
- Herausgeber : Henselowsky Boschmann (August 2020)
Tiergeschichten aus dem Ruhrgebiet
kann im lokalen Buchhandel erworben werden. In Bochum, Dortmund, Köln, Bonn, Duisburg, Herne, Essen, Gelsenkirchen, Mülheim, Kiel, Hamm, Augsburg, Friedrichshafen, Mainz, Moers, Altötting, Dresden, Berlin oder sonst wo in Deutschland.
Online bestellen:
"Zoo- und Zirkusbesuche waren noch nie so mein Ding. Letztere habe ich sogar, wegen der Clowns, schon als Kind wirklich gehasst. Ich habe auch nur einen Zirkusbesuch in meiner Kindheit in Erinnerung. Ebensowenig mag ich Tierdokumentationen – außer es geht um Katzen oder Raubkatzen…"
öm … das bin ich … – nur der Satz endete mit "…außer es geht um…" Eulen …
Solche Bücher – so in der Art – stehen in unserem Haushalt rum. Nein, nein, nein – nicht noch so was.
"Der klerikale Witz" (brachte mein Mann mit, als er aus Borbeck nach OB zog – hätte er auch da lassen können, stand nur noch rum, wurde mal in einen Umzugskarton gepackt, als wir in OB von Hü nach Hott zogen, steht wieder rum, wird sehr selten abgestaubt – sonst nix).
"Grünes Ruhrgebiet"
"Knaurs Konzertführer" (da kuckt doch nie mehr einer rein … dat weiß ich doch! …)
usw,
Und meine Spezialität…
Bücher kaufen, Stücksken lesen, nicht zu Ende lesen. Nach Jahren (vielen Jahren) plötzlich irgendwie 'entdecken', sich wundern, warum ich die vorher nicht las…
Immer wieder gern:
Lexikon der Ruhrgebietssprache.
Von Aalskuhle bis Zymtzicke.
(Henselowsky Boschmann)