Im Juli 2022 hat Sebastian Bartoschek, hier im Blog der Ruhrbarone, seinen bisher längsten Text, „Ein Leben voller Tiere“ veröffentlicht. In diesem – sehr persönlichen – Beitrag, thematisierte Sebastian Bartoschek sein Zusammenleben mit Haustieren: Es geht um Mäuse, Hunde und, in erster Linie, Katzen.
Jetzt hat der Ruhrbarone-Autor nachgelegt: Mit einer „erweiterten Version“ des Beitrages vom Juli 2022. Seit Neujahr 2023 ist „Ein Leben voller Tiere: Von Katzen, Hunden, anderen Lebewesen, ihren Besitzerinnen und mir“ als Ebook erhältlich. Gestern Nachmittag habe ich das Buch gelesen: Ein wirklich kurzweiliges, „tierisches“, Vergnügen. Für „Katzenmenschen“, auch wenn Sebastian Bartoschek diese Bezeichnung in seinem Buch vermeidet, und diejenigen, die es noch werden möchten/könnten und andere Haustierhalter: eine klare Leseempfehlung.
Vom Zusammenleben mit Haustieren
Dass ich mit zwei Katern zusammenlebe, hatte meine Freundin in den ersten Wochen unserer Beziehung registriert (Klar, an dem Abend unseres Kennenlernens trug ich die ganze Zeit zwei Dosen Nassfutter mit mir herum!), aber bis zum ersten Zusammentreffen mit den pelzigen Mitbewohnern noch nicht so richtig verinnerlicht.
Der erste Kontakt mit Ariel, dem neugierigeren (und pummeligeren) der beiden Kater, war mit ein Highlight des Abends:
Sie am Wohnzimmertisch, ich gegenüber sitzend, Kater kommt von außen rein und setzt sich vor den Tisch. Kater schaut sie minutenlang an, dann kurz mich – mit der Frage „wer ist das?“ in den Augen – um dann wieder Angela zu taxieren. Gefühlt ging dieses Spiel den ganzen Abend in dieser Weise so weiter. Irgendwann, nach einer Stunde, hab ich meiner Freundin dann eine Dose Katzenfutter in die Hand gedrückt, damit sie den Kater füttert.
Danach war das Eis gebrochen. Wenige Tage später war Angela wohl im Katzenrudel – falls man zwei Kater als solches bezeichnen kann – aufgenommen und als Vertrauensperson integriert. Mit dem zweiten Kater, der erst viel später ins Haus kam, ging die Kontaktaufnahme schneller. Seitdem ist meine Freundin zur menschlichen Katzenmama mutiert. Ein Highlight für die Kater ist, wenn sie in der Küche hantiert: Die beiden jagdfreudigen Stubentiger – und die im August 2021 dazugekommene, eher ruhige (außer, wenn es darum geht „ihren“ Kratzbaum zu verteidigen), Fundkatze Cleopatra – sind immer dabei.
„Ein Leben voller Tiere“
Die Erlebnisse und Erfahrungen, die Sebastian Bartoschek in „Ein Leben voller Tiere: Von Katzen, Hunden, anderen Lebewesen, ihren Besitzerinnen und mir“ schildert, sind, was klar sein dürfte, andere. Aber Halter von Hunden, Katzen oder Mäusen werden sich hier mit ähnlichen Erfahrungen wiedererkennen können. (Mäuse werden – wie man, seit Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“ veröffentliche, weiß – jeher unterschätzt: Die Mäuse waren es ursprünglich, welche die erste Erde in Auftrag gegeben, bezahlt und kontrolliert hatten!)
Anders als „Pfoten vom Tisch“ (Hape Kerkeling), ist „Ein Leben voller Tiere: Von Katzen, Hunden, anderen Lebewesen, ihren Besitzerinnen und mir“ kein (zugegeben: sehr gelungener) Versuch, ein ultimatives Werk zum Thema Katzen zu sein: Sondern ein sehr persönlicher Einblick zum Zusammenleben mit Haustieren, bei dem man sich teilweise mit den eigenen Erfahrungen wiedererkennt. Und der, in meinem Fall, jetzt auch der finale Anstoß sein wird, es mal – nach Zuspruch von anderen Katzenfreunden – mit dem Klickertraining zu beginnen.
Die Informationen die nebenbei vermittelt werden („Beim Googeln habe ich herausgefunden, dass es zu wenig Tierärzte gibt und dass Tierärzte um ein Faktor 5 erhöhtes Selbstmordrisiko haben.“), und der eher lakonische Stil von „Ein Leben voller Tiere“ lässt die Zeit beim Lesen im Flug vergehen. Bei Beschreibungen wie
Das Ende meiner Rennmauszeit war leider wie aus einem Splatterfilm: es waren drei. Als ich morgens aufwachte und zum Terrarium ging, waren zwei von ihnen tot, und die dritte hochaggressiv,
kam mir ein Satz einer Filmkritik aus den 90er Jahren, zum dritten Teil der Stirb-Langsam-Reihe in den Sinn: „Seit ‚Pulp Fiction‘ hat es sich einfach herumgesprochen, daß Jackson, wenn er bloß viel redet, so ziemlich jede Szene retten kann. Zudem leidet McClane am Hangover, und einer muß ja ausgeschlafen sein.“
Dieses Konzept von Samuel Jackson, das für Filmen von Tarantino und andere Regisseure gilt, setzt Sebastian Bartoschek kontinuierlich in der „Extended Version“ des Ruhrbarone-Artikels „Ein Leben voller Tiere“ um:
Dass Katzen Menschen als Katzen wahrnehmen und Hunde Menschen als Nicht-Hunde: Das kann man googeln. Sebastian Bartoschek beschreibt diesen Fakt – und Erfahrungen, die alle Katzenbesitzerinnen in ähnlicher Weise im Wartezimmer beim Tierarzt erlebt haben – in einem Stil, der runtergeht wie Öl. Das ernste – und naturgemäß eher traurige – Thema „Tod des Haustieres“ ohne künstlichen Humor, aber mit einem Augenzwinkern, thematisiert.
Die Szenen im Kopfkino, die Sebastian Bartoschek, wenn er z.B. die schlesische Sitte des Totefotos beschreibt („Ein Totenfoto. Genauer zwei, eines könnte ja nichts geworden sein“) und die er an anderen Stellen von „Ein Leben voller Tiere: Von Katzen, Hunden, anderen Lebewesen, ihren Besitzerinnen und mir“ beim Leser erzeugt: Sie sorgen für fließendes Lesevergnügen.
Für unglaubliche 1,19 Euro.
Fazit: Lesenswert für Menschen, die Tiere mögen („Haha, mit Ketchup, haha. Oh Mann.“), für diejenigen die bereits mit Tieren zusammenleben und für jene, die dieses vielleicht in Zukunft beabsichtigen.
„Ein Leben voller Tiere“
- 44 Seiten
- 1,19 euro