Das Sicherheitskonzept auf der Zeche Zollverein ist schlecht – oder zumindest miserabel umgesetzt. Das wissen wir seit den Berichten aus der WAZ. Der Brandschutz in der Kohlenwäsche war jahrelang – auch während der Kulturhauptstadtzeit – unter aller Sau. Hätte es dort gebrannt, Menschen wären reihenweise gestorben. Damit nicht genug. Die WAZ hatte auch die Verkehrswegesicherung auf Zollverein angegriffen. Auf den Mannschaftsbrücken waren keine ausreichenden Geländer angebracht. Kinder hätten dort jederzeit runterstürzen können. Das Sicherheitskonzept für den Restpark war und ist unter aller Sau – wenn es überhaupt richtig umgesetzt worden ist. Immer wieder wurde der WAZ-Autor Daniel Drepper für seine Berichte persönlich von den Verantwortlichen auf Zollverein angegriffen und schlecht gemacht. Damit nicht genug. Im Lokalteil der WAZ Essen haben sich die Hofberichterstatter lustig gemacht über Dreppers Recherchen.
Und nun das: Ein Mensch, ein 29Jähringer Mann, ist auf Zollverein zu Tode gestürzt. Er ist bei einer Klettertour entlang der Kokerei umgekommen, auf einem der verdammt zu wenig gesicherten Abschnitt des Geländes.
Und die Hofberichterstatter der WAZ Essen machen das, was sie so machen. Sie schreiben – ähnlich wie Adolf Sauerland nach dem Loveparade-Desaster – die Schuld allein dem Opfer zu. Der junge Mann habe vielleicht Alkohol getrunken, sei verbotenerweise über Absperrungen geklettert und dann an seinem eigenen Leichtsinn gestorben.
Schon vor einem Jahr kam eine jungen Frau bei einem ähnlichen Unfall zu schweren Schaden.
Kritische Fragen? Kritischer Journalismus? In der WAZ Essen ein Fremdwort. Warum schauen die Hofberichterstatter nicht mal nach, was denn mit dem Sicherheitskonzept auf Zollverein war? Mit dem Verkehrssicherheitskonzept? Und wie es umgesetzt worden ist? Und wer dafür verantwortlich war, dass da so wenig passiert ist? Die Sprecherin von Zollverein sagt im WDR, die Bauzäune würden regelmäßig – täglich – abgeschritten, um offene Stellen schließen zu können. Stimmt das überhaupt? Wurde das gemacht? Der WDR berichtet, dass man überlege, das Sicherheitskonzept zu verbessern. Warum wurde das nicht früher gemacht?
Das ganze Gelände von Zollverein ist so beschissen gesichert, es war klar, dass da früher oder später was passiert. Jeder 13Jährige klettert auf so einem Gelände rum, wenn es frei zugänglich ist. Und Zollverein ist frei zugänglich. Die Absperrungen sind ein Witz. Bauzäune, die jeder Hirnlose wegheben kann.
Die Verantwortlichen wussten um die Unsicherheit auf ihrem Gelände. Es gabe Fragen nach dem Sicherheitskonzept für das Gelände. Diesen Fragen sind die Verantwortlichen ausgewichen. Sie haben aber zu wenig unternommen. Sie haben zu lange weggeschaut. Sie haben sich an dem Tod des jungen Mannes mitschuldig gemacht.
Die Staatsanwaltschaft Essen untersucht den Todesfall. Es steht zu hoffen, dass die Ermittler sich alles anschauen. Auch die Dokumente zum Sicherheitskonzept, die bei Zollverein rumliegen. Und dass die Ermittler fragen, wer aus welchem Grund dafür gesorgt hat, dass die Sicherheit auf Zollverein klein geschrieben wird.
Zwei Leute gibt es, die auf Zollverein die größte Verantwortung zu tragen haben und die gleichzeitig am engsten mit der augenlahmen Stadtverwaltung verwoben sind: Einmal den Chef von Zollverein Hermann Marth und dann Annette Heydorn, Bauleiterin auf Zollverein und ehemalige Angestellte des städtischen Bauamtes.
Hoffentlich untersuchen die Staatsanwälte die Rollen dieser beiden Verantwortlichen bei dem Tod des jungen Mannes. Und hoffentlich untersuchen sie die Rollen der beiden, bevor Unterlagen auf Zollverein gesäubert werden.
Trapsende Nachtigall.
Zeche Zollverein in Sachen Aufsicht und Führung indeed eine Spelunke zu sein:
https://www.derwesten-recherche.org/2011/06/zollverein-sagt-pruefung-ab-aufklaerung-unerwuenscht/
Sehr emotional geschrieben!
Liest sich tatsächlich skandalös…:-(
[…] Tod auf Zollverein: Das musste passieren … ruhrbarone […]
Beschissen recherchierter Text. Fängt gleich im ersten Satz an. Es handelt sich nicht um die Zeche, sondern die Kokerei Zollverein, in die das Quartett eindrang. Aber wenn’s denn der Sicherheit dient und um Besoffene abzuhalten, kann man die Kokerei ja vielleicht mit vier Kilometer Nato-Draht umschließen…
Zeche Zollverein ist das Synonym für das Weltkulturerbe Zollverein. Da gehört das ganze Gelände dazu.
Und ob das Opfer besoffen war, weiß keiner.
Zudem muss das Gelände natürlich ordentlich abgesichert sein, wenn man es zugänglich macht. Das muss kein Natodraht sein, aber alle Zugänge zu den gefährlichen Anlagen natürlich müssen ordentlich abgeschlossen sein.
Dieser hoch emotionale Kommentar ist aber auch wenig seriös recherchiert. von wegen Kokerei und so. Wie wäre es, wenn man alles einzäunt, wir alle dauerhaft Helme tragen sollten und am besten noch luftgepolsterte Schutzanzüge. denn wie heißt es so schön? das Leben ist nun mal… lebensgelebensgefährlich…
Chrissi, ich kann es noch nicht fassen, glauben. Ich würde dich gern anrufen um deine Stimme zu hören, dein Lachen, und erfahren, dass du einen deiner miesen Scherze gemacht hast. Leider würdst du so eine miesen Scherz nie mit mir machen… Ich habe angst davor, in den nächsten Tagen zu begreifen.
„Kritische Fragen? Kritischer Journalismus? In der WAZ Essen ein Fremdwort.“
Das zieht sich leider durch viele WAZ-Artikel, aber wenigstens gibt es Blogs, die auch mal nachfragen, nur bekommt der „normale“ Zeitungsleser davon nichts mit.
:/
Bert:
>nur bekommt der “normale” Zeitungsleser davon nichts mit.
Es wird halt diese seltsame Medienkompetenz vorausgesetzt.
Nur, ist halt der normale, durchschnittliche WAZ-Leser eine 67-jährige Knappschaftswitwe aus Rauxel.
Die Gruppe, also die WAZ-Gruppe, ist praktisch schon ausgestorben.
Das Tragische dabei ist, daß während des Zeitraumes des Sterbens der Dailys die WAZ die beste aller Zeiten ist. Echt Kampfschwein mittlerweile, die kleine Briten-Lizenz-Zeitung.
Hat ja auch mal früher im Balken gestanden: Unabhängig.
Das hat ja auch schon Frau Brost selig mal gesagt.
Hilft aber alles nix.
Die Dailys, Willi Wacker, Kumpel Anton am Samstag Morgen innert der Familie und der Vatter durfte den Sport als erster lesen — is vorbei.
WAZens Rechercheblog verstehe ich als letztes Aufbäumen in der Sache mitzureden.
Der sogenannte Hofberichterstatter der WAZ, Essens Lokalchef Frank Stenglein, bezieht sich auf Angaben der Polizei, hat also recherchiert. Dagegen fabuliert Herr Kontekakis, der phantasievolle Berichterstatter der Ruhrbarone, frei von der Leber weg. Da wird dann einfach munter insinuiert und suggeriert, es werden frei erfundene Zusammenhänge zwischen Brandschutz auf der Zeche und dem Unglück von illegalen (!) Spaziergängern auf der Kokerei hergestellt. Wer das für seriösen Journalismus hält, dem ist nicht mehr zu helfen.
Also jetzt mal ganz ehrlich: Wir reden hier von einer ehemaligen Industrieanlage. Eigentlich müsste da jetzt ein „’nuff said“ reichen, aber weil ich fürchte, dass das sonst niemand versteht: Es ist kein Neubau, dem man Pfusch vorwerfen kann, sondern ein erst seit wenigen Jahren für die Öffentlichkeit erschlossenes Areal, das inzwischen schon an zu vielen Stellen verschweigt, was es einmal war. Nämlich ein auf Design getrimmtes Monstrum, das Menschen und Rohstoffe gleichermaßen verschlissen hat. Nicht nur deshalb, sondern auch aus Denkmalschutzaspekten gehören für mich bestimmte Sicherheitsaspekte in den Bereich einer Zerstörung dieses Areals und kommen einer totally safety und plüschigen Disneyfikation dieses Ortes gleich (man vergleiche dazu nur alleine mal Aufnahmen der Schienen zwischen Zeche und Kokerei vor und nach der Betonisierung). Es muss jedem klar sein, der dieses Gelände betritt, was er dort betritt…
@Ben. Und deswegen sollte das nicht einfach zugänglich sein.
[…] Tod auf Zollverein: Das musste passieren (Ruhrbarone) – Das wegen Sicherheitsmängeln in die Diskussion geratene Gelände des […]
@Georg: Nach der Logik müsste man aber so konsequent sein und die Umzäunung von Straßen fordern. Entscheidend ist die Ausprägung eines Gefahrenbewusstseins, nicht irgendeine Einmauerung aus Sicherheitsbedenken.
R.I.P my friend…