Trauriger 112. Geburtstag: Der BVB lernt schon seit Jahren einfach nicht dazu!

BVB-Boss Aki Watzke. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Kein schöner Jahresabschluss für Borussia Dortmund! Ausgerechnet am Abend vor dem 112. Geburtstag des Klubs unterlag der BVB in Berlin beim Auswärtsspiel gegen Hertha BSC mit 2:3 (1:0), lieferte dabei eine schwache Leistung ab und ließ Fans und Verantwortliche enttäuscht und teilweise sogar wütend zurück.

Hans-Joachim Watzke schimpfte nach der fünften Hinrunden-Pleite in den Medien, suchte die Schuld einmal mehr in erster Linie bei anderen. Der Platz sei schlecht gewesen usw.. Geschenkt! Überraschende Niederlagen  können auch bei selbsternannten Spitzenmannschaften vorkommen. Das ist für sich alleine betrachtet kein Drama, weshalb ich hier und heute auch nicht den Blick auf den traurigen Auftritt zum Hinrunden-Abschluss in Berlin richten möchte.

Beim BVB hakt es seit Jahren schon. Dass es mit den Dortmundern schon länger nicht voran geht, der sportliche und wirtschaftliche Abstand auf die Bayern nicht geringer zu werden scheint, hat andere Gründe als einen schlechten Platz, oder ein paar unglückliche Schiedsrichterentscheidungen. Die Probleme bei den Schwarzgelben liegen tiefer, und auch Watzke selber zeichnet dafür verantwortlich, wenn er das ganz bestimmt auch so nicht hören bzw. lesen will.

Als Kult-Trainer Jürgen Klopp den Verein im Frühjahr 2015 verließ, da war seine Zeit in Dortmund schlicht um. Nach Jahren des Erfolges ging es in seiner siebten Saison sportlich deutlich abwärts. Nur mit Mühe und Not schaffte es der BVB damals noch in das europäische Geschäft. Klopps letztes Pokalfinale ging gegen Wolfsburg ebenfalls verloren. Es war sicherlich richtig, wenn auch menschlich schade, auf der Trainerbank einen neuen Impuls zu setzen, wenn man nicht den halben Kader austauschen wollte.

Thomas Tuchel, der zuvor unerwartet großen Erfolg mit dem Underdog aus Mainz hatte, sollte den Klub wieder in die Spur setzen, ihm neun Schwung verleihen. Und er schaffte es. Einmal Vizemeister (2016), einmal Dritter (2017) und der Sieg im DFB-Pokal 2017 gegen Eintracht Frankfurt zeigten, dass es die Dortmunder wieder zur klaren Nummer zwei im Lande geschafft hatten.

Die Aufgabe, den Rückstand auf die Bayern in den kommenden Jahren möglichst weiter zu verkleinern, durfte Tuchel dann jedoch nicht mehr übernehmen. Menschliche Differenzen führten dazu, dass sich der BVB wenige Wochen nach dem unsäglichen Attentat auf den Mannschaftsbus im Frühjahr 2017, nur zwei Jahre nach der Amtsübernahme, von seinem Chefcoach trennte.

Rückblickend war das ein fataler Fehler. Denn während Tuchel in Paris und London mit den prominentesten Klubs Europas zusammenarbeiten durfte, zuletzt sogar die UEFA Champions League mit dem FC Chelsea gewann, müht sich der BVB seither stetig und bisher vergeblich um mehr Konstanz und größeren Erfolg, wie er sich unter Klopp und Tuchel noch eingestellt hatte. Die Trainer Peter Bosz, Peter Stöger, Lucien Favre und Edin Terzic blieben nur kurz in der Verantwortung.

Zwar gewann der BVB auch in 2021 unter Interimscoach Terzic einmal wieder den DFB-Pokal (gegen RB Leipzig), liegt in der Bundesliga derzeit unter Marco Rose auf Platz 2, doch erscheinen die Münchener inzwischen sportlich (neun Punkte) und wirtschaftlich so weit enteilt, dass ihnen ihr zehnter (!!!) Meistertitel im kommenden Frühjahr kaum noch zu nehmen scheint.

Die in den vergangenen Jahren zu erkennenden Schwachstellen der Dortmunder sind dabei immer wieder die gleichen. Eine zu große Abhängigkeit vom aktuellen Top-Stürmer, zu erahnende Charakterschwäche der Mannschaft in vergleichsweise ‚leichten‘ Spielen, eklatante Defensivschwächen und insgesamt eine zu hohe Fluktuation im Kader um eine wirklich auf Dauer konkurrenzfähige Mannschaft für das Duell mit den Bayern aufzubauen.

Immer wieder benutzen große Talente den Klub als eine Art Durchlauferhitzer (Pulisic, Dembele, Sancho, (bald Haaland) um sich für die ganz großen Vereine in Position zu bringen. Der BVB verliert seit Jahren seine größten Könner, noch bevor sie in Dortmund richtig heimisch wurden.

So lässt sich der Rückstand auf die nationale Spitze natürlich auf Dauer nicht aufholen. Selbst die alte Taktik, da sein zu wollen, wenn die Bayern einmal schwächeln sollten, funktioniert schon seit Jahren nicht mehr. Lediglich im DFB-Pokal ist derzeit hin und wieder mal ein Titel für die Dortmunder Millionentruppe drin.

Geändert hat sich an den kritisierten Punkten, die wahrlich keine Erscheinung der abgelaufenen Hinrunde sind, schon seit Jahren nicht wirklich etwas. Die beschriebenen Probleme erscheinen aktuell sogar wieder etwas größer geworden zu sein. So wird das schwer mit der nötigen Aufbruchsstimmung, wie sie einst Klopp mit seiner jungen, hungrigen Mannschaft weit über das Ruhrgebiet hinaus entfacht hat.

Natürlich, das ist immer noch ein Jammern auf vergleichsweise hohem Niveau. Viele Konkurrenten hätten die Probleme der Borussia gerne. Und doch bildet sich so in Dortmund eine gewisse Unzufriedenheit, die sich schlicht darauf begründet, dass sich der BVB nach dem Abgang von Thomas Tuchel nicht mehr verbessert, sondern gefühlt sogar eher verschlechtert hat.

Und so kommt man in Sachen der dafür Verantwortlichen auch ganz schnell auf die Person Aki Watzke selber zurück. Vielleicht wäre es für den BVB auf Dauer sogar besser gewesen, wenn nicht der in Dortmund bei einigen im Verein umstrittene, aber durchaus erfolgreiche Trainer Tuchel, sondern der mit ihm in Clinch liegende Klub-Boss Watzke, der in den vergangenen Jahren immer häufiger ungewohnt unwirsch und genervt wirkt, im Sommer 2017 gegangen wäre…

 

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DEWFan
DEWFan
3 Jahre zuvor

Irgendwann wird der BVB auch wieder Deutscher Meister, nach dem Derbysieg gegen Bövinghausen.

Gof
Gof
3 Jahre zuvor

Also mal ganz ehrlich, was zum Geier soll Watzke denn an der Situation ändern. Er hat mit Zorc und Kehl Leute, die das Sportliche managen sollen. Dazu Trainer, die die Mannschaft entwickeln sollen.
Soll er Zorc rauswerfen? Man hätte den Job auch deutlich schlechter machen können als er – da muss man nur nach Schalke, Hamburg oder Mönchengladbach schauen.
Es ist natürlich nicht alles optimal gelaufen und gerade die Trainerfrage wurde immer nur mit Talenten oder Platzhaltern besetzt – hier hätte ich mir mal Trainer gewünscht, die aus starken Ligen Meisterschaftstitel vorzuweisen haben.
Aber hier Tuchel als die letzte Chance auf Aufschwung darzustellen, ist schlicht lächerlich. Er ist nur Dritter geworden, mit einer Mannschaft die durchaus deutlich mehr Potential hatte. Zudem konnte ich mir als langjähriger BVB-Fan – und obwohl gerade in der ersten Saison unter Tuchel die Punktequote total gut war – diese Art Fußball nicht anschauen. Dieses Hin und Herschieben und darauf warten, dass der Gegner einen Fehler macht, hat für mich nichts mit einem Spiel zu tun, was Zuschauer begeistern soll. Selbst wenn es erfolgreich ist – was ja Guardiola zeigt – es ist einfach nur häßlich und inspiriert mich nur dazu wegzuschalten.
Die Probleme, die der BVB seit Jahrzehnten hat – eklatante Schwächen bei Standardsituationen, kaum Schüsse aus der 2. Reihe und immer nur den Ball ins Netz tragen, dazu allzu oft keinen Biss im Zweikampfverhalten.
Seit Klopp weg ist, gab es auch keinen Trainer, der ein Konzept umgesetzt hat, das darauf abzielte, den Gegner zu überfordern.
Wie will man irgendwas im Fußball erreichen, wenn es nur darum geht, mitzuspielen oder Fehler zu nutzen? Man muss selbst agieren!
In den ersten Jahren unter Klopp hat der BVB seine Gegner überfordert. Die Außen, die sich in Offensive und Defensive unterstützt haben – und konsequentes Abwehrverhalten und Umschaltspiel waren die Schlüssel dazu. Nur hat er seine Linie nach und nach verloren – das fing damit an, dass alkes immer mehr in die Mitte zog, statt weiterhin das Spiel breit zu halten. Es ist selbst für die miesesten Mannschaften einfach Leute wie Kagawa, Götze, Reus & Co. zu verteidigen, wenn die alle nur durch die Mitte spielen. Jupp Heynckes hat dann Kloppo mit seinen eigenen Mitteln geschlagen und er hat es nicht mal kapiert.
Soviel also, was zu den BVB-Trainern. Zorc ist jetzt so gut wie weg und Kehl bekommt seine Chance. Da bin ich sehr gespannt. Rose hat aktuell einen herausragenden Job gemacht – eine Mannschaft, die teilweise auf 10 Topspieler verzichten musste (mit dem temporären Wegbrechen der kompletten IV, Außen und Offensive) auf Platz 2 mit 5 Punkten auf den Nächsten in die Winterpause zu lenken, war eine gute Leistung. Punkt! Aber es geht darum ein Spiel zu entwickeln – daskonnte er noch nicht recht zeigen. Auch darauf freue ich mich. Und ich kann mir vorstellen, wenn Rose seinen Kader mal fit und halbwegs komplett hat, das er das hinbekommt.

Philipp
Philipp
3 Jahre zuvor

Die Bundesliga ist im Vgl. zur 2. Liga doch öde.

Die Bayern sollen endlich in die SuperLeague gehen mit Madrid, Chelsea und Konsorten. Dann wird alles offener und der BVB wieder Meister.

Oder man führt endlich Gehaltsobergrenzen und Spielerdraft wie in den amerikanischen Ligen ein, dann wird alles ausgeglichener. Aber für solche Reformen sind die deutschen wohl zu feige und autoritätshörig und schauen lieber zu wie Bayern auch noch das 20. Mal in Folge Meister wird.

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[…] den Jahren seit 2017, als Thomas Tuchel den Verein verlassen musste, leider viel zu häufig erlebt. Lerneffekt? Bisher ist offenbar keiner zu […]

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