Tresenlesen gastieren in Herne

Jochen Malmsheimer und Frank Goosen bieten mit Tresenlesen komische Literatur und noch mehr Humor | Foto: Daniel Sadrowski

Der Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz ging in der vergangenen Woche an Jochen Malmsheimer und Frank Goosen. Mit ihrem Duo Tresenlesen haben sie die komische Literatur abwegiger Bauart in eine neue Dimension geführt. Ab 1992 haben die beiden Ruhrgebietsoriginale acht Jahre lang eine ganz eigene Art der in Rage gelesenen, satirischen Spontan-Komik entfaltet und sind auch nach ihrer 20 Jahre andauernden „Sommerpause“ unvergessen geblieben. Jetzt gastieren sie wieder auf Kleinkunstbühnen und treten bald in Herne auf.  

Wenn man beide im direkten Gespräch beobachtet, ist es schon irre, wie humorvoll, blitzschnell und stets pointiert sich die beiden sich die rhetorischen Bälle zuwerfen. Als Zuhörer und Daneben-Sitzer glaubt man nicht ein Interview zu führen. Es ist eher so, als bekomme man eine Live-Performance als Privatvorstellung offeriert. Wie das kommt? „Malmsheimer findet Zeit und Raum, den Schachtelsatz wie Phoenix aus der Asche unserer Alltagssprache aufsteigen zu lassen“ – so lobte der Kabarettist Georg Schramm mal die Schlagfertigkeit seines Bochumer Kollegen. Jürgen von der Lippe setzte noch einen drauf: „Jochen Malmsheimer ist der beste Sprecher der Welt!“ Warum? Weil er von Duffy Duck auf Helium bis zum finster verstimmten Waldschrat mit den variabelsten Betonungen seinen Wortvortrag ganz variabel und facettenreich unterstreichen kann.

Goosen steht dem in nichts nach. Er hat seine literarischen Vorbilder J.D. Salinger und Ernest Hemingway genauestens studiert und erweckt mit typischen Ruhrgebiets-Protaganisten, die auf so imposante Namen wie Frank, Spüli, Mücke oder Pommes hören, ein lebendiges Setting mit greifbaren Figuren zum Anfassen. Gleich vier seiner Erfolgsromane wurden für das Kino verfilmt: ›Liegen lernen‹ im Jahr 2003, und zwischen den Jahren 2016 und 2018 ›Radio Heimat‹, ›Sommerfest‹ und ›So viel Zeit‹. Nebenher kümmert er sich um die Hege und Pflege von Popkultur-Literaten wie zum Beispiel Wolfgang Welt, schreibt ein berührend-persönliches Werk über die Beatles oder Kolumnen für das Fußballmagazin ›Kicker‹. Beide haben nach der Trennung von Tresenlesen ihren eigenen Weg gefunden, aber ursprünglich haben sie sich am Bochumer Ostring-Gymnasium kennengelernt.

„Ich habe mich damals an Herrn Goosen drangehängt“, sagt Malmsheimer und ergänzt: „Goosen wollte irgendwann Schülersprecher werden und ich fand das gut. Ich war Stufensprecher, wollte eine Rocknacht organisieren, unter anderem, um mit meiner Blues-Band Vatermörder aufzutreten.“ Auch haben beide zusammen in einer Theatergruppe zusammengefunden. Goosen erläutert: „Wir haben den kaukasischen Kreidekreis von Berthold Brecht aufgeführt. Ich hatte drei kleine Rollen, und Jochen hat den fetten Fürsten gespielt.“ Malmsheimer ergänzt: „Wir hatten dazu kaltes Bier im Kinderwagen auf die Bühne geschmuggelt – das hat keiner gewusst.“ Dann überschlagen sich beide mit Worten und Erinnerungsfetzen, die tief in ihren biografischen Gründertagen liegen. Live ist das Ereignis von galaktischen Ausmaßen – eingerahmt mit augenzwinkernden Humor-Esprit.

Am 24. und 25. März gastieren Tresenlesen in den Flottmann Hallen in Herne, der erste Termin (24.03.) ist bereits ausverkauft.

Flottmann Hallen
Straße des Bohrhammers 5
44625 Herne

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