Pressekonferenz heute Vormittag im Trianel Kraftwerk in Lünen. Nach einem augenfällig ungewöhnlichem Geschäftsjahr, der Betrieb ruhte zuletzt immerhin rund fünf Monate am Stück, zog man heute eine erwartungsgemäß insgesamt unbefriedigende Bilanz des Jahres 2015.
Auch der Ausblick in Richtung Zukunft verspricht aktuell recht wenig konkreten Grund für Optimismus. Doch es gab heute durchaus auch positive Neuigkeiten zu vermelden.
„2015 war für uns ein Ausnahmejahr, in dem aufgrund der ungeplant langen Revision das Kraftwerk nicht vollständig ausgelastet wurde“, fasst Stefan Paul, Geschäftsführer der Trianel Kohlekraftwerk Lünen GmbH & Co. KG, die Produktionsbilanz des zurückliegenden Betriebsjahres in einem Satz zusammen.
Trotzdem wurden nämlich rund 2,84 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert, was allerdings eben nur rund etwa der Hälfte im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Umfassende Revisionsarbeiten zum Gewährleistungsende des Errichterkonsortiums IHI/Siemens führten letztendlich zu einem fünfmonatigen Stillstand des Kohlekraftwerks zwischen Anfang Juni und November 2015.
„Einen wirtschaftlichen Schaden haben die Revisionsarbeiten und der lange Stillstand nicht verursacht“, betont Paul. Dies war einer Betriebsunterbrechungsversicherung zu verdanken.
Bei uns vor Monaten im Kommentarbereich geäußerten Gerüchten wonach die Betriebsunterbrechung mutwillig in die Länge gezogen worden sein könnte trat Paul heute auf Nachfrage der Ruhrbarone dann allerdings ganz entschieden entgegen. Dies hätte die Versicherung natürlich so dann auch gar nicht zugelassen. Und natürlich hätten deren Sachverständige die Arbeiten während dieser Phase regelmäßig überwacht und kontrolliert.
Zwar war man ursprünglich tatsächlich von nur 6-8 Wochen Unterbrechung ausgegangen, doch habe man letztendlich eben dann doch unerwartet noch rund 2.000 Rohrstücke austauschen müssen, was leider erst im Laufe der Arbeiten nach und nach klar geworden sei. Daher habe sich dieser Zeitraum leider immer weiter hinausgezögert bzw. entsprechend verlängert.
Zur Not wäre zwar auch so noch ein Betrieb möglich gewesen, doch habe man die auslaufende Gewährleistungsfrist dann eben dazu genutzt die rund 2.000 vorhandenen Gewährleistungspunkte am Kraftwerk insgesamt beseitigen zu lassen. Aktuell seien davon so derzeit nur noch rund ein knappes Dutzend verblieben.
Seit Wiederanlaufen des Kraftwerkes im November 2015 habe man Trianel Lünen dann nur noch dreimal kurz vom Netz nehmen müssen, da der Markt dies jeweils erfordert habe. Unter anderem wurde an den windigen Karnevals-Tagen ein Herunterfahren des Lüner Kraftwerkes angeordnet. Auch an den Weihnachtstagen sei man, wie bereits im Vorjahr, marktbedingt ‚vom Netz‘ gewesen, so Paul zur Erläuterung.
Im restlichen Jahr 2016 rechne man aktuell nun nur noch mit einer rund 14-tägigen routinemäßigen Wartungsphase in den Sommermonaten. Somit seien für das Jahr 2016 letztendlich wieder Leistungszahlen angestrebt, wie man sie bereits im Jahre 2014 einmal erreicht hatte.
Insgesamt sieht man sich bei Trianel Lünen, in einem zunehmen sprunghaften Markt, gut für die Zukunft gerüstet. Zustand und Ausstattung des Meilers sei modern und auch zuletzt branchenintern wieder preisgekrönt. Jedoch betrage der erzielbare Strompreis an der Börse aktuell eben nur noch rund 1/3 des bei Planungsbeginn für das Kraftwerk gezahlten Preises. Und Flexibilität sei auf dem zukünftigen Markt sicherlich noch wichtiger, gab Paul zu bedenken.
Das auf insgesamt 200.000 Betriebsstunden ausgelegte Kohlekraftwerk im Kreis Unna wird sich den Herausforderungen des Marktes stellen.
Bedroht wird es in seinem Betrieb allerdings aktuell noch immer von anhängigen Klagen des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland). Einerseits auf der emissionsrechtlichen, andererseits auf der wasserrechtlichen Ebene.
Emissionsrechtlich geht es im kommenden Mai vor dem OVG Münster weiter. Wasserrechtlich ist vor dem VG Gelsenkirchen noch immer kein Zeitrahmen abzuschätzen, so Trianel heute. Aktuell sei das Gericht in Gelsenkirchen aufgrund der immensen Anzahl von Asylverfahren völlig überlastet, berichtete Paul.
Doch auch die derzeit anhängigen Verfahren dürften vermutlich, egal wie sie auch ausgehen mögen, noch immer nicht das letzte Wort in der Sache sein. Weitere ‚Runden‘ bei Gericht seien, dann für das zu prognostizierende Jahr 2020, zumindest nicht unwahrscheinlich.
Insgesamt habe man für juristische Auseinandersetzungen rund um den Meiler seit 2008 so aktuell nun schon einen Millionenbetrag ausgegeben. Der Aufwand sei inzwischen so groß, die hin und her wechselnden Schriftsätze so umfangreich und komplex, dass er selber das Ganze häufig nur noch mit einem ‚frischen Espresso‘ lesen könne um über der Lektüre nicht die Konzentration zu verlieren, bemerkte Paul mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht süffisant an.
Ausgang derzeit völlig offen. Vieles sei denkbar, grundsätzlich sei er natürlich optimistisch für Trianel Lünen.
Am Ende der Veranstaltung machte man seitens der Betreiber uns dann auch noch kurz darauf aufmerksam, dass für Interessierte gerne Führungen vereinbart werden können. Inzwischen habe sich da eine gewisse Regelmäßigkeit ergeben. Lehrer, Studenten, Volkshochschulkurse, auch technikinteressierte Privatpersonen, seien in Lünen herzlich willkommen, können gerne einen kostenlosen Führungstermin vereinbaren. (Und aus eigener Erfahrung kann ich ganz persönlich anmerken, dass das durchaus spannend und lehrreich ist. Aber das hier nur mal am Rande erwähnt…. 😉 )
Spätestens im Mai werden wir uns auch hier im Blog also ohnehin wieder mit der Sache beschäftigen, wenn es dann am OVG in Münster vor Gericht weiter geht….
[…] (Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.) gegen die immissionsschutzrechtliche Genehmigung für das Trianel Kohlekraftwerk in Lünen heute […]