Von unserer Gastautorin Anastasia Iosseliani.
Geehrte Leser!
Das Thema des heutigen Beitrags ist der Tribalismus innerhalb der Ummah. Gesellschaften wie die Arabische sind extrem tribalistisch und das habe ich nicht aus irgendeinem obskuren Blog, sondern die These wird von seriösen Wissenschaftlern wie Mordechai Kedar vertreten. Aber Tribalismus ist nicht nur ein Problem innerhalb der arabischen Welt, sondern ist einer der Gründe, warum Somalia und Afghanistan inzwischen zu „failed states“ geworden sind und die beiden genannten Staaten sind nicht arabisch. Tribalismus ist auch einer der Gründe, warum es bis heute kein unabhängiges Kurdistan gibt. Auch die Kurden sind keine Araber. Aber der Fakt, dass dem Talabani- oder Barzani-Clan oder welchem Clan auch immer eine grössere Loyalität gilt als einem übergeordneten Staat, verhindert logischerweise Progress und Nation Building wie die Ereignisse in Kirkuk bewiesen haben. In Kirkuk desertierten die Anhänger des Talabani-Clans von ihren Posten und ermöglichten so den Fall der Stadt. Bei den Vainakh-Völkern des Kaukasus (Von denen die bekannteste Sub-Ethnie, die der Tschetschenen ist) ist Mitgliedschaft zu einem Taip/Taipi alles! Alles wird dem Taip/Taipi untergeordnet und demzufolge ist ein Mann, der zu keinem Taip gehört de jure und de facto vogelfrei!
Ein Gegenbeispiel: Durch den kasachischen Herrscher Ablai Khan, der die kasachischen Stämme einte, so schliesslich die Dschungaren besiegte, zum Khan aller Kasachen wurde und mit einer strategisch klugen Politik sowohl China wie auch Russland auf Abstand hielt, wurde der kasaschiche Staat geboren. Ein anderes positives Gegenbeispiel: Als David der Erbauer den Tribalismus in Kolchis/West-Georgien zurückdrängte und die Vermählung von Iberia/ Ost-Georgien und Kolchis/West-Georgien vervollständigte, sicherte er damit die Stabilität des vereinigten Königreichs, welches heute die Republik von Georgien ist. Trotz zahlreicher Invasionen und Okkupation, gibt es heute Georgien als funktionierende Republik und nicht als „failed state“ a `la Afghanistan.
Dieser Tribalismus hat nichts mit vermeintlichem Kolonialismus zu tun, denn der Tribalismus wird von Völkern praktiziert, die nie von irgendeiner westlichen Entität kolonialisiert waren, sondern ist Teil der Kultur dieser Völker und daran konnte auch der Islam nichts ändern. Und hier kommt das Versagen des Islams ins Spiel: Eines der Ziele von Mohammed war es, eine Ummah, eine Einheit der Islamischen Staaten zu schaffen und diese Einheit gibt es bis heute nur in den Köpfen von Islam-Apologeten! Stattdessen töten sich nicht nur Schiiten und Sunniten gegenseitig, sondern auch verschiedene islamisierte Ethnien schlachten sich aufgrund von Stammesfehden und der damit einhergehenden Blutrache gegenseitig ab. Nun mögen Islam-Apologeten einwenden, dass nicht alle islamisierten Völker und Nationen dem Tribalismus verfallen sind und auch das ist richtig, aber das liegt nicht am Islam, sondern diese Völker und Nationen sind trotz des Islams nicht der Plage des Tribalismus verfallen. Der Iran war schon vor der Islamisierung keine tribalistische Gesellschaft und die Türkei hat, aufgrund des Erbe des Osmanischen Reiches und von Atatürk, starke staatliche Strukturen, die den Tribalismus faktisch überwunden haben.
Neben dem Islam ist es nun einmal der Tribalismus, der Völker, die tausende von Kilometern auseinander liegen und sonst nichts gemeinsam haben, wie die Paschtunen in Afghanistan, die Araber und die Vainakh-Völker im Kaukasus, in einer Melange aus Regression eint. Ja selbst am Horn von Afrika gibt es ein Land, das seit Jahrzehnten aufgrund eines konstanten, blutigen Bürgerkriegs nicht zur Ruhe kommt. Die Rede ist von Somalia. Wie viele Länder auf dem afrikanischen Kontinent hat Somalia unter dem Kolonialismus gelitten, und die Grenzen vieler afrikanischer Staaten wurden von Kolonialherren am Reissbrett bestimmt, aber Somalia hatte «Glück» im Unglück, denn de facto ist Somalia, im Gegensatz zu Ländern wie Ghana, Südafrika, Kenia und Senegal, monoethnisch und monoreligiös. Somalia wird praktisch nur von Muslimen der somalischen Ethnie bewohnt und trotzdem kommt das Land seit dem Tod des Diktators Siad Barre nicht zur Ruhe, denn eine giftige Mischung aus Islamismus und Tribalismus zerreisst Somalia.
Dazu eine kleine Anekdote: Die von Tribalismus beförderte Gewalt innerhalb der arabischen Minderheit in Israel ist inzwischen so schlimm, dass selbst Politiker wie Ayman Odeh diesen Fakt nicht leugnen können. Und trotzdem suchen genau dieselben Politiker die Schuld bei Israel und werfen der israelischen Regierung und Bevölkerung vor, gleichgültig gegenüber der Gewalt innerhalb der arabischen Minderheit zu sein. Würden aber die israelischen Sicherheitsdienste konsequent und effektiv zu Razzien greifen und zum Beispiel die zahlreichen illegalen Waffen konfiszieren, mit denen bei Hochzeiten herumgeschossen wird und Menschen ermordet werden, würden die gleichen Politiker, die jetzt jüdischen Israelis Gleichgültigkeit und Untätigkeit vorwerfen, den israelischen Staat des antiarabischen Rassismus bezichtigen, da bin ich mir sicher. Solange die Angehörigen dieser Völker sich nicht ihrem Tribalismus stellen und diesen effektiv bekämpfen, werden sie Gefangene einer Spirale aus Regression und Gewalt sein.
Aus welchen Gründen auch immer die Ruhrgebiet-Welt die Moderne verschlafen hat – ob es der Tribalismus der Kirchtürme war, das Erbe des Bergrechts, der militante sozioide Populismus der SPD, die brutalen Partei-Diktatoren vom Typ eines Industriekraftwerkmeisters bis hin zu politischen Emporkömmlingen als Sparkassenangestellte oder die Schrecken der Bergwerk-und Stahlwerkschließungen.
Am Ende wurde es eine politische Revolution vom Typ 9_13. Am 9. September 2020 ist Kommunalwahl NRW Duisburg, Dortmund, Mülheim Ruhrgebiet.