Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) steckt nicht nur durch die Corona-Pandemie aktuell in einer schweren Krise. Etliche Filialschließungen wurden beschlossen um den Konzern zu retten. Insbesondere auch die Ruhrgebietsstädte Dortmund und Essen waren von den Plänen betroffen. In Dortmund sollten ursprünglich sogar alle drei Häuser im Innenstadtbereich dem berüchtigten Rotstift zum Opfer fallen.
Inzwischen ist klar, dass einige dieser zunächst von den Schließungen betroffenen Häuer nun doch nicht geopfert werden sollen. Sowohl in Dortmund als auch in Essen führten Verhandlungen mit den jeweiligen Vermietern der Gebäude offenbar zu besseren Konditionen, so dass die auf der Kippe stehenden Filialen nun, zumindest vorerst, teilweise weitermachen dürfen.
Die Freude bei den Mitarbeitern dieser Niederlassungen war und ist groß. Es sollen sogar Freudentränen geflossen sein. Das kann man verstehen, schließlich ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere hier bei uns im Ruhrgebiet, mehr als angespannt. Einen neuen Job zu finden, von dem man dann auch angemessen leben kann, das ist eine riesige Herausforderung. Wer seine Arbeit verliert, der hat häufig ein existenzbedrohendes Problem. Vor diesem Hintergrund ist die Freude der Mitarbeiter, die nun an ihren angestammten Arbeitsplätzen weitermachen dürfen, natürlich verständlich.
Doch die Nachrichten sollten auch keine Illusionen hervorrufen. Klassische Kaufhauskonzerne sind nach wie vor eine sterbende Gattung. In Zeiten des Internethandels ist ihre Existenz in Gänze bedroht.
Eine kurzfristige Filialrettung kann da nicht drüber hinwegtäuschen. Karstadt und Kaufhof haben es in den vergangenen Jahren, ebenso wie viele andere ihrer Konkurrenten, schlicht nicht verstanden sich zukunftsgerecht aufzustellen. Ansonsten wären sie ja jetzt nicht in dieser misslichen Lage.
Es braucht ein regelrechtes Wunder, wenn in ein paar Jahren nicht alle klassischen Kaufhäuser aus unseren Innenstädten verschwunden sein sollten.
In einem Gespräch mit meinem DHL-Paketzusteller erwähnter dieser gerade gestern noch, dass von Sommerloch in diesem Jahr bei ihm gar keine Rede sein könne. Er arbeite seit Monaten schon auf Vorweihnachtsniveau, also am Anschlag, und zeigte mir als Beleg seinen maximal vollgestopften Laderaum.
‚Die Leute haben beim Onlineshopping offenbar durch Corona noch einmal so richtig Blut geleckt. Viele werden sicherlich auch nach der Krise dauerhaft im Netz kaufen und sich die Sachen schicken lassen‘, prognostizierter er.
Aussagen, die auch den Krisenkonzern Karstadt/Kaufhof zusätzlich unter Druck setzen dürften, der auf den Onlinehandel noch immer keine befriedigende Antwort gefunden hat.
Die verständlichen Freudentränen bei den Mitarbeitern, die in den nun doch (noch) nicht schließenden Filialen geflossen sind, sie sollten nicht über die unverändert existenzbedrohende Situation des gesamten Konzerns hinwegtäuschen.
Kaufhäuser in dieser Form werden schlicht nicht mehr in diesem Umfang gebraucht. Daran hat sich auch durch die jüngsten Entscheidungen der Konzernspitze nichts geändert.
Ein Tei ldes Problems des Lädensterbens geht auf viel zu hohe Gewebemieten zurück, die im Zeitalter des Internethandels nicht mehr durchsetzbar sind, aber viel zu selten auf einsichtsfähige Vermieter treffen.
auch das Gasstättensterben der letzten Jahrzehnte ging wesentlich von dieser Kostengröße aus, die schlicht nicht mehr wettbewerbsfähig ist.
Wenn ein Cafe in bester Innenstadtlage in Bonn monatlich 8.000 € Pacht zahlen muss, dann stimmt offensichtlich etwas nicht mit dem Wettbewerbsbedingungen.
"In einem Gespräch mit meinem DHL-Paketzusteller …" Also ist der Paketzusteller inzwischen schon so eine Art Vertrauensperson geworden, wie früher der Kaufmann an der Ecke oder der Milchmann, und wie es heute vielleicht noch der Briefträger ist.
Tempora mutantur, nos et mutamur in illis …
aber wer bin ich, die Zeiten aufhalten zu wollen …
Schade, ich hatte erwartet, dass auch das Thema Mieten/Immobilienstruktur angesprochen wird. Für Berlin zeigt sich ja, dass Galeria Karstadt Kaufhof auch als Erpressungspotenzial seitens des Eigentümerkonzerns gesehen wird, eigene Immobilienpläne voranzutreiben.
GKK wird sterben und vorher durch die Eigentümer ausgepresst werden. Die "Rettung" Karstadts beruhte ja ebenfalls zu 99% auf Kostensenkung und zu 1% auf Verbesserungen im einkaufserlebnis.
Da man aus diesen Einkaufsklötzen auch etwas anderes machen kann, braucht die auch niemand zu vermissen, zurückbleiben tun eh nur die besseren Erinnerungen, den Rest vergessen wir.
@#1 So sieht es aus.
Bedingt durch Corona und der (gegenwärtigen) Unbeweglichkeit der Vermieter wird der Leerstand von Gewerbeflächen für die Nutzung im Bereich Einzelhandel, Gastronomie und kleine Handwerksbetriebe noch deutlicher zunehmen.
Ich frage mich, ob Vermieter von Gewerbeflächen da nicht selber auf die Idee kommen, Gewerbemieten zu senken (zumindest befristet), um Bestandsmieter zu halten? Oder bei Neuvermietungen einfach niedrigere Mieten anzusetzen?
[…] nicht weiter. Das Kaufhausmodell hat sich lange schon überlebt, wie man derzeit nicht nur am Krisenkonzern Galeria Karstadt/Kaufhof beobachten kann. Anderen Konsumtempeln alten Schlages geht es kaum besser. Auch sie drohen über […]
[…] gravierenden Probleme von GKK sind ja nicht coronabedingt, sondern die Pandemie hat sich hier nur als ein Beschleuniger des Niedergangs […]