Tschüss Deutschlandticket

Deutschlandticket Foto: Bogestra


Ich war beim Deutschlandticket von Anfang an dabei. Ende August habe ich es gekündigt.

Ende 2022 ging es nach 16 Jahren mit meinem Opel-Astra-Kombi zu Ende. Zwar arbeitet der Diesel auch nach 16 Jahren noch zuverlässig und verbrauchte nicht mehr als sechs Liter auf 100 Kilometer, aber es stand eine teure Reparatur an und auch ein Ersatzteil war nur noch mit langer Wartezeit zu bekommen. Ich beschloss, dass wir uns trennten, räumte den Wagen aus und machte noch ein Abschiedsfoto.

In den vergangenen Jahren war ich deutlich weniger als 10.000 Kilometer im Jahr gefahren. Von meinem Balkon aus sehe ich die Station eines Carsharinganbieters, zur U-Bahn-Haltestelle laufe ich keine 200 Meter. Also schloss ich zwei Verträge ab: Einen mit dem Carsharinganbieter Stadtmobil und einen mit der Bogestra über ein Abonnement des Deutschlandtickets. Wenn ich beruflich im Ruhrgebiet und in NRW unterwegs bin, liegen meine Ziele oft in der Nähe von Hauptbahnhöfen. Das könnte passen. Und wenn nicht, würde ich auf die Carsharingfahrzeuge zurückgreifen. Privat erledige ich ohnehin fast alles zu Fuß: Buchhandlung, Bäcker, REWE und Metzger liegen um die Ecke, die Bochumer Innenstadt und das Kneipenviertel Bermudadreick sind von meiner Wohnung keine zehn Minuten entfernt.

Ende August zog ich Bilanz: Carsharing hat sich bewährt, über den Kauf eines neuen Autos denke ich trotzdem nach. Und das Deutschlandticket? Das habe ich gekündigt.

In Bochum ist der Nahverkehr gut organisiert und zuverlässig, aber hier nutze ich ihn nicht, weil alles für mich gut zu Fuß zu erreichen ist. Und wenn man versucht, mit S- oder Regionalbahn die Stadt zu verlassen, fordert man das Schicksal heraus. In meiner Zeit als Nutzer des Deutschlandtickets war der Bochumer Hauptbahnhof viele Wochen lang abgeschnitten, weil auf der zentralen Bahnstrecke zwischen Dortmund und Köln gebaut wurde. Immer wieder stand der Verkehr still, weil Kabeldiebe an der Strecke ganze Stellwerke lahmgelegt hatten. Fuhren die Züge, wusste man nie, wann man ankommt: Eine Fahrt nach Köln dauerte mehr als anderthalb Stunden länger als geplant. Als ich im Juni von Bochum nach Dortmund wollte, die Stadt ist mit dem Regionalexpress nur gut zehn Minuten entfernt, dauerten Hin- und Rückfahrt mehr als eine Stunde.

Schon nach wenigen Wochen gab ich es auf, die Bahn zu nutzen, wenn es auf Pünktlichkeit ankam. Ich mietete mir dann ein Auto. Und da es nicht viele Fahrten gibt, bei denen es egal ist, wann ich ankomme, wurde das zur Regel. Es gab Monate, in denen ich das Deutschlandticket zwar bezahlte, aber nicht benutzte. Und sehr wenige, in denen ich so oft fuhr, dass sich die 49 Euro lohnten.

Die Bahn ist eine wunderbare Erfindung. Ich habe es schon als Kind geliebt, im Zug zu lesen und tue das immer noch. Aber die Züge sollten schon irgendwann losfahren und ankommen. Sicher, das alles wird irgendwann besser werden, aber bis dieser Zeitpunkt erreicht ist, werden noch Jahre und Jahrzehnte vergehen. Und diese Zeit werde ich in Autos verbringen.

 

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