Tuxedomoon Half Mute Tour in Köln

Half Mute Tour TuxedomoonTuxedomoon haben noch im März ihr quasi Gründungsmitglied, den Video- und Performance-Künstler Bruce Geduldig an den Sensemann verloren.
Aktuell sind sie auf großer Europa-Tournee zur Ehren der Wiederveröffentlichung ihres ersten Album Half-Mute. Das Abschlusskonzert führt sie am Samstag 4. Juni nach Köln, wobei das Konzert von der Livemusic Hall kurzfristig ins Underground verlegt wurde.

Mit im Gepäck haben Tuxedomoon dabei das von ihrem belgischen Label Crammed Disc neu gemasterte Album Half-Mute inkl. Bonus CD mit Neuinterpretationen aktueller Avantgardemusiker.
Tuxedomoon-Half-Mute-Cover_600Dieses seinerzeit 1980 noch im Dunstkreis der Residents in San Francisco eingespielte avantgardistischen Album par excellence, gilt bis heute als bahnbrechend für den Durchbruch elektronischer Musik.
Instrumentale, experimentelle Sounds wie bereits im Eingangsstück Nacza mit seiner bedächtig an- und wieder abschwellenden Synthesizer-Soundwelle untermalt mit den morbiden Saxophon-Klängen von Steven Brown, die im Nichts münden. Und danach der pulsierende Bass von Peter Principle mit dem stakkatohaften Gesang bei 59to1 mit freejazzigen quäkendem Saxophon und Gesprächen im Hintergrund. Minimal und trotzdem sehr roh.
Tritone mit seinem knarzigen Synthesizer und Blaine L Reiningers dramatischem Violinspiel ist dagegen direkt anschlussfähig an die Songs der Residents. Lonelyness wieder mit einem ganz in Moll gehaltenem Synthesizer und die monoton vorgetragenen Textzeilen: „Here comes loneliness, Here comes the onliness, Here comes his holiness, Here comes loneliness…“ Das ist ein Vorgriff auf all die düsteren Songs der 80er. Die Stimmung wird schließlich aufgelöst mit What Use? und seinem treibenden Beat, der diesen Song nicht umsonst zu einem der Clubhit in jener Zeit machte.

In Köln werden Tuxedomoom genau dieses Album vom ersten bis zum letzten Song präsentieren. Daran anschließend erwarten den Zuhörer noch andere Klassiker. Neugierigen erhalten hier einen Blick auf die Setlists der bisherigen Auftritte der Half-Mute-Tour.

Tuxedomoon-Give-Me-New-Noise-Cover_600Die Wiederveröffentlichung enthält jedoch noch eine zweite CD. Philippe Perreaudin hat mit Give Me New Noise ein Begleitalbum kuratiert.

Alle Songs des Originalalbums und die Singles, die mit dem Album zeitlich in Verbindung stehen, sind hier in Neubearbeitungen von dreizehn Künstlern wie Foetus, Simon Fisher Turner oder Aksak Maboul zu finden. Auch sehr gelungen, wobei ich mir hier jetzt die Details spare.

Die Geschichte der Band Tuxedomoon könnt ihr hier im Detail nachlesen.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
4 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Joachim Bomann
Joachim Bomann
8 Jahre zuvor

Als ich den Artikel las dachte ich spontan zuerst:
GENIAL! Da mußt du hin, die Helden deiner Jugend, hoffentlich ist das Konzert noch nicht ausverkauft.
Aber dann besuchte mich mein ICH von 1980, welches damals, lang, lang, ist es her, sich mühsam "TX8004-L" besorgte & redete mir ins Gewissen.
(…) (…)
Ja, ja, mein altes ICH hatte recht, da geht man nicht hin, dann wäre man schließlich zu der Figur in ihrer Version vom "19th Nervous Breakdown" mutiert. Eine schreckliche Vorstellung!

Joachim Bomann
Joachim Bomann
8 Jahre zuvor

1979/80 waren Tuxedomoon, wie so viele andere Bands damals, neu, aufregend, interessant & das Versprechen für ein kommendes, glorreiches Musikjahrzehnt. Naja, das ist dann leider bekanntlich ganz anders gekommen (Matt Bianco!), aber 1980 war das Jahr „als wir unsterblich waren (…)/Und weil jede neue Platte/Die nächste Wahrheit hatte,/Wollten wir mehr erfahren“ {Bela B}.
Wenn man nun 36 Jahre danach nichts besseres zu tun, als in einem Konzert seine Debüt LP nachzuspielen, was soll da anderes raus kommen als ein wehmütiger, nostalgisch verklärter Blick zurück? Etwas besseres hat man als Musiker aktuell nicht zu bieten? (Wenn ich an Pink Narcissus denke: Könnte sein) Das ist doch eine Bankrotterklärung. Entsetzlich! Was wäre man als Konzertbesucher anders als ein alter sentimentaler Sack, der auch den Schlager „Man müsste noch mal zwanzig sein/und so verliebt wie damals“ greinen könnte.
Ich versuche auch im Alter noch offen für neues zu sein, und finde es immer toll wenn Musiker von annodunnemal noch etwas interessantes zu bieten haben, sich nicht auf den Lorbeeren vergangener glorreicher Zeiten ausruhen. Dann besuche ihre Konzerte. Damit meine ich aber nicht AC/DC oder die Pappnasen Lindenberg & Coldplay, sondern eher die Rentner 😉 Bob Dylan, Neil Young & Smokey Robinson.
Und auch wenn die Zeit „als die Musik noch richtig groß war“ {Olli Schulz} vorbei ist, lieber zu einer mittelmäßigen aktuellen Gruppe ins Konzert gehen, als zu den LP Nachspielern wie Tuxedomoon oder Patti Smith. Das schützt vor vorzeitiger Vergreisung.

Werbung