War das peinlich gestern, als die U21-Auswahl des DFB bei der Europameisterschaft in Tschechien, überraschend klar und deutlich, krachend mit 0:5 (0:3) gegen Portugal im ersten Halbfinale des Turniers die Segel streichen musste!
Doch bei näherer Betrachtung war es auch deutlich mehr als nur ein wirklich schwarzer Tag gegen den ebenfalls hochgehandelten Kontrahenten aus Portugal. Es war insgesamt ein blamabel schwach gespieltes Turnier, wenn man mal ganz ehrlich ist. Auch wenn einen die Berichterstattung bis zu diesem Spiel gestern allzu häufig etwas ganz anderes vermittelte. Die Mannschaft konnte, als es wirklich darauf ankam, nur noch in Ansätzen den eigenen Ansprüchen, dem eines echten Turnierfavoriten, wirklich gerecht werden. Kein einziges der vier gespielten Turnierspiele der Deutschen vermochte über die volle zeitliche Distanz zu überzeugen. Entweder startete man schwach, oder man brach nach gutem Beginn urplötzlich deutlich ein. Im Halbfinale war man dann nun gänzlich ohne Chance. Insgesamt wenig Grund zur Zufriedenheit also.
Vier Spiele absolvierte die Hrubesch-Truppe, nur eines davon konnte letztendlich gewonnen werden. Das ist deutlich zu wenig für einen selbsternannten Titelanwärter.
Und mit etwas Pech, wäre ohnehin schon in der Vorrunde Endstation gewesen. Nach dem schwachen 1:1 gegen Serbien, dem zu hoch ausgefallenen 3:0 gegen Dänemark, rettete ein 1:1 gegen Gastgeber Tschechien der deutschen Mannschaft den Halbfinaleinzug. Eine Partie, welche genauso gut auch hätte verloren gehen können, was das Scheitern nach sich gezogen hätte.
Trotzdem zeichnete sich die Hrubesch-Auswahl noch immer durch ein unerschütterliches Selbstvertrauen aus, erklärte sich auch vor dem Halbfinale gegen Portugal kurzerhand zum Favoriten. Portugal hätte ja in den bis dahin drei gespielten Begegnungen lediglich zwei Treffer erzielt, und die Stärke der DFB-Elf bestünde ja ohnehin eher in der Defensive. Zudem sei die DFB-Auswahl individuell auch klar besser besetzt und besitze einen stärkeren Teamgeist.
Aussagen wie man sie im Vorfeld der Begegnung aus verschiedenen Richtungen hörte, auch vom Trainer und von Spielern. So kann man sich selber täuschen, das weiß man nun. Es setzte dann ausgerechnet die höchste Niederlage der deutschen U21-EM-Geschichte für die Auswahl.
Das Team wurde offensichtlich ein Opfer der eigenen und medialen Überschätzung, denn noch vor der Begegnung hieß es fast überall, dass der Auswahl nur noch zwei Siege bis zum Titel fehlen würden. Dabei hatte man zuvor doch auch selber erst einen einzigen Sieg im Turnier errungen. Das übersah man aber geflissentlich einfach mal. Trotzdem war das zur Schau gestellte Selbstbewusstsein bei Marc Andre Ter Stegen und Co. scheinbar grenzenlos. Ein kapitaler Fehler, wie sich nun auch für jeden Fußballfan in Europa deutlich zeigte. Nach dem Spiel räumte Emre Can in einem Interview bei Sky dann auch freimütig ein, dass er sich durchaus fälschlicher Weise für den ‚Größten‘ gehalten haben könnte. Eine Erkenntnis, so ehrlich sie ja auch gewesen sein mag, die jedoch dann natürlich deutlich zu spät kam.
So bleibt der Juniorenauswahl nun nur noch der Trostpreis der erfolgten Olympiaqualifikation für Rio 2016, welche mit der reinen Halbfinalteilnahme zuvor schon sichergestellt werden konnte, aber eben auch reichlich Fragezeichen hinter dem Team, dem Trainer und seiner Taktik.
Es wird also spannend, welche Lehren der DFB und Horst Hrubesch nun konkret aus diesem insgesamt enttäuschenden Turnier ziehen, ob man selbstkritisch genug sein wird, die schwache Leistung dieser U21-EM auch als solche zu erkennen und die entsprechenden Lehren daraus zu ziehen. Zeit genug dafür hätte man ja jetzt bis zum nächsten Sommer, nachdem das Turnier nun ja offenkundig unerwartet früh beendet ist für die junge DFB-Auswahl…
Ein mehr als böses Erwachen gestern in Olmütz. Wenn das die Zukunft des deutschen Fußballs ist, was da gestern und in den Spielen zuvor (Ausnahme Dänenspiel) über tschechische Rasen dilettierte, dann sind wir Fußballfans gut beraten, uns mit Klinikpackungen handeslsüblicher Beruhigungsmittel einzudecken. Selten war die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit so evident wie gestern. Ich fühlte mich an die EM 2000 erinnert, als ebenfalls Portugal dem DFB-Teamzeigte, wo der Barthel den Fußballmost holt.
@Thomas: Mir war auch die Analyse von Hrubesch jetzt nach dem Turnier in der PK viel zu positiv. Ich persönlich konnte in den vier Turnierspielen fast nichts sehen, was einen aus DFB-Sicht hätte begeistern können. Warum sich Hrubesch insgesamt so zufrieden zeigte ist mir wirklich ein völliges Rätsel…
Individuell und anders eingesetzt sind viele aus der U21 durchaus voll Bundesligatauglich und guter Nachwuchs für die A-Mannschaft (vorallem Can, MAtS, Volland) . Probleme gegen Portugal waren teils die Aufstellung (Can auf der 10? ernsthaft?) , die sehr schwachen Außen, aber auch das völlige Fehlen von effektivem zusammenspiel der einzelnen Mannschaftsteile.
Hoffentlich fügen sich die einzelnen Spieler besser ins Team, falls sie (noch-)mal ins A-Team berufen werden. Einige haben zweifelsffrei das Potential. Was mir persönlich ein bisschen angst um die Zukunft der DFB-11 macht, ist das fehlen guten Außenverteidigernachwuchses. Dachte eigentlich, darauf würde inzwischen auch Wert gelegt…
Überrascht, Thomas Weigle, war ich nicht.
Ich habe alle vorangegangen Spieler der Deutschen U 21 und der anderen teilnehmenden Mannschaftten gesehen. Danach konnte ich weder "unseren" Einzelspielern noch der Mannschaft in Gänze die Qualität zugestehen, die der entsprach, die ihr "gemeinhin" attestiert wurde. Wie immer, so scheint mir, sind "Mehre" für diese unrealistische Einschätzung -Überbewertung- der einzelnen Spieler und der Mannschaft verantwortlich, nicht zuletzt die Medien bei uns.
Zu den Ursachen der Niederlage -einzelnen Spieler? Verfassung der Mannschaft im Spiel? Taktische Mängel?-kann ich hinreichend begründet ncihts sagen.
Als Fußball-Fan war ich von den Einzeltspielern und von der Mannschaft Portugals begeistert. Das 5:0 war auch in der Höhe "verdient "..
Ich freue mich folglich auf das Endspiel -leider nicht mit unserer U-21-.
Ich würde mcih freuen, wenn die Portugiesen Europa-meister werden würden -wegen ihres tollen Fußballes, auch angesichts dessen, was die Schweden bisher fußballerisch gezeigt haben und was traditionell ihre Art ist, Fußball zu spielen.
@Walter: "Zu den Ursachen der Niederlage -einzelnen Spieler? Verfassung der Mannschaft im Spiel? Taktische Mängel?-kann ich hinreichend begründet ncihts sagen."
Das konnten die Beteiligten offenbar auch nicht, wenn man die einzelnen Stellungnahmen danach mal in Ruhe angehört hat. Erschreckend, was da kam!
Das Spiel lief nicht. Bei Portugal war jeder Schuss ein Treffer. Beim ersten Tor gab es ein Zufalls-Billiard-Pass-Spiel. Solche Spiele verliert man dann auch hoch.
Aber nach einem schlechten Start im Spiel gab es schon Mannschaften, die deutlich engagierter wirkten. Irgendwie erinnerte das Spiel an die letzte BL-Saison.
Zuviel Lobhudelei und Millionengagen für Jungprofis lassen so manchen vom Boden abheben. Portugal war in allen Belangen überlegen. Respekt vor dieser überragenden Leistung. Trotzdem werden viele Spieler ihren Weg machen. Verlieren ist Bestandteil des Sports. Abwischen, Kopf hoch, und dann mit Vollgas weitermachen.