„Neue Tour, neue Songs, neue Panikplatte, neue Show – der Wahnsinn kommt auf grünen Socken.“
Von Panik allerdings keine Spur am gestrigen Abend “auf Schalke”, dafür erlebten über 35.000 Zuschauer eine fast dreistündige Show der Superlative, einen gigantischen Tourauftakt der “Keine Panik” Tournee des Panikrockers, ungehemmt und ungebremst.
Mit einem Udo Lindenberg, der in seinen neongrünen Socken zu Höchstformen auflief, und man sich insgeheim dachte, der 70. Geburtstag vergangenen Dienstag, das kann doch nur geschummelt gewesen sein.
Zusammen mit seinem perfekt eingestimmten Panikorchester (wer dazu gehört steht weiter unten) und vielen tollen Stargästen wie Jazzmusiker Klaus Doldinger, Daniel Wirtz, Adel Tawil, Josephin Busch und seinen ehemaligen WG-Kollegen aus der “Villa Kunterbunt” Marius Müller Westernhagen und Otto Waalkes, die Udo nach und nach zu sich auf die Bühne holt, machte er gestern Abend wieder gemeinsam Musik und im Laufe der Nacht bot sich den Zuschauern eine bombastische Rock-Revue, in der alle gemeinschafltich tanzten, feierten, sangen und im wahrsten Sinne des Wortes die Sau rausließen.
Im Hintergrund liefen auf riesigen Leinwänden schillernde Videoprojektionen in knalligen Farben, riesige bunte Ballons in Form weiblicher Körper schwebten über den Künstlern, mal schwebten diese selber in der Luft, Tänzerinnen in den irrsten Kostümen begleiteten Udo auf seinem ewigen Walk über die lange T-Bühne, die weit ins Publikum hineinragte. Zwischendurch gab es waghalsige Luftnummern, in denen Udo in einer Gondel durch die Arena flog, begleitet von einer einmaligen Laser- und Lichtshow, immer wieder moderierte er seine Gäste an, stellte sie vor und hatte das eine oder andere Wort für seine Fans übrig, es wurde sich geküßt und umarmt, zwischen Daumen und Mittelfinger stets seine Cohiba Montecristo. Ein Meister der Selbstinszenierung.
Aus dem “Sich Feiern” wird Udo Lindenberg auch erstmal nicht mehr herauskommen. Erst stürmte sein neues Album „Stärker als die Zeit“ die Charts und erreichte Platinstatus, dann sein 70.Geburtstag und nun hat die größte Tournee seines Lebens begonnen. Er selbst nannte sie im Vorfeld einen „pompösen Abschlussball“ und es wird wohl seine letzte in dieser Größenordnung sein. Aber wer weiß, wie sang doch ein berühmter Künstler einst:
“Hinterm Horizont geht’s weiter
ein neuer Tag
hinterm Horizont immer weiter
zusammen sind wir stark!
Das mit uns ging so tief rein
das kann nie zu Ende sein
sowas Grosses geht nicht einfach so vorbei!”
Bis zum 26. Juni stehen weitere 13 Konzerte und Zusatzkonzert in Stadien und großen Hallen auf dem Plan, nächster Halt ist am 24.05.2016 in München – Olympiahalle und am 03. & 04.06. wird Udo Lindenberg zwei Mal die bereits ausverkaufte Lanxess Arena in Köln bespielen. Tickets für die anderen Termine !
Das Panikorchester: Jean-Jacques Kravetz, Bertram Engel, Hendrik Schaper, Carola Kretschmer, Jörg Sander, Steffi Stephan, Hannes Bauer, Zoran Grujovski
Panic Vocals: BooBoo, Nathalie Dorra, Stephanie Crutchfield, Ole Feddersen
Pustefix-Bläser: Wolfgang Noah Fischer, Jotham Bleiberg, Ulrich Röser, Doris Decker
Panik-Tänzerinnen: Amy Taylor, Ellie Smale, Rhiannah Kitching, Heather Urquhart, Hayley Ainsley, Rose Grace Hartigan
Panik-Cellistin: Emily England
Panik-Kids: Kids On Stage
Midnight Ramblers: Carl Carlton, Felicia Taylor, Ken Taylor, Pascal Kravetz, Leon Taylor, Julien Kravetz
Setlist:
Odyssee, Einer muss den Job ja machen, Mach mein Ding, Coole Socke, Cello, Lieb dich überhaupt nicht mehr, Schwere Zeiten, Plan B, Rock’n’Roller, Wozu sind Kriege da, Strassenfieber, Führer, Gegen die Strömung, So sehen, Herzen (mit Sexy), Bunte Republik Deutschland, Mein Body und Ich, Das Leben, Sternenreise, Gösebrecht, Honky Tonky Show, Bodo Ballermann, Highway To Hell, Der Greis, Horizont, Ende der Welt, Controlletti, Sonderzug, Andrea Doria, Candy Jane, Reeperbahn, Eldorado, Ich schwöre, Woddy Wodka
Vorbemerkung: seit dem 15. I läuft die neue Lindenberg bei mir auf allen playern rauf und runter, quasi rund um die Uhr. Nach meiner Meinung völlig zu Recht durchgestartet auf Platz 1 der charts.
Nun zum Abend des 20. Mai: Es ist geradezu mitleiderregend, wie verbissen der mittlerweile 70 Jahre alt gewordene Udo sich an der Vergangenheit festklammert. In der kompletten Show ist gerade mal Platz für 5 Songs (von 15) von der neuen CD – Nostalgie pur… Und nach über 2 Stunden wird dann tatsächlich noch der 'Sonderzug nach pankow' bemüht, der nun wirklich schon längst aus der Zeit gefallen ist.
Und nun zu der 'sensationellen show', die den einen oder anderen so in Verzückung zu versetzen vermag. Der Auftritt der Geburtstagsgrüße ist okay (Highlight für mich die eingedeutschte Variante von highway to hell mit Udo und Otto waalkes – wann gibts dass mal auf Platte?), aber sonst – sensationell? Auch die Idee, die ganze zeit die Bühne mit 6 ganz liebreizenden Ladies zu bevölkern reist es nicht raus. Deren aufgabe? singen sollten Sie wohl, gelegentlich auch mal ein Musikinstrument in die hand nehmen, aber der wesentliche Job war wohl die präsentation der sekundären geschlechtsmerkmale (Ärsche und Titten), soviel zur Funktion und Qualität der Kostüme. Soviel Frischfleisch auf der Bühne zu präsentieren traut sich noch nicht mal der Bühnenmacho Mick Jagger. Stellt sich die Frage nach dem Sinn und Zweck des ganzen? Will U.L. uns zeigen, dass er da trotz der zahlreichen Lenze auf seinem Buckel da noch mithalten kann? Gute, alte Zeiten – hatten wir schon mal (s.o.).
Oder meint er, damit von seiner Musik ablenken und müssen. Das hat er doch h nicht nötig, er müsste sich nur trauen, sie auch zu spielen (auch s.o.).
Nach zweieinhalb Stunden hatten wir die Nase voll und sind gegangen. Schade um die zeit. Da hätten wir uns besser zu Hause hingesetzt und uns nochmal die neueste CD angehört. Die nämlich ist und bleibt SPITZE! !!!