Schlechte Zeiten für Möpse

… und andere brachyzephale Hunderassen.
Brachyzephalie, oder Kurzköpfigkeit, ist ein besonders fieses Qualzuchtmerkmal.
Dem Hund wurde ein derartig deformierter Schädel herbei gezüchtet, dass überlebenswichtige Funktionen nur noch sehr eingeschränkt vorhanden sind.

Vereinfacht zusammengefasst wurde die Schädelform so umgestaltet, dass das innenliegende Gewebe schlicht keinen Raum mehr hat.
Die Nasenlöcher sind zu eng, ein Zuviel an Gewebe im Rachenraum wird mit jedem Atemzug in die Luftröhre inhaliert, die Tiere haben mit Luftnot zu kämpfen.

Bei der Regulierung der Körpertemperatur spielt die Schnauze eine wichtige Rolle. Hier wird vor allem für Kühlung gesorgt. Unter normalen Bedingungen reicht die Verdunstungskühlung über die Nase, bei Anstrengung zusätzlich und sehr effektiv über das Hecheln. Damit das funktioniert, muss allerdings genügend Fläche vorhanden sein.
Bei brachyzephalen Rassen fehlt diese. Die Schnauze ist viel zu kurz, das Kühlsystem funktioniert entsprechend schlecht.
Temperaturen, bei denen ein gesunder Hund munter über die Wiese sprintet, können einen Mops schon außer Gefecht setzen, weil Überhitzung droht.

Kein Auto würde je mit so vielen Fehlfunktionen in Serie gehen.
Ab 18 ° C aufwärts kann man es nur noch langsam und kurz bewegen und sollte es eigentlich besser im Schatten parken, idealerweise auf einer kalten Oberfläche?
Der Motor fällt ständig aus, weil die Sauerstoffzufuhr nicht funktioniert?
Absurd.
Man würde beim Händler nicht einmal nach solchen Problemen fragen, weil man selbstverständlich davon ausgehen würde, dass es sie nicht gibt.

Bei Hunderassen regelt der Markt offensichtlich nichts.
Qualzuchten, also Züchtungen, bei denen die Tiere unter den Zuchtmerkmalen erheblich leiden, sind in Deutschland verboten.
In der praktischen Anwendung ist das bestehende Gesetz jedoch schwierig einzusetzen.
Die Ampel-Regierung hatte das Problem eigentlich in Angriff genommen.
Umgesetzt hat sie die geplante Gesetzesänderung nicht mehr.

Und jetzt?
Im neuen Koalitionsvertrag bekommt das Thema Haus- und Heimtiere nicht einmal einen vollständigen Satz. Ein Halbsatz. Das ist alles.

Die wenigsten Menschen möchten ein krank gezüchtetes Tier zu sich nehmen.
Nicht nur wegen der drohenden hohen Tierarztkosten, es ist einfach brutal, einem Hund dabei zuzusehen, wie er um Luft ringt, und dabei zu wissen, dass das herbei gezüchtet wurde und vermeidbar gewesen wäre.
Es wird vielen trotzdem so ergehen wie dem Herrn, mit dem ich mich bei einer Hunderunde unterhalten habe.
Es sei sein dritter Hund, so erzählte er. Er sei ausgesprochener Mops-Liebhaber, seine ersten beiden Hunde seien reinrassige Möpse gewesen. Aber die Krankheiten seien eine Katastrophe gewesen. Er war mit einem Hund unterwegs, dem man schon ansah, dass da noch einiges an Mops drin steckte. Aber die Schnauze war länger, und der Hund war trotz sommerlicher Temperaturen quicklebendig.
Einen reinrassigen Mops könne er für sich nicht mehr verantworten, das sei jetzt eine Kreuzung aus Parson Russell Terrier und Mops.

Besser wäre gewesen, er hätte nicht erst auf diesem Weg erfahren müssen, was für ein haarsträubender Unfug mit einigen Hunderassen veranstaltet wird und sich direkt nach gesunden Züchtungen umsehen können.

Mit einem halben Satz allerdings versucht man nicht einmal zu verstecken, wie komplett irrelevant man die mannigfaltigen Probleme, die es mit Qualzuchten gibt, findet.

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