Profifußball ist, zuletzt auch bedingt durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg, hierzulande inzwischen mächtig in den Hintergrund geraten. Auch hier bei uns im Blog der Ruhrbarone. Es gibt jedoch Tage, da spürt man die große Fußball-Leidenschaft in dieser Region noch immer. Und das sogar, wenn gar kein Revier-Klub beteiligt war bzw. ist.
Heute ist es wieder einmal so weit. Alleine beim üblichen Stadtgang wurde ich von Mitmenschen etliche Male auf ein Spiel im UEFA Champions League-Viertelfinale hin angesprochen. Von der Überflutung meiner Timeline in den Sozialen Medien einmal gar nicht zu reden.
Wenn der FC Bayern München einmal im Viertelfinale der Königsklasse an einen Außenseiter scheitert, so wie gestern geschehen, als die Kicker von der Isar in ihrem Heimspiel gegen den spanischen ‚No-Name‘ FC Villarreal nicht über ein 1:1 hinauskamen, und nach dem 0:1 im Hinspiel damit aus dem Wettbewerb vorzeitig ausgeschieden sind, dann ist den Bayern auch und besonders im eigenen Land viel Häme und Schadenfreude gewiss.
Wer es in Sachen Sport nicht selber mit den Münchenern Dauersiegern hat, der genießt häufig die überraschende Pleite des deutschen Vorzeigeklubs. So auch heute. Während die Bayern-Fans überwiegend schweigend leiden, feiert die Mehrheit der anderen kollektiv und mit offen zur Schau gestellter Freude das frühe Scheitern der Münchener.
Dabei besteht zur Schadenfreude eigentlich kein Grund. Die Bayern werden in der ersten Saison unter Cheftrainer Julian Nagelsmann mit hoher Wahrscheinlichkeit einmal mehr Deutscher Meister. Eine Errungenschaft, denen die Konkurrenz seit Jahren vergeblich hinterherläuft.
Klar, im DFB-Pokal und in der Champions League gibt es für den Klub von der Isar dieses Jahr nichts zu feiern. Das steht jetzt fest. Eine gute Saison der Bayern war und ist es trotzdem. Wenn vielleicht auch keine herausragende. Anerkannt und respektiert wird das nur von wenigen. Nicht einmal von den Beteiligten in München selber.
Das ist in der Tat eine dumme Situation, in die sich der Vorzeigeverein dieses Landes da inzwischen gebracht hat. Auch wenn 17 der 18 Bundesligaklubs sicherlich gerne in der aktuellen Lage der Bayern wären, gaben sich Vertreter des Rekordmeisters nach dem Aus in der Königsklasse extrem sauertöpfisch und wortkarg.
Schon irgendwie verrückt, dass eine Meisterschaft, es wird immerhin die zehnte in direkter Folge sein, offenbar für die Beteiligten inzwischen nicht einmal mehr ein kleines Bisschen Grund für eine Jubelfeier am Ende der Spielzeit zu liefern scheint. Es ist wohl der Fluch der guten Tat, der die Bayern in diese unbefriedigende Lage gebracht hat.
Man sieht: Serienmeisterschaften tun am Ende eben niemandem gut. Weder der Konkurrenz, die im nationalen Meisterrennen inzwischen fast chancenlos zu sein scheint, noch dem Seriensieger selber, der den Titel der Bundesliga inzwischen als eine Art Selbstverständlichkeit anzusehen scheint.
Wer nur noch glücklich ist, wenn er am Ende einer Saison das Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Champions League-Triumph einfährt, der ist ein armer Tropf, der dann offenbar auch mit der Schadenfreude der Konkurrenz leben muss. Schöne neue Fußballwelt? Eher nicht….
Ich erinnere mich noch gut an die Münchener Sauertöpfe am Ende der Saison 17/18. Und da waren sie sogar im Halbfinale der CL und im DFB-Pokalfinale. Also deutlich erfolgreicher als heuer.Lustig und feierwürdig fand das dort keiner. Umso größer war die Freude anderswo. Sogar in Dortmund. F. Küppersbusch schrieb damals in der MontagsTaz nach dem Pokalfinale von Torjubel und Hupkonzerten in DO-Barop und stellte die Frage, ob irgendein Verein in D. so beliebt wäre wie die Bayern unbeliebt.
[…] Oberhaus national deutlich steigern könnten. Der Liga täte dies, gerade vor dem Hintergrund der aktuell schwindenden Begeisterung natürlich […]
Robin,
die von Dir sog. Schadenfreude ist doch "immanenter Bestandteil!" der Gefühlsfeld eines jeden Fußball-Fans. Das gilt auch für mich und ganz besonders dann, wenn ich als BVBer registrieren kann, daß der übernächtige FCB eine Niederlage kassiert hat so wie gestern und das gilt umso mehr, weil "die Bayern " schon unmittelbar nach der seinerzeitigen Auslosung erklärten, einem "leichten Gegner" zugelost bekommen zu haben und die 0-1 Niederlage in Spanien von "den Bayern " als Betriebsunfall -passiert halt 'mal- abgetan wurde. Meine Schadenfreue gilt zudem auch den Medien hierzulande, die allesamt vor dem Spiel gestern viel Zeit und Mühe damit verbracht hatten, über den nächsten Gegner des FCB zu spekulieren – z.B. über den FC Liverpool–, ausgehend von der Selbstverständlichkeit eines Sieges des FCB.
Abgesehen von dieser Schadenfreude eines BVB-Fans:
Der FCB ist derzeit dem BVB weit überlegen -finanziell, sportlich- und daran ändert das Ausscheiden des FCB aus der Champ. lig nichts -weder kurz-, noch mittel- noch langfristig.
Die Leistungsstärke der Bundesliga scheint von Jahr zu Jahr. im Vergleich mit dem Niveau in der englischen LIga -aber auch der spanischen- zurückzugehen.
Dank der Möglichkeit, als Fußall-Fan auch Spiele der englischen Liga sehen zu können, besteht für die Bundesliga die Gefahr, dass sie dauerhaft Fans verlieren könnte.. Ich habe am letzten Wochenende das Spiel von ManCity gegen Livepoll gesehen und war begeistert., sogar wesentlich mehr, als nach guten und erfolgreichen Spielen "meines BVB".
Gerade die Anhängerschaft vom BVB, aber ebenso alle anderen sollten einmal darüber nachdenken, wie dürftig die Leistungen der eigenen Vereine sein müssen, wenn nur noch eine Niederlage der Bayern ein Anlaß für Torjubel, Hupkonzerte und Autokorsi sind. Anders ausgedrückt: Was sind das für looser, deren einziges Vergnügen sich aus dem Unglück anderer speist?
Wenn ich Verantwortlicher bei den Bayern wäre, würde ich nicht mehr lange darüber nachdenken, ob auch nur die B-Mannschaft zu einem Freundschaftsspiel nach Dortmund, Gladbach oder sonstwohin geschickt werden soll. Oder ob ich dem Umzug in große Stadien im DFB-Pokal zustimmen soll, falls das notwendig sein sollte.
@ Walter Stach Ja, Hochmut usw. So war es auch vor dem 18er Finale gegen "meine" SGE. Oder noch länger her vor dem CL-Heimfinale gg. Chelsea. Es ist dieser Hochmut der Bayern vor anderen,v.a. auch finanziell und personell schwächeren Teams-ob national oder international,die Bayernpleiten so schön und rund für Nichtbayernfans machen. Daran hat ein gewisser Uli H. einen wesentlichen Anteil.
Allerdings ist mir das finanzielle Gebaren bspw. englischer oder span. Großclubs genauso suspekt.
@Walter Stach: Habe am Sonntag ebenfalls Manchester City gegen Liverpool geguckt. Direkt danach kam RB Leipzig gegen 1899 Hoffenheim. Da hatte ich dann tatsächlich das Gefühl, dass das Spiel in permanenter Zeitlupe vom Fernsehen übertragen wird.
@SvG: Sie verstehen den "normalen" Fußballfan nicht (genausowenig wie ich). Es geht nicht darum, ob ein Fußballspiel gut oder schlecht ist; es geht ausschließlich und allein darum, dass der "richtige" Verein gewinnt. Leider wohne ich in Dortmund und muss mir nach jeder Niederlage gegen die Bayern anhören, dass das Spiel "verschoben" worden ist, weil in der ersten Halbzeit eigentlich (mindestens) drei Bayernspieler die rote Karte hätten bekommen müssen. Jedesmal hat der Schiedsrichter viel zu lange nachspielen lassen (= "Bayernbonus"), auch wenn das Spiel wie 2018 zur Halbzeit bereits 0:5 stand. Andere gewichtige Argumente, warum "eigentlich" Borussia Dortmund hätte gewinnen müssen: Der Rasen im Stadion war nicht richtig gemäht; der Schiedsrichter ist bestochen worden; der Platz war an diesem Samstag schief bzw. die Erdachse war nicht richtig gekrümmt; die allgemein bekannte DFB-Verschwörung zugunsten von Bayern München usw. usw. usw (gähn!). Zum besseren Verständnis von Fußballfans empfehle ich immer dieses Video: aus dem Jahr 2014 mit Bildern aus dem Schalker Fanblock: https://www.youtube.com/watch?v=l9ilw2wohmY. Zu diesem Zeitpunkt lag Schalke 04 gegen Real Madrid bereits 0:5 zurück; am Ende stand es dann 1:6.
@6; Hollis Brown:
Ich kann mich noch gut an Faninterviews nach dem Realdebakel erinnern: Eine Frau meinte, daß das Tor der Schalker so wichtig gewesen sei, "…wegen der Ehre…".Man sieht ja, wo diese Einstellung hinführt. Ansonsten ist mir die verqueere Weltsicht der Fans aus durchaus bekannt. Was sich aber mMn in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert hat, ist die Art und Weise des Umgangs: Die Gehässigkeit, das Unduldsame, das Ausschließliche hat meiner Empfindung nach zugenommen, in gleichem Maße wie die Realitätsferne. Wenn in Köln, Schalke oder Gladbach dreimal hintereinander gewonnen wurde, wähnt man sich gleich auf dem Weg zum CL-Sieger.
Aber vielleicht werde ich auch nur älter…
Wenig Hoffnung auf große, zukünftige Ausbrüche von (Schaden)Freude für Nichtbayernfans sieht ein ausgewiesener Kenner: "Wenn der BVB Bellingham und Haaland verliert,sehe ich kein Datum,an dem die Bayern nicht Meister sind," und weiter "Das sportliche und finanzielle Ranking stimmen zu 90% überein." So Heribert Bruchhagen heute in der NW/HK, der über viele Jahre mit seiner ostwestfälischen Bodenhaftung die Diva vom Main zukunftsfähig gemacht hat.
[…] in den Vorjahren. Der FC Bayern wird hier gerade einmal wieder, so scheint es zumindest, das Opfer der eigenen guten Tat. Jedenfalls ist das Alles beileibe noch kein Grund gleich so sehr in Panik zu […]