Seit Jahren schlägt mein Herz für Strassenhunde und –katzen in Rumänien. Nach Beginn des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hab ich über mein eigenes Hilfsprojekt „Streuner Seelen“ einer rumänischen Freundin, die in Siret an der Grenze zur Ukraine lebt und einen Tiershelter (Arca lui Oscar) führt, Sach- und Geldspenden zukommen lassen, um ukrainischen Flüchtlingen mit ihren Tieren zu helfen und diese zu versorgen. Auch gehen über sie Sachspenden in den Oblast an der Grenze zu ihrer Heimatstadt. Von unserem Gastautor Tom Pedall.
Da mich das Schicksal der Ukraine, die Kriegsverbrechen, die Zivilisten und Soldaten nicht emotional kalt lässt, sondern mich auch sehr beschäftigt, verfolge ich die neuesten Mitteilungen und Informationen aus der Ukraine von dortigen Twitter-Accounts. Dabei stieß ich auf den Account von „UkrArmy Cats & dogs“. Dort werden besonders Bilder und Kurzvideos von Soldatinnen und Soldaten gezeigt, die sich in erster Linie um Katzen und Hunde kümmern, seien es Kitten, Welpen oder ausgewachsene Tiere. Da stellte sich mir dann keine Frage, ich musste den Account von „UkrArmy Cats & dogs“ abonnieren.
Im Rahmen meines Hilfsprojekts „Streuner-Seelen.de“ versuche ich den rumänischen Strassenhunden/-katzen eine Stimme zu geben und schreibe ihre Geschichten auf. Auch schreibe ich über jene Menschen, die ihnen vor Ort helfen. Menschen, die man sonst so gar nicht wahrnehmen würde. So kam es dann dazu, dass ich mich intensiver mit Tierschützern in der Ukraine nun auch beschäftigte und überlegte: wie kann ich vielleicht helfen? Wie helfen, um ihre Geschichten und Projekte vorzustellen? Der einzige Weg für mich: Interviews führen und über sie schreiben! So nahm ich dann Kontakt mit dem Twitter-User „UkrArmy Cats & dogs“ auf und führte ein schriftliches Interview auf Ukrainisch mit ihm, dank der Unterstützung eines ukrainischen Sprachschülers in Wuppertal.
Hinter „UkrArmy Cats & dogs“ steht Vitaly Ovcharenko. Er ist Soldat in der ukrainischen Armee. Nach dem Überfall Russlands ist er der Armee beigetreten, um seine Heimat zu verteidigen, wie viele anderer seiner Landsleute. Das Projekt „UkrArmy Cats & dogs“ gründete Vitaly, um neben seinem Alltag als Soldat, auch den Tieren in den Frontbereichen Hilfe zukommen zu lassen. Denn Ukrainer, die ihre Wohnungen, Häuser und Höfe auf der Flucht vor den vordringenden, brandschatzenden russischen Truppen verlassen mussten, konnten nicht immer ihre Tiere (vorwiegend Hunde und Katzen) mitnehmen und musste sie zurücklassen. Sehr oft schweren Herzens und gepaart mit der Ungewissheit, diese überhaupt noch einmal wiedersehen zu können.
Wenn die zurückgelassenen Tiere auf Futtersuche gehen, treffen sie auch dabei auf ukrainische Militärangehörige und werden versorgt, so gut, wie es möglich ist. Aber nicht selten sind es auch die Hunde und Katzen, die die ukrainische Armee in verlassenen Ortschaften willkommen heißen. Die Soldatinnen und Soldaten kümmern sich um die Tiere und versorgen sie mit Nahrung. Es gibt auch viele Fälle, wo Soldatinnen und Soldaten die Tiere mit in den hinteren Linien oder Orte zu Tierschützern bringen, wo sie in Sicherheit sind.
Die Tiere, die bei den Soldatinnen und Soldaten bleiben, werden oft Freunde und Mitglieder einer Gemeinschaft. Ein Anliegen Vitalys mit dem Projekt „UkrArmy Cats & dogs“ ist es auch zu zeigen, dass ukrainische Soldatinnen und Soldaten trotz des Krieges unter den schwierigsten und gefährlichsten Bedingungen nicht die Augen vor der Not der zurückgelassenen Tiere verschließen und:
„Der Krieg hat den ukrainischen Soldaten nicht das Wichtigste genommen – Menschlichkeit und Herz. Und ich möchte es der ganzen Welt zeigen“.
Ein Anliegen, das ich sehr gerne unterstützen möchte.
Vitaly schreibt mir weiter, dass für ukrainische Soldateninnen und Soldaten die Katzen und Hunde nicht nur Freunde werden, sondern auch neue Familienmitglieder. Sie fühlen sich ihnen oft verbunden und nehmen sie daher auch mit nach Hause. Auch Vitaly hat eine Katze aus einem Dorf nahe der Front mitgenommen und sie ist nun Teil seiner Familie. Die Soldatinnen und Soldaten geben den Tieren in den Unterständen Wärme, Versorgung, Pflege und Futter. Und die Tiere danken es ihnen mit ihrer Herzenswärme, Ruhe und psychologischem Beistand. Die Soldatinnen und Soldaten berichten Vitaly, dass sie oft viele Katzen und Hunde in der Nähe ihrer Stellungen sehen.
Der Krieg hat gezeigt, wie wehrlos Tiere sind und Hilfe brauchen. Vitaly denkt, dass dieser Krieg zeigt, wie sehr die Hunde und Katzen die Herzen der Soldatinnen und Soldaten retten und sie im Kampf um ihr Land mental unterstützen. Auch sie sind es wert, dass man um sie kämpft.
Vitaly zeigt auf seinem Twitter-Account „UkrArmy Cats & dogs“ viel Foto- und Videomaterial aus den Frontabschnitten von Soldaten und Soldatinnen, die ihre vierbeinigen Kameraden vorstellen. Er selber versucht neben dem Veröffentlichen des ihm zugeschickten Bildmaterials, auch über Futter- und Geldspenden die Tiere zu versorgen. Er kauft Futter und es an die Armee-Blockposten, um den Soldatinnen und Soldaten mit ihren Tieren zu helfen. Auch verteilt er Lebensmittel und Futter an Zivilisten, die damit in den teils ausgebombten Häusern und Vierteln ihre eigenen Tiere füttern können. Durch sein Engagement hat er bereits viele Freunde gefunden, die ihrerseits ausgesetzten Tieren helfen. Für manche Tiere versucht er auch Familien zu finden.
Seine Hilfe beschränkt sich besonders auf die Stellungen in der vordersten Front und den auch dort betroffenen Dörfern und Städten. Denn dort ist die Hilfe am relevantesten.
Mit Ehrfurcht und Dank habe ich diese vorstehenden Zeilen über Vitaly Ovcharenko geschrieben, denn sein Handeln und Tun verdeutlicht, was Menschen auszeichnet, nämlich sich auch jenen anzunehmen, die hilflos sind. Mit meinen Gedanken in die Ukraine gehend, schließe ich diesen Artikel und hier ist der Link zu Vitalys Twitter-Acount.
Normalerweise widme mich mit meinem eigenen Hilfsprojekt und dem Verfassen von Artikeln für meinen Blog bzw. Social Media rumänischen Organisationen in Transylvanien und der Südbukovina, aber an mir geht auch der Ukraine-Krieg mit all seinem Leid und Elend nicht vorbei. Ich bin für jedwede Unterstützung der Ukraine in ihrem Überlebens- und Freiheitskampf gegen Russland; auch von daher versuche ich selber im Rahmen meiner Möglichkeiten vor Ort zu helfen.