Ukraine-Krieg: Die Klitschko-Brüder wurden nach der Profi-Box-Karriere zu noch größeren Helden

Die Klitschko-Brüder im Jahre 2012 als Boxer mit ihren ‚Gürteln‘. Quelle: Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei

Die Ukrainer Wladimir und Vitali Klitschko stehen in diesen Tagen nach Jahren in denen es um sie deutlich ruhiger geworden war, auch in Deutschland wieder groß in den Schlagzeilen. Die beiden ehemaligen Profiboxer, die einst als Sportler große Erfolge feiern durften, setzen sich in diesen Tagen für ihre ukrainische Heimat ein.

Vitali, der mit 50 Jahren der ältere der Beiden ist, ist inzwischen seit 2014 Bürgermeister von Kiew und sorgte zuletzt mit zahlreichen, ungewöhnlich tapferen Auftritten in den Medien weltweit für Schlagzeilen. Sein fünf Jahre jüngerer Bruder Wladimir unterstützt ihn dabei und nutzt ebenfalls seinen hohen Bekanntheitsgrad um auf den Verlauf des Krieges, der den Ukrainern vom großen Nachbarn Russland durch dessen Präsidenten Wladimir Putin aufgezwungen wurde, Einfluss zu nehmen, den Bürgern Mut zuzusprechen. Zuletzt wendeten sich die beiden unter anderem öffentlich an den Papst und den Dalai Lama um deren Unterstützung zu erhalten.

Das beeindruckt. Die Auftritte der beiden Ex-Boxer in diesen Tagen sind vielleicht sogar noch eindrucksvoller als ihre einstigen Auftritte im Boxring.

Wer sich von unseren Lesern, wie ich, noch recht gut an die Zeiten erinnern kann, in denen die beiden Klitschkos die Boxfans insbesondere auch hier in Deutschland mit ihren Taten beeindruckten, der erkennt rasch, dass die Leichtigkeit in der Außendarstellung, die die beiden einst auszeichnete, in diesen schweren Tagen natürlich verschwunden ist.

Vitali und Wladimir nutzten einst ihre sportliche Leistungsfähigkeit und ihren Unterhaltungswert neben dem Boxring konsequent um hierzulande im damaligen Box-Boom, den unter anderem Henri Maske in den 1990er-Jahren ausgelöst hatte, möglichst hohen Ertrag aus ihrem Boxtalent zu ziehen.

Das war zwar bei näherer Betrachtung selten wirklich spektakulär, viele Kämpfe der beiden galten in der Fachwelt als eher weniger hochklassig, teilweise sogar etwas langweilig, doch gab der sportliche und finanzielle Erfolg den beiden letztendlich recht.

Sich insbesondere um die Gunst der Fans auch hier in Deutschland zu bemühen, wo mit dem Boxen deutlich mehr Geld zu verdienen gewesen sein dürfte als in ihrer ukrainischen Heimat, war ein durchaus kluger Schachzug. Ganz bestimmt liegt es auch ein gutes Stück weit daran, dass die beiden noch knapp zehn Jahre später hierzulande so populär sind und ihr Wort durchaus noch immer mediales Gewicht hat.

Dass die beiden ausgerechnet durch einen militärischen Überfall auf die Ukraine noch einmal so sehr ins weltweite Rampenlicht rutschen würden, war in dieser Form sicherlich noch vor kurzem nicht zu erwarten. Und auch wenn man von hier aus die Arbeit von Vitali im Bürgermeisteramt der Stadt Kiew nicht wirklich bewerten kann, da man dazu vor Ort leben müsste, die Auftritte der beiden in den vergangenen Tagen, sie sind aus der Entfernung betrachtet vielleicht die größte Lebensleistung der beiden.

In dieser Phase der Auseinandersetzung mit Putins Russland als Privilegierte nicht selber zu fliehen, sich nicht zum Beispiel hierher nach Deutschland abzusetzen, sondern konsequent in der Ukraine zu bleiben und dort Tag für Tag ihr Leben zu riskieren, das ist eine Entscheidung, die jedenfalls auf mich deutlich beeindruckender wirkt als jeder sportliche Ruhm der Vergangenheit.

Man kann den beiden gar nicht genug Respekt zollen für ihren Mut, mit dem sie sich aktuell der immensen Bedrohung in ihrer Heimat entgegenstemmen. Das macht die Klitschkos in meinen Augen endgültig zu echten Champions!

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