Es sind Nachrichten, die die große Mehrheit der Fußballfreunde in diesem Land mit Sicherheit fröhlich stimmen wird: Übereinstimmenden Medienberichten zur Folge, soll der Abo-Sender Sky bereit sein die nächste Rate an TV-Geldern an die Fußball-Bundesligisten zu überweisen.
Dies war zuletzt unsicher, da sich der Fußball bekanntlich in einer Corona bedingten Spielunterbrechung befindet. Die Auszahlung der letzten Rate über 225 Millionen Euro der TV-Gelder stand dementsprechend auf der Kippe. Nun soll Sky lt. Bild-Zeitung zwar etwas weniger zu zahlen bereit sein, dafür wird das Geld aber anscheinend tatsächlich zeitnah an die Klubs überwiesen.
Für viele Profiklubs, darunter wohl auch die Ruhrgebietsvertreter FC Schalke 04 und VfL Bochum, könnte dieser Durchbruch bei den Fernsehgeldern die (vorläufige?) Rettung sein.
Auch ARD und ZDF erklärten sich dem Bild-Bericht zufolge bereit, ihre letzte Rate von rund 40 Millionen Euro zu bezahlen. Nur Streamingdienst DAZN soll derzeit noch damit hadern.
Würden sich diese Berichte so bestätigen, brächten diese Entwicklungen die Ultras, die sich zuletzt immer wieder gegen Geisterspiele positioniert hatten, in eine Zwickmühle.
Lehnt man Geisterspiele auch weiterhin strikt ab, riskiert damit am Ende gar das Überleben des eigenen Klubs, oder ist man dem von vielen ungeliebten Medienpartner Sky am Ende gar dankbar für diese Zahlungen, die dann wohl in Kürze mit einer zumindest sportlichen Beendigung der Saison 2019/20 verbunden wären?
Klar scheint, ohne die grundsätzlich unbeliebte Fortsetzung des Spielbetriebs mit Geisterspielen ab Mai droht bei vielen Vereinen erst recht so richtig Ungemach. Wie bereits mehrfach auch hier im Blog berichtet und diskutiert, will die Liga wohl um jeden Preis ab Mai wieder kicken, notfalls eben auch ohne Besucher in den Stadien.
Dies wird nach dem jüngst verkündeten Verbot von Großveranstaltungen bis Ende August (vermutlich sogar am Ende noch sehr viel länger) mit Zuschauern ohnehin nicht möglich sein.
Das Fan-Geschehen würde sich demnach, wohl oder übel, auf Übertragungen in TV und Internet verlagern müssen. Ob man das nun toll findet, oder auch nicht. Oder aber es wird eben über Monate hinweg gar kein Fußball mehr gespielt. Eine Alternative gibt es derzeit nicht.
An der Idee einer Beendigung der laufenden Spielzeit mit Geisterspielen hatte ein bundesweiter Zusammenschluss der diversen Fanszenen jedoch bereits scharfe Kritik geäußert. Eine Fortsetzung mit Geisterspielen sei „nicht vertretbar – schon gar nicht unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Verantwortung“, erklärten organisierte Fans noch am Donnerstag in einer gemeinsamen Stellungnahme.
„Eine baldige Fortsetzung der Saison wäre blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft. Der Profifußball ist längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne.“
Eine längere ‚Quarantäne‘ des deutschen Fußballs im Profibereich (und wohl nicht nur dort) würde jedoch unzweifelhaft zu einem Vereinssterben führen, der auch prominente und populäre Teams betreffen dürfte.
Viele Anhänger stehen daher in diesen Stunden vor der Wahl: Lieber das Geld von Sky annehmen und damit automatisch Geisterspiele zur Rettung ihres Herzens-Vereins in Kauf nehmen, oder durch eine entschiedene Ablehnung von Geisterspielen und der Zahlung für die entsprechenden Übertragungen dieser ungeliebten Geisterspiele, womöglich die Zukunft der Vereine komplett aufs Spiel setzen?
Die Entscheidung der Vereine dürfte völlig klar sein. Aber wie positioniert sich am Ende die Mehrheit der Fans in diesem Lande? Ich schätze ähnlich. Die Ultras sind eben doch nur ein relativ kleiner, wenn auch besonders lautstarker und gut organisierter Teil der Fußballanhängerschaft.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) berät übrigens offiziell erst am 23. April erneut über die möglichen Szenarien einer angedachten Wiederaufnahme der Saison. Das dürften also noch ein paar spannende Tage werden, bis dahin…
Das ist ja eine ganz einfache Rechnung. Eine verdurstete oder verhungerte Kuh kann man nicht mehr melken.
Die Verantwortlichen von SKY und Co. haben wohl in den letzen Wochen überlegt, wie sie am besten durch die Krise kommen und ob das mit den nationalen Ligen in ihrer derzeitigen Form möglich ist. Oder ob man mit Superligen eventuell mehr Geld verdienen kann. Man ist wohl zu der Entscheidung gekommen, dass breit aufgestellte nationale Ligen wichtiger sind als die Superligen bzw. die Grundlage ihres derzeitigen Geschäftsmodells sind. Die Entscheidung, das System in der Krise zu wechseln war wohl zu riskant. Das ist private Marktwirtschaft.
Wenn die Rate nicht gezahlt worden wäre, wären wahrscheinlich eine Reihe von Klubs, darunter viele "Traditions-Clubs" pleite gegangen. Und das wäre dann auch auf SKY zurück gefallen.