Umfrage: 88 Prozent der Arbeiter wählen nicht SPD

Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans Foto: Olaf Kosinsky Lizenz: CC BY-SA 3.0 de

Der SPD-Parteitag mit der formellen Wahl einer neuen Parteispitze und der Festlegung auf einen „Linksschwenk“ hat den Sozialdemokraten keinen spürbaren Aufschwung verschafft. Im RTL/ntv-Trendbarometer legt die SPD um einen Prozentpunkt zu (auf 12%), kann aber die Verluste der Vorwoche (minus 3 Prozentpunkte) nicht ausgleichen und liegt weiterhin hinter der AfD auf dem vierten Platz. Die Linke gewinnt gegenüber der Vorwoche einen Prozentpunkt, FDP und AfD verlieren je einen Prozentpunkt. Für die Union und die Grünen bleiben die Werte unverändert. Schwarz-Grün könnte mit zusammen 50 Prozent weiterhin eine Regierung bilden, bei Rot-Grün-Rot (zusammen 43%) würde es nicht reichen.

Bei einer Bundestagswahl könnten die Parteien derzeit mit folgendem Ergebnis rechnen: CDU/CSU 28 Prozent (Bundestagswahl 32,9%), SPD 12 Prozent (20,5%), FDP 8 Prozent (10,7%), Grüne 22 Prozent (8,9%), Linke 9 Prozent (9,2%), AfD 13 Prozent (12,6%). 8 Prozent würden sich für eine der sonstigen Parteien entscheiden (5,2%). 22 Prozent aller Wahlberechtigten sind derzeit unentschlossen oder würden nicht wählen (Nichtwähler 2017: 23,8%).

88 Prozent der Arbeiter wählen nicht SPD

Auch ihre frühere Stammwählerschaft kann die SPD derzeit nicht mobilisieren. Im aktuellen RTL/ntv-Trendbarometer würden momentan 12 Prozent der Arbeiter sozialdemokratisch wählen. In der Woche vor dem Parteitag waren es 13 Prozent.

Wie in der Vorwoche trauen 3 Prozent der Deutschen insgesamt der SPD zu, mit den Problemen in Deutschland „am besten fertigzuwerden“. Der CDU/CSU trauen das 19 Prozent, den Grünen 12 Prozent zu. 56 Prozent setzen ihr Vertrauen in gar keine Partei.

forsa-Chef Prof. Manfred Güllner gegenüber der Mediengruppe RTL: „Wieder einmal bestätigt sich die in der Wahlgeschichte der Bundesrepublik seit jeher zu beobachtende Tatsache, dass die SPD mit einer überwiegend an ideologischen Dogmen orientierten Politik wenig Vertrauen bei den Wählern gewinnen kann. Zudem hat auch die Unterhauswahl in Großbritannien gezeigt, dass sozialdemokratische Parteien mit einer ideologischen Linkspolitik und einer schwachen Parteispitze Wahlen verlieren. Die anhaltend guten Werte der Grünen zeigen hingegen, dass mit einem den Erwartungen vieler Wähler entsprechenden pragmatisch-rationalen Politikstil auch bisherige Wähler anderer Parteien gewonnen werden können. So will auch nach dem SPD-Parteitag fast die Hälfte der seit 2017 abgewanderten SPD-Wähler die Grünen wählen.“

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Arnold Voss
4 Jahre zuvor

Ich kann mich nicht erinnern, an welche ideologischen Dogmen entlang die SPD die letzten 30 Jahre Politik gemacht hat und ich sehe auch jetzt keine. Ich sehe nicht mal einen ernsthaften Linksruck. Da wird was ohne jede sachliche Basis herbeifabuliert, dass man sich fragt, ob Güllner nicht selbst der Ideologe ist. Warten wir einfach mal ab, wie lange die GroKo noch hält und wie die Deutschen wählen, wenn sie vorzeitig beendet wird. Dann darf Güllner gerne wieder was heraustrompeten.

Helmut Junge
Helmut Junge
4 Jahre zuvor

Am 7.12. 19 gab Forsa für die SPD 11% und am gleichen Tag Emnid 16% auch für die SPD.
Heute gibt Forsa der SPD 12% und Emnid fehlt noch.Kommt aber auch heute.
Umfragen haben sehr viel mit der politischen Einstellung der Befrager zu tun, auch wenn die das vehement abstreiten. Ich glaube nur meinem Kaffeesatz. Dogmen bei der SPD? Echt? Haha. Das einzige Dogma war doch das Mitregieren, sonst nix. Alle Kritiker daran wurden doch bisher weichgespült. Und jetzt? Werden wir sehen.

Helmut Junge
Helmut Junge
4 Jahre zuvor

Ach, Emnid ist bei 16% für die SPD geblieben. Soviel zur Genauigkeit von Wahlumfrageergebnissen.

Werntreu Golmeran
Werntreu Golmeran
4 Jahre zuvor

Corbyn hat zwar einige Prozentpunkte weniger als 2017 erhalten, wo er gegen alle Unkenrufe mit seinem progressiven Programm ein grandioses Ergebnis erzielt hat.

Bei der jetzigen Wahl hat er mit ca 32,5 Prozent der Stimmen immer noch mehr Stimmen bekommen, als seine Vorgänger Gordon Brown und Ed Miiliband.

Dass er und die anderen Parteien, die gegen Boris Johnsons Brexit waren, von insgesamt mehr als 51 Prozent der Briten gewählt wurde, wird in der Berichterstattung gerne verschwiegen, es ist aber Fakt. Johnson hat gewonnen, weil in den heutigen populistischen Zeiten das britische Mehrheitswahlrecht sich als dysfunktional erweist und vor allem nationalistische Parteien wie Sinn Fein, die DUP und die SNP sowie die Tories bevorzugt.

Die SNP hat ca. 11,6 Prozent der Wählerstimmen erhalten aber nur 11 Parlamentssitze. Würde man dieses Wähler-Parlamentssitze-Verhältnis auf das Ergebnis der Tories anwenden, wäre Boris Johnson mit einer aus 41 köpfigen Fraktion ins House of Commons eingezogen. Tatsächlich hat er jetzt das 4-fache an Fraktionsstärke. Er hat zwar die Wahl gewonnen, aber nicht die Mehrheit der Briten hinter sich gebracht. Das ist eine Medienlüge.

Und im Gegensatz zu den Anhängern von Corbyn, sterbben seine Wählerschichten langsam aber sicher aus.

Bei den unter 40-jährigen haben die Parteien links der Tories ca. 70 Prozent der Wähler hinter sich, bei den unter 25-jährigen sind es sogar über 80 Prozent. Da zu behaupten, das auf sozialen Ausgleich, Nachhaltigkeit und Friedenssicherung zielende Programm sei veraltet oder rückwärts gewandt, is daher einfach nur absurd.

https://yougov.co.uk/topics/politics/articles-reports/2019/10/31/2019-general-election-demographics-dividing-britai

Benedikt
Benedikt
4 Jahre zuvor

@werntreu Golmeran
Zu behaupten Labour unter Corbyn sei gegen den Brexit, das ist absurd. Unter EU Regeln könnte Corbyn viele seiner Vorhaben nicht umsetzen. Aber wen interessieren Fakten? Die SNP hat deutlich mehr Sitze als 11. Mehr als das vierfache. Am meisten misrepräsentiert vom Wahlsystem sind übrigens die LibDems. Mehr als eine Millionen Stimmen als letztes Mal, aber sogar einen Sitz verloren. Passt leider auch nicht in ihre Weltsicht, also wirds ignoriert….

Thomas Weigle
Thomas Weigle
4 Jahre zuvor

@ Werntreu Golmeran Sie sollten aber berücksichtigen, dass sich Wählerverhalten auch ändern kann. Jemand, der mit 25 Labour wählt, tut dies nicht zwangsläufig auch mit 50 oder noch älter, Stichwort Wählerwanderung. Meine Prognose: die Torywähler werden nicht aussterben, auch wenn diese Vorstellung durchaus was hat.
Eine ähnliche Prognose las ich im Spiegel kurz nach der 72er Wahl. Dort wurde aus den Zahlen der Novemberwahl sichere Siege für die SPD bei den kommenden Wahlen vorhergesagt. Es kam anders.

Gerd
Gerd
4 Jahre zuvor

@2: "Umfragen haben sehr viel mit der politischen Einstellung der Befrager zu tun, auch wenn die das vehement abstreiten."

Die sogenannte Sonntagsfrage ist für eine manipulative Fragestellung denkbar ungeeignet. Was man bedenken muß und in Zeitungsartikeln oft nicht erwähnt wird, ist das es bei diesen Umfragen eine Fehlertoleranz gibt, die bei mindestens plus/minus einem Prozentpunkt liegt. D.h. erst wenn eine Veränderung um drei Punkte erkennbar ist, hat sich höchstwahrscheinlich was verändert.

Werntreu Golmeran
Werntreu Golmeran
4 Jahre zuvor

Hallo Benedict,

wenn Sie nachgerechnet hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass mir offensichtlich ein Fehler unterlaufen ist. Ich wollte als Beispiel nicht die SNP für das ungleiche Wahlrecht anführen, sondern die liberal-proeuropäischen LibDems. Daher habe ich auch mit den 11 Prozent gerechnet.

Vielen Dank für den Hinweis, vielleicht korrigiert Herr Laurin ja freundlicherweise.

Und ich muss Ihnen wiedersprechen, die Mehrheit der Briten hat für Parteien gestimmt, die gegen den Brexit Deal von Boris Johnson sind. Dass Labour es dem Volk als Souverän überlassen wollte, ob sie für einen von Labour ausgehandelten Ausstiegsvertrag oder für Remain votieren, zeigt doch sehr klar, dass auch Labour gegen den Johnson Brexit war.

Stadtzuhörer
Stadtzuhörer
4 Jahre zuvor

Einst hieß die Antwort auf alle Fragen „42“ und das größte Problem blieb 31÷ 3

Das Ergebnis der Kommunalwahl NRW 2020 ist         9_13         am 13. Sept 2020

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