
So heißt die neue Stückentwicklung des Jugendclubs 16Plus und des Schauspiels Dortmund, die am 17.04. ihre erfolgreiche Premiere feierte. In dieser szenischen Collage stellen sich 11 Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren neuen Welten, alternativen Realitäten, der Zukunft und ihren Ängsten.
Der Fund eines Portals, im Studio des Dortmunder Schauspiels, das Reisen in die Zukunft ermöglicht und für dessen Erforschung nun Freiwillige gesucht werden, bildet die von Julie Meyer im Stile von Tagesschaubeiträgen vorgetragene Rahmenhandlung in die die einzelnen Szenen und Choreografien eingebettet sind.
Obwohl die einzelnen Szenen sich stark unterscheiden und nur grob aufeinander aufbauen, wirkt das Stück zu keinem Zeitpunkt chaotisch oder verwirrend.
Manche Episoden sind eher Sketche, andere Monologe, in denen sich mit dem erwachsen werden und der Gesellschaft auseinander gesetzt wird. Wiederholt wird die vierte Wand durchbrochen.Mit dem Titel des Stückes wird mehrfach gespielt und dieser in die Erzählung eingebunden.
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – und wieder zurück
In einer Episode reflektiert Annika Rahnenführer ihre ungewissen Zukunftspläne und die mit diesen verbunden Erwartungshaltungen von außen. Ihre Kindheitsträume in denen sie noch Schauspielerin, Ärztin oder Astronautin werden wollte, wurden von der Realität eingeholt.

In einem Sketch im Stile einer Teleshopping-Sendung „Drei Herrscher, Ein Produkt!“ versuchen Daniel Tkacev als Putin, Annika Rahnenführer als Trump und Patricia Kalde als Musk einen neuen Planeten zu verkaufen und können sich dabei nicht auf Namensvorschläge einigen.
Eine Szene behandelt ein von Überflutungen gezeichnetes Valencia, die für die Jugendlichen ein Anlass ist über Zukunft selbst zu reflektieren.
Die folgende Passage ist entsprechend abstrakter und thematisiert Angst und Hoffnung, Freiheit und Erwartung, aber auch konkrete Utopien.
Abschließend wird erzählerisch die Zeit selbst zurückgedreht.
Die Besucher verlassen rückwärts das Studio, nehmen ihre Eintrittskarten entgegen und verlassen das Theater;
Das Hamas-Massaker auf dem Nova Festival wird zurückgedreht, die Menschen tanzen wieder;
russische Truppen verlassen rückwärts die Ukraine;
die Überschwemmung im Ahrtahl geht zurück;
die Corona Pandemie hat nie stattgefunden…
Das Pacing der einzelnen Beiträge ist dabei sehr gelungen. Der Fokus weitet sich von persönlichen Erfahrungen zu konkreter Gesellschaftskritik, um dann auf eine abstrakte Metaebene zu gehen. Musik und Choreografien lockern das Geschehen auf und grenzen die übergeordneten Abschnitte voneinander ab.

Die Jugendlichen befassen sich mit Erwartungshaltung, Druck von Außen, Entfremdung, Klimawandel, dem persönlichen Verständnis von Utopien, Krieg und Kapitalismus, ohne belehrend zu wirken. Dabei erweisen sie sich an vielen Stellen als reflektierte und scharfsinnige Beobachter der gesellschaftlichen Zustände.
Weitere Aufführungen:
14.05.
05.06.
19.06. im Rahmen des UnruhR Festivals