Ungleichheit und Demokratie: Ein Teil des Puzzles fehlt

KongressPolitischeBildungVom 19. bis zum 21. März fand in Duisburg der 13. „Bundeskongress Politische Bildung“ statt. Rund 600 Interessierte aus Wissenschaft, Schule, Sozialarbeit und politischer Bildung hatten sich in der Stadt eingefunden, um über „Ungleichheiten in der Demokratie“ zu diskutieren. Die Themenbereiche waren breit gefächert: Es ging nicht nur um Klassiker wie Wahlbeteiligung, politisches Engagement, Bildung oder Migration, sondern auch um Aspekte wie die Arbeitswelt, die Technologisierung und Dataisierung der Gesellschaft und auch der Politik. Diese Themen müssen analysiert, wissenschaftlich auseinandergenommen und Lösungsstrategien entwickelt werden. Dazu braucht es auch einen Blick auf die Praxis. Um über die Klassiker im Bereich Ungleichheit zu diskutieren, ist Duisburg wohl ein idealer Ort, und so versuchte der Kongress auch, dem Fachpublikum einen Input aus der Stadt zu geben. Dies gelang allerdings nur zum Teil.

Schon zum Auftakt des Kongresses wurden Stimmen und Bilder von Duisburgerinnen und Duisburgern eingeblendet, die aufzeigen konnten, in welchem Spannungsfeld in der Stadt gelebt wird. Junge Kreative wurden gezeigt, die sich kulturellen Freiräume genommen haben und diese nutzen. Es wurde aber auch das andere Bild der Stadt gezeichnet, ein Bild von Arbeitslosigkeit und Migration aus Armut in Armut und von Ausgrenzung.

Mit zwei Außenstationen wagte der Kongress dann am Freitagmorgen ein Experiment: Ausgewählte Kongressthemen sollten in die Stadt getragen werden – zu denen, die vor allem soziale Ungleichheiten direkt und negativ betreffen. Ziel war es, einen Dialog entstehen zu lassen über das, was (politische) Instrumente wollen und wie sie in der Praxis wirken. In der Duisburger Innenstadt ging es um Stadtentwicklung, Leerstand und Freiräume, im Stadtteil Marxloh um soziale Ungleichheiten, Armut, Migration und Ausgrenzung. Während in der Innenstadt zumindest eine Debatte über den Umgang der Stadtverwaltung Duisburg mit den Initiativen entstand, sah es in Marxloh düster aus. Knapp 20 Personen schauten sich das Video der Diskussion auf dem Kongress an, eine wirkliche Debatte darüber kam nicht zustande. Fragen, die in Marxloh gestellt wurden, fanden scheinbar ihren Weg zum Kongress nicht und blieben unbeantwortet. 

Obwohl das Ziel die Vernetzung des bundesweiten Kongresses mit dem Alltag in der Ruhrgebietsstadt war, fehlte dieser Bezug. Auch war das Niveau der Beiträge deutlich zu hoch, als das die „Betroffenen“ hätten mitreden können. Damit fehlt aber ein wichtiger Teil des Puzzles, der nötig ist, um die Phänomene von Ungleichheit, Ungerechtigkeit und Diskriminierung verstehen zu können. Der Versuch, den Kongress in die Stadt zu tragen war gut gemeint doch er hat nicht funktioniert. Funktionieren kann er, wenn diejenigen, die aus ihrem Alltag berichten können, zu Wort kommen und auch gehört werden. Das kann zum Beispiel durch eine direkte Diskussion vor Ort oder ein Forum für alle auf dem Kongress selbst sein. 

Kongressvideo von der Außenstation zur Stadtentwicklung:

Kongressvideo zum Thema „Ungleichheit und Ausgrenzung“ von der Außenstation in Marxloh:

Die Ruhrbarone sind Kooperationspartner des Medienbunker Duisburg im Rahmen des 13. Bundeskongresses Politische Bildung. Vom Kongress berichten Alex Gehrhardt und Sebastian Weiermann.

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WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Es freut mich sehr, daß die Ruhrbarone „mit dabei sind“.
Hoffentlich kann ich noch so Manches über die Inhalte der Diskussionen erfahren -hier bei den Ruhrbaronen ; und darüberhinaus wie und wo?

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