Um keinen Preis lässt sich die Entfremdung des Menschen von der Natur umkehren, die mit der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einsetzte. Friedrich Schiller stellt in seinen Briefen „Über die ästhetischen Erziehung des Menschen“ u.a. Natur und Kultur gegenüber und sieht in der Kunst ein Potential, die verlorene Ganzheitlichkeit zu überwinden. In diesem Zusammenhang ist ein Projekt zu betrachten, das von heute bis Sonntag im Landschaftspark Duisburg (ehemals Thyssen-Hüttenwerk Duisburg-Meiderich) stattfindet. Drei Tage und zwei Nächte lang erklingen unter freiem Himmel an verschiedenen Orten des umgenutzen Industriedenkmalgeländes Klanginstallationen von Werner Cee.
Der Künstler wählte für das laufende Beethoven-Jubiläumsjahr dessen sechste Symphonie aus, jene Pastorale, die, 1808, rund ein halbes Jahrhundert nach Erfindung der Dampfmaschine, uraufgeführt, Natur verherrlicht. Der Künstler behandelte das Orchester (Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin) wie ein Stück Natur und nahm während der Aufführung mit 50 Mikrofonen viele hundert Instrumententöne, musikalische Motive und Stimmen auf. In seiner Dekomposition fügt er diese Fragmente wieder zusammen und ergänzt sie mit Vogelstimmen, Windesrauschen und anderen Geräuschen aus einer längst nicht mehr idyllischen Natur.
Romantische Orchesterklänge, Field Recordings und Musique Concrète in einem. Auf diese Weise wird der Verlust thematisiert und die Melancholie , die auch in den lyrischen Texten von Marion Poschmann schwingt, welche streckenweise unter der Soundcollage laufen.
Der Tag des Denkmals (Sonntag) legt es nahe, Jonathan Parkers Lichtinstallation in voller Farbenpracht leuchten zu lassen.
Mehr zu dem Thema:
11. -13. 09. 2020 | Open-Air-Klanginstallation | A symphonic soundscape