
Sterne sind die Kernreaktoren des Universums. Sie bringen Licht ins Dunkel, formen Galaxien und liefern die Elemente, aus denen Planeten und Leben entstehen. Doch wie genau sie entstehen, ist noch nicht vollständig verstanden. Das internationale Forschungsprojekt ALMAGAL hat nun mit dem Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA) über 1.000 Sternentstehungsregionen untersucht – mehr als jede frühere Studie. Ziel ist es, allgemeine Muster in der Entstehung massereicher Sterne zu erkennen. Bisher wurden meist einzelne Regionen analysiert, was kaum Rückschlüsse auf die Vielfalt der Prozesse zuließ. Die neue Studie zeigt: Sternentstehung läuft unter sehr unterschiedlichen Bedingungen ab. Manche Gaswolken produzieren Sterne schnell und effizient, andere benötigen deutlich mehr Zeit. Diese Unterschiede beeinflussen, wie Galaxien wachsen und wie sich Planetensysteme bilden.
Ein wichtiger Teil der Forschung kommt aus Deutschland. Das Institut für Astrophysik der Universität zu Köln ist maßgeblich an der Analyse beteiligt. Prof. Dr. Peter Schilke und Dr. Beth Jones untersuchen mit den ALMAGAL-Daten die physikalischen Bedingungen in den „Sternfabriken“. Sie messen Temperaturen und molekulare Zusammensetzungen, um herauszufinden, welche Prozesse die Sternentstehung steuern. Die Kölner Wissenschaftler*innen sind Teil eines internationalen Netzwerks. Auch das European Southern Observatory (ESO), das an ALMA beteiligt ist, arbeitet eng mit deutschen Instituten zusammen.
Die Ergebnisse sind wichtig, um die physikalischen Grundlagen der Sternentstehung besser zu verstehen. Sterne formen das Universum und bestimmen, wie sich Planetensysteme entwickeln – auch unser eigenes Sonnensystem entstand aus einer solchen Gaswolke. Zudem erfordert die Analyse der ALMA-Daten neue Methoden in der Datenverarbeitung und Bildanalyse, die auch in anderen Bereichen nützlich sind. Hochauflösende Bildanalysen kommen etwa in der Medizin und der Erdbeobachtung zum Einsatz. Forschung zur Sternentstehung hilft also nicht nur, den Kosmos zu verstehen, sondern treibt auch technologische Entwicklungen voran.