Die Suche nach Impfstoffen und Medikamenten gegen das Coronavirus läuft weltweit auf Hochtouren. Die WHO, einzelne Staaten oder bekannte Mäzene wie Bill Gates investieren zur Erforschung und Bekämpfung des Virus derzeit Milliarden. Dagegen kann eine 50-Euro-Privatspende wenig bewirken. Oder doch? Denn was passiert, wenn dank Crowdfunding mehrere Tausend Menschen jeweils 50 Euro spenden? Die Stiftung Universitätsmedizin gibt zusammen mit der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Universitätsmedizin Essen darauf eine Antwort.
Weltweit hat die durch das Coronavirus verursachte Krankheit COVID-19 schon über 150.000 Todesopfer gefordert. Aus diesem Grund arbeiten aktuell Wissenschaftler auf der ganzen Welt daran, das Virus zu entschlüsseln und Therapien gegen die Erkrankung zu finden. „Als Stiftung können wir schnell und unbürokratisch Gelder zur Verfügung stellen. Gerade in dieser Krise ist das besonders wichtig, denn bei der Erforschung des Coronavirus zählt jeder Tag“, erläutert Prof. Dr. Karl-Heinz Jöckel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Universitätsmedizin. Daher hat die Stiftung gleich zu Beginn der Pandemie die bundesweite Initiative „Spenden für Corona“ ins Leben gerufen. Neben Unternehmen und anderen Stiftungen sind es vor allem engagierte Privatpersonen, die mit ihren Spenden maßgeblich dazu beitragen, dass dringende und wichtige Forschungsprojekte gestartet werden können.
Am Standort Essen finden Wissenschaftler, die sich mit dem Virus beschäftigen, exzellente Bedingungen vor: „Wir können auf umfangreiches Daten- und Probenmaterial zurückgreifen und sind weltweit mit anderen Forschungseinrichtungen vernetzt. Das hilft uns dabei, gemeinsam und in gegenseitigem Austausch Erkenntnisse über das Virus zu gewinnen“, erläutert Prof. Dr. Jan Buer, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen.
Bisher über 350.000 Euro kamen bundesweit von rund 2.000 Privatpersonen allein bei der Stiftung Universitätsmedizin zusammen. Dass die Stiftung im Bereich Crowdfunding für medizinische Forschung professionell aufgestellt ist, zeigt sich auch an der erst im März diesen Jahres erschienenen Studie zum Spenderverhalten im Gesundheitswesen, die sie unter anderem zusammen mit dem Verband der Universitätsklinika Deutschland veröffentlicht hat.
Ein Überblick über aktuell geförderte Forschungsvorhaben:
Antikörper gegen das Virus – Testverfahren zur Immunität
Unter der Leitung von PD Dr. rer. nat. Adalbert Krawczyk untersucht eine Studie das Blut von bereits genesenen COVID-19-Patienten auf Antikörper gegen das Virus, mit denen in Zukunft Patienten mit schweren Verläufen behandelt werden könnten.
Einsatz eines Proteins zur Regulierung des Immunsystems
Ein Team um Dr. Kathrin Sutter untersucht, ob verschiedene Subtypen des körpereigenen Proteins Interferon alpha, von denen bereits einer bei der Behandlung anderer Erkrankungen erfolgreich eingesetzt wird, auch gegen das neue Coronavirus helfen könnten.
Entwicklung einer Immuntherapie durch Erforschung bestimmter Zelltypen
Eine körpereigene „Abwehr“, die in der Therapie verschiedener Krebsarten zum Einsatz kommt, bilden spezifische T-Zellen, die im Fokus einer Untersuchung von Dr. Gennadiy Zelinskyy stehen. Das Ziel: Mit der Charakterisierung dieser Zellen die Entwicklung einer Immuntherapie unterstützen.
Vermehrung des Coronavirus in Zellen eindämmen
Prof. Dr. rer. nat. Mengji Lu untersucht, wie sich die Coronaviren in Körperzellen vermehren, um daraus Strategien zu entwickeln, die Vermehrung in Zukunft eindämmen zu können.
Beteiligung des Nervensystems bei COVID-19
Ein aktuelles Projekt von Prof. Dr. med. Christoph Kleinschnitz und Priv.-Doz. Dr. med. Dr. rer. nat. Mark Stettner geht der Frage nach, inwieweit das Nervensystem vom Virus angegriffen wird und welcher Mechanismus hierfür ursächlich ist. Es wird angenommen, dass Betroffene vermehrt unter Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen aber auch Schlaganfällen leiden.
Einfluss von Genen auf den Krankheitsverlauf von COVID-19
Am Institut für Pharmakogenetik erforscht Dr. rer. nat. Birte Möhlendick, ob Varianten bestimmter Gene womöglich einen schweren Krankheitsverlauf bei Betroffenen begünstigen oder diesem entgegenwirken können.
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die menschliche Psyche
Doch nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Gesellschaft selbst stehen im Fokus der Forschung. So untersuchen Prof. Dr. Martin Teufel, Alexander Bäuerle und Dr. Eva-Maria Skoda, welche Auswirkungen die Corona-Krise und die begleitenden Maßnahmen wie das Kontaktverbot auf die Psyche der Menschen haben. Basierend auf den Erkenntnissen soll ein niedrigschwelliges Hilfs- und Beratungsangebot geschaffen werden.
Beraten, Unterstützen, Stärken
Ein weiteres Angebot speziell für Menschen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, wird unter der Leitung von Dr. rer. medic. Claudia Pieper und dem Institut für soziale Innovationen e.V. entwickelt und kurzfristig umgesetzt. Den betroffenen Beschäftigtengruppen soll mit telefonischen und digitalen Beratungs- und Unterstützungsangeboten niedrigschwellig geholfen werden, Corona-spezifischen psychischen Belastungen besser zu begegnen.
Die schnelle Bereitstellung finanzieller Hilfen überzeugt nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch die Spender. „Ich finde es gut, dass man als Spender schnell und transparent sieht, wohin die Spenden gehen. Es freut mich, dass ich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, Forschungsprojekte gegen das Coronavirus zu ermöglichen. Denn viele kleine Beiträge können gemeinsam Großes bewirken“, so Spenderin Ingrid Poth aus Essen, die die Projekte der Stiftung Universitätsmedizin schon seit längerer Zeit unterstützt und sich freut, dass die Stiftung sich nun in dieser Zeit mit „Spenden für Corona“ gegen das Coronavirus einsetzt.