Ein von Adam Taylor, Direktor des Lernzentrums für klinische Anatomie der Universität Lancaster, für die europäische Ausgabe des Wissenschafts-Magazins „The Conversation“ durchgeführter Gesundheitscheck des Weihnachtsmanns gibt Anlass zur Besorgnis. So leidet er offensichtlich unter Fettleibigkeit. Zwar schützt ihn sein Bauchfett vor der Kälte und vor den Folgen von Unfällen mit seinem Schlitten – aber das Übergewicht sollte nach medizinischen Erkenntnissen seine Lebenserwartung erheblich verkürzen. Seine roten Wangen sind ein Hinweis auf übermäßigen Alkoholkonsum – er sollte daher eigentlich den Schlitten nicht steuern dürfen. Und sein ständiger Aufenthalt in rußigen Schornsteinen dürfte über kurz oder lang zu einer schweren Lungenerkrankung führen.
Weihnachten scheint aber auch der Gesundheit der Beschenkten zu schaden: Weihnachtplätzchen (siehe Stiftung Warentest), Adventskalender (siehe Unstatistik von Dezember 2012), Würstchen mit Kartoffelsalat (siehe Unstatistik vom Oktober 2015) enthalten potenziell krebserregende Schadstoffe und Alkohol kann selbst in geringen Mengen das Krebsrisiko erhöhen. Raclette und Fondue können zu Durchfallerkrankungen führen und Gänse- oder Entenbraten sind nicht nur ungesund, auf diese Gerichte sollte man allein schon aus Tierschutzgründen verzichten. Das alles kombiniert mit den Familienangehörigen, die sich um den Tannenbaum versammeln, führt zu einem steigenden Herzinfarktrisiko.
Wie in mehreren Unstatistiken und Unstatistik-Büchern dargelegt, leiden die meisten der diesen Meldungen zugrundeliegenden Studien unter erheblichen methodischen Schwächen: kleine und häufig nicht repräsentative Stichproben, eine unzureichende Berücksichtigung von Störfaktoren oder unüberprüfbare Selbstangaben der Teilnehmenden. Viel wichtiger ist jedoch, dass die meisten dieser Studien lediglich Korrelationen und keine kausalen Zusammenhänge aufdecken. Generell lässt sich sagen: In Abwesenheit von Vorerkrankungen schaden Weihnachtsplätzchen, Würstchen und Adventskalender unserer Gesundheit nur bei übermäßigem Konsum. Denn wie schon Paracelsus wusste: die Menge macht das Gift.
Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer, die STAT-UP-Gründerin Katharina Schüller und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de und unter dem Twitter-Account @unstatistik. Unstatistik-Autorin Katharina Schüller ist zudem Mit-Initiatorin der „Data Literacy Charta“, die sich für eine umfassende Vermittlung von Datenkompetenzen einsetzt. Die Charta ist unter www.data-literacy-charta.de abrufbar.