Mit der Piratenpartei werden in den Medien derzeit vor allem zwei Themen assoziiert: Urheberrecht und Diskussionskultur. Als Verleger an diesen Diskussionen innerhalb der Partei teilzunehmen, ist wie Topfschlagen im Minenfeld: Manchmal geht es gut, viel häufiger aber bricht die Hölle los. Die Spaltung zwischen „Realos“ und „Fundis“ zeigt sich hier sehr deutlich. Von unserem Gastautor Enno Lenze.
Wir können die Welt nicht über Nacht ändern, aber das wollen einige Schreihälse nicht verstehen. Offensichtlich wurde das zuletzt wieder bei der Diskussion um Julia Schramms Buch. Erneut wurden hier immer noch die gleichen Argumente bedient, die ich schon vor einem Jahr hörte. Dabei gelten die hierbei angelegten Maßstäbe häufig nur für andere.
Die Piraten treten für ein liberaleres Urheberrecht ein, vor allem für eine sehr umfangreiches Recht auf die nicht-kommerzielle Kopie. Und das finde ich gut. Ich sehe nicht, dass die privaten Kopien ein Problem für die Wirtschaft darstellen. Mit „privater Kopie“ meine ich die Weitergabe von Daten zwischen Privatpersonen, auch über das Internet. Dabei werden die Daten von einem privaten Computer zu einem anderen – z.b. über das BitTorrent-Protokoll – übertragen. Ich meine damit keine Seiten wie Piratebay und keine Dienste, bei denen die Daten auf schnellen Filehosting-Servern im Internet hinterlegt werden. Als Verleger konnte ich jedoch keinen meiner Autoren dafür begeistern, diese Freiheiten in seinen Vertrag mit aufzunehmen. Für e Tests gab es vereinzelt Interessenten. Und die Bildarchive, die mir Bildrechte lizenzieren, wollten von einer solchen Idee schon gar nichts wissen. Aber das hindert andere nicht daran auf die rückständigen Verlage zu schimpfen, die sich gegen die neuen Geschäftsmodelle sperren.
Der Knaus-Verlag kam Julia Schramms Forderungen weit entgegen: nach 10 Jahren fallen alle Rechte an sie zurück. Das ist unglaublich. Sie hat weiterhin erreicht, dass private Filesharer nicht gleich eine kostenpflichtige Unterlassungserklärung abgeben sollen. Auch das ist eine gute Sache, die im Kern die Forderungen der Piraten trifft. Ein großer Verlag nähert sich den Forderungen einer Partei an, die in den Umfragen gerade mal ein paar Prozent der Wähler hinter sich hat, in vier Landesparlamenten sitzt und noch nie bei einer Bundestagswahl über 5% lag.Doch diesen Erfolg wollen einige nicht sehen. Stattdessen wird erzürnt das Ergebnis schlechtgeredet. Fände der Mars-Rover eine kleine Blume und würde bei der NASA geschrien “Verdammte Scheiße! Wir suchten eine Oase und keine dämliche Blume!“, wäre das ähnlich intelligent.
Die Frage ist, wie bei einem solchen Verhalten andere Rechteverwerter animiert werden sollen, dem Vorbild zu folgen. Denn für diese sind derzeit keine belegbaren Vorteile, aber ein paar handfeste Nachteile geboten, wenn man sich nicht gerne beschimpfen lässt.
Weiter gibt es viel mehr kreativen, immateriellen Output als nur Bücher und Filme. Fast jeder von uns schafft täglich irgendwelche Werke. Kaum jemand gibt sie unter CC-Lizenz heraus. Wer in einer Werbeagentur arbeitet, wird seine Konzepte kaum kostenlos der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen können, weil er dann gekündigt wird. Demjenigen zu raten, dann eben einen anderen Arbeitsvertrag auszuhandeln oder doch darauf zu vertrauen, freiwillig etwas gezahlt zu bekommen, wird kaum klappen. Ich habe viele der Beschwerdeführer gefragt, wie sie ihr Geld verdienen. Die meisten wollten es nicht sagen. Eine Reaktion auf meine Frage war, ich wolle dem Betreffenden “einen Strick daraus drehen”. Nein, das will ich nicht. Ich will nur zeigen, dass man anderen keine Regeln aus einem Parteiprogramm als Lebensgrundlage vorschreiben kann, ohne sich selbst daran zu halten. Geht mal zu eurem jeweiligen Arbeitgeber und fragt, ob ihr euren immateriellen Arbeits-Output kostenfrei ins Netz stellen dürft. Baupläne, Schulungen, Konzepte usw. Ihr werdet nicht weit kommen. Nicht, weil die Leute schlechte Menschen sind, sondern weil der Umbau der Gesellschaft länger dauert.
Zum anderen müssen sich derzeit alle Kreativen in Deutschland an den Werten der Piraten messen lassen. Man stülpt anderen seine Ideen über und verurteilt sie, wenn sie sich nicht daran halten. Ich wollte aber nie Missionar werden. Und genau dieses Verhalten hat mich an anderen Gruppierungen und Parteien immer wieder gestört. Man gewinnt Leute durch gute Ideen und durch Überzeugungsarbeit, nicht durch Shitstorms. Und wenn man die Geschäftsmodelle im Detail kritisiert, wie in meinem Fall die Zusammenarbeit mit meinen Autoren, dann sollte man eine funktionierende Alternative zeigen. Ich muß jeden Monat Miete und Gehälter zahlen, da holt einen die Realität schnell ein.
Eine Gesellschaft, in der die Bezahlung für Werke der Freigiebigkeit der Konsumenten überlassen würde, müßte eine harte Schule durchlaufen. Erst müssen es ein paar Unternehmen versuchen. Die Werke, die sie produzieren, müssen dem Mainstream wichtig sein. Die Unternehmen müssen insolvent gehen und keine Werke nachliefern. Dann stellt sich das Bewusstsein dafür ein, dass man solche Werke ohne Geld nicht auf Dauer liefern kann. Und erst dann werden die Leute auch freiwillig (mehr) zahlen oder sich für die Produktionskosten interessieren. Zu viele Leute in unserem Umfeld leben in einer Filterbubble, in der alle das Internet benutzen, in der CC-Lizenzen Alltag sind, und in denen Plegde-Bank und Flattr gängige Finanzierungsmodelle sind. Leute aus der Offlinewelt müssen erst dafür begeistert werden, so etwas verstehen zu wollen. Und alle Leute, die mit den bestehenden Geschäftsmodellen ihren Lebensunterhalt verdienen, werden Angst vor der Umstellung haben, wie so oft. Auch die sollte man nicht mit Mist bewerfen und beschimpfen, sondern ihnen ihre Angst nehmen, ihnen erklären, wie es weitergehen kann.
Genau das mache ich seit etwa einem Jahr. Ich diskutiere auf Podien mit anderen Verwertern und komme mir dabei vor wie in der Höhle des Löwen. Ich führe anschließend stundenlange Gespräche und tausche Visitenkarten aus. Und in Julia Schramms Fall rief ich einfach den Verleger an, um ihn mal zu fragen, wie er die ganze Sache sieht. Auch das tat kaum jemand.
Und ich bin diese unsäglichen Diskussionen mit den Schreihälsen der Partei leid. Ich diskutiere nicht mit Leuten, die mich als Mafioso titulieren, die mich beschimpfen oder mir irgend was anderes schlechtes unterstellen. Ich blocke sie bei Twitter, ich lache über sie im echten Leben und biete ihnen an, eine gesittete Unterhaltung zu führen. Dann rufen sie oft “Zensur”, denn sie wissen nicht mal, was dieses Wort bedeutet. Das sind die Leute, die die Welt nicht verändern werden. Das sind auch die Leute, die keinen positiven Beitrag zum Umbau der Gesellschaft leisten. Aber sie sind auch in dieser Partei eine Minderheit.
In unserer Gesellschaft gibt es so viele Meinungen wie Menschen, und ich rede gerne mit jedem, der mit sich reden lässt. Und ich kann gut damit leben, wenn jemand eine andere Meinung hat als ich.
Enno Lenze ist Verleger, Mitglied der Piratenpartei und lebt in Berlin
Hallo Enno,
mir geht in dieser Diskussion und auch in deinem Artikel vieles durcheinander. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Wenn man Werbetexte und literarische Texte auf eine Stufe stellt, dann reduziert man Kreativität, Kunst und Kultur insgesamt auf ihre kommerzielle Verwertbarkeit. Werbetexte sollen ein Produkt verkaufen, deshalb zahlen die Leute dafür Geld. Es sind reine Zwecktexte, die einem anderen Produkt zum Erfolg verhelfen sollen. Viele literarische Texte, die heutzutage in Umlauf sind, haben zugegeben keine sehr viel größere Funktion. Das Produkt, das sie verkaufen sollen, sind bloß sie selbst. Vieles, was heute produziert wird, ist reine Unterhaltung, Zerstreuung. Die Menschen zahlen dafür Geld, unterhalten zu werden. Aber nur dann, wenn sie gezwungen werden. Kein Mensch würde in der Kneipe für einen Witz zahlen, den jemand erzählt. Es gibt kein Copyright auf Witze. Warum also gibt es eins auf längere Unterhaltungstexte? Einzig und allein aus wirtschaftlichen Erwägungen. Du willst die Geschichte des Zauberlehrlings Potter hören? Dann zahl erst einmal deinen Obulus. Diese Methode funktionierte, solange Geschichten nur in einem geschlossenen Kreis, zum Beispiel im Theater, erzählt wurden, oder zwischen zwei Buchdeckel gepresst waren. Seitdem sie aber im Netz immer und überall verfügbar sind, muss plötzlich eine juristische Fiktion dafür herhalten, diejenigen, die einfach lesen, was da ist, zu disziplinieren. Und diese juristische Fiktion ist das geistige Eigentum. Warum gibt es kein geistiges Eigentum an einem Witz? Weil Witze seit Jahrhunderten frei kursieren, so wie alles – Romane, Filme, Musik – heute im Netz frei kursieren.
Lass uns in der Diskussion einen Schritt zurückgehen und sehen, wie und von wem Kultur überhaupt tradiert wird. Ich habe das in meinem Essay »Demeter und die Allmende des Seins« (https://www.amazon.de/dp/B008G4Z2I2) getan, der übrigens unter einer CC-Lizenz erschienen ist. Kultur wird vom Publikum tradiert. Das Publikum und der Nutzer entscheiden, welche Werke tradiert und welche vergessen werden. Der Pianist, der Beethoven einstudiert, tradiert dessen Musik. Der Leser, der die Ilias liest, tradiert Homer. Die Gesellschaft, wir alle, tradieren Kultur. Ohne uns könnte kein Kreativer heute kreativ sein, weil nichts da wäre, aus dem er schöpfen könnte. Wollen wir deshalb von ihm bezahlt werden? Nein, aber ich wünsche mir mehr Achtung vor der Allmende des Geistes. Denn diese Allmende haben wir alle tradiert, aus ihr schöpfen die Kreativen und sie gehört uns allen gemeinsam.
@Enno Lenze
„Und alle Leute, die mit den bestehenden Geschäftsmodellen ihren Lebensunterhalt verdienen, werden Angst vor der Umstellung haben, wie so oft. Auch die sollte man nicht mit Mist bewerfen und beschimpfen, sondern ihnen ihre Angst nehmen, ihnen erklären, wie es weitergehen kann.“
Ich bin so einer, bin interessiert, aber habe die Erklärung im Text nicht gefunden.
Höre aber gerne zu. Bin gespannt.
Ich bin so einer vom vorletzten Absatz. Mich hat der Herr Pirat Lenze kürzlich bei Twitter sofort geblockf, nur weil ich ihm den einen Satz schrieb, die Piraten würden doch die Freigabe von Kopie und Filesharing fordern. Das war keine Mafioso-Kritik, sondern Hinweis und Nachfrage. Er antwortete (inhaltlich falsch), das finde sich nirgenwo, das könne ich nichf belegen, haha, also solle ich woanders trollen. Dann blockte er mich umgehend – und löschte sofort seine Einträge.
Vielleicht habe ich ihn auf einem falschen Fuß erwischt an dem Tag, keine Ahnung. aber soviel zum Thema: redet miteinander.
Gruß Karlheinz
„Mit “privater Kopie” meine ich die Weitergabe von Daten zwischen Privatpersonen, auch über das Internet. Dabei werden die Daten von einem privaten Computer zu einem anderen – z.b. über das BitTorrent-Protokoll – übertragen. Ich meine damit keine Seiten wie Piratebay und keine Dienste, bei denen die Daten auf schnellen Filehosting-Servern im Internet hinterlegt werden.“
WO ist der Unterschied? Privatkopie und im Internet für jeden auffindbar gehen einfach nicht zusammen, so sehr sich die Piraten anstrengen. Eine Möglichkeit für jedermann, ein Werk herunterzuladen ist einfach niemals „privat“.
Hallo,
das ist etwas länger, komme ich heute nicht zu aber kann ich dir gerne per Mail/am Telefon/Persönlich erklären.
Gruß, Enno
@ Juh
Wenn es kein Copyright auf Witze gibt, weshalb dann die Aufregung vor nicht all zu langer Zeit, als Dieter Mohr in ttt einen Witz aus dem Postillion verwendete?
Man sollte bei dem Thema auch unterscheiden, wie die Werke entstehen; wenn sie „hobbymäßig“ Abends nach der bezahlten Arbeit entstehen, gibt der Autor sie vermutlich eher kostenlos her als wenn sie beruflich entstanden sind, der Autor damit also seinen Lebensunterhalt bestreiten muss.
Würde die Potter-Autorin mit ihrem ersten Werk nicht genug verdienen um ihren bisherigen Beruf aufzugeben und sich nur noch um die Geschichte zu kümmern, wäre es wohl fraglich, ob es so viele Fortsetzungen geben würde – alleine schon aufgrund der begrenzten Zeit wegen dem Hauptjob.
„Nicht, weil die Leute schlechte Menschen sind, sondern weil der Umbau der Gesellschaft länger dauert.“
Dann haben wir sowohl eine unterschieldiche Definition von „schlechten Menschen“ sowie von länger.
zu 1. Wer Information nicht freigibt ohne das er signifikante Einbußen hat, ist ein schlechter Mensch. Beispiel: Es soll keine Produktionsgeheimnisse freigeben, aber Arbeitsschutzunterweisungsunterlagen z.B. sollten IMO öffentlich gemacht werden.
zu 2. Diese Debatte dauert faktisch mein ganzes Leben(!) und ich bin nicht erst in den 2000er geboren…was ist „länger“ für dich? Beispiel: „Hometaping is killing music“. Und die „Entschuldigung“ das diese Debatte ja erst seit ein paar Jahren tatsächlich oder „wahrgenommen“ geführt wird ist mir ehrlich gesagt egal. Ich verdiene mein Geld nur in zweiter Sicht mit dem Urheber(verwertungs)recht, insofern sollten sich da denke ich andere um eine Lösung bemühen…vielleicht die….Verwerter…;)
Der Rest ist für mich nur ein Aufruf zum Entgegenkommen. Die Gruppe die du „in Schutz nimmst“ wehrt sich seit Jahrzehnten mit Zähnen und Klauen gegen einen rationalen Diskurs. Irgendwann ist halt gut…
Werner: Ich meine auch nicht, dass man es einfach finden können muss. Früher, mit kopierten Kasetten, gabs auch keine Bibliothek dafür. Aber aus dem Piratenprogramm lese ich nicht, dass eine einfacher Auffindung dazu gehören muss.
T3o: Ich sehe nicht, dass es klare „Gruppen“ gibt. Ich rede viel mit Verlegern (seltener mit anderen Verwerten) die allesamt noch nie eine private Kopie abgemahnt haben. Und die es auch reihenweise nicht machen wollen. Diese werden oft mit den Abmahnanwälten in einen Topf geworfen. Dass sie das Blöd finden kann ich sehr gut verstehen. Die Leute die du meinst mögen auch Verwerter sein, aber eben andere. Somit haben wir mindestens zwei Gruppen. Vermutlich eher 10 bis 100. Und auf beiden Seiten muss man diese Differenzierung sehen. Genau so gibt es filesharer die aus Prinzip nie einen cent für etwas zahlen würden. Und es gibt den Abmahnanwalt, der den armen 15 Jährigen vor Gericht zerren will. Aber beide beispiele sind nicht repräsentativ.
Karlheinz: Ich habe leider keine Ahnung wer du bist. Aber du nimmt twitter scheinbar für viel wichtiger, als ich. Für mich ist es ein Tool für kurzweilige Unterhaltung und etwas Kommunikation, aber mehr nicht. Da (ent)blocke ich schnell mal. Aber man kann mich immernoch anrufen, vorbei kommen, Mails schicken usw. Scheinbar war es dir aber nicht wichtig genug? Außerdem kann man mit 140 Zeichen je Richtung keine sinnvolle Diskussion führen.
@Enno
Warum genau siehst du die Aufgabe der Differenzierung bei „uns“?
Zum einen, wenn es 10 oder 100 „Gruppen“ auf der anderen Diskussionsseite gibt, gibt es mindestens 10 oder 100 „uns“. Also wer ist hier überhaupt addressiert? Die vermeintlichen Wortführer? Die Kommentatoren? Ich dachte bis dato es sind maßgeblich die „öffentlichkeitswirksamen“ Stimmen gemeint, Journalisten in ihren Blogs, „große Blogger“, die Piraten, PB-Betreiber, etc.
Zum anderen sehe ich immernoch nicht, dass dieser Diskurs in den Aufgabenbereich der Nutzer fällt. Es scheint(!) einen gesellschaftlichen Konsens zu geben, dass unterschiedlichstes Verhalten der Urheber und Verwerter (-Stellvertreter oder auch selbsterklärten Sprechern) NICHT von der Masse geteilt wird, sobald es begriffen wurde. Beispiel Abmahnwesen, Privatekopie, Recht am eigenen Bild, (mündliche) Aufführung, GEMA-Gebühren, und so weiter.
Aus meiner Sicht gibt es einen Grund für die bspw. Verleger entgegenkommende Gespräche zu „verlangen“, sondern umgekehrt es ist an der Zeit das Verwerter und Urheber ihren Sonderstatus rechtfertigen. Wie schon hunderttausendmal an verschiedensten Stellen erwähnt. Es ist mitnichten so, dass das Urheberrecht und Konsorten in Stein gemeißelt neben den Menschenrechten steht. Es ist eher mit dem Wettbewerbsrecht zu vergleichen und selbst über die Lockerung des Reinheitsgebot wird mittlerweile diskutiert und das ist bedeutend älter (und gerade für die schreibenden Zunft vielleicht sogar entscheidender ;).
PS: JA ich schmeisse Verleger und Verwerter in einen Topf, da sie opportun kooperieren wenn es „ihrer“ Sache dient und gerade Verleger die Möglichkeiten hätten sich öffentlichkeitswirksam abzugrenzen. Ich habe keinen Verlag gesehen, der z.B. die Schließung von library.nu (kritisch) kommentiert hat.
Hallo T3o,
wenn du mich mit z.b. der Gema in einen Topf wirfst hast du scheinbar keinen Einblick in die Sache. Ich habe die Schließung von Library.ru aus einem einfachen Grund nicht kommentiert: Was ist das/Was war das? Du kannst nicht erwarten, dass jeder Verleger in deiner Filterbubble lebt.Andersrum: Hast du Verleger nach ihrer Meinung danach gefragt? Mir scheint, dass du eine sehr starke Anspruchshaltung gegenüber anderen hast, sie sollen tun, was du für richtig hältst. So einen Ansatz finde ich immer schwierig. Wenn sie mit dem gleichen Anspruch auf dich zu gehen wird sich nie etwas bewegen. Und keine Seite wird ihre Maximalfordernugen bekommen, alleine, weil sie Gegenläufig sind.
Gruß, Enno
Hallo Enno,
vermutlich lässt sich das jetzt nicht in einer Kommentarspalte in allen Details klären deshalb hier nur kurz:
Libray.nu/Gigapedia/etc. war PB für ebooks mit Sharehosternquellen. Salopp gesagt. Jetzt kann man über die „Privatheit“ der Seite mit Anmeldung zanken, fakt ist aber das es eine DER Quellen für Studenten/Forscher/Wissensuchende für Fachbücher war. Alte die es nicht mehr gibt. Neue die unbezahlbar sind. (Das ganze Thema teuere Wissenschaftspublikation ist nochmal ein eigener, der für mich hier nur wichtig ist weil er der absolute worst-case aus meiner Sicht ist. Öffentliche Mittel bezahlen Wissen(!), dass dann nur privatisiert verwertet werden darf und wegen Unluktrativität nicht mehr erhältlich ist nach wenigen Jahren. Da kommt alles schlechte der Debatte zusammen.-.-)
Hier ein guter Kommentar zu dem Fall, der einzige den ich kenne:
https://www.aljazeera.com/indepth/opinion/2012/02/2012227143813304790.html
Aus diesem Hintergrund kommt auch meine „Anspruchshaltung“. Ja ich halte das Konzept von Urheberrechten für anachronistisch und bin nicht wirklich der Meinung dass ich das verteidigen muss. Wissen darf nicht (weiter) mit Wohlstand gekoppelt sein. Deshalb MUSS das Urheberecht (und ähnliche Rechte) beschnitten/reformiert/mit Schranken versehen, die Formulierung für „geändert“ ist mir da wurscht, werden um diesen Bedürfnisse von Forschung und Lehre bzw. dem allgemeinen Wissenhunger von Privatleuten gerecht zu werden. Das das zu Gunsten der Verleger, Verwerter, Urheber Jahrzehnte nicht so war, sollte umso mehr Antrieb ebenjener sein.
Und jeder der bereit ist für seine wie auch immer gearteten Partikularinteressen dieses Ziel zu opfern oder zu verzögern, steht mit mir zumindest nicht auf einer Seite und hat auch nicht allzuviel Mitleid und Hilfestellung zu erwarten. :/
Also Urheberrecht gerne, solange jeder freien Zugang zu Wissen hat. Wenn das kollidiert. Dann gibt es halt kein Urheberrecht, weil der freie Zugang vorgeht. Überspitzt gesagt ;).
Und warum genau ist jetzt die Reformation der GEMA-Gebühren kein Urheberthema? Da gehts auch darum ob ich für meinen gemeinnütziges Vereinslokal Gebühren abdrücken muss. Es geht um Verwerterprivilegien (GEMA-Vermutung) wie auch bei den Zeitungen (Meinungsreichweite der Verleger). Es geht um den Profit von wenigen (stimmberechtigte Mitglieder) gegen die Interessen einer lobbyschwachen Gruppe (Masse der eingetragenen Urheber).
Klar sind die Jungs und Mädels von der GEMA (wie auch der GEZ^^) nochmal ein ganz besonderer Schlag, aber wenn wir als „Internet“ für Anonymous in Sippenhaft genommmen werden und kaum ne Piratenpressemitteilung ohne deren Verurteilung ernstgenommen wird, dann müsste das das Handelsblatt auch mal machen ;).
Doch lang geworden. Rest gerne per Mail.
@ Herr Lenze
Keine Bange, ich nehme Twitter auch nicht sehr ernst, nicht so ernst wie z.B. Respekt und Höflichkeit im Netz.
Wenn man allerdings ein Twittergespräch über eine Behauptung beginnen möchte und sofort abgewürgt wird, u.a. mit dem fiesen Hinweis „Du nennst Dich Journalist, da hättest Du besser mal recherchieren sollen, haha…“ – dann übersteigt das (in Verbindung mit Trollvorwurf, Blocken und eigene Einträge löschen) meine Kurzweil-Grenze. Vor allem bei einem Thema (Piraten fordern Freigabe von Kopie und Filesharing), bei dem Sie in der Reaktion („findet man nirgendwo“) selbst schief lagen.
Warum sollte ich nach Ihrer deutlichen Reaktion auf Twitter mit Ihnen Kontakt aufnehmen? Ich kenne Sie auch nicht.
Aber okay, hier ist nicht der Ort zur Vertiefung, vergessen Sie es..
Gruß Karlheinz
Übrigens, nur zur Klarheit: Privatkopie ist nach heutiger Definition die Kopie eines erworbenen Werkes.
Ich weiß leider immer noch nicht, worum es geht. Daher kann ich dazu keine sinnvolle Antwort geben. Hier nehmen Sie doch auch Kontakt auf, also scheint es ein Anliegen zu sein.
Hallo Enno,
die Kritik an Julia war eine ganz andere.
Fände der Mars-Rover eine kleine Blume und würde nachhause funken „Keine Oase gefunden“ oder bei diesem Ereignis überhaupt nicht kommunizieren, wäre das ein eher intelligenter Vergleich.
Ich meinte nicht die Kritik an Julia, sondern die an ihrem Verleger.
@Enno: Du schriebst: “Ich rede viel mit Verlegern (seltener mit anderen Verwerten) die allesamt noch nie eine private Kopie abgemahnt haben. Und die es auch reihenweise nicht machen wollen.”
Wenn sie das sowieso nicht machen wollen, dann sollten sie ja auch nichts dagegen haben, wenn ihnen die rechtliche Möglichkeit dazu genommen würde, oder? Da sie sich aber vehement dagegen wehren (d.h. dieses Recht aufrechterhalten wollen), halte ich deine Aussage für wenig plausibel.
@Enno – Ich zitiere mal aus dem Parteiprogramm:
„Der uralte Traum, alles Wissen und alle Kultur der Menschheit zusammenzutragen, zu speichern und heute und in der Zukunft verfügbar zu machen, ist durch die rasante technische Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte in greifbare Nähe gerückt.“
„Daher fordern wir, das nichtkommerzielle Kopieren, Zugänglichmachen, Speichern und Nutzen von Werken nicht nur zu legalisieren, sondern explizit zu fördern, um die allgemeine Verfügbarkeit von Information, Wissen und Kultur zu verbessern, denn dies stellt eine essentielle Grundvoraussetzung für die soziale, technische und wirtschaftliche Weiterentwicklung unserer Gesellschaft dar. “
Wie du nach solchen Passagen zu der Aussage, das einfache Auffindbarkeit nicht aus dem Programm ablesbar ist, erschließt sich mir nicht so ganz.
Vielleicht solltest du diese Aussagen noch einmal überdenken, vor allem wenn du sie als Piratenvertreter eventuell auch auf Podiumsdiskussionen äußerst.
Grüße,
Sylvia
Timwi: Die, mit denen ich gesprochen habe, haben da in der tat nichts gegen. Aber es gibt ja nicht „Die Verleger“ oder „Die Verwerter“ das sind ja auch nur viele Individuen.
Sylvia: Zugänglich machen und Suchmaschinentauglich aufbereiten sehe ich als zwei verschiedene Dinge.
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[…] Ruhrbarone – Mit der Piratenpartei werden in den Medien derzeit vor allem zwei Themen assoziiert: Urheberrecht und Diskussionskultur. Als Verleger an diesen Diskussionen innerhalb der Partei teilzunehmen, ist wie Topfschlagen im Minenfeld: Manchmal geht es gut, viel häufiger aber bricht die Hölle los. Die Spaltung zwischen “Realos” und “Fundis” zeigt sich hier sehr deutlich. Von unserem Gastautor Enno Lenze. […]
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[…] In Gesprächen mit Leuten außerhalb der Buchbranche höre ich gelegentlich, dass Verleger an ihrem schlechten(?) Ruf selber schuld seien, wegen der ganzen Abmahnungen. Dabei sehe ich eigentlich nicht, dass Verleger per se einen schlechten Ruf haben, und ich denke auch nicht, dass in unserer Branche besonders viel abgemahnt wird. Ich sehe da das Problem einer „Filterbubble“, also dass man Meinungen, die sich im eigenen Umfeld tummeln, für wichtiger nimmt als andere. So ergibt sich innerhalb einer größeren Gruppe leicht eine festgefügte Meinung, die beim Einzelnen meist nicht auf eigenen Erfahrungen beruht. Darüber schrieb ich schon mal bei den Ruhrbaronen. […]