Bei der letzten US-Präsidentschaftswahl war Donald Trump von Anfang an der völlig unterschätze Kandidat. Ja, er wurde sogar heftig verlacht, im Ausland mehr als in den USA. Umfrageergebnisse prognostizierten noch bis ganz zum Schluss, dass er klar gegen Hillary Clinton verlieren würde. Die aktuellen Umfragen stehen wieder schlecht für Trump. Aber was, wenn sie ähnlich falsch liegen wie 2016? Wie könnte die Wahl 2020 wirklich ausgehen, wenn die Prognosen die gleiche Fehlerquote aufweisen wie 2016?
Heute findet der Show-down zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden statt. Es wird eine spannende Wahlnacht, von deren Ausgang viel abhängt, auch für Deutschland. Joe Biden ist der Favorit in den Umfragen. Aber wie verlässlich sind diese wirklich?
Beim letzten Mal lagen die Wahlorakel kräftig daneben. Auch damals führten die Demokraten in den Umfragen mit ihrer Kandidatin Hillary Clinton. Bekanntlich kam es anders als gedacht. Und dieses Mal? Was, wenn die Prognosen die gleichen Fehlerquoten beinhalten wie bei der letzten Präsidentschaftswahl 2016?
Blick durch die 2016er Brille
Wahlentscheiden sind in den USA die sogenannten Swing States. Das sind die Bundesstaaten, die nicht traditionell republikanisch oder demokratisch wählen. Sie sind für keine der beiden Parteien sicher und schwingen von Wahl zu Wahl zwischen den Parteien hin und her. Sie sind daher besonders umkämpft. Und auch diese Mal sind die Prognosen zum Teil sehr eng.
Was also, wenn die Umfragen die gleichen Fehlerquoten in den Swing States aufweisen wie 2016? Bei gleicher Fehlermarge, so eine Rechensimulation der US-amerikanischen Nachrichtenseite FiveThirtyEight, würde sich das Ergebnis in zwei Bundesstaaten umkehren, in denen Biden derzeit noch führt. Es handelt sich um Iowa und North Carolina.
Zwei Swing States könnten zugunsten Trumps kippen
In Iowa liegt Joe Biden derzeit knapp mit +0,1 Prozentpunkten (%P) vor Trump. Bei gleichem Prognosefehler wie 2016 würde er allerdings diesen Staat um -5,9 %P verlieren. Das wären dann sechs Wahlmänner weniger für ihn im „Electoral College“ als erwartet. In dieses Gremium entsendet jeder Bundesstaat eine Anzahl von Wahlmännern, die dann im Dezember den Präsidenten bestimmen. Dort muss man eine Mehrheit finden.
Ähnliches in North Carolina: Von dem bisher prognostizierten Vorsprung für Biden von +2,4 %P bliebe nichts mehr übrig. Trump würde diesen Staat mit +2,0 %P gewinnen. Die 15 Wahlmänner gingen an ihn.
In drei Bundesstaaten könnte es viel knapper werden als gedacht
In drei weiteren Staaten würde Joe Bidens Prognose-Vorsprung soweit wegschmelzen, dass er nur sehr knapp gewinnen würde – eine Zitterpartie also. Das ist vor allem der Fall in dem sehr wichtigen und bevölkerungsreichen Bundesstaat Florida, dem viele Experten eine wahlentscheidende Bedeutung zumessen. Hier würde Biden von vorausgesagten +2,1 %P auf +0,4 %P Vorsprung heruntergehen. Es geht um 29 Wahlmänner. In Georgia ginge es für Biden von +1,6 %P auf +0,5 %P (16 Wahlmänner) runter und in Pennsylvania von +5,1 %P auf +0,7 %P (20 Wahlmänner).
Trotzdem: Biden würde gewinnen
Der Blick auf alle Swing States zeigt jedoch: Selbst wenn die Prognosen hypothetisch so fehlerhaft wie die von 2016 wären, würde Joe Biden doch noch die Wahl gewinnen. Er und nicht Trump würde trotz der beachtlichen Fehlerquote von 2016 der Präsident von 2020 werden.
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