US-Sport: Darf ein Footballteam heutzutage noch ‚Rothäute‘ heißen?

DSC07185Es gibt Namen die sind unzweifelhaft sehr diskriminierend und/oder verächtlich und sollten dementsprechend geändert bzw. möglichst komplett vermieden werden. ‚Negerküsse‘ oder ‚Mohrenköpfe‘ gilt dabei als das klassische Beispiel. Seit Jahren wird das Produkt daher besser ‚Schokoküsse‘ oder ‚Schaumküsse‘ genannt. Weitere Beispiele waren zuletzt auch die Bezeichnungen ‚Eskimo‘ (wurde früher mit ‚Rohfleischfresser‘ gleichgesetzt, gilt inzwischen aber als überholt) oder ‚Indianer‘. Beide Begriffe werden seit einiger Zeit ziemlich konsequent durch ‚Inuit‘ und ‚Amerikanische Ureinwohner‘ ersetzt. Zuletzt brandete eine ähnliche Diskussion hierzulande auch bei dem Begriff ‚Zigeunersauce‘ auf, welche, laut Meinung einiger doch besser als ‚Balkansauce‘ zu bezeichnen wäre.

Als jemand der tagtäglich den Sport in Nordamerika verfolgt, stößt man dort aktuell auf eine Diskussion im Profisport, welche diese Diskussionen nun noch weiter vorantreibt . Aktuell läuft in den USA nämlich ein Streit in den sich selbst US-Präsident Barack Obama persönlich mit eingeschaltet hat. Die Frage dabei: Soll sich das NFL-Footballteam der ‚Washington ‚Redskins‘‘, also übersetzt wohl schlicht ‚Rothäute‘ genannt, nun ebenfalls einen neuen, weniger diskriminierenden Teamnamen suchen?

Die hochemotionale Diskussion läuft dabei quer durch die Gesellschaft. Während Präsident Obama den Teameigentümer Dan Snyder öffentlich aufforderte den Namen doch möglichst rasch zu ändern, lehnte dieser das Anliegen mit einem Verweis auf die große Tradition des Teams unter diesem Namen strikt ab. Das Team wurde bereits 1932 gegründet. Seit 1937 ist es in Washington unter diesem Namen aktiv.

Zuletzt hatten bereits mehrere College-Teams in Nordamerika, mit umstrittenen Teambezeichnungen, ihre Namen entsprechend geändert. Einige Medien in
Übersee meiden inzwischen offenbar auch bereits die Verwendung des Namens ‚Redskins‘ für das NFL-Team aus Washington, auch wenn trotz aktueller Umfragen offenbar  80% der Befragten gar kein Problem mit der Namensgebung des Teams haben. Der entsprechende gesellschaftliche Druck auf den Teameigentümer steigt trotzdem.

Ich kann das Ganze auch nicht wirklich als so dramatisch erkennen. Für mich ist das Ansinnen Obamas übertrieben. Während ich durchaus nachvollziehen kann warum man besser Schokoküsse, Inuit, oder Ureinwohner statt Negerkuss, Eskimo oder Indianer sagt, leuchtet mir das am Beispiel der Washington ‚Redskins‘ bisher nicht so recht ein.

Übertragen wir das Beispiel doch einmal auf den hiesigen Sport. Hätte ich tatsächlich ein Problem damit Fan eines Teams zu sein, das sich, um im Bild zu bleiben, tatsächlich seit Jahrzehnten schon  ‚Dortmunder Bleichgesichter‘ nennt? Nein, das hätte ich nicht!

Man muss ja wohl auch nicht jedes Wort auf die sprichwörtliche Goldwaage legen. Eigen- und Spitznamen im Sport sind üblich. Und ob die Bezeichnung ‚Rothäute‘ tatsächlich beleidigend ist, darüber ließe sich ja auch noch streiten. Schließlich ist man seit Jahren übereingekommen ja auch die Begriffe ‚Schwarze‘ und ‚Weiße‘ als durchaus korrekt zu betrachten. Warum dann nicht auch ‚Rote‘, im übertragenen Sinne?

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der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

@Robin

Ich möchte Deine Frage gerne mit einer Gegenfrage beantworten:

Wieso kann man die Diskussion, ob ein US Amerikanisches Footballteam heute noch Rothäute heißen darf, nicht da führen lassen, wo sie hingehört, nämlich in den USA?

Wieso sollen wir uns in Deutschland, wo American Football darüber hinaus auch noch absolut unpopulär ist, über den Namen „Redskins“ Gedanken machen?

Robin Patzwaldt
11 Jahre zuvor

@der, der auszog:
Auch von mir dann eine Gegenfrage: Warum soll man das in Zeiten der Globalisierung denn hier in NRW bzw. in Deutschland nicht diskutieren bzw. einmal darüber nachdenken?

Erdgeruch
Erdgeruch
11 Jahre zuvor

Mir fehlt da auch total der Bezug zu.

Robin Patzwaldt
11 Jahre zuvor

@Erdgeruch: Das ist doch ganz normal. Wenn ich z.B. Zeitung lese, dann interessiert mich ja auch nicht jeder Artikel in einer Ausgabe. Ist ja auch nur ein Angebot. Jeder kann frei wählen was er davon liest und/oder kommentiert… Den Einen interessiert dies Thema, den anderen das. So isses halt. 🙂

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

Ich akzeptiere einfach mal, dass Du mir auf meine Frage keine Antwort geben willst und versuch deshalb zu beschreiben, was ich mit meiner Gegenfrage meinte:

Dir geht es nicht nur darum, den Leser in „NRW bzw. in Deutschland“ darüber zu informieren, dass in den USA derzeit über den Namen Redskins – Rothäute diskutiert wird, sondern Du möchtest darüber hinaus, dass er Dir eine Antwort gibt und zwar auf Deine Frage „Darf man ein Footballteam heutzutage noch Redskins nennen, oder darf man das nicht? Eine Frage, die man nur mit Ja, Nein oder weiß nicht beantworten kann und in der es in letzter Konsequenz darum geht, ob ein Footballclub weiter Redskins heißen darf, oder ob man ihm diesen Namen verbieten sollte. Im Klartext erwartest Du von Deinem Leser in „NRW bzw. in Deutschland“, dass er ein moralisch geprägtes Urteil fällt über eine Angelegenheit, die ihn eigentlich gar nichts angeht und auf die er auch keinen Einfluss nehmen kann, egal wie er sich entscheiden wird.

Was ich damit sagen will:
In „NRW bzw. Deutschland“ führen wir gerade sehr interessante Debatten, was man alles dürfen soll und was nicht und was noch alles verboten werden könnte. Dafür muss man ja nicht unbedingt bis in die Vereinigten Staaten reisen und sich um Themen aus dem Sport bemühen.

gunwalt
11 Jahre zuvor

In den USA Rothäute, hier Zigeunerschnitzel … http://www.gunwalt.de/blog/blog/2013/10/eilmeldung/

Dortmunder
Dortmunder
11 Jahre zuvor

Lieber Aishoggä Fan Patzwald, jetzt aber schnell die Vorsauerlandtruppe auch in Iserlohner Kapaune umbennenen.

Nansy
Nansy
11 Jahre zuvor

Zitat: „Zuletzt brandete eine ähnliche Diskussion hierzulande auch bei dem Begriff ‚Zigeunersauce‘ auf, welche, laut Meinung einiger doch besser als ‚Balkansauce‘ zu bezeichnen wäre.“

Focus heute: „Die Hersteller lehnen eine Umbenennung unter Verweis auf die lange Tradition ab. Auch Verbände der Minderheit gehen auf Distanz. „Dass jemand allen Ernstes eine solch hanebüchene Beschwerde erhebt, war für uns bisher nicht vorstellbar“, reagierte der Bundesrat der Jenischen Deutschlands.“
https://www.focus.de/politik/deutschland/streit-um-umbenennung-zigeunersauce-heisst-trotz-protesten-weiter-zigeunersauce_aid_1124016.html

Bioblubb
Bioblubb
11 Jahre zuvor

Hm, bei den Verantwortlichen der NFL scheint davon nicht so viel angekommen zu sein. Das Spiel Redskins vs Cowboys wurde als „THE American Game“ angekündigt…

discipulussenecae
discipulussenecae
11 Jahre zuvor

Es spricht zumindest für die oft beklagte, angeblich fehlende ideologische Breite der RUHRBARONE, wenn Robin Patzwaldt „durchaus nachvollziehen kann, warum man besser Schokoküsse, Inuit, oder Ureinwohner statt Negerkuss, Eskimo oder Indianer sagt.“

Letztlich spricht er damit doch nur einem Regulierungswahn das Wort, der sich schon länger auch sprachlich manifestiert; am schlimmsten finde ich das schreckliche Unwort ‚Studierende‘, das so politisch korrekt daher kommt wie biologisches Knäckebrot mit Tofu-Hüttenkäse und stillem Mineralwasser.

„Lustig ist das Zigeunerleben … brauchen dem Kaiser kein Zins zu geben!“ Das wäre doch mal ein nettes anarchistisches Schlagwort! Das auch ganz politisch korrekt nicht von den schurkischen Nazis ausgerufen wurde. Ein Anarchismus, der sich auch gegen den Terror der vorgeblichen Sprachtugenden und ihrer Hüter (!) richten würde!

Als Ignaz Schnitzer das Libretto des ‚Zigeunerbarons‘ (UA 1885) fertiggestellt hatte, hat noch kein Mensch an die böse Partei gedacht.

Wir aber singen morgens ein „Lustig ist das Balkanerleben …“, essen mittags ein veganes ‚Balkanschnitzel‘ und sehen uns abends eine bildungsbürgerinnen- und bürgerliche Aufführung des ‚Balkanbarons‘ an.

Und die politisch korrekten Sprachkritikerinnen und -kritiker wissen wahrscheinlich jetzt schon, warum ich demnächst auch keine Amerikaner, Berliner, Frankfurter, Wiener oder Kosakenzipfel mehr essen darf.

Wie bemerkte Jake Harper einst so treffend: „Es heißt jetzt aphroamerikanisches Disiakum …“

Robin Patzwaldt
11 Jahre zuvor

„Es spricht zumindest für die oft beklagte, angeblich fehlende ideologische Breite der RUHRBARONE, wenn Robin Patzwaldt “durchaus nachvollziehen kann, warum man besser Schokoküsse, Inuit, oder Ureinwohner statt Negerkuss, Eskimo oder Indianer sagt.”

Eines kann ich hier einmal ganz klar feststellen: Ich schreibe jetzt schon seit 2010 für die Ruhrbarone. Bis September 2012 als Gastautor, seitdem als festes ‚Teammitglied‘. Noch nie hat irgendjemand hier Einfluss darauf genommen was ich schreibe. Im Gegenteil! Man hat mir beim Eintritt in die Stammmannschaft sofort zugesichert, dass ich schreiben könnte was und worüber ich möchte. Sollte es also tatsächlich eine ‚’ideologische‘ Breite‘ geben, dann besteht sie jedenfalls nicht als Vorgabe, sondern würde sich eher zufällig und kurzzeitig so ergeben, da das Team der Autoren ja immer irgendwie im Fluss ist.
Und ganz im Gegenteil: Für mich macht das ‚Durcheinander‘ der Meinungen hier gerade auch den ganz besonderen Reiz aus. Man weiß morgens nie was der Tag hier so an Themen und Meinungen mit sich bringt.
Das ist für mich dabei auch ein ganz wichtiger Grund, warum es mir hier so viel Spaß macht.

Henk
11 Jahre zuvor

Ich halte einige Auswüchse der korrekten Sprache für unnötig bis widerlich. Ich halte es grundsätzlich aber für sinnvoll, Gruppenbezeichnungen zu vermeiden, die die jeweiligen Gruppen ablehnen. Wie das im Fall der „Redskins“ aussieht, kann ich nicht beurteilen. Bei „Negerküssen“ und „Zigeunersauce“ werden aber von den jeweiligen Gruppen abgelehnte Begrifflichkeiten eingesetzt. Ich verstehe nicht, was daran so schwer sein soll, solche Begriffe zu vermeiden. Dass plötzlich so vielen Menschen an Zigeunersauce und ihrem Namen hängen, verwundert mich.

Es zeugt – davon abgesehen – natürlich von äußerst unscharfer Beobachtung (oder bewusster Verschleierung), wenn man wie Discipulussenecae den Unterschied zwischen Begriffen wie „Neger“ und „Zigeuner“ einerseits und „Amerikaner“ und „Berliner“ andererseits nicht erkennt. Mir ist nicht bekannt, dass sich Berliner jemals dagegen verwehrt haben, als solche bezeichnet zu werden.

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