Der Bochumer Psychologe Varnan Chandreswaran behauptet, von der Gleichstellungsbeauftragten der Ruhr-Universität Bochum darauf hingewiesen worden zu sein, gewisse Aussagen in seinem Podcast nicht äußern zu dürfen. Auf seinen Einwand, dass es sich um ein privates Format handele, habe es keine weiterführende Klärung gegeben. Diese Darstellung verbreitete sich gestern auf X.
Nach Angaben der Ruhr-Universität Bochum, die nach eigener Aussage trotz Osterurlaubs Kontakt zur betreffenden Person – die nicht die Gleichstellungsbeauftragte der RUB ist – aufnehmen konnte, handelte es sich bei dem fraglichen Austausch um ein informelles Gespräch auf einem Flur. In diesem sei es um verschiedene Themen gegangen, unter anderem auch um Inhalte aus Chandreswarans Podcast. Dabei sei die eher flapsige Anmerkung gefallen, dass es da Aspekte gebe, über die man noch einmal ins Gespräch kommen könne. Das Gespräch sei in guter Stimmung verlaufen und habe auch auf dem Flur geendet. Einen dienstlichen oder formellen Charakter habe es zu keiner Zeit gehabt.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Chandreswaran erklärt, ein geplanter Vortrag an einer Universität sei aufgrund seiner kritischen Haltung zur Wokeness-Bewegung abgesagt worden. Auf mehrfache Nachfrage, auch der Ruhrbarone, um welche Universität und welchen Kurs es sich konkret gehandelt habe, reagierte er jedoch nicht. Eine Überprüfung seiner Darstellung war somit nicht möglich.
Dass Chandreswaran dennoch öffentlichkeitswirksam publiziert, einen Buchvertrag erhalten hat und in Podcasts sowie auf Veranstaltungen über seine Positionen spricht, wirft Fragen auf hinsichtlich der behaupteten Einschränkungen. Die Diskrepanz zwischen öffentlichem Auftreten und behaupteter Unterdrückung bleibt auffällig.
Unterstützung erhielt Chandreswaran von der ehemaligen AfD-Vorsitzenden Frauke Petry, die ihm öffentlich zur Seite sprang (siehe oben).
Ungeachtet dessen bleibt die Frage nach der Freiheit von Forschung und Lehre ein zentrales Thema – gerade in Zeiten, in denen politische Einflussnahme und kulturelle Polarisierung auch den akademischen Raum betreffen. Doch wer ständig „Feuer“ ruft, wo keines brennt, gefährdet auf Dauer die Aufmerksamkeit für tatsächliche Brandherde. Die Wissenschaftsfreiheit braucht entschlossene Verteidigerinnen und Verteidiger – aber auch die Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen realem Druck und inszenierter Empörung.