Heute ist der vierte Advent, und das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu. Wie Millionen andere denke ich in diesen Tagen viel nach und ziehe Bilanz – sowohl allgemein als auch persönlich. Dabei erinnere ich mich an schöne, aber auch schwierige Momente der vergangenen Monate.
Wie viele empfinde auch ich das ablaufende Jahr als sehr herausfordernd, teils sogar furchtbar. Trotzdem bin ich selbst überrascht: Ende 2024 gehe ich eigentlich recht zufrieden, ja sogar optimistisch in das Jahr 2025. Nach einigem Nachdenken, warum das so ist, bin ich zu einer Antwort gelangt – und sie lautet, so ungewöhnlich es zunächst klingen mag: Herman van Veen.
Früher neigte ich dazu, mich in Probleme hineinzusteigern. Hatte ein Thema erst einmal meine Aufmerksamkeit, ließ es mich so schnell nicht mehr los – beruflich wie privat. So regte ich mich stundenlang über Ungerechtigkeiten auf, etwa bei der Errichtung des Kraftwerks „Datteln 4“, über das ich auch hier im Blog der ‚Ruhrbarone‘ zahllose Texte schrieb. Heute sehe ich diese Zeit eher als lehrreich. Wirklich aufregen tut mich das Thema kaum noch.
Auch andere Dinge nehme ich gelassener. Niederlagen meines BVB ärgern mich zwar immer noch, aber längst nicht mehr so nachhaltig wie früher, um mal ein banaleres Thema herauszugreifen. Vielleicht liegt das am Alter – inzwischen bin ich über 50. Früher hatte ich zudem erwartet, dass nach der Corona-Pandemie auf uns alle ein paar unbeschwertere Jahre folgen würden. Diese Hoffnung wurde bislang bitter enttäuscht, wie ein Blick in jede Nachrichtensendung zeigt. Trotzdem fühle ich mich unerwartet gut.
Ein Grund für diesen Zustand ist ein Radiointerview mit Herman van Veen, das ich einmal im WDR hörte. Auf die Frage nach seinem Geheimnis des Lebensglücks antwortete er sinngemäß: „Die Welt mit ihren Problemen kann einen zur Verzweiflung treiben. Aber ich habe gelernt, mich auf mein direktes Umfeld zu konzentrieren – dort, wo ich tatsächlich etwas bewirken kann.“ Dieser Gedanke, den van Veen in der Sendung deutlich länger ausführte, beeindruckte mich und begleitet mich bis heute.
Seitdem versuche ich, Van Veens Philosophie zu leben. Das hat mein Leben verändert. Heute pflege ich den Kontakt zu meinen Nachbarn und wir kümmern uns gemeinsam um unsere Siedlung. Natürlich stören mich globale Probleme noch immer. Aber ein positives Umfeld gibt Halt. Auch Streit vermeide ich gezielt, was nicht immer leicht ist, aber in den letzten Jahren oft gelungen ist.
Durch meine pragmatische Art akzeptiere ich Dinge wie den Verlust unseres Familienhundes in diesem Frühjahr besser. Entscheidend ist auch, dass größere gesundheitliche Probleme in meiner Familie bislang ausgeblieben sind.
Ich möchte Van Veens Ansatz nicht als absolute Lösung darstellen – nicht alles liegt in unserer Hand. Aber für mich war sein Rat, den Fokus auf das persönliche Umfeld zu legen, enorm hilfreich. Man kann die Welt nicht im Ganzen verändern, wie es etwa Greta Thunberg in ihrem jugendlichen Idealismus vor ein paar Jahren in Sachen Klimawandel versuchte und damit am Ende scheiterte. Doch das eigene Umfeld lässt sich vergleichsweise leicht gestalten, und genau das macht den Alltag erträglicher.
Trotz all des Wahnsinns da draußen: Ich bin Herman van Veen sehr dankbar für seinen Rat von einst – und gehe auch furch ihn erstaunlich gut gelaunt ins Jahr 2025.
In diesem Sinne: Schöne Feiertage und ein besseres neues Jahr euch allen!