Keine Frage, der CO2 Ausstoß im Verkehr ist eines des größten Klimawandel Verursacher weltweit und das ganz besonders in den hoch motorisierten Ländern. Eine Verkehrswende ist deswegen in diesen Nationen, zu den auch Deutschland gehört, schon seit über 30 Jahren dringend notwendig. Nur, dass sie bis heute nicht stattgefunden hat und auch in absehbarer Zukunft nicht stattfinden wird. Egal was die Politiker zur Zeit versprechen und ankündigen.
Die Elektrifizierung ändert nicht das Verkehrsverhalten.
Es fehlen einfach alle Voraussetzungen dafür und es ist nicht absehbar, dass sich das bald ändert. Im Gegenteil. Die Anzahl der motorisierten Fahrzeuge auf unseren Straßen steigt kontinuierlich weiter. Die Corona Pandemie hat diese Entwicklung keineswegs gestoppt, sondern noch verstärkt, in dem der ÖPNV zum Infektionsherd erklärt wurde. Auch das Fernreiseverhalten hat wieder so zugenommen, dass selbst im Luftraum mehr Flugzeuge denn je prognostiziert werden.
Was die immer höhere Fahrzeug Dichte in den Städten betrifft, hat die enorm gestiegene Anzahl der E-Bikes daran nichts ändern können, weil die wenigsten Käufer und/oder Nutzer deswegen ihr Auto abgeschafft haben. Selbst ihre alten Fahrräder stehen weiter in Kellern, Höfen und Garagen rum, anstatt in Ländern gefahren zu werden, für deren Menschen ein mit eigener Körperkraft betriebenes Fahrrad ein große Verkehrserleichterung wäre. Erst recht bringen die mit viel Staatsknete neu angeschafften E-Autos vorläufig keine wesentliche Besserung, denn ihr Strom wird zu mehr als der Hälfte mit Kohle, Gas und Öl erzeugt.
Nimmt man die Umweltschäden und den CO2 Ausstoß bei der Batterie Produktion und das bislang kaum vorhandene Recycling der verbrauchten Batterien hinzu, hält sich der CO2 Gewinn gegenüber den Verbrenner Fahrzeugen für das kommenden Jahrzehnt in engen Grenzen. Noch entscheidender ist, dass aus der Natur der Sache heraus auch die Elektromotorisierung nicht die Anzahl der Fahrzeuge senkt und damit nichts zur Lösung des Hauptproblems in den Verdichtungsräumen leistet: Dem Platzmangel.
ÖPNV und Fahrrad können ihr Potential nicht entfalten
Gleichzeitig fällt der überall propagierte Retter und Game Changer ÖPNV auf Grund seiner systematisch betriebenen, mindestens aber duldend zugelassenen, Verringerung und Verrottung fast komplett aus. Die Deutsche Bahn dank systemischer Misswirtschaft und verfallender Infrastruktur allen voran. Aber nicht mal für das immer noch privilegierte private Automobil und seine absehbar steigenden Nutzung ist die bestehende Asphalt- und Brückenstruktur gerüstet. Von ihrer Übernutzung durch den immer weiter steigenden Lastwagenverkehr ganz zu schweigen.
Dem zweiten großen und ebenfalls überall propagierten Problemlöser Fahrrad geht es ähnlich. Nicht nur das die deutschen Kommunen Milliarden für Fahrradwege verbrannt habe, die für die von allem Experten prognostizierte E-Mobilisierung des Fahrrades völlig ungeeignet sind. Viele sind aber auch für klassische Fahrräder nicht nutzbar. Und erst recht nicht für welche mit Anhänger. Zugleich verdrängt der zunehmende Autoverkehr die Radfahrer immer mehr von dem auch für sie vorteilhaften Straßenasphalt.
Selbst da, wo Autofahrer problemlos ausweichen können, werden Pedalisten mit dem Hinweis von der Straße gedrängt und beschimpft, dass es einen Radweg gibt. Wer diese Radwege aus eigener Erfahrung kennt, weiß jedoch, dass die meisten nicht nur zu eng und immer wieder unterbrochen sondern vor allem elende Holperstrecken sind. Radfahren wird so in den meisten Städten zur Zumutung, während der Ausbau, die Reparatur und Pflege der Radwege weit hinter den Erfordernissen hinterherhinkt.
Statt intelligenter Verkehrslenkung zunehmender Dichtestress
Auch eine das Problem zumindest reduzierende intelligent Verkehrslenkung liegt in weiter Ferne. Die deutschen Städte kriegen mehrheitlich nicht mal die stromsparende nächtliche Ampelreduzierung hin. Von smarten digitalen Regulierungssystemen, die sich dem jeweils aktuellen Verkehrsstrom anpassen ganz zu Schweigen. Nicht mal die in anderen Ländern erprobte permanente Rechts-Abbiege-Erlaubnis für Fahrräder, die aus der Natur der Sache keiner zusätzlichen technischen Einrichtung bedarf, ist in Deutschland möglich.
Stattdessen wird der Dichtestress in deutschen Städten und auf deutschen Fernstraßen unvermeidlich weiter zunehmen. Mit dem 49 Euro Ticket gilt das auch, wenn auch weniger als bei seinem 9-Euro-Vorläufer, für die Überlastung der Regionalzüge der DB und den gesamten kommunalen und regionalen ÖPNV in Zeiten der Rushhour. Selbst das vorfahrtsprivilegierte ICE Netz ist zunehmend überlastet, weil die DB auch in absehbarerer Zeit nicht über genug Züge, Lockführer und funktionierende Streckeninfrastruktur verfügt.
Die Verkehrsaufkommen Spirale geht also, sich mengenmäßig selbst verstärkend, nach oben und, zumindest für Otto-Normalverbraucher, qualitätsmäßig ebenso selbst verstärkend nach unten. Auf Grund dieses Strukturmechanismus verschlimmern selbst die gut gemeinten Verkehrsvermeidungs- und Beruhigungsmaßnahmen in den Ballungsräumen das Problem. Denn statt das Platzproblem zu beheben vergrößern sie es auf den nicht beruhigten Bereichen, so dass die Konflikte zwischen den unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern weiter zunehmen werden.
Abnehmende Kooperation und zunehmende Aggression
Das seit Jahrzehnten bevorzugte Konzept der getrennten Wege hat obendrein dazu geführt, dass die Kooperationswilligkeit zwischen Auto- und Radfahrern im Straßenraum grundsätzlich immer weiter abgenommen und stattdessen die Rechthaberei und die Aggression zugenommen hat. Shared Space Konzepte sind deswegen in Deutschland kaum durchzusetzen, während der Platz für ausreichend gesicherte und genügend breite Radwege häufig fehlt oder zu weiteren Konflikten mit Fußgängern führt.Gleichzeitig hat die „Straßenkampf“ Aus- und Aufrüstung von Fahrzeugen und Fahrern und dem Motto „Mehr Sicherheit“ weiter zugenommen und wird noch weiter zunehmen, was nach den bisherigen Erfahrungen die Kooperationsunwilligkeit zwischen den Verkehrsteilnehmern noch weiter verstärken wird.
PKWs werden zunehmend zu überdimensionierten Straßenpanzern während sich Radfahrer nicht mehr ohne Helm, Knie und Ellenbogen Schutz auf die Straße trauen. Der gesetzlich vorgeschrieben Mindestabstand zwischen Autos und Fahrrädern wird von beiden Seiten nicht eingehalten, und kann das bei überfüllten Straßen häufig auch nicht. Die Ampelschaltungen benachteiligen bezüglich des Verkehrsflusses in der Regel die Radfahrer gegenüber den Autofahrern was dazu führt, dass Radfahrer vermehrt die Ampeln auch bei Rot kreuzen.
Damit ein sozialräumliches Desaster programmiert, dass über kurz oder lang auch zu mehr Unfällen und damit zu mehr Toten und Verletzten führt, und das vor allem bei den jeweils schwächeren Verkehrsteilnehmern. Aber es gibt einen Ausweg aus dem Desaster. Darüber kannst du hier mehr erfahren: https://www.ruhrbarone.de/wer-die-verkehrswende-will-braucht-ein-faltbares-e-bike-und-ein-deutschland-ticket/233786/
Bei uns auf der Arbeit hatten wir über das Neun Euro Ticket diskutiert. Sofort kam die Frage auf, wie oft wir umsteigen müssten, um zur Arbeit zu gelangen. Wir waren uns schnell einig, dass sich das Neun Euro Ticket nur dann lohnt, wenn man nur einmal umsteigen muss, selbst dann wäre es fraglich, ob es sich lohnt.
Eine Kollegin hatte die S-Bahn Haltestelle nahe ihrer Wohnung und konnte direkt zu unserer Arbeitsstelle durchfahren und war Anfangs davon begeistert, mehr als 200 Euro im Monat sparen zu können. Sie ist dann sehr schnell wieder zum Auto zurückgekehrt nach dem die S-Bahn mehrmals ausgefallen war und sie zu spät zur Arbeit oder Abens nicht nach Hause kam.
Wenn ich überlege, wann sich der ÖPNV für mich lohnt, dann komme ich zu dem Ergebnis, dass dies gar nicht der Fall ist. Die Fahrzeiten zu allen interessanten Zielen verdoppeln sich mindestens, wenn ich auf den PKW verzichte… Selbst gratis wäre das keine echte Alternative, bei dieser Taktung….
Das ist das Grundproblem des ÖPNV. Selbst Preissenkungen oder gänzlicher Einnahmeverzicht bringen den Kunden nichts, wenn die Qualität was Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Taktung betrifft, abnimmt. Dabei ist das Umsteigen das Hauptproblem, weil genau an dieser Stelle schon durch geringe Unpünktlichkeit erhebliche Zeitverluste für die Reisenden entstehen. Fallen dann Züge regelmäßig ganz aus, geht die Attraktivität des ÖPNV gegen Null. Ein Blick in die Schweiz zeigt allerdings, dass es auch ganz anders geht.