Vertuschung ala Zollverein. Intrigen statt Aufklärung

Die Zeche Zollverein hat ein massives Sicherheitsproblem. Aber anstatt aufzuklären versucht die Stadtverwaltung Essen Sand in die Augen der Menschen zu streuen.

Es ist bekannt, dass in mehreren Prüfberichten des TÜV-Rheinland „wesentliche Mängel“ im Brandschutz festgestellt wurden. Das bedeutet, mit den Anlagen, die dort vorhanden sind, kann die Kohlenwäsche, kann das Ruhrmuseum nicht sicher betrieben werden. Daniel Drepper hat das alles im WAZ-Rechercheblog im klein klein aufgedröselt.

Weiter hat er bewiesen, dass etliche der wesentlichen Mängel seit 2006 nicht ausreichend behoben wurden. Das alles muss im Bauamt bekannt gewesen sein. Doch trotz der Mängel wurde das Kulturhauptstadtjahr auf der Kohlenwäsche durchgezogen. Auch jetzt noch wird auf der Kohlenwäsche weitergemacht, ohne die wesentlichen Mängel bereits dauerhaft beseitigt zu haben. Stattdessen immer wieder nur Provisiorien, sogenannte Kompensationen. Dann werden irgendwelche Mitarbeiter geschult, den Leuten bei einem Brand zu sagen, keine Angst Leute, der Krach auf der Fluchttreppe ist gar nicht schlimm, ihr müsst dahin laufen, wo die Ventilatoren wummern. Da seit ihr sicher. Macht natürlich jeder.

Sollte es ein Brandunglück auf Zollverein geben – was Gott verhüten möge – dann werden da Menschen sterben. Und alle haben gewusst, dass die Anlagen nicht sicher sind. Aber alle haben die Augen zugedrückt.

Schlimm ist es nur, wie Daniel schreibt, dass die Stadt Essen, das Bauamt versucht, die Aufklärung zu verhindern. Akten werden geheim gehalten – obwohl sie nach dem Informationsfreiheitsgesetz offen gelegt werden müssen. Fragen werden nicht beantwortet. Sicherheitsprüfungen abgeblasen. Stattdessen wird diffamiert, was das Zeug hält. Intrigen werden gestartet und geklagt. In Essen wird gemauschalt, das sei alles von Hochtief angerührt. Das solche Gerüchte verbreitet werden, ist peinlich von der Stadt, peinlich vom Bauamt. Anstatt die Sicherheitslücken zu beheben, wird drüber getratscht, wer was wann gesagt hat. Unglaublich, dass so etwas in einer Stadt in Deutschland passieren kann. Hochtief ist seit vielleicht anderthalb Jahren dabei. Die Sicherheitsprobleme gibt es seit 2006. Aber klar, das Unternehmen soll schuldig sein, nicht die Leute, die seit 2006 das Sagen auf Zollverein haben.

Aber es kommt noch dicker. Die gleichen Leute, die den Scheiß 2006 angerührt haben. Allen voran die bekannte Bauleiterin Annette Heydorn will den Mist beseitigen, den sie selbst verantwortet. Heydorn? Heydorn. Das ist die, die früher bei der Stadt im Bauamt gearbeitet hat, bevor sie nach einem Schlenker auf dem besser bezahlten Stuhl bei Zollverein landete.

In meinen Augen ist doch klar, dass bei so einer Konstellation nur versuchte Vertuschung rauskommen kann.

Davon ab: Bezahlt eigentlich Zollverein seine Rechnungen pünktlich? Wenn ich so höre, was da abgeht, kann ich mir das kaum vorstellen. Vielleicht hat Heydorn ja einfach die Schlussrechnungen einiger wichtiger Leute auf dem Bau nicht bezahlt, und deswegen haben die die Mängel nicht richtig beseitigt. Und deswegen ist da alles im Argen. Könnte sein. Könnte auch nicht sein und Zollverein zahlt prima, pünktlich und alle Mängel wurden beseitigt. Bah.

Bleibt zu hoffen, dass die Zollverein-Leute heute im Planungsausschuss der Stadt wenigstens offen legen, wie sie die Sicherheit auf Zollverein sicherstellen. Ich glaube ja, es wird nur neue Intrigenvorwürfe geben, anstatt die Sache aufzuklären und Sicherheit zu schaffen.

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Flusskiesel
13 Jahre zuvor

So eine Dunkelheitspolitik kommt mir irgendwie bekannt vor! Nur, dass es jetzt rauskommt, bevor etwas passiert und nicht erst nach dem Unglück wie bei uns in Duisburg!

Uwe
Uwe
13 Jahre zuvor

Jetzt ist auch klar, warum die ‚Zeche in Katternberg‘ das photographieren auf ihrem Gelände verbietet – bzw. die Verwendung der Fotos – und dann auch Abmahnt… Seitdem ich das weiß, fahre ich dort sowieso nicht mehr hin. – Die können mich mal.

der, der auszog
der, der auszog
13 Jahre zuvor

Die Tragödie von Duisburg war auch das erste, was mir zu der Berichterstattung über die Sicherheitslücken auf Zollverein einfiel. Leider muss erst immer etwas passieren, bevor das Thema Sicherheit von Politikern und Verwaltungen ernst genommen wird.

Seltsam zurückhaltend finde ich übrigens die Haltung der Landesregierung zur Sicherheitsdiskussion auf Zollverein. Konnte man nach Duisburg nicht schnell genug die Genehmigungsverfahren für Großveranstaltungen verschärfen, um solche Tragödien in Zukunft zu verhindern, scheint es auf Zollverein egal zu sein, wie es um die Sicherheit der Besucher im Ernstfall bestellt ist. Aber vielleicht hat der Essener Oberbürgermeister im Gegensatz zu seinem Duisburger Kollegen auch einfach nur das „richtige“ Parteibuch, welches es der derzeitigen Landesregierung verbietet, sich mit den Sicherheitsmängeln auf Zollverein näher auseinanderzusetzen.

trackback
13 Jahre zuvor

Links anne Ruhr (17.06.2011)…

Duisburg (Loveparade 2010): Bürgerinitiative zur Abwahl von OB Sauerland steht in den Startlöchern (DerWesten) – Dortmund: “Im Norden wohnen die Horden…” – Interview zur Nordstadt (Ruhrbarone) – Duisburg: …

Katharina
Katharina
13 Jahre zuvor

Neues aus Duisburg in Sachen LOVEPARADE:

Datum: 17.06.2011 Zeit: 15:00
Raum: Duisburg-Mitte, Rathaus Duisburg, Ratssaal (Zi. 100)
Bezeichnung: SONDERSITZUNG
öffentliche gemeinsame Sitzung der Bezirksvertretung Mitte, des Ausschusses für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Verkehr und des Umweltausschusses2 Bebauungsplan Nr. 1129 – Dellviertel – “Duisburger Freiheit”

SEITE 15 Punkt 4.2.1 Beachten

Der ORGINALORT des UNGLÜCKS ist NICHT erhaltbar

Genervter Leser
Genervter Leser
13 Jahre zuvor

Zum einen muss man ja leider sagen: Politker werden sich (normalerweise) erst dann um soetwas kümmern, wenn ihre eigene Karriere davon abhängt.

Zum anderen wäre es mal sehr schön, wenn es mal rein sachliche Zeitungsartikel zu diesem Thema gäbe, also welche, die nicht unnötig aufgebauscht werden wie von Herrn Drepper oder Herrn Kontekakis.

Zum Beispiel der Lärm im Treppenhaus:
100 Dezibel ist natürlich eine ganze Menge. Wenn aber die Aussage von Bauamtsleiter Franke stimmt, dass es keine gesetzliche Regelung dafür gibt, so ist das Nichts, was wirklich behoben werden muss. Es wäre schön, wenn der Geräuschpegel gemindert würde, aber es ist nicht erforderlich.

Als weiteres Beispiel läßt sich die Ausdrucksweise der beiden Verfasser anführen, die sehr aggressiv gehalten ist. Eine sachliche Auflistung der Mängel mit den entsprechenden Reaktionen der Behörden wäre wesentlich besser gewesen als dieses Geschmiere im Stile der Bild-Zeitung.

Übrigens: Es gab dieses Jahr ein Feuer auf Zollverein. Ein komplettes Gebäude ist abgebrannt. Interessanterweise ist kein Mensch zu Schaden gekommen. Es handelte sich hierbei zwar „nur“ um das Altpapierhaus „Haus auf Zeit“, also ein angebliches Kunstwerk, aber es war trotzdem ein Brand dauf Zollverein.
Wenn man also nicht wirklich weiss, worüber man schreibt, dann sollte man es besser lassen.

Die Öffentlichmachung der Mängel ist durchaus sinnvoll, denn die Wahrscheinlichkeit, das diese Mängel behoben werden, steigt – aber bitte mit Niveau.

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