VfL Bochum: Mitgliederversammlung in Zahlen

Bildnachweis: Tim Kramer/VfL Bochum 1848

Die erste virtuelle Mitgliederversammlung des VfL Bochum 1848 ist beendet. Von den 12.276 Mitgliedern haben sich im Vorfeld 2.000 an der digitalen Veranstaltung beteiligt. Somit war die JHV 2020 die zweitstärkste Mitgliederversammlung der Vereinsgeschichte, nach jener von 2017. Trotz der allgegenwärtigen Corona-Pandemie konnte der VfL, selbst zu Zeiten des Lockdowns, einen Zuwachs an Mitgliedern verzeichnen.

Der „Corona-Effekt“ war denn auch Treiber bei der Präsentation der Finanzkennzahlen. Der positive Trend wurde jäh gebremst, durch das Wegbrechen von Zuschauereinnahmen und Werbeerträgen wurde aus der geplanten „schwarzen Null“ leider nichts, wie Ilja Kaenzig, Sprecher der VfL-Geschäftsführung, den Mitgliedern darlegte. Der Schaden, den der VfL aufgrund der Corona-Pandemie davonträgt, beläuft sich schätzungsweise auf insgesamt über neun Millionen Euro, verteilt auf die Spielzeiten 2019/20 und die aktuelle Saison 2020/21. „Dies entspricht, im Verhältnis zum Umsatz, dem Schaden bei den meisten anderen Clubs. Der Corona-Effekt hat unsere Ergebnisse des abgelaufenen sowie des aktuellen Geschäftsjahres stark ins Negative verkehrt und dadurch auch unser Eigenkapital aufgefressen.“

Aufgrund der plötzlichen Unterbrechung der Meisterschaft sowie der damit verbundenen drohenden Zahlungsausfälle, war es das oberste Ziele des VfL, die Liquidität zu sichern. „Dies gelang unter anderem in Form eines KfW-Darlehens in Höhe von sechs Millionen Euro. Dieses ist innerhalb von sechs Jahren rückzahlbar, wobei wir diese Rückzahlung in unserem angepassten Businessplan bereits verbindlich berücksichtigt haben“, betonte Kaenzig.

Zum Stichtag 30.06.2020 wies die VfL Bochum 1848 GmbH & Co. KGaA in der Aufrechnung der Aufwände (rd. 37,1 Millionen EUR) und Erträge (rd. 33,9 Millionen EUR) ein Minus von ca. 3,123 Millionen EUR auf. „Die Saison 2019/20 wird mit einem deutlichen Verlust abgeschlossen, welcher sich in der laufenden Saison mehr als verdoppeln kann“, erklärte Kaenzig und verwies auf die Planzahl von ca. 7,6 Millionen EUR Minus. Die weitere Planung sehe jedoch vor, dass „wir nach Abflauen der Corona-Pandemie an die wirtschaftliche Entwicklung bis März 2020 anknüpfen und das ‚Tal der Tränen‘ in 2022 und 2023 nach und nach verlassen“. Beim TV-Geld generierte der VfL vergangene Saison rund 15,1 Millionen EUR, beim Lizenzspieler-Etat werden zunächst für die aktuelle Spielzeit 12,1 Millionen EUR veranschlagt.

Trotz Corona konnte der VfL neue Bestwerte bei den Dauerkarten, im Merchandising und bei der Anzahl verkaufter Trikots generieren. Ein weiteres Projekt, das im wirtschaftlichen Entwicklungsplan „Vision 35+“ enthalten ist und für eine weitere Steigerung der Merchandisingeinnahmen führen soll, wurde nun finalisiert: der neue VfL-Fanshop Stadioncenter. Große Unterstützung bei der Umsetzung und der Finanzierung hat der VfL dabei von seinem Premium Partner und Stadion-Namensgeber Vonovia erhalten. Ilja Kaenzig: „Für diese Geste sind wir Vonovia, allen voran Vorstandsmitglied Arndt Fittkau, zu allergrößtem Dank verpflichtet. Dies ist eine außergewöhnliche und großartige Geschichte über den speziellen Zusammenhalt innerhalb der VfL-Familie.“

Erfreuliche Nachrichten gab es auch in Bezug auf die Regressansprüche. Im Bereich Ticketing haben stolze 87% der Karteninhaber auf eine Rückerstattung verzichtet und sich stattdessen für eine Kompensation in Form eines Gutscheins, einer Spende oder einen Verzicht entschieden. Im Bereich Partner & Hospitality entschiedenen sich 67% für eine dieser Alternativen.

Die finanzielle Situation beim e.V. ist trotz der Krisensituation stabil und konstant. Ausnahme ist die VfL-FUSSBALLSCHULE, hier ist über ein Drittel des Umsatzes (2018/19: 411.000 EUR) aufgrund von Corona weggebrochen. Für 2020/21 ist jedoch wieder mit einem leichten Anstieg zu rechnen. Das Eigenkapital ist mit 101.000 Euro positiv, zudem besteht ein Netto-Finanz-Guthaben in Höhe von 165.000 Euro.

Die Mitglieder und Fans haben dem VfL gerade in diesen schwierigen Zeiten die Treue gehalten und ihn in vielerlei Hinsicht unterstützt. Ein Punkt, den der VfL-Vorstands- und Präsidiumsvorsitzende Hans-Peter Villis in seiner Ansprache besonders hervorhob. „Die Geschäftsführung bzw. die eingerichtete Task Force war im ständigen Austausch mit dem Präsidium“, sagte er. Sie habe mit Mitgliedern, Sponsoren, Fans, Vereinsgremien, der Stadt Bochum und dem Gesundheitsamt stets offen kommuniziert, um für Transparenz, Information und Austausch zu sorgen. Villis: „Ich habe selbst an vielen Gesprächen teilgenommen und war bzw. bin immer noch fasziniert, wie der VfL und das Umfeld hier fest zusammengehalten haben. Auch hier noch einmal im Namen des Präsidiums bzw. des gesamten Vereins: Herzlichen Dank für die Solidarität und die Bekenntnisse zum VfL!“

Zur sportlichen Situation äußerte sich Sebastian Schindzielorz, VfL-Geschäftsführer/Sport. Die Bilanz der Saison 2019/20 gab viel Gutes („Corona-Meister“, Top-4-Werte in acht Kategorien in puncto Zweikampfverhalten und Laufbereitschaft), aber auch weniger Gutes her (lange Zeit Abstiegskampf, Gegentore ab der 80. Minute, letzter Platz bei Flanken aus Standards). Insbesondere die Performance der Mannschaft nach dem Re-Start inklusive der Auswirkungen auf die laufende Saison wurde eingehender beleuchtet: „In den 15 Pflichtspielen seit März hat das Team saisonübergreifend sieben Mal gewonnen, sechs Mal unentschieden gespielt, zwei Mal verloren, seriös die 2. Runde im DFB-Pokal erreicht und neun Mal zu Null gespielt. Die Niederlage in Braunschweig vom vergangenen Wochenende trübt diese positive Bilanz ein wenig, doch schon gegen Aue am kommenden Spieltag haben wir die Chance, die positive Bilanz der letzten Monate auszubauen“, schloss Schindzielorz.

Dem Talentwerk kommt nach wie vor große Bedeutung zu, gleich acht Spieler des aktuellen Profi-Kaders sind aus dem VfL-eigenen Nachwuchs. Zukünftige Kandidaten könnten Cajetan Lenz (U15), Luca Bernsdorf (U16/U17) sowie Tolga Özdemir (U19) sein, die allesamt mit der Werner-Altegoer-Medaille 2020 ausgezeichnet wurden.

Weitere Ehrungen, die im Rahmen der Mitgliederversammlung erfolgten, bezogen sich auf die VfL-Mitgliedschaft. 19 Mal gratulierte Hans-Peter Villis fernmündlich zu 25 Jahren Mitgliedschaft, neun Mal zu 40-, sechs Mal zu 50- und einmal sogar zu 70-jähriger Mitgliedschaft. Karl-Heinz Antico, langjähriger Weggefährte von Ottokar Wüst, feierte jüngst seinen 80. Geburtstag und ist seit sieben Jahrzehnten überzeugter Blau-Weißer. Bei den „50-Jährigen“ sind u.a. die ehemaligen VfL-Funktionäre Erwin Döhring und Dieter Nickel dabei.

Die einzige Wahl, die in diesem Jahr anstand, betraf den Ehrenrat. Hier wurden die bisherigen Mitglieder Sascha Etterich, Gerd Dörendahl, Jürgen Rüsken sowie VfL-Urgestein Gerd Wiesemes und „Neuzugang“ Reinhard Knust gewählt.

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