Vom Schrecken zur Normalität: Fünf Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown

Hinweisschilder wie aus einer anderen Welt. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Vor fünf Jahren begann in Deutschland der erste Corona-Lockdown. Es ist kaum zu fassen, kommt es einen gefühlt doch fast schon ewig her vor. Als die Pandemie damals auch hierzulande begann, war ich genauso verunsichert wie viele andere. So etwas hatte schließlich noch niemand von uns je erlebt. Erfahrungswerte gab es daher nicht wirklich.

Ich war deshalb damals fest davon überzeugt, dass dieses Ereignis uns alle über viele Jahre hinweg stark prägen würde. Das öffentliche Leben kam fast vollständig zum Erliegen, soziale Kontakte waren kaum möglich, und Homeoffice war für viele die einzige Option – sofern es überhaupt machbar war. Hinzu kamen tiefsitzende Ängste, weil niemand genau wusste, was noch auf uns zukommen würde.

Im Frühjahr 2025 fällt es schwer, sich noch an die Einschränkungen und die ständige Angst vor einer Ansteckung zu erinnern – zumindest, wenn man nicht selbst von Todesfällen oder den Folgen von Long Covid betroffen war. Wer hätte damals gedacht, dass wir so rasch nach dem Beginn der Pandemie schon wieder so weit wären?

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich während der ersten Phase versuchte, Türklinken zu vermeiden und das Händeschütteln zur Begrüßung völlig aufgab. Diese Vorsichtsmaßnahmen wurden so ein Teil meines Alltags, dass ich auch heute noch weniger Berührungen zulasse und mir nach jeder Rückkehr nach Hause die Hände wasche. An das Virus selbst denke ich inzwischen jedoch kaum noch. Seit es mehr oder weniger wie eine normale Erkältung wirkt, habe ich keine Angst mehr vor einer Ansteckung.

Im Herbst habe ich mich zwar weiterhin impfen lassen, aber ansonsten verlief mein Leben, wie wohl auch das der meisten anderen, wieder genauso wie vor der Pandemie. Dafür bin ich dankbar.

Vor fünf Jahren war ich noch fest davon überzeugt, dass Covid unser Leben für immer verändern würde. Doch heute sehen wir, dass das Virus von uns allen vermutlich überschätzt wurde. Zum Glück! Natürlich darf man trotz dieser Erkenntnis die Schäden und Opfer nicht kleinreden, aber insgesamt können wir wohl von Glück sprechen, wie wir aus der Situation herausgekommen sind. Es hätte auch viel schlimmer verlaufen können.

In Anbetracht dessen sehe ich meine Kritik an den damaligen Fehlentscheidungen mit etwas milderem Blick. Ich erinnere mich noch gut an die Angst, die mich damals über Monate begleitete, als wir mit dem Tod durch Ersticken konfrontiert wurden. Als chronisch Kranker war diese Sorge vielleicht noch größer als für viele andere.

Umso mehr bin ich dankbar, dass ich fünf Jahre später nicht nur noch am Leben bin, sondern auch wirtschaftlich durch die staatliche Unterstützung während der ersten Welle weitestgehend unbeschadet davongekommen bin. Das zumindest bleibt auch nach den fünf Jahren bei mir hängen.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
8 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
vormals SvG
vormals SvG
28 Tage zuvor

@ Autor: Da sieht man mal, wie unterschiedlich die Wahrnehmung der gleichen Sache durch zwei Menschen sein kann: Ich habe während der Pandemie eine bis heute nicht geheilte Erschütterung des Verhältnisses des Staates zum Bürger erlebt. Das wichtigste Mittel der Politik war Angst- und Panikmache, um die darauffolgende Repression zu rechtfertigen. Was „wissentschaftlich“ nicht paßte, wurde passend gemacht. Sprachlich und sachlich durchaus begründete Kritik wurde verächtlich gemacht, die Kritiker bloßgestellt und teils sozial und auch wirtschaftlich massiv geschädigt. Jede noch so unsinnige Vorschrift wurde mit aller Macht des Staates durchgesetzt, ikonographisch das Bild der jungen Frau, die im Freien auf einer Bank sitzt und von drei hochgerüsteten Polizisten kontrolliert und mit einem Bußgeld belegt wurde. Die Grundrechte wurden schneller geschliffen als z.Zt. die Schuldenorgie durch die Instanzen gepeitscht wird. Das Bundenabnickgericht hat zu allem Ja und Amen gesagt, es mußte ja weiter gehen, koste was wolle. Ich wurde zur „nicht-systemrelevanten Person“ erklärt. Bis heute bin ich davon überzeugt, das die „bürgerliche Mitte“ auch einfach mal versucht hat, wa so geht; wie weit man das Volk kujonieren kann, bis die ersten Barrikaden brennen. Höhepunkt war die Ausgangssperre und die Umzingelung diverser Wohnblöcke mit hohen Fallzahlen. Da wurden die Menschen nicht ins Lager verbracht, die Häuser wurden einfach zu Lagern umfunktioniert, das hat ja auch eine gewisse Tradition hierzulande. Ich könnte jetzt noch Stunden weiterschreiben, das Ergebnis ist jedoch, kurz gesagt, daß ich immer noch Deutscher bin, mich jedoch nicht mehr als Bürger dieses Staates empfinde. Und da bin ich, glaube ich, nicht der einzige.

thomas weigle
thomas weigle
27 Tage zuvor

Ich war damals 70 und hatte und habe immer noch 3 Bypässe. Als ich dann die Berichte aus den Alten-und Pflegeheimen las und hörte, ging mir ganz hübsch die Muffe. Über 150.000 vorzeitige Tode insgesamt und die LongCovid Erkrankten lassen mich auch heute noch schaudern.Mag sein, dass einiges im Nachhinein sich als falsch oder übertrieben herausstellt(e), im Großen und Ganzen fand ich es gerechtfertigt. Wer sich nicht mehr als Bürger dieses Staates sehen kann oder will, soll halt auswandern.

vormals SvG
vormals SvG
26 Tage zuvor

@ Thomas Weggele: Ja,das kenne ich noch aus meiner Jugend von alten Männern. Hieß damals „…, dann geh doch nach drüben.“
Die Empfehlung zum Auswandern wurde auch während der Flüchtlingskrise nach der AUfgabe der Außengrenzen an Indigene gegeben, trägt natürlich zum sozialen und politischen Frieden bei.

thomas weigle
thomas weigle
24 Tage zuvor

vormals SvG Ja, habe ich früher auch öfters gehört. Ich war allerdings nie so dämlich, mich nicht als Bürger dieses Staates zu betrachten.

vormals SvG
vormals SvG
24 Tage zuvor

@ Thomas Weggele: „ Ich war allerdings nie so dämlich,…“
Das paßt: Wenn man nicht mehr weiter weiß, wird es persönlich beleidigend. Ist halt Ihr Niveau, nicht das meine.

thomas weigle
thomas weigle
23 Tage zuvor

vormals SvG Sie schreiben meinen Namen mehrfach absichtlich falsch und beschweren sich, dass ich persönlich werde. Genau mein Humor.

Werbung