Vom juristisch umstrittenen Kohlekraftwerk ‚Datteln 4‘ hat man in den letzten Wochen ja ausnahmsweise eher wenig gehört. Die Mühlen auf dem Weg zu einer endgültigen Entscheidung über eine Inbetriebnahme mahlen aus Sicht vieler Beobachter eben noch immer quälend langsam.
Doch hin und wieder lodert dann doch immer mal wieder eine aktuelle Diskussion in der Region auf, welche die Entscheidungsprozesse rund um das E.On-Projekt zwar nicht entscheidend weiter bringt, aber doch zahlreiche emotionale Reaktionen in alle denkbaren Richtungen bei den Beteiligten hervorruft.
So auch in dieser Woche, als ein eigentlich bereits seit Jahren bekanntes Thema aus dem Umfeld der Kraftwerksplanung mal wieder kräftig die Gemüter aller Beteiligten erhitzte.
Die bereits vor einigen Jahren erstmals veröffentlichten, aber bisher noch immer nicht umgesetzten Pläne das riesige Kohlekraftwerk zukünftig hinter tausenden von neu anzupflanzenden Bäumen bestmöglich zu verstecken, um die optische Bedrängung durch das Bauwerk für die Anwohner möglichst herunterzufahren und auch um ökologischen Ausgleich für die betroffene Region zu schaffen, spaltete derzeit mal wieder die Gemüter rund um die Kanalstadt. Einig sind sich die Beteiligten dabei bisher wohl nur in einer Bewertung: Die nun offenbar tatsächlich zur Umsetzung anstehende Aktion dürfte vermutlich zu einer Art kräftigem „Konjunkturprogramm“ für die dadurch finanziell profitierenden Baumschulen der Region werden!
Tausende Bäume und Sträucher werden während der nächsten drei Pflanzperioden auf Kosten von E.ON gepflanzt werden. Teilweise entlang von Halden und Kanälen um die sogenannten Sichtachsen auf den riesigen Kohlemeiler zu verändern, teilweise auch im unmittelbaren Umfeld von ‚Datteln 4‘, als zukünftiger Grüngürtel sozusagen. Im anstehend Frühjahr soll damit nun tatsächlich begonnen werden.
Die künstliche, frische Begrünung soll dabei etliche Hektar neue Natur schaffen, auch um die industriellen Eingriffe ins Landschaftsbild auszugleichen. Zudem ist angedacht hierdurch die freie Sicht auf den 178 Meter hohen und bereits vor Jahren errichteten Kühlturm und das 123 Meter hohe Kesselhaus zu verstellen. Das ist natürlich alles auch eine Frage der Perspektive, bleibt, wie man es aber auch dreht und wendet, natürlich ein ambitioniertes und im Vorfeld auch für viele nur sehr schwer vorstellbares Vorhaben.
Kritiker sehen darin schon jetzt einen weiteren untauglichen Versuch die angerichteten Schäden durch den Neubau zu minimieren. Kraftwerksfreundliche Beobachter der Geschehnisse freuen sich hingegen auf neue Grünflächen, welche sich die betroffenen Städte im Kreis Recklinghausen selber so gar nicht mehr leisten könnten, wenn E.On nicht dafür bezahlen würde. Das Problem der Pflege der neuen Grünflächen bleibt allerdings, dem Vernehmen nach, überwiegend an der Dattelner Stadtverwaltung hängen. Wie das gehen soll, da diese ja mit den derzeit vorhandenen Grünflächen im Stadtgebiet nicht mehr wirklich klarzukommen scheint, daran scheiden sich dann abermals die Geister.
Allein rund um das Schiffshebewerk Henrichenburg sollen offenbar fünf Hektar neue Grünflächen geschaffen werden. Hier werden somit alleine schon ca. 2 200 Bäumen und neue Sträucher gepflanzt. Zwei komplett neue Waldstücke sollen dort direkt am Kanal entstehen.
Wann die in Kürze neu gepflanzten Bäume dann allerdings auch eine entsprechende Größe erreicht haben werden, so dass sie tatsächlich auch als Wald und wirklich nützlicher Sichtschutz dienen können, das bleibt auch erst noch einmal abzuwarten.
Der Energiekonzern E.On hat die nun vorgesehen Flächen teilweise zunächst einmal auf 40 Jahre gepachtet. Während wie vieler Jahre davon das neue Kraftwerk aber auch wirklich in Betrieb sein wird, und was ggf. danach aus dem Sichtschutz werden soll, das scheint aktuell noch völlig unklar. Als sicher gilt hingegen, die Kosten für die Pflanzen werden auch von E.On übernommen, wenn das Projekt am Ende tatsächlich nicht in Betrieb gehen sollte, wovon man bei den Befürwortern aber natürlich auch nicht ausgeht.
Über die zu erwartenden Kosten für diese Maßnahmen und auch die Gesamtzahl der Bäume und Sträucher schweigt man sich bisher allerdings noch aus.
Öffentliche Diskussionen gab es zuletzt z.B. aber auch um die diversen Versuche des Energieriesen landwirtschaftliche Flächen zu erwerben um sie dann der zukünftig zu bepflanzenden Fläche hinzufügen zu können. Landwirte aus dem unmittelbaren Kraftwerksumfeld wehrten sich teilweise heftig gegen den Ihnen dadurch drohenden Flächenverlust.
Noch immer genügend Gründe und Unklarheiten also für die Anwohner und Betroffenen um mal wieder gewohnt emotional über das umstrittene Vorhaben vor Ihrer Nase grundsätzlich und erbittert zu debattieren…
1000 Bäume? Damit hat Eon dann mehr für die Umwelt getan als die ganzen Berufsdemonstranten in ihrem Kampf gegen Jobs und günstige Energie 🙂
Sogar gleich ein paar tausend Bäume, Stefan. Demnächst schicke ich dann mal Fotos vom neuen’Urwald‘ hier. 😉 🙂
Wäre ja toll, Robin,
demnächst:
Waltrop ohne E.ON-Kraftwerk an der Stadtgrenze zu Datteln, dafür aber mit viel mehr Wald im Westen!
@Walter: Wenn ich mich recht an den Grundschulunterricht erinnere, dann konnte man den ursprünglichen Namen von Waltrop (Walthorpe, oder so ähnlich), doch auch mit ‚Dorf im Walde‘ übersetzen. Würde dann ja wieder passen 😀
Ja, Robin, das ist bis heute die gänge Begründung für den Stadtnamen ……..Dort im Wald, Wald-dorf, Waltrop-.
Ich meine zudem, daß Waltrop entgegen der Herkunft dieses Namens im Kreis RE pro Qaudratmeter im Städtvergleich die niedrigste Waldfläche -eine der niedrigsten?- ausweist. Also, E.ON tut insofern „ein gutes Werk“ im Sinne des Stadtnamens „W a ld -dorf“ – „Walt – trop“.
Wie geht es weiter im Pro und Contra Kraftwerkstandort?
in der öffentlichen, der politischen Disk. tut sich zur Zeit nichts. Verständlicherweise. Die politischen Entscheidungen sind getroffen. Da ist -so oder so – nichts mehr zu bewegen.
Wollte das „Bündnis gegen diesen Standort“ nicht doch noch politisch im I.Quartal 2o15 etwas machen?
Juristisch sind bekanntlich z w e i Gerichts-Verfahren anhängig:
1.
Die Klage der Stadt Waltrop vor dem VG Gelsenkirchen gegen die Zielabweichugnsentscheidungen des Landes NRW -der Landesplanungsbehörde-.
2.
Das Normenkontrollverfahren gegen den neuen Bebauungsplan der Stadtd Datteln, beantragt durch die Stadt Waltrop. (Ich weiß nciht, ob es zwischenzeitlcih weitere Antragsteller in diesem Verfahren gibt -Meistersiedlung, BUND?-.
Hier muß abgewartet werden, ob , wann , wie Neues über die Verfahrensabläufe, den Verfahrensstand bekannt wird bis hin zur Entscheidung.
Ob und inwieweit der Betrieb des neuen Kraftwerkes -früherstens im Jahre………??- beeinflußt wird durch die sog. Energiewende, durch die sog. neue Energiepolitik kann ich nicht beurteilen. Das gilt auch mit Blick auf die Frage nach der sog. Laufzeit dieses Kraftwerkes -4o Jahre ( plus / minus X) ?
Insgesamt gibt es viele Möglichkeiten, Landschaften so zu gestalten, dass die Optik stimm und auch die Natur gewinnen kann. Es bleibt zu hoffen dass die Möglichkeiten genutzt werden.
@Walter: Ganz ehrlich, ich persönlich rechne den Kraftwerkskikern aktuell kaum noch Chancen aus. Derzeit scheinen sich diese hauptsächlich auf die Stadt Waltrop und den juristischen Erfolg dieser zu verlassen. Doch selbst die Bürgermeisterin rechnete ja schon im Ruhrbarone-Interview im letzten Sommer letztendlich nicht wirklich mit einem Erfolg der auf den Weg gebrachten Klagen. Aus der Meistersiedlung hörte man im Herbst, man wolle hinter verschlossenen Türen über das weitere Vorgehen beraten. Gehört hat man seither aber bisher auch nichts mehr. Tja, und Politik und Stadt Datteln haben zuletzt ja auch alles Denkbare unternommen um Da4 am Ende doch noch ans Netz zu bekommen. Ich beobachte das Geschehen weiter interessiert, glaube inzwischen aber eigentlich fest an eine Inbetriebnahme in den nächsten Jahren…
Hier noch einmal das Interview vom Juli: https://www.ruhrbarone.de/trotz-klage-gegen-zielabweichungsverfahren-das-kraftwerk-datteln-4-wird-am-ende-wohl-ans-netz-gehen/85146