Von Brotkrumen und Siegen

Außenansicht des Azadi-Stadions in Teheran Foto: User90fan Lizenz: CC BY-SA 3.0


Das Regime der Islamischen Republik Iran hat endlich Frauen erlaubt beim Public Viewing im Azadi-Stadium in Teheran dabei zu sein. Dieser Hohn Frauen gegenüber wird von moralisch verkommenen Regime-Apologeten als Sieg verkauft. Dabei betrifft die Erlaubnis nur das Public Viewing, d.h. nicht wenn tatsächlich Männer im Azadi-Stadium Fussball spielen, welches um dem Hohn und Spott, gegenüber den Frauen Irans, welche unter dem Regime, bestenfalls, Bürger zweiter Klasse sind, die Krone aufzusetzen, auf Deutsch «Freiheitsstadium» heisst. Von unserer Gastautorin Anastasia Iosseliani.

Diese, von den Regime-Apologeten, propagierten Siege sind nichts weiter als Brotkrummen, Opium für das Volk, um irgendeinen Progress vorzutäuschen, während Frauen immer noch nicht der Eintritt bei Fussballspielen ins Stadium gestattet ist und minderjährigen Mädchen der Hijab aufgezwungen wird und sie ab dem Alter von Neun zwangsverheiratet werden können. Bereits früher schrieb ich, dass das Regime der Islamischen Republik berühmt-berüchtigt für das Spiel des «Good-Cop-Bad-Cop», bei welchem die sogenannten «Reformer» dankbar die Rolle des guten Polizisten übernehmen, um Regime-Apologeten und andere naive Geschöpfe bei der Stange zu halten. Echter Progress, nicht nur für die Frauen des Iran, wäre ein Regime-Change, nach welchem die Frauen selber entscheiden können an welches Fussballspiel sie gehen, ohne vorher die Erlaubnis eines Geistlichen zu erbetteln, oder sich als Männer verkleiden zu müssen. Damit aber besagter Regime-Change möglichst friedlich von statten gehen kann, muss das Regime zu Teheran international sanktioniert und isoliert, nicht hofiert werden. Alles andere stärkt das Regime, denn es gibt die Trennung von sogenannten «Hardlinern» und «Reformern» nur in den Köpfen von Regime-Apologeten, während das Regime selber nur am Machterhalt ist, koste es was es wolle., interessiert ist. Daran können Brotkrummen in Form von Public Viewing-Events auch nichts ändern, welche auch noch dafür benutzt werden, um von Hinrichtungen an politischen Gefangen, wie bei Ramin Hossein Panahi, abzulenken. Ein tatsächlicher Sieg für die Menschen des Iran, grösser als Siege von «Team Melli» bei der WM, wäre ein Rechtsstaat mit freien und demokratischen Wahlen, bei welchen auch Ramin Hossein Panahi, als freier Mann, seine Stimme abgeben könnte. Bis dahin sollte man, als mit Mensch mit Gewissen, solche Brotkrummen, wie das Public Viewing-Event im Azadi-Stadium ablehnen und stattdessen echte demokratische, iranische Oppositionelle unterstützen.

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thomas weigle
thomas weigle
6 Jahre zuvor

Der Rezaschah wurde ganz ohne internationale Sanktionen, das Gegenteil war eher der Fall, vom iranischen Volk hinweggefegt. Dagegen sitzt das religiöses Faschistenregime fest im Sattel, länger schon als Reza. Warum ist das so?
Steht eine qualifizierte Mehrheit der iran. Bevölkerung vielleicht doch hinter dem Regime, hat sich zumindest arrangiert? Gegen den Satan USA, den Westen und Israel? Ist an westlich-parlamentarischer, an bürgerlicher Demokratie nicht interessiert? Diese ist ja nun gerade auch nicht vorbildlich.
Obiger Artikel fällt in Bezug auf das Verhalten der Mehrheit der iran. Bevölkerung bestenfalls unter "Hörensagen."

paule t.
paule t.
6 Jahre zuvor

zu #1:
"Obiger Artikel fällt in Bezug auf das Verhalten der Mehrheit der iran. Bevölkerung bestenfalls unter "Hörensagen.""

Sehe ich auch so – bestenfalls. Wenn die Iraner mit hoher Wahrscheinlichkeit eins nicht wollen, dann einen von außen aufgezwungenen Regime-Change. Dafür haben sie zu schlechte Erfahrungen mit westlichen EInmischungen gemacht (Sturz Mossadeghs …) und sehen in der Umgebung, was nach westlichen Einmischungen aus einem Land wird. Die Hardliner dürfte man auf keine Weise besser stützen können als durch harte Sanktionen.

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Wobei, natürlich …
"Regime-Apologeten! Regime-Apologeten! Regime-Apologeten! Regime-Apologeten!"
… ist auch schon ein gutes Argument.

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