Von Textmüll und Müllmenschen – ein gründlicher Blick auf die Taz-Kolumne zur Polizei

Künstlerisch hochwertig geflucht. Quelle: Flickr.com, Foto: Indrid__Cold CC BY-SA 2.0

Jetzt will Horst Seehofer Anzeige gegen die Taz erstellen. Dass ein Innenminister eine Tageszeitung anzeigen will, ist ein seltenes Ereignis und alarmiert jeden Freund der Pressefreiheit. Seehofers Reaktion ist Teil eines hysterischen Spiels, in dem alle Beteiligten ihre Rolle offenbar mit Kusshand übernehmen. Schauen wir uns daher das corpus delicti genauer an. Fragen wir, ob es Satire ist, und vor allem, ob das überhaupt eine Rolle spielt.

Von vorne. Am 16.6. veröffentlichte die Taz die Kolumne “Habibitus” von Hengameh Yaghoobifarah mit dem Titel “All cops are berufsunfähig”. Falls Sie das nicht wissen: die Abkürzung “ACAB” steht für “all cops are bastards” und ist in polizeikritischen Kreisen beliebt. Eine Nähe zur verallgemeinernden Kränkung des Sicherheitsapparates kann also schon anhand der Überschrift angenommen werden.
Die Kolumne erläutert dann, dass und warum Forderungen laut werden, die Polizei abzuschaffen. Hierfür werden Beispiele aus Minneapolis und New York gebracht, bis hin zur Erwähnung des Berliner Landesantidiskriminierungsgesetzes (LADG). Einschließlich des eingeklammerten Akronyms. (Dazu gleich mehr.)
Es wird spekuliert, dass in diesem Falle (sofern nicht auch gleich der Kapitalismus mit abgeschafft wird) die Beamten andere Tätigkeiten machen müssten. Das könnte Probleme geben, denn es sei “der Anteil an autoritären Persönlichkeiten und solchen mit Fascho-Mindset in dieser Berufsgruppe überdurchschnittlich hoch”. Das sogenannte Fascho-Mindset wird sogar als so gravierend eingeschätzt, das ein Vergleich mit 1945 gezogen wird, wo es auch nicht gelungen sei, “die Leute” (die in diesem Zusammenhang nur Nazi-Funktionäre sein können) “einfach in neue Berufe zu stecken”. Erstaunlich übrigens, dass dieser Punkt viel weniger Empörung ausgelöst hat als die Müll-Metapher.

Bis zu diesem Punkt unterscheidet sich der Text von einem sachlichen journalistischen Beitrag nur dadurch, dass er ab dem dritten Absatz gelegentlich recht flapsig formuliert ist, ein “ich” auftaucht und die etwas ironisch klingende Bemerkung zu finden ist “oder haben Sie schon mal von einem Terrornetzwerk in der Backshop-Community gehört?” Die ersten zwei Absätze sind frei von solcher Umgangssprache und alle vier einleitenden Absätze sind frei von jeglichen Witzen oder wenigstens Hinweisen, dass es sich um eine Satire handelt. Wie gesagt, selbst die (für den weiteren Text unerhebliche) Abkürzung des Gesetzes wird geliefert, wie bei einem herkömmlichen Artikel.
Der Beitrag ist aber keinesfalls als Persiflage auf einen Zeitungsartikel angelegt, der etwa aus diesem sachlichen Ton seine Ironie ziehen würde, wenn er die immer absurderen Gründe aufschlüsselt, weshalb Polizisten ungeeignet sind. Im Gegenteil, wird die Sprache des Textes immer persönlicher und schafft immer weniger Distanz zwischen dem offenkundigen Hass der Autorin* und dem Werk.

“Streng genommen möchte man sie nicht einmal in die Nähe von Tieren lassen.”

“Ich würde mir nicht mal eine Pediküre von ihnen geben lassen.”

Der Text ist also über längere Zeit überhaupt nicht als Satire zu erkennen und in dem Moment, wo es wirklich drauf ankommt, wird die Sprache umso persönlicher, vermittelt also erst recht den Eindruck, die Gefühle und Ansichten der Autorin widerzuspiegeln. Allein schon aus diesem Grund ist der Beitrag für einen durchschnittlichen Leser schwer als Satire zu erkennen. Falls er denn eine ist oder sein soll.

Die Gelegenheit, aus der Grundidee Komik zu ziehen, wird weitgehend verpasst. Denn es hat ja durchaus Potential, sich vorzustellen, wie so ein autoritärer Krawallbeamter meinetwegen im Kindergarten alle Dreijährigen festnimmt, die sich nicht die Hände waschen oder was auch immer. Hier werden die Ideen aber nur hingeworfen – “Was ist mit Gartencentern? Hm. Zu nah an völkischen Natur- und Landideologien” – anstatt mit Rücksicht auf Timing und Stil zu etwas Komischen verarbeitet zu werden.

Wobei Humor natürlich Geschmackssache ist. Den Leuten, die jetzt sagen, dass Sie den Text lustig finden, kann man nicht einfach widersprechen. Aber ich möchte diese Verteidiger um einen Versuch bitten. Stellen Sie sich mal ganz unvoreingenommen vor, wie Sie den Text bewerten würden, wenn „Cops” durch „Taliban“ ersetzt wäre. Versuchen Sie darüber hinwegzusehen, dass es jetzt nicht mehr Ihr Lieblingsziel trifft (es trifft immer noch eine gewalttätige, autoritäre und mächtige Personengruppe, daher ist die Grundidee weiterhin anwendbar). Würden Sie den Text – rein von Aufbau, Ausdruck, Komik – auch dann noch als „gelungen“ bezeichnen?

Das Ende des Textes bildet die nun allerorten zitierte Conclusio, nach der Polizisten auf die Müllhalde gehören. Dies könnte man als geschmacklose Entgleisung mangels besserer Pointe abtun und diese Deutung habe ich nun schon mehrfach gelesen. Besonders bemerkenswert ist die Interpretation von Taz-Anwalt Johannes Eisenberg, der die Vertretung der Autorin übernommen hat.

In den Augen von Seehofer und Konsorten scheinen Müllwerker eine Art Abschaum zu sein, die jede berufliche Zuordnung von Nichtmüllwerkern zu dieser Personengruppe zu einem Beleidigungstatbestand macht.

Er geht offenbar davon aus, dass die Polizisten nicht als Müll auf der Deponie landen, sondern dort arbeiten sollen. So hat es unter allen Kritikern und Verteidigern, von denen ich bislang etwas gelesen habe, keiner verstanden. Und das ist auch kein Wunder, denn Frau Yaghoobifarah schreibt ja extra vorher:

Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.

Müllwerker (oder Müllmenschen, wie sie es nennt) haben Schlüssel zu Häusern, daher kommt auch dieser Beruf nicht in Frage. Es wäre absurd zu behaupten, die Autorin meine explizit jene Müllwerker, die nur auf der Halde arbeiten und nicht in Häuser gehen. Dann würde sich „ihresgleichen“ auf diese spezielle Subgruppe von Abfall-Arbeitern beziehen, was nun wirklich keinen Sinn ergibt. Nein, „ihresgleichen“ muss sich auf den Müll beziehen und wenn Polizisten Müll unter Müll sind, dann arbeiten sie nicht, sondern liegen herum und wenn sie herumliegen, sind sie tot.

Diese Deutung ist meines Erachtens folgerichtig und unausweichlich. Denn der Text gibt sich alle Mühe, nachzuweisen, dass Polizisten nun wirklich für gar nichts geeignet sind. Selbst mit Pflanzen können sie nicht arbeiten. Nicht einmal Keramik herstellen kann man sie lassen. Die Prämisse des Textes ist, dass sie jede Gelegenheit nutzen würden, um Terroranschläge zu begehen, unverbesserliche Gewohnheitsverbrecher, die nicht integrationsfähig sind. Deswegen wird ja gerade auch die Tätigkeit als Müllwerker (wegen der Schlüssel) ausgeschlossen. Hätte man gefragt, ob sie vielleicht wenigstens im Lager Steine klopfen können, wäre die logische Antwort aus Perspektive des Textes: Nein, zu gefährlich ihnen Spitzhacken zu geben. Und deswegen bleibt nur diese eine Lösung: Entsorgen. Das ist keine misslungene Pointe, sondern die einzig mögliche Schlussfolgerung einer menschenfeindlichen Denkweise.

Die Argumentation von Herrn Eisenberg hinkt auch deswegen, weil er unterstellt, Seehofer und Konsorten würden die Beleidigung nur konstruieren, weil sie ihrerseits so schlecht über Müllwerker denken. Erst in deren Köpfen würde wegen ihrer negativen Bewertung des Berufsstandes die Kolumne zu einem Beleidigungstatbestand. Soll dann also diese Pointe einer sehr scharfen Kolumne überhaupt nicht kränkend gemeint sein? Will er behaupten, die Autorin meine das Ende versöhnlich, weil sie ihrerseits so großen Respekt vor Müllwerkern hat? Das ist billig und ich hoffe für die Autorin und die Pressefreiheit, dass er auf dieser Argumentation nicht seine Verteidigung aufbaut (falls es überhaupt zu einer Verhandlung kommt).

Vor allem, weil Eisenberg einen viel wichtigeren Punkt auf seiner Seite hat. Es ist juristisch wie ethisch ganz egal, ob dieser Text eine Satire ist oder nicht. Eisenberg zitiert verschiedene höchstrichterliche Urteile, die klarstellen, dass die Meinungsfreiheit gerade bei diffusen gruppenbezogenen Äußerungen sehr hoch angesiedelt wird. Man darf sagen „Soldaten sind Mörder“. Man wird mit Sicherheit auch sagen dürfen, „Polizisten gehören auf die Müllhalde“. Herr Seehofer muss das wissen. Ob Herr Wendt das weiß, könnte schon fraglicher sein. Der reagiert, ganz in der ihm zugeschriebenen hysterischen Rolle, nämlich juristisch viel heikler mit persönlichen Beleidigungen und nennt die Autorin „degeneriert“. Ähnlich widerwärtig die CSU, die in einem mittlerweile gelöschten Tweed ausrief:

„Die hässliche Fratze der hasserfüllten Linken in Deutschland zeigt sich. (…) SIE will Polizisten als Abfall auf der Müllhalde entsorgen!“

Diese Reaktionen sind so übertrieben und geschmacklos wie ihr Auslöser. Und sie zeigen, mit welcher Wonne sich die getroffenen Hunde auf das gefundene Fressen stürzen. Das ist nämlich das Ärgerlichste daran: Der gerade aufkeimenden Debatte über Polizeigewalt und strukturellen Rassismus in den Sicherheitsbehörden hat der Beitrag einen Bärendienst erwiesen. Jetzt diskutiert das Land nicht über Racial Profiling oder Oury Jalloh oder rassistische Netzwerke in der Polizei, sondern über Hass auf Polizei. Jetzt hat Saskia Esken es noch schwerer, ihre kritische Haltung zu verteidigen. Vielen Dank auch.

Auch die Verteidigungen auf der Gegenseite sind vorhersehbar und scheinheilig. Das sei völlig harmlos, heißt es dort, schließlich würden Polizisten wirklich Menschen töten und hier gehe es nur um einen schlechten Witz, nur um Worte. Nun ist der Umkehrschluss, nach dem dieser Text Auslöser für die Krawalle in Stuttgart war, seinerseits lächerlich. Herr Seehofer sagte:

„Eine Enthemmung der Worte führt unweigerlich zu einer Enthemmung der Taten und zu Gewaltexzessen, genauso wie wir es jetzt in Stuttgart gesehen haben. Das dürfen wir nicht weiter hinnehmen.“

Dieser unweigerliche Zusammenhang ist höchst konstruiert. Der Anteil der Mitglieder der Stuttgarter „Event-Szene“, der regelmäßig Taz-Kolumnen liest, dürfte schon rein rechnerisch im Promille-Bereich liegen. Ein einzelner Text ist (jedenfalls fast) niemals der konkrete Auslöser einer Tat. Aber dass so ein Text ein Baustein unter vielen ist, die in der Summe ein Klima prägen und damit auch Taten beeinflussen, das ist richtig und das zu bestreiten ist scheinheilig. Genau dies ist der AfD und ihrer Sprachrohre zu recht vorgeworfen worden. Dort kritisieren wir, zu recht, dass die Verrohung der Sprache, der ständige Hass, die Grenzverschiebung der gesellschaftlich akzeptierten Äußerungen, eine Wirkung hat. Eine tödliche Wirkung. Die AfD empört sich rumpelstilzchengleich, wenn man einen Zusammenhang zwischen ihrer Propaganda und dem Tod von Walter Lübcke oder mit Angriffen auf Flüchtlingsheimen sieht. Aber wenn man an diesen Zusammenhang glaubt, dann kann man ihn nicht bestreiten, sobald er in der politisch anderen Richtung auftritt. Dann sollte man wenigstens so ehrlich sein und zugeben, dass einem das ganz recht wäre, wenn der ein oder andere Polizist einen Backstein an den Kopf kriegt.

Wenn Herr Gauland davon spricht, Menschen zu entsorgen, dann meint er auch nicht wortwörtlich die Lagerung auf einer Deponie. Man kann auch bildlich, ironisch, zynisch und überzeichnet sprechen, ohne dass dies gleich Satire ist. Und es kann, ganz nebenbei, auch Satire sein und dennoch beleidigend, warum denn nicht? Oft ist Satire nur dann überhaupt richtig gut, wenn sie trifft. Die Annahme, dass es keine Satire mehr sei, wenn es ein Maß an Kränkung übersteigt, ist ebenso naiv wie die, dass Satire alles darf oder aber umgekehrt, dass es zu verbieten sei, sobald es als Nicht-Satire gebrandmarkt ist.

Es spielt gar keine Rolle, ob dieser Text nun eine magische Grenze zur Satire über- oder unterschreitet. Die Meinungsfreiheit erlaubt, ihn zu äußern. Das ist auch gut so. Das weiß auch Herr Seehofer. Trotzdem ist der Text schlecht, handwerklich wie menschlich. Und deswegen darf die Taz ihn veröffentlichen und ich ihn kritisieren. Für nichts davon braucht es Gerichte.

Oder, um einen Spruch aus einer anderen Debatte abzuwandeln:

„Man kann übrigens gleichzeitig gegen den Text und gegen dessen Verbot sein. Möge schlichteren Gemütern der Kopf implodieren.“

*Ich habe erfahren, dass Hengameh Yaghoobifarah weder als Autorin noch als Autor bezeichnet werden möchte. Da sie sich öffentlich geäußert hat und ich öffentlich in einer mir vertrauten Sprache darauf antworten möchte, verwende ich in diesem Text dennoch die übliche Schreibweise „Autorin“.

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Thomas
Thomas
4 Jahre zuvor

Hate Speech muss angezeigt werden. Und Minister dürfen das auch machen, glaube nicht das das verboten ist. Traurig das sich soviele mit dies-em-r Hate-rer-im (wie schreibt man das korrekt?) solidarisieren.

Jens
Jens
4 Jahre zuvor

Frau Yaghoobifarah schreibt, als wäre sie von Höcke höchstpersönlich als agent provocateur in die TAZ Redaktiob eingeschleust worden.

Helmut Junge
Helmut Junge
4 Jahre zuvor

Ob Omas, oder Polizisten, oder andere Ethnien, wer Haß empfindet, sabbert halt seinen Geifer raus ins Netz.
Ich mag so etwas nicht, und wenn es in eine Zeitung kommt, schonmal garnicht.
Ein übler Zeitgeist erreicht mittlerweile seriöse Blätter.
Aber was tun? Wer kann Haß bekämpfen? Wo kommt all der Haß her? Einer der Psychologie studiert hat, könnte es evtl. wissen. Aber vermutlich ist jeder Einzelfall anders. Einzelfälle sind Massenphänomene. Aber gehen sie den Innenminister was an? Da hätte der viel zu tun.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
4 Jahre zuvor

Da ich nicht zu den regelmäßigen TAZ Lesern zähle, ist mir zuerst die Berichterstattung über die Columne untergekommen.
Bei der TAZ nachlesend dachte ich zunächst an einen klassischen Medienhype, bei dem gewollt der satirische Charakter des Artikels übersehen wird, herrlich überzogen wie die Schreibe schien. Weiterlesend wurde mir klar, hier weht kein satirischer Geist, sondern hier artikuliert sich eine persönliche ("ich") Haßrede enthemmten Chauvinismus.
Selbst die Verteidiger des Artikels bei der TAZ eiern zwischen der lieblings Schutzbehauptung der Dummlinken, es ist Satire, und Betroffenheitsgeschwafel, das alles rechtfertigen soll, hin und her. Hier durfte sich jemand austoben, nicht weil er/sie etwas kann, sondern weil er/sie etwas ist. Der klassische Fallstrick der Currywurst-Linken, rotes Pülverchen auf brauner Wurst, hat in diesem Fall dafür gesorgt, daß ein Medium genau dies in einem engeren Sinne nicht mehr ist, sondern ein Hetzblatt – Bild für die 180⁰-Linke.

Erkennbar wird unterm Strich eine schon klassische rechte Haltung, die aus der frühen Neuzeit bekannt ist, als städtische Patrizier zwar Wert auf die Anwesenheit eines eigenen Scharfrichters legten, diese jedoch als Unberührbare behandelte. Erwünscht war der Einsatz als persönlicher Büttel für private Interessen, die Durchsetzung allgemeiner rechtlicher Grundsätze wurde als übergriffige Intervention und Anmaßung erlebt. Derartige Zustände herrschen heute noch in Staaten mit unterentwickelter Rechtsstaatlichkeit, wie z.B. Iran, dem Herkunftsland der Eltern der Autorin. Rassismus und Chauvinismus gibt es überall auf der Welt, welche Tradition hier womöglich tatsächlich gepflegt wird, ist eine offenbleibende Frage.
Gerechtfertigt wird der realsatirische Ausbruch obendrein mit "Betroffenheit", als ob nicht zu jedem faschistoidem Narrativ eine (meistens nicht rein fiktionale) Opfererzählung gehören würde.
Die identitäre Currywurst-Linke hat nicht den leisesten Schimmer davon, das Rechts und Links relative Koordinaten sind, die bei fortlaufenden Volten zur bequemen ideologischen Grundversorgung bei der Orientierung zu irren Ergebnissen führen kann.

Das Satirewort zum Abschluss: die Polizei, wie Hengameh Yaghoobifarah sie beschreibt, ist nicht berufs- sondern arbeitsunfähig. Auch hier gefailt!

Psychologe
Psychologe
4 Jahre zuvor

Die taz hat das Spiel mit Hengameh Yaghoobifarah schon lange mit gemacht. Immer handelten ihre Artikel von Abwertung und derbster Rhetorik („Kartoffeln“). Nun ist der Krug einmal zu oft zum Brunnen gegangen. Ein Debakel mit Ansage.

„Will er behaupten, die Autorin meine das Ende versöhnlich, weil sie ihrerseits so großen Respekt vor Müllwerkern hat? Das ist billig“

…und bürdet der taz vor allem eine große Hypothek auf: Genau der taz, die gern nach strukturellem Rassismus und anderen strukturellen Ausgrenzungsformen fahndet. Also solche, die häufig unsichtbar, aber doch allgegenwärtig sein sollen. Da passt es doch nicht, sich mittels eines Juristen auf das ganz Offensichtliche zurückzuziehen. Was ein Mausrutscher!

Robert Müser
Robert Müser
4 Jahre zuvor

Diese Ansammlung von Buchstaben und Satzzeichen ist kein Meisterwerk der gehobenen Sprachkunst, auch als Satire für mich nicht zu erkennen.
Von der scharfen Zunge eines Kurt Tucholsky oder eines Karl Kraus meilenweit entfernt. Auch Wiglaf Droste spielte als "satirischer Polemiker" (Eigenbezeichnung) da in einer anderen höheren Spielklasse.

Für meine Begriffe hat sich die taz damit nicht unbedingt einen Gefallen getan, wo man doch dort sonst so gerne gegen den Rassismus vorgeht (durchaus berechtigt). Und dann solche Publikation im eigenen Hause?

Wer es mal ausprobieren möchte der tausche einfach Polizisten im Text gegen z.B. Juden, Zigeuner, Türken, Ossis, Wessis, BVB-Fan, S04-Fans etc. pp. aus und lasse den Text dann auf sich wirken. Der Aufschrei im Blätterwald und Co. wäre verheerend (zurecht) …

Laubeite
Laubeite
4 Jahre zuvor

Interessanter Text, schön ausführlich, keine Hektik oder Ungenauigkeit, sondern ein Herantasten, finde ich super. Drei Sachen dachte ich beim Lesen: Ist die Frage, ist das hier Satire, verwandt mit der gleichen Frage, die an Böhmermanns Gedicht gestellt wurde? Und: Die Stuttgarter "Event"-Szene dürfte über twitter, Insta und Whatsapp vielleicht mehr Kenntnis der taz haben, als sich aus einer Schätzung ergibt, wenn man die Zahl der taz-Leser im Promillebereich ansetzt. Und: Wo ist die Verantwortung der taz hier? Müll über Müll (meine Meinung zu der Müll-These der taz) in die Welt setzen, indem man in einen Notizblock schreibt, ist eine persönliche Entscheidung; den in den Notizblock geschriebenen Müll über Müll in eine Zeitung aufzunehmen, ist eine redaktionelle Entscheidung.

Joey
Joey
4 Jahre zuvor

Auch wenn es oft als Beispiel gebracht wird: die in dem Text beschriebene Gruppe der Polizisten lässt sich nicht durch eine andere austauschen. Wie bei Böhmermanns Schmähgedicht gibt es aktuelle Anlässe, wie die Auflösung der lokalen Polizei in Minneapolis. In dem Text wird z.B. beschrieben, dass der "Fascho-Mindset" in dieser Gruppe wohl über dem der Bevölkerung liegt. Die vielen Vorfälle, insbesondere bei der Polizei von Sachsen, lassen an der Richtigkeit dieser Aussage wenig Zweifel. Auch wenn dies für die eine oder andere Fußbalfangruppe gilt, ist das für Juden, vor allem wenn sie in Deutschland leben, ziemlich ausgeschlossen. Gerade das nicht realisierbare Gedankenspiel über die verschiedenen Berufsgruppen, lassen erkennen, dass es sich nicht um eine politische Agenda handelt, sondern um einen ironisch/satirischen Beitrag. Gerade die Schlussformulierung finde ich brilliant, da sie Bilder (und die selbstverständlich erwartete Empörung) entstehen lässt, ohne sie direkt zu bennen. Darin unterscheidet sich Yaghoobifarah von der oft aus der rechten Ecke kommenden primitiven Beleidigungen; z.B. von Akif Pirincci, der den Familiennachzug von Flüchtlingen eine „Moslemmüllhalde“ nannte. Wer nicht in seiner Blase bleiben will, sollte auch https://www.deutschlandfunkkultur.de/seehofer-und-die-taz-kolumne-ein-texthermeneutisches.2156.de.html?dram:article_id=479117 lesen.

Helmut Junge
Helmut Junge
4 Jahre zuvor

@Paule.t. In den Fünfzigern war die Ernährung der damaligen Kindern einigermaßen gesichert. Die Zeit der Care-Pakete war vorbei. Bei mir war es der in die USA ausgewanderte Onkel, der manchmal Pakete schickte.
Deren Öffnung waren allerdings regelrechte Familienfeste. Ansonsten erinnere ich mich, zusammen mit anderen Kindern an der Autobahnböschung britischen und amerikanischen Militärfahrzeugen zugewunken zu haben um die um Kaugummi oder Schokolade anzubetteln. Manchmal konnten wir wirklich ein Päckchen aufschnappen. Mein Vater konnte trotz Meisterbrief als Schuhmacher seine Familie nicht ernähren und arbeitete als Kokereiarbeiter, bis er mit 52 an Bronchialasthma starb. Diese Krankheit war nicht als Berufskrankheit anerkannt. Meine Mutter bekam auch entsprechend keine hohe Rente. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich arm. Aber ich hatte eine Ausbildung, die geeignet war, deutlich mehr zu verdienen. Ich arbeitet in Kraft-und Stahlwerken, und in Kokereien. Nicht an den Öfen, wie mein Vater, aber dennoch tief im Dreck. Türken hatte ich dort wohl gesehen. Und die mußten richtig was für ihr Geld tun. Genau wie die Deutschen, die dort arbeiteten. Und sie lebten damals genau wie heute in direkter Nachbarschaft gemischt nebeneinander. Und meistens klappt das ganz gut. Da machen sich die akademischen POC-Theoretiker überhaupt keine Vorstellung von. Das sind Akademiker, die nie im Dreck der oben genannten Anlagen arbeiten mußten oder arbeiten werden. Was die sich über "Privilegien" aus den Fingern saugen, ist falsch und macht auf mich keinen Eindruck. Das ist übrigens auch ein komplett anderes Thema als die tatsächlich existierende rassistischen Diskriminierungen. Das sind zwei verschiedene Themen.

paule t.
paule t.
4 Jahre zuvor

@#9 Helmut Junge
Ich habe hier zu diesem Artikel doch gar nichts geschrieben?
Und wenn es als Antwort auf meine Aussagen woanders gemeint sein soll – dann ist es wieder komplett an dem vorbei, was ich geschrieben habe.

trackback

[…] Von Textmüll und Müllmenschen – ein gründlicher Blick auf die Taz-Kolumne zur Polizei […]

Helmut Junge
Helmut Junge
4 Jahre zuvor

@Paule t. , ich habe es Sekunden nach dem Abschicken bemerkt und den gleichen Text noch einmal bei "Critical Whiteness: Bin ich weiß?" gepostet.

Berthold Grabe
Berthold Grabe
4 Jahre zuvor

Ich wünschte mir, das man genauso gründlich und "verständnisvoll" rechte "Hetze" analysieren würde. Denn so Manches davon würde sich als weit seriöser erweisen als dieser Unrat der TAZ!.
Warum also nur diese aufwendige Mühe, die man sich bei vermutet rechten Entgleisungen schlicht nicht praktiziert?
Das dies nötig erscheint dokumentiert schon alleine einen bedenklichen einseitigen Zustand der Medienwelt in Deutschland,der sich nur auf eine einzige Grundlage berufen kann.
Einem ideologisch bedingten Seriösitätsvorschuss!
Allein die Notwendigkeit dieses Vorgehens dokumentiert eine bedrohlichen und nicht akzeptablen aber viel zu etablierten Gesinnungsradikalismus.

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