Von wegen neue Bescheidenheit in der Bundesliga: BVB-Boss Aki Watzke lässt seine Maske fallen

BVB-Chef Hans-Joachim ‚Aki‘ Watzke. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Als die erste Corona-Welle über das Land zog, da gab sich der Profifußball schnell ausgesprochen demütig und kleinlaut. Der Stopp des Spielbetriebs im Frühjahr 2020 machte der Öffentlichkeit schnell klar, wie fragil das zuvor stets selbstbewusst und erfolgreich daherkommende Fußballgeschäft an seiner Spitze eigentlich ist.

Schon während der Unterbrechung zwischen April und Mai gerieten erste Klubs rasch in Zahlungsnot. Schnell schrien die ersten Vereinsvertreter damals nach staatlicher Unterstützung. Groß war die Erleichterung, als die Unterbrochene Saison 2019/20 im Sommer dann doch noch ein sportlich reguläres Ende finden konnte, und dadurch die dringend benötigten Fernsehgelder wieder an die Vereine fließen konnten.

Anschließend gab sich der Fußball sehr kleinlaut und demütig. Als viele in der Öffentlichkeit die Sonderrolle des Profisports kritisierten, der in einer heiklen Phase, in der Amateursport fast durchgängig komplett untersagt war, durfte die Bundesliga ihrem Geschäft wieder nachgehen. Wenn auch ohne Fans in den Stadien.

Jetzt, gut 18 Monate später, hat uns die Pandemie noch immer im Würgegriff, wenn wir auch besser gelernt haben mit ihr umzugehen. Von der einst angekündigten neuen Bescheidenheit und dem Sinneswandel ist allerdings wenig geblieben, wie es scheint. Statt mit Demut und Dankbarkeit eine Vorbildrolle einzunehmen, poltert sich ein Teil der Bundesliga, mit BVB-Boss Aki Watzke an der Spitze, gerade ins gesellschaftliche Abseits. Schlimm, wie wenig von den einst kleinlaut getätigten hehren Versprechungen und Ankündigungen eines Sinneswandels übrig geblieben zu sein scheint.

Dortmunds Geschäftsführer Watzke sieht den Fußball aktuell sogar als „Opfer von Symbolpolitik“ und deutet in einem Artikel juristische Schritte an, weil die Vereine der Fußball-Bundesliga und anderer deutscher Profiligen vorerst weiter auf eine große Zahl von Fans verzichten müssen.

‚Man müsse unverändert vorsichtig bleiben, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Montagabend nach den Beratungen mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder. Noch sei unklar, wie sich die Pandemie weiter entwickeln werde. Man werde bei Bedarf die notwendigen Entscheidungen treffen. „Jetzt aber gilt erst mal: Kurs halten!“‘

„Wir werden uns die Beschlüsse des Landes NRW genau anschauen und prüfen, ob wir sie im Eilverfahren kontrollieren lassen“, sagte Watzke im Gegenzug im Gespräch mit der der Deutschen Presse-Agentur.

Es sei „bitter, dass die Mehrheit der MPK-Teilnehmer nach zwei Jahren nur an Verbote denkt und nicht auch an ein Mindestmaß an Möglichkeiten und logischen Entscheidungen“, erklärte der BVB-Chef.

Als Beobachter kann man die Not verstehen, die hinter den Worten Watzkes steht, nicht aber die Reaktionen des Fußball-Bosses darauf.

So bedrohlich der wirtschaftliche Schaden durch Corona für den Profisport insgesamt ist, Watzke scheint die edlen Worte vom Anfang der Pandemie inzwischen komplett verdrängt bzw. vergessen zu haben.

Und Watzke ist mit seiner wirtschaftlichen Zwickmühle ja auch nicht alleine. Überall wo man aktuell hinhört, fühlen sich Repräsentanten der betroffenen Branchen zu Unrecht als Pandemietreiber hingestellt. Gastronomie, Theater, Kino, Clubs und Kneipen, Restaurants, egal wo man hinhört, dort wo die Besucherzahlen stark zurückgegangen bzw. beschränkt sind, wehren sich die Betroffenen, machen auf ihre Not aufmerksam. Verständlicher Weise.

Das Problem ist: Kontakte müssen halt noch immer stark reduziert und das Ansteckungsrisiko dadurch minimiert werden. Wo das sein soll, daran scheiden sich die Geister. Keiner will, dass ausgerechnet er in der Branche tätig ist, die betroffen ist. Jeder glaubt für seine Sicht der Dinge gute Argumente zu haben.

Dies wäre jetzt doch die ideale Gelegenheit für BVB-Boss Aki Watzke und die gesamte Liga der Öffentlichkeit zu beweisen, dass die Ankündigung einer neuen Demut und Bescheidenheit vom Sommer 2020 nicht nur leere Worthülsen waren. Doch er scheint gerade irgendwie genau das Gegenteil unter Beweis stellen zu wollen. Traurig und irgendwie erschreckend!

Und, dass der Stadionbesuch auch bei reduzierten Kapazitäten riskant ist, das durfte ich selber im vergangenen August erleben, als ich mir meine bisher letzte Warnung auf der Corona-Warn-App ausgerechnet im mit ‚nur‘ 25.000 Zuschauern besetzten Westfalenstadion eingefangen habe. Ungefährlich ist der Besuch eines Fußballspiels also selbst mit Teilauslastung der Arena keinesfalls….

Und dass ausgerechnet der BVB selber im November, als die neue Corona-Welle schon deutlich erkennbar im Anflug war, noch versucht hat seinen Dauerkartenbesitzern die Saisonkarten abzubuchen, darüber haben wir hier im Blog ja damals auch schon kritisch berichtet und das Ganze entsprechend kommentiert.

Watzke lässt offenbar gerade sprichwörtlich alle Masken fallen….

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Urbeli
Urbeli
2 Jahre zuvor

Die FAZ schreibt heute: "Das Ende der Geisterspiele im Sport und doppelt so viele Zuschauer in Theatern und Kinos: Bayern lockert die Corona-Regeln für Sport- und Kulturveranstaltungen, auch für überregionale. Das hat das Kabinett in München am Dienstag beschlossen. Mit der Wieder-Erlaubnis für Großveranstaltungen geht der Freistaat über den gemeinsamen Bund-Länder-Beschluss vom Montagabend hinaus." Es ist traurig, das es keine einheitlichen Regeln in Deutschland gibt – das wird noch viel mehr Verdruss sorgen. Wir haben jetzt schon 30 Prozent in der Bevölkerung, die sich vom regulären Politikbetrieb abgemeldet haben (10 Prozent AfD-Wähler, 20 Prozent Nichtwähler) – wie soll man diese verschossene "Zahnpasta" wieder zurück in die Tube bekommen?

Doch zurück zum Thema: Watzke redet wie ein billiger Polemik-Affe, der nur seine eigenen wirtschaftlichen Interessen im Sinn hat – eine Verantwortung für gesellschaftliche Zusammenhänge sind ihm scheinbar fremd. Das ist echt beschämend für jemand in seiner Position. So dumm hätte sich ein Uli Hoeneß nie verhalten.

Constanze von Johnssen
Constanze von Johnssen
2 Jahre zuvor

Es wäre doch schön, sich bei solchen Kommentaren einfach mal an den Fakten zu orientieren.
Fakt 1: In der Saison 2021/22 gab es in der Zeit der "vollen" Stadien (als sich der Autor seine Corona-Warnung abholte) auf mehr als 3 Mio. Zuschauende 4 positive Coronafälle und 10 Quarantäne-Fälle.
Fakt 2: Watzke prangert nicht per se die Regularien an, sondern ihre Verhältnismäßigkeit im Vergleich. Und es ist nicht verhältnismäßig, dass der Gesetzgeber davon ausgeht, dass in einer Halle mit 2.500, 5.000 oder auch 10.000 Plätzen für 750 Zuschauende keine Ansteckungsgefahr besteht und dieser absolute Wert von 750 Zuschauenden auf Außenveranstaltungen, im Fall Dortmund ein Stadion mit 81.365 Plätzen übertragen wird. Ein prozentuale Regelung wäre hier besser nachvollziehbar und auch medizinisch vertretbar (z.B. 10 % Auslastung, das wären dann – immer noch nur – 8.136 Zuschauende im Westfalenstadion), deren An- und Abreise der Verein koordinieren muss und kann. Dass dies gelingt, zeigt Fakt 1.
Fakt 3: Die Corona Warn-App ist ein wichtiges Werkzeug, aber bitte auch nicht überbewerten. Ich hatte auch mal eine Risikobegegnung, bei der sich herausstellte, dass ich 20 Minuten gemeinsam mit dem Handy einer positiven Person in einem Raum verbracht habe. Die Person selbst habe ich gar nicht gesehen. Wer auch immer dem Autor an dem Tag nahe gekommen ist, es hat ja offensichtlich auch bei ihm nicht zu einer Ansteckung geführt.
Fakt 4: Auch andere Betreiber, die professionell auf Basis von Menschenansammlungen arbeiten – z.B. Gastronomen – sind sicherlich überwiegend in der Lage, dies so zu organisieren, dass sich die Ansteckungsgefahr weitest möglich reduziert. Regelungen mit Augenmaß wären also auch hier längst nötig und möglich. Denn wie wir wissen, findet der größte Teil der Ansteckungen im privaten Bereich statt. Hier hat der Gesetzgeber aber keinen Zugriff, weswegen die Regulierung des öffentlichen Raums natürlich ein ganz großes Stück weit Symbolpolitik ist.

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Robin,
"der Chef" eines Unternehmen, das Millionen umsetzt, befürchtet einen "gewaltigen Einbruch" dieser Umsätze bis hin zum Zusammenbruch seines Unternehmens.

Dass Chef Watzke jetzt alles sagt, alles macht, alles tut, was nach seiner Meinung zu sagen, zu machen, zu tun ist, um zu retten, was zu retten möglich erscheint, ist m.E. eine ihm obliegenden Pflicht.

Es geht nicht um den Fußballsport, es geht nicht um Wünsche der Fußball-Fans, es geht nicht um Fair Play z.B. von Watzke im Umgang mit anderen Vereinen -in den Profiligen und bei den Amateuren -und schon gar nicht geht es hier um ein besonderes Fair Play seitens der "Fußballer" in Pandemiezeiten – der Profi- Manager, der Profi- Spieler, der Profi-Trainer- im menschlichen Miteinander -vor, neben und auf dem Platz, der Fans untereinander,der Fußball-Fans gegenüber den "Nicht-.Fußballfans" usw. usw. . Es geht auch hier -den Regeln unserer Gesellschaft folgend- nicht um irgend welche Ideale, nicht um ethischen Grundsätze, sondern ums Geschäft, um "Kohle" , um möglichst viel davon.
Wie könnte es anders sein.

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Nachtrag/Nachfrage:
Robin,
könnte es sein, daß es derzeit eine bedenkliche Anhäufung besorgniserregender Ereignisse für den Unternehmenschef Watzke gibt, die diesen u.a. zu seinen von Dir kommentierten Aussagen zu den Corona-Bekämpfungsmaßnahmen veranlaßt haben -immer mit primären Blick auf die Finanzen?

Ausscheiden aus der Champ.Lig -Verluste von…..?
Ausscheiden aus dem Pokal- Verluste von…….?
Leere Zuschauerränge….- Verluste von…?

Und jetzt Sorgen um Haaland? Sind möglicherweise die Aussichten auf den größten Millonen-Transfern-Gewinn des BVB in Gefahr? Was ist mit der vorgeblichen Verletzung von Haaland? Was kann diese für das geplante Transfergeschäft für Folgen haben -zeitliche, finanzielle?

Robin,
bleib auch insofern bitte am Ball und berichte hier bei den Ruhrbaronen. Das kann auch helfen, sich abzulenken von……
Es gibt derzeit für jeden von uns extrem viele, extrem schwerwiegende Gründe , besorgt zu sein
-jenseits unseres Daseins als BVB-Fans.

DEWFan
DEWFan
2 Jahre zuvor

#1: "Das ist echt beschämend für jemand in seiner Position. So dumm hätte sich ein
Uli Hoeneß nie verhalten."

Ne, ausser beim Steuerberater.
Danke für die Vorlage 🙂

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Robin,
"um weiter abzulenken" -sh. -6-:

Gibt es Neues in Sachen Haaland? Zu seiner Verletzung -einer vorgeblichen? Zu seinem Abschied – zu Real und wann?

Ich lese so eben, daß ein Weggang von Witsel ansteht?

Und Ginter für Süle zum FCB?
Als Ginter noch für den BVB spielte, hat er nach meiner Wahrnehmung nicht ein einzige Mal ein Leistung gebracht, die ich nach den Maßstäben der Bundesliga für überdurchschnittlich gehalten habe, ganz zu schweigen von internationalen Niveau.

Insofern hat es mich seinerhzeit überrascht, daß er in die Nationalsmannschaft berufen wurde und dort mittlerweile zum Kader zu gehören scheint. Noch mehr überrascht mich, daß der FCB sich jetzt für ihn interessiert. Hat er sich tatsächlich seit seinem Weggang vom BVB so positiv entwickelt?

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Robin,
solange Gerüchte, Diskussionen, permanent Neues in Sachen Fußball zur Ablenkung von…beitragen, sind sie mir willkommen. Und Du kannst das mit Deinen Kommentaren befördern; also bitte, "leiste weiter diesen guten Dienst -bleibe am Ball.

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[…] auf 0,92 Prozent der Gesamtkapazität (81.365 Zuschauer) beschränkt.Bis zum heutigen Tag hatte der BVB vergeblich gehofft, im Dialog mit der Landesregierung zu einer ähnlich konsensualen und vor dem Hintergrund des […]

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[…] inzwischen ein Stück weit verloren. Darüber kann auch die Tatsache nicht hinwegtäuschen, dass Borussia Dortmund seine inzwischen wieder erlaubten 10.000 Tickets für das am Sonntag anstehende Heimspiel im […]

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[…] immense Herausforderung. Und doch wundert es, dass es den führenden Köpfen in Dortmund, rund um Aki Watzke, Michael Zorc und Co. seit Jahren nicht gelingt, etwas mehr Konstanz in die Leistungen der […]

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[…] an dieser Debatte. Viel kritischer sehe ich derzeit die Tatsache, dass die Vereinsführung rund um Aki Watzke es seit der Trennung von Thomas Tuchel im Jahre 2017 schlicht nicht verstanden hat, den […]

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[…] würde natürlich voraussetzen, dass sich die Bayern, der BVB, Leipzig etc.. freiwillig etwas beschränken, was ihre Chancen im internationalen Wettbewerb verschlechtern würde, solange eine solche Regelung […]

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[…] ‚vom Hof gejagt‘ wurde, da war das persönliche Verhältnis des Erfolgstrainers zu Klub-Boss Aki Watzke in der Krise. Nach dem Bombenattentat im April hatten sich der Coach und sein Boss dem Vernehmen […]

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