Aus gegebenem Anlass möchte ich hier heute auch einmal ganz kurz an den 07. Juli 1985 erinnern, einen Tag, der die deutsche Sportlandschaft tatsächlich nachhaltig verändert hat.
Was war geschehen? Nach einem Turnier voller Überraschungen besiegte an jenem Sommertag ein erst 17-jähriger Jüngling aus dem kleinen Örtchen Leimen, welcher auf den zuvor wohl nur echten Sport-Insidern bekannten Namen Boris Becker hörte, mit dem etablierten Top 10-Spieler Kevin Curren letztendlich auch seinen favorisierten Finalgegner in insgesamt vier Sätzen und schrieb als jüngster Sieger des wohl wichtigsten Tennisturniers aller Zeiten Sportgeschichte in ganz großem Stil, brachte dadurch auch eine zuvor in seinem Heimatland eher beiläufig verfolgte Sportart in das Blickfeld der Massen, wurde schlagartig zu einem internationalen Superstar des Sports.
Wer heute als Leser hier schon über vierzig Jahre alt ist, der dürfte sich vermutlich, so wie ich eben auch, noch genau daran erinnern was er an diesem Tag im Sommer vor 30 Jahren tat, wo er sich aufhielt, als der rotblonde Boris mit seiner etwas unbeholfen und schüchtern wirkenden Art seine überschäumenden Emotionen nach dem Triumph in seinem später von ihm gerne als sein ‚Wohnzimmer‘ bezeichneten Tennisstadions irgendwie halbwegs zu kontrollieren versuchte.
Ich selber, nur rund drei Jahre jünger als dieser damals noch weitestgehend unbekannte Boris Becker, habe mit diesem Tennis-Turnier damals erstmals überhaupt ganz bewusst ein Turnier dieser Sportart über die volle Distanz so intensiv verfolgt, viele Spiele damals in gesamte Länge live im TV gesehen. Zusammen mit meiner Familie war ich damals im gemeinsamen Familienurlaub in Dänemark. Ich erinnere mich auch heute noch recht gut an die völlige Begeisterung, die die Leistungen des jungen Becker damals bei mir und meinen Eltern auslösten. Der ‚Typ‘ war ja auch gar nicht so viel älter als ich, eine Tatsache, welche mich damals emotional mit diesem nur etwas älteren ‚Jugendlichen‘ sehr verband und welche ihn mir damals irgendwie auch sofort emotional recht nahe brachte.
Rückblickend war dieser erste große Triumph des jungen Boris Becker dann natürlich auch nur eine Art ‚Startschuss‘ für einige Jahre, welche auch ich mich dann plötzlich durchgängig recht intensiv mit den Geschehnissen rund um den Tennissport beschäftigt habe.
Kurze Zeit später kam neben dem durch seinen ersten Wimbledon-Triumph von 1985 so eindrucksvoll emporsteigenden Idol Boris Becker dann natürlich auch noch eine gewisse Steffi Graf mit hinzu in die große Tennis- bzw. Sportwelt der 1980er-Jahre, welche dieses Land damals dann endgültig zu einer Nation von Tennis-Fans machte. Später kamen im Laufe dieses Booms auch noch erfolgreiche Aktive wie Michael Stich und Anke Huber mit hinzu. Tennis erlebte in diesen Jahren, bis in die späten 1990er-Jahre hinein, in Deutschland eine echte Blütezeit.
Es vergingen somit einige Jahre im medialen Rampenlicht, bevor der Tennisboom in Deutschland nach und nach wieder kippte, die Sportart gegenüber anderen Modesportarten in der Beachtung wieder deutlich zurückfiel, bis hin zu einem Zustand im relativen Schatten der Sportwelt. So wie auch noch heute, wenn kaum noch jemand so recht davon Notiz zu nehmen scheint, wenn in London mal wieder der Ball über die Netze fliegt.
In diesem Jahr findet die entscheidende zweite Turnierwoche dort dann ja z.B. auch mal wieder komplett ohne deutsche Beteiligung statt, ohne dass dies irgendjemanden hier groß zu beschäftigen scheint. Es fehlt seit Jahren schlicht an den echten Persönlichkeiten im Umfeld des nationalen Tennisbundes ‚DTB‘. Sicherlich auch einer der Gründe dafür, warum die Sportart hierzulande aktuell wieder ein ähnliches Schattendasein fristet, wie sie es in der Ära noch vor Boris Becker tat.
Man kann über die Persönlichkeit und den späteren Karriereverlauf des wohl berühmtesten Leimeners sagen was man will, aber zumindest heute vor 30 Jahren war der damals 17-jährige Tennisemporkömmling der unumstrittene Liebling der Massen. Man, wie doch die Zeit vergeht…
Das war für mich – und vielleicht auch für viele andere- einer der Momente im Leben, wo ich mich gut daran erinnere, wo ich war.
Auf der Rückfahrt vom Sommerurlaub im Stau mit Sport aus dem Radio.
Es mag gut sein, dass er die Welt früher mal begeister hat. Heute nervt er sie.
@Arnold: Auch meine 'Begeisterung' ihm gegenüber hat im Laufe der Jahre dann immer mehr nachgelassen. Daher ja auch meine kurze Bemerkung am Ende: "Man kann über die Persönlichkeit und den späteren Karriereverlauf des wohl berühmtesten Leimeners sagen was man will, aber zumindest heute vor 30 Jahren war der damals 17-jährige Tennisemporkömmling der unumstrittene Liebling der Massen." Boris Becker war halt ein guter Tennisspieler. Alles was man dann z.B. über sein Privatleben später noch lernen durfte bzw. musste war dann schon wieder eine ganz andere Geschichte… Da habe auch ich oft nur noch mit dem Kopf geschüttelt. Seiner grundsätzlichen Bedeutung für den Tennissport, gerade hier in Deutschland, tut das aber nur wenig Abbruch, wie ich finde.