Vor Gericht: Jetzt wird es ernst für den Angeklagten Uli Hoeneß



Auch wenn das Fußballwochenende in der Bundesliga erneut einen breiten Strauß von interessanten Fußballthemen angeboten hat, möchte ich den Blick an diesem Sonntag doch wieder einmal weg vom aktuellen Geschehen auf den Plätzen der Republik richten. Denn am morgigen Montag dürfte es im Umfeld der Bundesliga wohl wieder besonders emotional zugehen. Und zwar vor Gericht, wenn sich der amtierende Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß, wegen Steuerhinterziehung verantworten muss.

Und wohl nur selten wurde ein solcher Fall von solch ausufernden Emotionen begleitet. Während ein Teil der Öffentlichkeit das Aushängeschild des Fußballrekordmeisters wohl am liebsten für längere Zeit hinter Gittern verschwinden sehen würde, ist er für andere noch immer ein schier unantastbarer Held. All dies sollte vor Gericht natürlich theoretisch völlig unbeachtet bleiben. Ob das gelingen kann/wird?

Und eines steht bereits jetzt schon fest: Egal wie das Urteil ausfallen wird, es wird für heftige Diskussionen sorgen. Überall im Lande…

Worum geht es? Uli Hoeneß ist wegen Steuerhinterziehung in sieben Fällen angeklagt. Er soll insgesamt Steuern in Höhe von 3,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von sieben Jahren hinterzogen haben.

Wie auch bereits hier bei uns berichtet und diskutiert stellte Hoeneß beim Finanzamt Anfang 2013 Selbstanzeige in der Hoffnung auf Straffreiheit.

Doch das zuständige Finanzamt verneinte das Ansinnen des Bayernpräsidenten aufgrund offenbar vorliegender methodischer Fehler und leitete die Steuerakte Hoeneß daraufhin an die Staatsanwaltschaft weiter. Diese eröffnete dann ein Ermittlungsverfahren gegen  den prominenten Ex-Nationalspieler. In dessen Verlauf kam dann auch die Strafverfolgungsbehörde offenkundig zu der Ansicht, dass Hoeneß‘ Selbstanzeige fehlerhaft war.

Inzwischen äußern einige Beobachter zudem den Verdacht,  dass Hoeneß seine Selbstanzeige auch erst stellte, als zumindest ein Nachrichtenmagazin bereits in der Sache recherchierte. Ein Bank-Mitarbeiter soll Hoeneß dann darüber informiert haben, dass ein Journalist unbequeme Fragen in seine Richtung stellt.

Dann stellt sich die Frage: Hatten die Behörden schon zu diesem Zeitpunkt mit Ermittlungen gegen Hoeneß begonnen und er wusste davon? In diesem Falle hätte seine Selbstanzeige nämlich keine strafbefreiende Wirkung.

All dies wird in den nächsten Tagen zu klären sein. Uli Hoeneß wird bei dem Prozess anwesend sein. Das vorab bekundete Medieninteresse überstieg erwartungsgemäß die vorhandenen Kapazitäten.

Und egal wie das Ganze am Ende ausgehen wird, es ist der unrühmliche Höhepunkt für den inzwischen über 60-jährigen Bayernpräsidenten.

Ob man Hoeneß nun mag oder als Persönlichkeit doch eher kritisch betrachtet, sein Leben war in der Öffentlichkeit, abgesehen von der ein oder anderen sportlichen Enttäuschung natürlich, bisher scheinbar ein einziger Triumphzug. Hoeneß verkörpert für viele den Erfolgsmenschen, den Karrieristen.

Der stets streitbare und bisher immer äußerst selbstbewusst auftretende Angeklagte wird nun, gegen Ende seiner Laufbahn, zum ersten Mal selber auch nachhaltig negativ in Erinnerung bleiben.

In den Auseinandersetzungen abseits der Fußballplätze der letzten Jahre ging Hoeneß eigentlich immer als Sieger hervor. Fragen Sie da beispielsweis mal Christoph Daum, dessen große Trainerkarriere durch Aussagen von Ulrich Hoeneß über desssen Kokainkonsum vor über zehn Jahren nahezu zerstört wurde.

Erfolge pflasterten wirtschaftlich und sportlich den Weg von Uli Hoeneß, der im Hauptberuf übrigens seit Jahren Wurstfabrikant ist.

Dies wird, egal wie das Urteil am Ende ausfällt, diesmal nicht der Fall sein, nicht der Fall sein können und dürfen. Denn durch die Selbstanzeige hat Hoeneß einen erheblichen Betrug an der Gesellschaft selber eingeräumt. Das Ausmaß ist dabei offensichtlich so groß, dass man sich schon fragen muss, warum einige Leute im Lande ihn in dieser Hinsicht noch immer verbal verteidigen.

Selbst bei einer juristischen Straffreiheit bleiben daher wohl deutliche Schrammen an seinem Denkmal zurück. Und das wohl auch völlig zu Recht. Hier geht es immerhin um Summen, bei denen sich ein Normalbürger schlicht nur noch am Kopf kratzen kann.

Im schlimmsten Fall droht dem Angeklagten sogar Gefängnis. Viele Experten erwarten dies offenbar inzwischen sogar.

Und das wäre dann wirklich das endgültige Aus für das bisher so sorgsam errichtete ‚Denkmal Hoeneß‘.

Und man sieht an dem Beispiel auch, es gibt, auch im Bereich Fußball, durchaus auch mal spannenderes als die Frage nach Sieg oder Niederlage einer Bundesligamannschaft an einem scheinbar ganz normalen Bundesliga-Wochenende.

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keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
10 Jahre zuvor

Interessant ist ja auch, wie die Gerichte bei Vermögensschäden in Abhängigkeit von der Tat urteilen.
Hier wurden Steuersünder, die oft hohe 6-/7-stellige Summen Schaden verursachten, meistens sehr milde behandelt.
Bei anderen Taten geht es deutlich früher für viele Jahre in den Knast (OK, in NRW vielleicht seltener).

Warum eigentlich?

Die Compliance-Bekundungen vieler Firmen haben in diesem Fall auch erheblichen Schaden erlitten.

Mussarin
Mussarin
10 Jahre zuvor

Was soll ich sagen, manche Menschen stolpern eben schon beim Frühstück über einen Koffer Geld.

Aber bei jeder “Fair Play” Kampagne vorne mit dabei.

*KOTZ*

OWL-Baron
10 Jahre zuvor

Der Richter im SGE-Trikot,die Beisitzer in BVB und VFL- Trikots erhoben sich zur Urteilsverkündung: „Gemäß Paragrafen 1 der Fangesetze von Eintracht Frankfurt, BVB Dortmund, VFL-Bochum und anderer sehr ehrenwerter Vereine wird der FC Bayern für immer verboten, sein Vermögen zu gleichen Teilen an die sehr ehrenwerten Vereine verteilt, seine Spieler werden im Zuge einer Lotterie an die sehr ehrenwerten Vereine verlost Herr Hoeneß muss bis zum Lebensende an jedem Spieltag in wechselnden Fanblocks der sehr ehrenwerten die Produkte seiner Firma den Fans der sehr ehrenwerten Vereine kostenlos anzubieten.“
Fanembleme des abscheulichen FC Bayern dürfen ab sofort in der Öffentlichkeit nicht mehr gezeigt werden Zuwiderhandelnde werden ein SKY-Abo erwerben und nachweisen, dass sie keine Übertragung der Spiele der sehr ehrenwerten Vereine
auslassen.“
AAAAAAAAAAAAAAHHH

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

Der böse Uli hätte nie Steuern hinterziehen sollen, sondern wie jeder rechtschaffene Räuber und Dieb, der einen „erheblichen Betrug an der Gesellschaft“ plant, eine Bank ausrauben oder noch besser den Postzug seiner Majestät überfallen sollen. Unter diesen Umständen hätten die Toten Hosen, die sonst nie nach Bayern gehen würden, vielleicht sogar einen Musikclip mit dem Uli aufgenommen und vermutlich hätte man das Leben mit dem Uli darüber hinaus auch noch verfilmt; mit Phil Collins oder so.

Weil der Uli aber so doof war, sich nicht im Bandenmäßigen Stil, maskiert und bewaffnet an den Pfründen der Gesellschaft zu bereichern, was viel spannender gewesen wäre, als so was langweiliges wie Steuerhinterziehung, bleibt der Journaille leider keine andere Wahl, als ihn so lange zu schelten, bis auch der letzte Hoeneßfan das Paninibildchen Nr. 67, das den Uli als Held von 74 im World-Cup-Story-Album zeigt, aus diesem wieder heraus zu schneiden.

Uli Hoeneß ist nicht Ronnie Biggs. Shit happens.

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

Wir haben hier schon mehrfach über die Causa Hoeneß diskutiert.

Auch ich habe mich „wertend und urteilend“ geäußert und dabeiu.a. ironisch – zynisch gefragt, ob nicht das „gerichtliche Heimspiel“ , ob nicht ein Prominentenbonus, ob nicht die Anerkennung des sozialen Engagementes von Hoeneß, ob nicht seine Verdienste um den FC Bayern, die ja auch als Verdienste für das Image des Landes Bayern gesehen werden können, also ob das alles sich auf den Ablauf des gerichtlichen Verfahrens und letztlich auf den Urteilspruch für Hoeneß positiv auswirken wird, was ich für kritisch hinterfragt habe. Und meine kritischen Anmerkungen zur Steueraffäre Hoeneß wurden -sachlich nicht korrekt- mitbestimmt von den „Vorbehalten“ eines BVB-Fans gegen den FC Bayern des Ulli Hoeneß.

Im Moment empfinde ich jedoch Mitleid mit Honeß, was mich selbst überrascht.

Das kann zu tun haben mit der auch im Falle Hoeneß zu registrierden Medien-Hype, die mich veranlaßt, ähnlich wie in anderen vergleichbarn Fällen, ehe Gegenteiliges zu denken, zu fühlen und zu sagen als das, was Mainstream in der veröffentlikchen Meinung -und „im gesunden Volksempfinden“ in der Causa Hoeneß zu sein scheint.

Also von mir jetzt keine weiteren hämischen Bemerkungen in Richtung Hoeneß!

Mehr als einen fairen Prozeß kann ich und will ich ihm allerdings auch nicht wünschen.

OWL-Baron
10 Jahre zuvor

Oha, 18,5 Millionen, BYE BYE ULI

OWL-Baron
10 Jahre zuvor

Die Frage aller Fragen, soll aber bei Süchtigen öfter vorkommen, bis eben das Ganze auffliegt. Die Flaschen aus dem Schreibtisch kollern, die leeren natürlich. Und dann fliegt alles auf, so wie bei Uli halt.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Zocker? Ach soooo, der wusste gar nicht genau was er tut. Spielsucht, ist ja ne Krankheit. Neee, dann hat der das doch gar nicht absichtlich gemacht, Leute. Und schon gar nicht böswillig. Das ist einfach alles so passiert. Deswegen wusste der auch bis zum Schluss nicht, wieviel Geld er nicht versteuert hat. Konnte der doch gar nicht wissen. Der hatte einfach keinen Überblick mehr. Armer Ulli. Wenn mans mal ganz menschlich betrachtet, ist der eigentlich unschuldig.

OWL-Baron
10 Jahre zuvor

@ Arnold Voss Genau, er bekommt die Auflage, die AZ, ANONYMEN ZOCKER, eine Selbsthilfegruppe, aufzusuchen. Credo dieser Gruppe: Heiliger St Monetarius, gib die Weisheit zu erkennen, welche Steuern ich straflos hinterziehen kann. Und welche nicht.
Verschone mich auch vor Spiegel- und allen anderen Blättern des geldfernen Pöbels.

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