Wachstumskritik: Katrin Göring-Eckardt ist radikaler als Javier Milei

Katrin Göring-Eckardt Foto: Steffen Prößdorf Lizenz: CC BY-SA 4.0

Katrin Göring-Eckardt träumte vor 14 Jahren von einer Gesellschaft ohne Wachstum. Heute ist ihr Wunsch Wirklichkeit geworden.

Katrin Göring-Eckardt, Grüne, Vizepräsidentin des Bundestages und langjährige Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, hat uns in einem vor 14 Jahren im Tagesspiegel erschienenen Gastbeitrag einen Einblick in ihre Gedankenwelt gewährt, die sicher von vielen Mitgliedern und Anhängern ihrer Partei geteilt wird. Göring-Eckardt spricht sich für ein Ende des Wirtschaftswachstums und eine „Kultur des Weniger“ aus. Sie beschreibt den ideologischen Überbau, mit dem sich das fatale Wirken grüner Wirtschaftspolitik durch Robert Habeck im Bund und seiner Parteifreundin Mona Neubaur in Nordrhein-Westfalen erklären lässt, die Tag für Tag daran arbeiten, Göring-Eckardts Vision wahr werden zu lassen: Eine Gesellschaft ohne Wachstum. Angeblich gibt es eine immer größer werdende Zahl an Menschen, die von einer Gesellschaft ohne Wirtschaftswachstum träumen. „Politik sollte die neuen Lebensstile solidarisch unterstützen und vor allem dazu beitragen, dass sich eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über die Kultur des Weniger entspinnt.“ Der Maßstab des Wirtschaftswachstums anhand des Bruttoinlandsproduktes sage nichts darüber aus, wie solidarisch eine Gesellschaft sei, was für Kulturgüter sie hervorbringt, wie miteinander umgegangen werde, ob das Leben lebenswert sei. „Statt Askese sind die neuen Lebensstile ein Versprechen auf mehr Freiheit und auf ein gutes Leben.“

Nun hat niemand etwas dagegen, wenn Menschen sich für ein Leben entscheiden, in dem Wohlstand eine geringere Rolle spielt. Aussteiger gab es schon immer und solange sie der Gesellschaft nicht auf der Tasche liegen, interessiert sich niemand für sie. Warum sollte jemand etwas dagegen haben, wenn sein Nachbar sich für ein bescheidenes und einfaches Leben entscheidet?

Doch darum geht es nicht. Göring-Eckardt skizziert in ihrem Gastbeitrag die Postwachstumstheorie, bei der es nicht um einen Lebensstil geht, sondern um den Entwurf einer radikal anderen Gesellschaft. Sie will eine „Diskussion, in der nicht nur über individuelle Lebensstile, sondern auch offen über die Zukunft der Produktionsverhältnisse und politisch-institutionelle Rahmenbedingungen gesprochen wird. Denn aus der Wachstumszwangsjacke kann man sich nicht nach dem Motto „Ich ändere mein Leben und dann wird alles gut“ befreien.“ Im Ton moderat ist Göring-Eckardt radikaler als der argentinische Präsident Javier Milei. Der will Argentinien in eine neue Ära des Wohlstands führen, die Bundesvizepräsidentin das Land in die Armut treiben. Bei Wachstum geht es nicht allein, wie sie ihren Lesern versucht einzureden, um immer mehr und größere Autos. Es ist die Grundlage für vernünftige Schulen, Brücken, die nicht zerbröseln, und eine Sozialpolitik, die Menschen davor bewahrt, in Armut zu fallen. Nur Wachstum ermöglicht es Deutschland, der Ukraine beizustehen und uns durch Aufrüstung vor Russland zu schützen. Das Versprechen auf Wohlstand hält die immer weiter auseinanderdriftende Gesellschaft zusammen und Wirtschaftswachstum sorgt dafür, dass es eingehalten werden kann. Es ist eine Stütze der Demokratie und der offenen Gesellschaft, denn Armut ist ein Radikalisierungstreiber. Natürlich will Göring-Eckardt so wenig wie andere Grüne die Demokratie abschaffen. Aber ihre wirtschaftliche Inkompetenz gepaart mit dem arroganten Glauben zu wissen, wie die Menschen zu leben hätten, gefährdet die demokratische Gesellschaft. Man kann auch aus purer Dummheit ein Haus in Brand setzen, dafür braucht es keinen kriminellen Vorsatz.

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