Wäre Michel Platini als zukünftiger FIFA-Chef wirklich der bessere Blatter?

Das Hauptquartier der FIFA in Zürich. Quelle: Wikipedia, Foto: MCaviglia www.mcaviglia.ch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Das Hauptquartier der FIFA in Zürich. Quelle: Wikipedia, Foto: MCaviglia www.mcaviglia.ch, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Nun ist es offiziell: UEFA-Chef Michel Platini kandidiert auch offiziell für das Amt des Präsidenten im Fußball-Weltverband FIFA, als Nachfolger von Joseph Blatter, der sein Amt ja kürzlich vorzeitig zur Verfügung gestellt hatte, und kurz nach seiner erfolgten Wiederwahl damit dann doch noch die Konsequenzen aus den Turbulenzen rund um die FIFA in den letzten Monaten zog.
Seit Tagen wurde bereits spekuliert, ob der Franzose denn diesmal antreten wird, nachdem seit der Vorwoche ja nun auch wirklich endgültig feststeht, dass Sepp Blatter bei der für Ende Februar 2016 terminierten Neu-Wahl definitiv auch nicht wieder antreten wird.

Er habe einen entsprechenden Brief an die 209 Mitgliedsverbände geschrieben, gab Platini am heutigen Mittwoch in einer Mitteilung der Europäischen Fußball-Union UEFA bekannt. „Es gibt Zeiten im Leben, in denen du dein Schicksal in die eigenen Hände nehmen musst“, so der UEFA-Boss.
Insider gehen aktuell davon aus, dass Platini die Zusagen der Konföderationen aus Europa, Asien, Südamerika und Nord- und Zentralamerika mehrheitlich hinter seine Kandidatur gebracht hat. Damit gilt der inzwischen 60-Jährige als großer Favorit auf bzw. für das Amt.
Stellt sich einem als Beobachter nun allerdings die Frage, was ein FIFA-Präsident Platini dem Weltfußball letztendlich wirklich bringen würde bzw. wohl bringen wird?

In den letzten Monaten war der Franzose mit ’seiner‘ UEFA beim Machtkampf mit Amtsinhaber Blatter häufig noch als Verlierer aus diversen internen FIFA-Auseinandersetzungen hervorgegangen. Selbst der nun kürzlich veröffentlichte Wahltermin, der 26. Februar 2016, war der ursprüngliche Wunsch Blatters, während die UEFA wohl einen Wahltermin noch Ende 2015 bevorzugt hätte. Auch bei der zunächst im Frühsommer noch erfolgten Wiederwahl des Schweizers vor ein paar Wochen, wirkte Platini häufig reichlich ‚unglücklich‘ was seine Aktionen und Aussagen zur Sache betraf. Viele Kritiker warfen dem Franzosen zudem auch seine Unentschlossenheit beim ‚Kampf‘ gegen Blatter vor. Zudem hatte Platini wohl auch für den umstrittenen Austragungsort Katar bei der WM 2022 gestimmt, wie er offenbar kürzlich bereits durchblicken ließ.
Kann dieser Mann also nun der große Reformer der FIFA sein, einer Organisation, bei der er seit Jahren schon mitarbeitet, derzeit auch zu den Stellvertretern Blatters zählt?

Die Zustimmung des DFB ist ihm jedenfalls schon einmal sicher: „Natürlich ist Michel Platini ein geeigneter Kandidat“, sagte u.a. Wolfgang Niersbach.

Der DFB-Chef selber wird aktuell schon als möglicher Nachfolger Platinis bei der Europäischen Fußball-Union gehandelt. DFL- und BVB-Boss Reinhard Rauball soll dann wohl Nachfolger von Niersbach an der DFB-Spitze werden. Zumindest äußerte sich auch Bayern-Boss Rummenigge gestern schon einmal in diese Richtung. Das große Stühlerücken an der Spitze der Fußballorganisationen hat also wohl damit endgültig begonnen.

Was am Ende dann dabei an wirklichen Strukturreformen und Veränderungen herauskommen wird, dass bleibt vorerst einmal noch abzuwarten. Allzu viel sollte man sich von diesem Neuanfang wohl nicht erwarten, zu etabliert erscheint vielen der designierte Blatter-Nachfolger, um die verkrusteten FIFA-Strukturen wirklich konsequent aufbrechen zu können.

Oder überrascht Platini am Ende doch noch mit frischen Ideen, einem wirklich frischen Wind, wenn er sich denn dann seinen langjährigen Traum doch noch erfüllen sollte, und dann ab Ende Februar vermutlich tatsächlich der mächtigste Mann im Weltfußball sein wird?

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

Platini darf deshalb mit Blatters Gnaden kandidieren, weil damit allen anderen Kandidaten früh der Zahn gezogen wird, sie hätten irgendeine Chance. Und die Goodies des Schweizer Despoten reichen ja wieder mal bis in die einzelnen Länder, wie das schmierige "Ja" zu Platini von Niersbach beweist. Aber Fußball ist ja immer noch dieser schöne, liebgewonnene "Volkssport"….

Cristos Pie
Cristos Pie
9 Jahre zuvor

Im Übrigen ist zu beachten, dass Sepp Blatter auch schon vor seiner letzten Wahl versprochen hatte, nicht zu selbiger anzutreten.

thomas weigle
thomas weigle
9 Jahre zuvor

Leider gibt es noch keine "Dopingkontrollen", mit Hilfe derer sich unsaubere Geldzuwendungen zweifelsfrei feststellen lassen. So werden wir es weiterhin im globalen Sport mit Menschen wie Blatter, Platini, und deren Statthaltern in den nationalen Verbänden zu tun haben. Schön ist anders!!

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