Die anthroposophische Pädagogik ist eine Mogelpackung für Herrschaft. Sie beutet das vielfach anzutreffende Orientierungsbedürfnis aus, um die Herrschaft einer selbsterwählten Elite zu begründen. Von unserem Gastautor Klaus Prange.
Es gibt eine amüsante Anekdote, die mit dem großen dänischen Physiker Niels Bohr verbunden ist. Bohr hatte in den Bergen eine Hütte, und über der Tür zu dieser Hütte war ein Hufeisen angebracht, ein altes magisches Zeichen zur Abwehr böser Geister. Als nun Bohr einmal von Fachkollegen und Schülern besucht und gefragt wurde, ob er etwa an solchem Spuk und Aberglauben festhalte, hat er geantwortet, nein, natürlich nicht, er glaube nicht daran, dass das Hufeisen wirklich das Unglück vertreibe; aber sein Nachbar habe ihm gesagt, es wirke auch dann, wenn man nicht daran glaube.
Diese Anekdote beleuchtet zunächst einmal, wie es sich für Anekdoten gehört, die Eigenart des Mannes, diese spezifisch dänische Mischung aus Verstandesklarheit und Verschmitztheit. Sie beleuchtet aber auch noch etwas anderes, viel Allgemeineres: Bei aller Rationalität und wissenschaftlichen Skepsis gegen Aberglauben, angebliche Volksweisheit und alte Weistümer bleibt doch ein Rest, der sich nicht auflösen lässt, eine Ungewissheit und Unsicherheit, der man mit Vernunft und Wissenschaft nicht beikommen kann. Die große Hoffnung der modernen Wissenschaft, die metaphysischen Gewissheiten durch einsehbare, nachprüfbare und distinkte Bestimmungen zu ersetzen, hat sich nicht erfüllt; vielmehr hat sich gezeigt, dass die Wissenschaft das Problem der praktischen Orientierung im Leben nicht bewältigen kann. Sie belehrt uns darüber, was wir wissen, und je genauer sie das tut, desto genauer wird auch die Grenze erkennbar, die dieses Wissen mit sich führt. Hans Blumenberg hat in seinem 1986 erschienenen Buch über Lebenszeit und Weltzeit überzeugend ausgeführt, dass jene Hoffnung der neuzeitlichen Reflexion illusorisch war, eine produktive, ergiebige Illusion, gewiss, aber doch mit dem Ergebnis, dass die Fragen des Lebens sich nicht in Reflexion ohne Rest und Bruch auflösen lassen. (1) Und genau dies ist ein Ergebnis des organisierten Wissens, auf das man nun unterschiedlich reagieren kann, nicht nur ironisch-verschmitzt wie Bohr, sondern auch resolut, indem man die Wissenschaft und ihre Ergebnisse umdeutet. In jedem Falle ist es so, dass gerade eine selbstkritisch sich bescheidende Reflexion dem “Glauben Platz schafft”, so das ausdrückliche Programm Kants, der dieses Problem scharf und deutlich gesehen und ausgesprochen hat. Aber dieser Platz wird nicht nur von dem gefüllt, was nach Kant allein übrig blieb, jenem spezifischen Vernunftglauben, der das Verfahren der Vernunft auf die Bestimmung der moralischen Handlungsgründe anwendet und eine menschliche Welt erzeugt, sondern auf diesem Platz tummeln sich auch ganz andere Konzepte. Die Philosophen interessieren sich in der Regel nicht allzusehr dafür, was es alles an metaphysischen Überlebseln gibt, aber der Pädagoge, der es ja nicht nur mit Akademikern zu tun hat, kann daran nicht vorbeigehen.
Was ich damit meine, lässt sich leicht illustrieren und aktualisieren. Man sieht es in den Buchhandlungen und an den Verlagen: Esoterisches kommt gegenwärtig gut an, Mystik und Mythisches zu herabgesetzten Preisen, ob es sich nun um die Apotheke des lieben Gottes handelt oder um computergestützte Astrologie oder eben auch um Anthroposophisches. Es gibt eine Renaissance vormoderner Weltweisheit, Totallösungen und gebrauchsfertige Sinnangebote, die der Nachfrage nach Orientierung und Sinn entsprechen. Offenbar besetzt die Nachhut der Vormoderne Positionen, die eine resignativ in sich selber verstrickte Rationalität freigegeben hat. Dabei gibt es durchaus Rangunterschiede: auf der oberen Etage wird die “Wahrheit des Mythos” restauriert, (2) und ganz unten haben die Jugendsekten, die indisch kostümierten Guru-Weisheiten, die Scientology-Bewegung u.a. ihren Markt. Man hat zwar gesehen, dass am Ende auch ein Bhagwan nur von dieser Welt ist, aber solche Desillusionierungen sind nicht von Dauer; es ist vielmehr damit zu rechnen, dass es eine Anfälligkeit für totale Sinnangebote gibt, für Schlüsselattitüden und vorreflexive Gewissheiten.
Genau das ist mein Thema. Ich möchte wie in einem klinischen Fall an der Anthroposophie und der anthroposophischen Pädagogik zeigen, dass sie dem Bedürfnis nach einer ganzheitlichen Weltdeutung und Sinnorientierung entspricht, nach einem Weltbild, in dem sich auch sagen lässt, was es mit diesem menschlichen Leben auf sich hat. Dazu eine Bemerkung in eigener Sache. Ich werde des öfteren gefragt, weshalb ich mich mit der Waldorfpädagogik befasst habe und dann auch noch so “kritisch” und ausgesprochen negativ. (3) Die Leute hätten mir doch gar nichts getan und verdienten solche Unfreundlichkeit nicht. In einigen Waldorf-Rezensionen wird auch gleich Motivforschung getrieben: Welchen Defekt hat jemand, der den Sinn der Waldorfpädagogik in Frage stellt, die doch wirklich das Beste für die Kinder will, eigentlich viel mehr als die reglementierte und verkopfte Staatsschule. Meine Antwort dazu ist: ich betrachte die anthroposophische Pädagogik als Beispiel für eine absolute Pädagogik, keineswegs das einzige, aber eben ein guter Fall, so wie ein Kliniker oder Analytiker sich über eine reine Konversionshysterie freut, nicht weil er Neurosen gut findet, sondern weil er an ihr untersuchen kann, wie der Mechanismus dieser seelischen Krankheit zu verstehen ist. In der Tat halte ich die Waldorfpädagogik für einen Irrgang, und die ambivalente Rezeption und Behandlung dieses pädagogischen Konzepts durch die Erziehungswissenschaft wirft ein Licht auf die Anfälligkeit der Pädagogik für “absolute Metaphern” (Blumenberg) und theoretisch nicht ausweisbare Sinnantworten, auch: ihre Anfälligkeit und Schutzlosigkeit gegen politisch-totalitäre Zumutungen.
Soviel zum Hintergrund. Im Folgenden werden drei Punkte behandelt, die ich vorweg als Thesen formuliere:
These I: Die Anthroposophie ist eine Heilsbotschaft für Verlassene und Enttäuschte, für Sinnsucher und Heimatlose.
These II: Die Waldorfpädagogik und die Waldorfschule sind der Versuch, diese Heilsbotschaft über Erziehung auf Dauer zu stellen.
These III: Die anthroposophische Pädagogik ist eine Mogelpackung für Herrschaft. Sie beutet das vielfach anzutreffende Orientierungsbedürfnis aus, um die Herrschaft einer selbsterwählten Elite zu begründen.
Die Anthroposophie als Heilsbotschaft
Dazu nehme ich eine Überlegung auf, die Sigmund Freud vorgetragen hat. Freud hat die Frage gestellt, welche Zukunft die traditionellen Glaubenssysteme noch haben. Bisher haben sie dem Menschen geholfen, seine Hilflosigkeit zu meistern; sie geben Sicherheit und Gewissheit in einem Meer von Gefahr und Übermacht. Aber die Menschen ahnen, dass sie einer Illusion aufsitzen. Sie ahnen und wissen es deshalb, weil die modernen Wissenschaften ihnen drei schwere Enttäuschungen bereitet haben, drei schwere “Kränkungen”, wie Freud auch sagt. (4) Die erste, “kosmologische” Enttäuschung stammt aus der Astronomie, seit sich die Lehre des Kopernikus durchgesetzt hat, dass die Erde keineswegs der Mittelpunkt der Schöpfung, also der Mensch auch nicht der Mittelpunkt der Welt ist. Galilei, der das ungeschminkt aussprach, wurde dafür verdammt und musste gegen seine Überzeugung widerrufen. Die zweite, “biologische” Enttäuschung hat uns Darwin beschert: der Mensch ist nicht fertig und einigermaßen mit Vernunft begabt geschaffen worden, sondern in einem sehr langen Naturprozess entstanden. Es gibt ihn ohne Zielbestimmungen und ohne Schöpfer, der sich den Menschen ausgedacht hat; das ist die revolutionäre Pointe der Evolutionstheorie. Und die dritte Enttäuschung besteht darin, so Freud, dass die analytische Psychologie zeigt, dass wir nicht einmal über uns selbst verfügen, uns mit uns selbst nicht auskennen und dass unsere Vernunft nur ein schwaches Rohr im Wind unserer vorrationalen Antriebe ist. Es gibt nach alledem keine Vorzugsstellung des Menschen, sei es als Zentralwesen des ganzen Kosmos, sei es als Krone der Schöpfung, sei es als Vernunftwesen mit absoluter Mitte in sich selbst. Man kann das in der Konsequenz auch so formulieren: alles könnte auch anders sein, unser Wissen sowieso, aber auch unser Handeln und Denken, unsere moralischen und ästhetischen Präferenzen, unser Charakter und das, was wir für unser Wesen halten. Dies sind Varianten des Satzes von Nietzsche: Gott ist tot. Das gegenwärtige Stichwort dafür lautet: Kontingenz. Alles könnte auch anders oder gar nicht sein. Wenn das so ist, wenn Gott tot ist, wenn die Entzauberung der Welt nicht rückgängig zu machen ist, so Max Weber, wie kann man dann mit diesem Tatbestand fertig werden? Ein Weg ist, und Freud hat es vorgemacht: Man kann tapfer sein, d. h. Schritt für Schritt versuchen, ein wenig und immer mehr Licht in die seelischen und intellektuellen Konstellationen zu bringen, theoretisch gesprochen: das Kontingente durch Relationierungen zu bewältigen, nicht endgültig und für immer, aber auf Zeit. Man kann aber auch die Augen schließen und Gott noch einmal einen guten Mann sein lassen, so tun, als ob alles irgendwie zusammenpasst. So verhalten sich die meisten, angesichts des Umstands, dass kein endliches Bewusstsein umfassen kann, was überhaupt relevant ist. Die Zeitschere von Lebenszeit und Weltzeit ist prinzipiell nicht zu schließen, schreibt Blumenberg. Man kann aber auch, und das ist der Weg Steiners, die Augen offen halten und doch träumen, um resolut darauf zu bestehen, alles sei vorgeordnet, nicht nur die Banalitäten hier, sondern auch der Sternenlauf, die Geschichte von Anbeginn und Ende, die Beziehung von allem und jedem, und zwar so, dass dann auch das kleine und nichtige, belanglos-zufällige Leben einen großen, unverzichtbaren Sinn hat, der sich dem erschließt, der Steiners Wachtraum mitträumt. Steiners Suggestion und offenbar nach wie vor anhaltende Wirkung beruhen auf dem ungestillten Sinnbedürfnis und darauf, dass er sich als einer präsentiert hat, der die Antwort und das Lösungswort weiß, die Antwort auf ein Rätsel, das in Wahrheit gar keines mehr ist.
Wie sieht Steiners Lösungsformel aus? Nun, Steiners Grundgedanke ist simpel und zugleich höchst abstrakt. Er hat ein archaisches uraltes Bild aus der Kindheit der Menschheit aufgenommen und modern inszeniert. Der einzelne Mensch ist ein Kosmos im Kleinen, der Kosmos ein Mensch im Großen. Das ist nicht als Bild gemeint, das auch anders sein könnte, sondern es ist wirklich so. Es gibt eine Grundbeziehung zwischen dem Endlichen und Irdischen hier und dem Ewigen und Kosmos dort. Man kann hin und her gehen. Wie wir uns als Menschen erkennen mit Kopf, Rumpf und Gliedmaßen, so ist die Welt im Ganzen, und schauen wir auf Sonne, Mond und Sterne, auf Stein, Pflanze und Tier, dann erkennen wir uns selbst. In seiner Selbstdarstellung unter dem Titel Mein Lebensgang (5) hat Steiner geschildert, wie er zu seinen Ansichten gekommen ist oder besser: wie sich ihm das Weltgeheimnis erschlossen hat und zuteil geworden ist.
Die angegebene Grundbeziehung lässt sich endlos variieren und instrumentieren. Der Knochenbau des menschlichen Arms enthält nach Steiner die klassische Tonskala, der Zahnbestand deutet auf die intellektuelle Verfassung, die Geometrie ist aus dem Kosmos und aus dem Skelett des Menschen herausgeholt, die Elemente spiegeln die Temperamente, die Temperamente die Weltzeitalter, beides ist in die musikalischen Haltungen verwoben, so dass man einem Kinde das richtige Instrument zuordnen kann: alles hängt mit allem zusammen, ein Zaubergarten, wo eine kleine Bewegung hier eingreift in den großen Weltenplan, so wie sich ja auch die archaischen Völker vorstellen, dass sie mit der symbolischen Darstellung des Regens im Tanz auch wirklich den Regen herbeiführen können. Das Fernste und Entlegenste ist nah, das Nächste und Banalste abgrundtief bedeutsam, was auch immer es sein mag. Im letzten Band einer 1985 herausgekommenen Steiner-Ausgabe sagt das Kurt E. Becker so: “Den individuellen Mensch im Mittelpunkt entfaltet sie [die Anthroposophie, K.P.] – ganz ohne dogmatischen Impetus – ein allumfassendes Koordinatensystem vom Besonderen zum Allgemeinen, vom Kleinsten zum Größten, vom Vergangenen zum Zukünftigen.” (6) Ganz ohne Dogma? Wohl kaum. Aber man kann schnell sehen, worin der ästhetische Reiz dieses Weltbildes liegt, dieser Harmonie von Mensch, Welt und Geschichte, vor allem dann, wenn der Eingeweihte als ein Visionär verstanden wird, “verbunden mit dem Urquell allen Seins”, wie es da weiter heißt. (7) In diesem Netz der Analogien und Korrespondenzen fehlt nichts, passt alles und hat eine tiefe, bleibende, den Menschen recht würdigende Bedeutung.
In der Tat: Wer hätte nicht gern ein solches Weltbild, das ihn in den Mittelpunkt stellt, wo alles, wie in der Kinderwelt, auf alles einen Reim gibt, wo sich alles um den Einzelnen dreht und nichts mehr zufällig, sondern alles schicksalsnotwendig ist, karmisch-kosmisch, eben anthroposophisch. Nichts geht verloren, keine Geste, kein Wort und kein Opfer, die Gesamtrechnung geht auf ohne Rest und Bruch, so wie Bilder fertig und umschlossen sind, während Verstand und Gedanke immer diskursiv unterwegs und relativ bleiben. Mit der Logik solcher Bilder mag es schlecht bestellt sein, aber ihre Psychologie ist machtvoll, weil sie einem tiefen Bedürfnis, der Sehnsucht nach Sinn, Bedeutung und Relevanz entsprechen. Man sieht hier auch, dass Steiner nicht einfach nur eine Erkenntnislehre und Kosmologie präsentiert hat, sondern eine Lebenslehre und einen Lern- und Erziehungsweg. Die Anthroposophie ist pädagogisch durch und durch. Ja, sie entspricht dem kindlichen Bewusstsein auf eine sublime Weise.
Als Kinder erleben wir unsere Umgebung als Agenten und Opfer; wo die Dinge leibhaft nah begegnen, erscheinen sie wie redende, fühlende Wesen. Das ist, wie es Jean Piaget genannt hat, der Egozentrismus des Kindes, nicht im moralischen Sinne, sondern als Form der Welterfassung. Zu den Enttäuschungen im fortgehenden Leben und Lernen gehört, dass diese Nähe falsch ist. Sonne, Mond und Sterne gehen ihren eigenen Gang, die Dinge sind herzlich unbekümmert und indifferent, durch Tränen nicht und nicht durch Zureden zu bewegen, und selbst die anderen Menschen, die bekannten und unbekannten, sind Fremde in ihren eigenen Welten. Wir möchten das nicht wahrhaben, und Steiner lehrt, dass wir das Weltbild des Kindes als Weltanschauung für Erwachsene bewahren können.
Aber kann man als Erwachsener ernsthaft und nicht nur im symbolischen Spiel solche Kindlichkeit wiederherstellen oder aufrechterhalten, ohne kindisch zu werden? Man kann, Steiner hat es vorgemacht. Natürlich geht das nicht direkt, nicht mehr mit den Gebärden alter Wahrsager und im Prophetenmantel, auch nicht mit wallender Künstlermähne, nein, man muss sich als Wissenschaftsmann im Laborkittel präsentieren, aber eben einer anderen Wissenschaft. Dass Steiner alles erlebt und gesehen hat, die nachtodlichen Lebensgänge von Freunden und Bekannten, auch von Goethe und Schiller, soll eben nicht nur seine Sache sein, sondern wissenschaftlich-methodisch gesichert werden, wie es der Zeitstil verlangt. Der abenteuerliche Gedanke einer kosmisch-biographischen Gesamtrechnung, wo jeder Posten bekannt ist, wird nicht als Glaube, sondern als Ergebnis ernster, bescheidener Sachforschung vorgetragen. Jeder kann es lernen, und die Waldorfschule ist die Vorschule zur Einstimmung in die Erkenntnis der höheren Welten und der Einweihung in die übersinnlichen Reiche. Man will nicht nur blind phantasieren, sondern methodisch phantasieren, dass der “ganze Mensch als kleinster Baustein einer Einheit der Welt und gleichzeitig als Abbild kosmischer Gesamtheiten gelten darf”. (8)
Dazu dienen nun die Schulungsschriften, zur Erlangung der “Erkenntnis höherer Welten”, (9) in denen Steiner seine Gedankenspiele allgemein präsentiert hat. Aber es steht seltsam mit diesem Curriculum fürs Okkulte: zuletzt muss man immer auf die Autorität ihres Erfinders vertrauen, “in devotioneller Haltung” und demutsvoll, und auch dann soll der Initiant immer nur soviel erfahren, wie ihm der Meister zutraut und wessen er würdig ist. Eine kuriose Schule, in der man erst versichern muss, recht brav zu sein, ehe man wissen darf. Aber zuletzt hat der Meister dann doch das Beste für sich behalten, nämlich welche Inkarnation er denn nun eigentlich gewesen sei – ein neuer Christus oder Buddha? Ein wiedererstandener Franziskanerspiritual oder nichts von alledem, sondern nur ein belesener Eidetiker mit dem zweiten Gesicht?
Die Anhänger und Glaubenswilligen kann dieser Schleier über dem Mysterium des Dr. Steiner nicht anfechten; im Gegenteil. Nicht wenige haben größere Sympathie mit dem, was sie nicht begreifen, als mit dem Verständlichen, von dem sie wissen, dass es wenig genug ist. In einer Lage, wo keiner weiß, was alle zusammen wissen, und alle zusammen nicht wissen, was noch erforscht und in Zukunft gewusst werden wird, erscheint für viele der Ausweg verlockend, gleich an der Stelle Halt zu machen, wo sie gerade sind und sich damit zu beruhigen, ein anderer habe alles gewusst, gesehen und geschaut.
Der Anfang als Ende und Erfüllung: es gibt keinen besseren Immunschutz gegen die immer neuen Zumutungen, Innovationen und wechselnden Perspektiven, gegen den Dauerstreit um Werte und Positionen und gegen die technischen Folgen eines losgelassenen Wissens. Probleme und Fragen gibt es genug und übergenug; bei Steiner ist Ankunft, Erfüllung und Ende – eben das Weltbild des Kindes als Weltanschauung für Erwachsene. Und es dürfte nicht nur die Gunst der gegenwärtig vielfach bemerkbaren Wende-Stimmung sein, die dem Rezept gegen Wandel, Neuerung, Unsicherheit einen wachsenden Markt verschafft. Sinn wird auch in Zukunft ein knappes Gut bleiben, und solange die falsche Erwartung besteht, man könne Sinn bei Institutionen oder Personen wie vorgefertigt abholen und sich bedienen lassen, dürfen auch die Propheten und die Missionare, die Bhagwans und ebenso die Dornacher Geisterforscher davon ausgehen, dass sie nicht auf ihrem Angebot sitzen bleiben.
Soviel zum Allgemeinen, jetzt zur Anthroposophie als Erziehungslehre.
Die Waldorfschule als Bekenntnisschule
Mit der zweiten These möchte ich zeigen, dass die Waldorfpädagogik den Einstieg in die Anthroposophie darstellt und dass die Waldorfschule eine Bekenntnisschule ist. Das ist aber etwas, was die Anthroposophen bestreiten. Sie stellen ihre Schularbeit als selbstlosen Dienst hin und weisen es weit von sich, dass sie ihren Nachwuchs über schulische Bildung rekrutieren. Anthroposophie werde nicht “gelehrt”. Das mag richtig sein, insoweit nämlich, als Anthroposophie überhaupt nicht gelehrt wird wie der Satz des Pythagoras oder die Hauptsätze der Thermodynamik. Sie wird eingeübt und der Schüler soll mitgehen und eintauchen, er soll die Grundbewegung und die Optik miterlebend nachvollziehen; das gilt für die höhere Schulung, und es gilt für die Vorschule der Anthroposophie, die Waldorfschule. Steiner hat das auch klar gesagt: Wer die Waldorfschule kennen lernen und verstehen wolle, der solle nicht hospitieren, um sich mal einen Eindruck zu verschaffen, das sei naiv; er würde das Eigentliche gar nicht bemerken. Das könne er erst, wenn er Anthroposophie gelernt und studiert habe. Darin ist Steiner beizupflichten; man muss den anthroposophischen Blick wenigstens probeweise übernehmen, sonst versteht man gar nicht, wie das gemeint ist, was man da zu sehen bekommt. Das gilt für die Waldorfschule, das gilt im Übrigen auch sonst für Hospitationen. Daraus folgt aber nicht, dass man nicht kritisch und distanziert beobachten könne und nur versteht, was einem von Herzen zusagt.
Was ist nun das Besondere des Waldorfunterrichts? Jeder Unterricht, egal ob in der Waldorfschule oder sonst, hat es mit drei Momenten zu tun. Es gibt immer etwas, was gelernt werden soll, das Thema, es gibt den oder die Lernenden und den Lehrer, der zwischen dem Thema und dem Schüler vermittelt. Man hat das auch das didaktische Dreieck genannt. Egal, ob ich jemandem beibringe, wie er ein Auto fährt oder Horaz übersetzt, wie man Gleichungen mit zwei Unbekannten löst oder wie man höhere Welten erkennt, immer geht es um das dreiseitige Verhältnis zwischen Lernthema, Schüler und Lehrer. Das Entscheidende ist, wie diese drei Momente jeweils aufeinander bezogen werden, wie sie relationiert werden. Wenn ich die Bergpredigt als göttliche Weisung behandle, bin ich Pastor und verkündige, die Schüler werden zu Hörern des Worts; betrachte ich die Bergpredigt als literarischen Text einer bestimmten Zeit und Autorenschaft, dann bin ich Lehrer im sokratischen Sinne, einer der klar macht und einordnet, und es dem Schüler überlässt, was er nimmt und daraus macht; und betrachte ich die Bergpredigt wie Franz Alt als Rezept zur Lösung der Weltfriedensfrage, dann präsentiere ich mich als Ratgeber für Klienten, die ein bisher ungelöstes, aber lösbares Problem haben.
In allen drei Varianten richtet sich das Lehrer-Schüler-Verhältnis einerseits nach dem Verständnis des Themas; aber auch das Thema (der so genannte Lehrstoff) erscheint andererseits so, wie er präsentiert wird, das heißt: je nachdem, ob sich der Lehrende als Sprachrohr ewiger Wahrheiten oder als Informator über Sachverhalte oder als beratender Trainer für Lebensprobleme versteht und inszeniert. Wie bringt also der Waldorfunterricht Thema, Lehrer und Schüler zusammen? Wie werden die didaktischen Grundgrößen relationiert? Ich gehe von dem Thema aus. Anders als viele meinen, hat die Waldorfschule wie üblicherweise alle Schulen ein Curriculum, d. h. einen festen Themen- und Lehrplan mit wohldefinierten Fächern und spezifischen Themen in den Fächern. (10) Der alles entscheidende Punkt ist nun, wie die Themen eingeführt werden, weil dadurch eben auch bestimmt wird, ob wir es im Unterricht mit dem Verhältnis von Lehrer und Schüler wie bei Sokrates zu tun haben, oder um das Verhältnis von Meister und Jünger wie in einem Noviziat. Das Besondere der Waldorfschule ist, dass sie entschieden und einseitig das Weltbild und Menschenbild der Anthroposophie über den Sach- und Fachunterricht transportiert. Aber sie tut das nicht direkt, so dass man prüfen und wählen kann, sondern indirekt, sie tut es nicht ausdrücklich und offen, sondern gewissermaßen subversiv über die Methode des Unterrichts. Es ist die Methode der Ausbildung von Bildern, das Hineinbilden in das Weltbild der Anthroposophie, in ihren Grundgestus und ihre Haltung devotioneller Stimmungen. Steiner hat sich dazu auch ganz klar ausgesprochen. Wir müssen, sagt er, die späteren Gedanken und Urteile durch Bilder vorbereiten, er sagt dazu auch: “infiltrieren”. Es kommt für das Kind im Schulalter, also zwischen dem sechsten Lebensjahr und der Pubertät nicht darauf an, alles zu begreifen und begrifflich zu erfassen, sondern es muss mit Bildern ergriffen werden, die es übernimmt, weil es dem Lehrer glaubt. Wenn also z. B. die Raupe behandelt wird, dann geht es nicht allein um die Raupe, sondern in dem Bild, wie die Raupe aus dem Kokon herausschlüpft, gibt man ein Bild dafür, wie die Seele aus dem Körper entweicht und dann weiterlebt. (11) Das ist aber nicht nur ein Bild, das auch anders sein könnte, nicht nur ein beliebiges Gleichnis, sondern das ist wirklich so – natürlich nur für einen Anthroposophen. Und dem Kind soll nicht etwas suggeriert werden, was der Lehrer besser und anders weiß, sondern auch der Lehrer weiß, dass in der Raupe ein Analogon der Unsterblichkeit vorliegt; denn wir wissen ja schon: Alles Endliche, was wir sehen, ist eine Parallelaktion zu einem Unendlichen und Ewigen, das wir noch nicht sehen.
Die Grundform des Unterrichts in der Waldorfschule ist deshalb das “Charakterisieren”, das schärft Steiner immer wieder ein. Charakterisieren ist Darstellung einer Sache unter wertenden Gesichtspunkten. Es wird charakterisierend erzählt, und was erzählt wird, wird nachvollzogen, miterlebt, gestaltet und in Darstellung umgesetzt, sei es leibhaft-rhythmisch in der Eurhythmie, sei es im gestaltenden Malen oder Schnitzen oder Plastizieren. Man muss Bilder geben und Bilder erzeugen, nicht Begriffe und Urteile; denn Bilder motivieren, führen zusammen, sie geben Einheit, weil Bilder ein Ganzes sind, sinnlich erfahrbar und seelisch erlebbar. Später dann sind die Bilder Grundlage und Fundus der Gedanken und Urteile, aber zuerst bedarf es gleichsam einer Auffüllung mit inhaltlich und moralisch gehaltvollen Anschauungsbildern. Ich will auf diesen Punkt besonders eingehen. Er enthält eine wichtige Einsicht und erklärt die relativen Erfolge der Waldorfschule. Er enthält aber auch eine gefährliche Nuance. Davon gleich. Dass Bilder und auch Scheinbilder, sozusagen semantische und syntaktische Metaphern, motivieren, kann man sich leicht klarmachen. Wenn wir uns für allgemeine Zwecke begeistern oder begeistert werden sollen, dann können wir rufen: “Hoch lebe Kaiser Wilhelm!” oder im Fußball etwa: “Deutschland vor!” oder auch: “Rettet das Vaterland!”; wir würden es aber als ganz unnatürlich und ziemlich wirkungslos empfinden, wenn uns zugerufen würde: “Hoch lebe das kommunikative Apriori des herrschaftsfreien Diskurses” oder “Kämpft für die pluralistische, im Grundgesetz durch Konsens formulierte Gesellschaft nach den Regeln des demokratischen Verfassungsstaates”. Das sind rationale Nachträge und Erläuterungen, nicht Motive. Man schwört auf die Bibel oder eine Fahne, nicht auf Theoreme. Bilder motivieren, nicht Argumente, und wenn Argumente motivieren und etwas bewegen sollen, muss man sie in schlagkräftige Slogans und Bildkürzel umwandeln: “Nieder mit den Kapitalisten!” oder “Schlesien ist unser!” Die Frage ist, welche Bilder sollen gelten und wie soll man sich zu ihnen stellen? Das lässt sich unterschiedlich beantworten, und ich will das noch einmal vergleichend verdeutlichen, indem ich auf eine Quelle eingehe, die sowohl Steiner wie Freud benutzt haben. Beide sind schon in ihrer Schulzeit mit der Psychologie Johann Friedrich Herbarts bekannt geworden. Das lag an dem österreichischen Schulsystem und dem Lehrplan der Zeit. (12) Herbart hat eine Lehre von den Vorstellungen aufgestellt, die die Grundlage seiner Pädagogik ist. Der Kerngedanke ist: wir können uns nicht nichts vorstellen. Ich sage jetzt das Wort “Hund” oder “Baum”, und Sie haben ein Vorstellungsbild. Das nehme ich wenigstens an. Und wo ein Vorstellungsbild ist – Herbart sagt: wo Schein ist, denn das Bild ist ja nicht die Wirklichkeit –, da muss auch Sein gegeben sein. “Wieviel Schein soviel Hindeutung auf das Sein”, heißt es bei Herbart. (13) So wie es eine Fotografie von einem Menschen nur gibt, wenn es den Menschen gibt, so kann es Bilder nur mit einem Grund geben, dem Sein. Man kann auch volkstümlich sagen: Wo Rauch ist, muss auch Feuer sein. Fragt sich nur, welches Feuer – nämlich ein wirkliches oder nur ein eingebildetes Feuer. Das ist der entscheidende Punkt, wo Steiner und Freud auseinandergehen. Man kann den Bildern nicht einfach trauen; sie enthalten auch unerklärte, verworrene, destruktive Motive. Freud hat deshalb auch die Wahnbilder und Trugbilder untersucht und aufzulösen gesucht, die Verschiebungen und Verdeckungen, um ihrem Bann zu entgehen, Steiner bestärkt ihren Bann und führt so in sie ein, dass man ihnen nicht mehr entrinnen kann.
Dazu ein Beispiel ohne jeden Nimbus und weihevolles Tabu. Wir alle kennen die Rede vom Weihnachtsmann. Ich unterstelle einmal, dass es Weihnachtsmänner nicht gibt, aber es gibt das Bild des Weihnachtsmanns, und es ist für Kinder höchst wirkungsvoll, eingebunden in Geschichten, Träume und Erwartungen, nicht eigentlich wirklich, aber eben doch wirksam. Im Übrigen für manche Eltern auch pädagogisch praktisch; man kann damit drohen und locken, solange das Kind an den Weihnachtsmann glaubt, und man nimmt dem kleinen Kind auch etwas, wenn man die Weihnachtsmannfiktion nicht anbietet, weil es ihn ja nicht gibt, so wie man ihm etwas nimmt, wenn man ihm keine Märchen als Identifikationsobjekte anbietet, weil Märchen nur Märchen sind. Dann lernt das Kind aber, dass es Weihnachtsmänner nicht gibt, das Bild verliert seine Kraft, es motiviert nicht mehr direkt. Das ist Verlust und Gewinn, Verlust einer wohltätigen Illusion und Gewinn an Realitätssinn.
Die Pädagogik der Waldorfschule ist, mit Verlaub, eine Weihnachtsmannpädagogik. Sie führt ein in die Bilderwelt, als ob sie unmittelbar wahr seien, sozusagen Fotografien des Absoluten. Es wird wie in Steiners Erkenntnislehre laufend von der Wirklichkeit des Vorstellens auf die Wirklichkeit des Vorgestellten geschlossen. Das ist die Logik des eingebildeten Kranken, der zwar seine Schmerzen hat und unter Leidensdruck steht, aber nachprüfbar eben doch nicht krank ist. Um die Realität der Bilder tief einzuprägen, verfährt die Waldorfpädagogik ausdrücklich charakterisierend, bietet Bilder, vermeidet ihre Erklärung, das würde ihren Bann aufheben, und dazu braucht sie, wie jeder weiß, der erzählt und charakterisiert, auch eine spezifische Autorität des Lehrers, die so genannte geliebte Autorität; in Wahrheit, so wird es auch gesagt, ist es eine weihepriesterliche Stellung und Selbstauffassung des Lehrers, nicht das sokratische Vorbild des Gesprächsführers, sondern das religiöse Vorbild des Seelenführers. Aus diesem didaktischen Grundverhältnis ergibt sich alles Weitere: die Organisation der Schule, die Verachtung prozeduraler Sicherheiten und Revisionsmöglichkeiten, die tief gelagerte Verhaltenssicherheit, das Einlehrerprinzip, um die Einheitswirkung der Bilder und einer bestimmten Bilderreihe zu garantieren, daraus ergibt sich auch die Form der Zeugnisgebung.
Der Lehrer unterrichtet nicht nur und prüft, was gelernt ist, sondern er erfasst das Kind wesensmäßig und gibt ihm das Bild zurück, das er von ihm hat. So wie der Unterricht in Hinsicht auf die Themen und Stoffe charakterisierend verfährt, um Motivdepots zu installieren, so verfährt der Lehrer in Hinsicht auf das Kind, indem er ihm z. B. im Zeugnisspruch ein Wesen zuspricht, indem er sagt, wie es lernt, wie es teilnimmt, wie es einschwingt in Bezüge und wie es die Geschichten aufnimmt, die es zu hören hat. Das Kind wird nicht daran gemessen, wie es definierten Standards der Aneignung eines Lehrgutes entspricht, sondern wie es dem Lehrer entspricht und dem, wofür er einsteht. Das Waldorfzeugnis ist eine erweiterte und spezifizierte Form der Beurteilung des Verhaltens und des Betragens, der Beteiligung am Unterricht und der Form, wie der Lernende sich auf den Unterricht einlässt. Er wird am Lehrer gemessen, nicht daran, ob er Geometrie oder Geschichte erkennbar gelernt hat. Die neuere Forschung zur sozialen Interaktion hat gezeigt, wie solche Zuschreibungen oder Etikettierungen stabilisiert werden können, z. B. über Ritualisierung, über den Ausschluss alternativer Orientierungen, über die Androhung und Anwendung von Sanktionen. Aus Zuschreibungen, aus der Art, wie jemand gesehen und behandelt wird, werden Eigenschaften, die er sich selbst zurechnet. Er wird so, wie er gesehen wird, und so soll er ja auch werden. Und das umso mehr, als ja das Widerlager einer Kompetenz fehlt, die unabhängig von der persönlichen Beziehung zum Lehrer begründet ist.
In der Kritik an der gängigen Zensurengebung wird zu Recht vorgetragen, dass in die Zensur ein Übermaß an persönlicher Meinung, an Sympathie oder Antipathie eingeht; es gibt nicht genug Sicherungen gegen das subjektive Urteil und deshalb muss man sich bemühen, die Zensur auf das Prüfbare zu beschränken und Formen der objektiveren Beurteilung zu finden. Die Waldorfschule verfährt von vornherein subjektiv und spricht dem Lehrer in seiner weihepriesterlichen Stellung als Seelenführer von vornherein die Aufgabe und Fähigkeit zu, das Wesen des Kindes zu erfassen und formulieren zu können. Sie ist der üblichen Zensurengebung nicht überlegen und voraus; sie hat vielmehr einen Modus der Personenbeschreibung und charakterlichen Würdigung festgehalten, der vormodern ist; die Zensurengebung und Zeugnisgebung ist überschwänglich; so musste man sich in der Feudalzeit das Empfehlungsschreiben einer Reputationsgröße verschaffen.
Ich fasse diesen Punkt so zusammen: Die Pädagogik der Waldorfschule beruht auf der Technik der Indoktrination. Sie besteht darin, Lerninhalte, Verhalten und Gesinnungen fest zu verkoppeln. Sie wird gestützt durch Gewissheiten, die gläubig und Glauben fordernd vorgetragen werden; Gewissheiten, die einzig und allein auf der Annahme beruhen, der “Doktor” habe als Fotograf des Übersinnlichen etwas festgehalten, was die blinden Sinnenwesen irgendwann auch einmal sehen werden. Es gibt keine andere Pädagogik, die mit solcher Einseitigkeit auf die Behauptungen eines Einzelnen gestellt sind, darunter solche von höchster Bedenklichkeit, die im Herrschaftston überweltlicher Weisheit und Einsicht verkündet werden. Als Beleg und zur Illustration nur dieses Beispiel: Warum sind einige Menschen nicht “weiß”, wie die meisten Europäer, sondern dunkel bis schwarz? Die wissenschaftliche Antwort wird üblicherweise in der Physischen Anthropologie gesucht. Dr. Steiner jedoch weiß es besser und tiefer. Dass jemand dunkel auf die Welt kommt, liegt daran, dass er in seinem vorherigen Leben ein “dunkles”, verderbliches Leben geführt hat. (14) Mehr noch: Er könne jetzt schon bei einigen Zeitgenossen voraussagen, dass sie in der nächstfälligen Inkarnation als Schwarze auf die Welt kämen, zur Strafe für ihre Schandtaten. Das ist die feine anthroposophische Art des Rassismus. Ebenso werden Krankheiten, Missbildungen, Geistesstörungen als Ergebnis früherer moralischer Verfehlungen gedeutet.
Die Zukunft einer Illusionierung
Damit bin ich beim dritten und letzten Punkt, der sich kurz abhandeln lässt. Es ist nach allem klar, dass die Aufklärer und Kant, dass die furchtlosen Kritiker des Aberglaubens, die z. B. gegen den Wahnsinn der Verfolgungen und Gesinnungsschnüffelei Front gemacht haben, für die Waldorfpädagogik umsonst gelebt haben. Der Geist der Prüfung und offenen Erörterung, der Kritik und Selbstkritik ist nicht der Geist des Dr. Steiner und seiner Anhänger, auch nicht der Geist der Differenzierung und der weitergehenden Forschung. Das aber ist der Geist der Demokratie und einer “offenen Gesellschaft” (Karl Popper), um es kurz zu sagen. Er beruht nicht auf Offenbarungen und ewigen Ordnungen, sondern er rechnet mit der Fehlbarkeit und Irrtumsanfälligkeit eines jeden, so dass auch keiner ein für allemal das letzte Wort haben und kein Amt unwiderruflich und auf unbeschränkte Dauer vergeben werden darf. Wir handeln unter Bedingungen der Ungewissheit und Unsicherheit. Deshalb müssen wir uns vorher beraten und uns hinterher prüfen lassen, um uns korrigieren zu können.
Doch diese prinzipiell unaufhebbare Vorläufigkeit in allen Dingen, die unseren gemeinschaftlichen Umgang betreffen, erscheint vielen als unbefriedigend und als Störung ihres Wunsches, ihr Leben unter Kontrolle zu haben. Sie erscheint aber vor allem dann als unliebsame Blockade, wenn man andere regieren und über sie herrschen will. Das erste betrifft Steiners Gefolgschaft, das zweite ihn selbst. Diejenigen, die nach letzter Sicherheit und Gewissheit streben, bringen die Chancen des Urteils und eigener Prüfung als Morgengabe ihrer Unterwerfung unter das Diktat derer, die diese Unsicherheit ausbeuten und im Namen des Dienstes, der Liebe und der huldreichen Zuwendung ihre Herrschaft aufrichten. Es verhält sich hier wie mit der tief verdächtigen Selbstbeschreibung der Papstautorität als servus servorum: Die gesteigerte Dienstfertigkeit ist die Maske des Unterwerfungsanspruchs. Man sollte meinen, dass das letzte Jahrhundert genug Machtmissbrauch, regellose Herrschaft und blanke Gewalt im Namen des wahren Fortschritts, der Freiheit und des allgemeinen Menschenglücks erlebt hat, als dass es noch erlaubt wäre, auf totale Antworten und letzte Lösungen zu setzen.
Das Problem heißt aber nicht Rudolf Steiner. Seine physikalischen, historischen, psychologischen Ansichten werden in der Wissenschaft nicht beachtet; das Problem ist die Folge- und Unterwerfungsbereitschaft derer, die im Namen von Wissenschaft ihre Aufhebung wollen und faktisch betreiben. Die Nutznießer sind die Gurus und Seelenführer, die Agenten des Okkultismus und – um dies mit aller Deutlichkeit zu sagen – auch diejenigen Pädagogen, die glauben, den Kindern zu helfen, das Leben zu bestehen, indem sie ihnen eine Welt präsentieren, die nur in ihrer Phantasie besteht. Der Lehrer bleibt in der Waldorfwelt, aber die Kinder und die Schüler müssen sie verlassen und haben in vielen Fällen schwer daran zu leiden, es sei denn, dass sie als Lehrer in den sicheren Hafen der Waldorfwelt zurückkehren.
Dennoch bleibt das Problem bestehen, mit dem ich begonnen habe: Wir finden uns nur schwer in einer sich wandelnden Welt zurecht, die keine bleibenden Sinnangebote bietet und dem Einzelnen zumutet, seine individuelle Gleichung von Fall zu Fall selber zu finden. Doch eben damit müssen wir wohl oder übel zurechtkommen und sei es mit dem Zwinkern der Auguren, an das die Bohr-Anekdote erinnern sollte. Es mag noch andere Formen der Kontingenzbewältigung geben, aber eines scheint mir sicher: Dr. Steiner und die Seinen haben dafür keine vertretbare Antwort.
Zum Autor: Prof. em. Dr. Klaus Prange, Jahrgang 1939, Emeritierter Professor für Allgemeine Pädagogik an der Universität Tübingen. Arbeitsschwerpunkte sind u. a. Pädagogische Anthropologie als Anthropologie des Lernens und die Pädagogische Ethik.
Kontakt zu Klaus Prange: via Stefan Laurin, stefan.laurin(at)ruhrbarone.de
Zum Text: erschienen in „Mission Klassenzimmer. Zum Einfluss von Religion und Esoterik auf Bildung und Erziehung“, Alibri Verlag, Aschaffenburg, 2005, ISBN 3-932710-78-9
Fußnoten:
[1] Vgl. Blumenberg, Hans: Lebenszeit und Weltzeit. Frankfurt a.M. 1986.
[2] Vgl. Hübner, Kurt: Die Wahrheit des Mythos. München 1985.
[3] Vgl. Prange, Klaus: Erziehung zur Anthroposophie, Bad Heilbrunn 32000.
[4] Freud, Sigmund: Die Schwierigkeit der Psychoanalyse (1917), in: Gesammelte Werke, Bd. 12, London 1947.
[5] Steiner, Rudolf: Mein Lebensgang [1923-1925]. Dornach 1962. (Steiner-Gesamtausgabe, Bd. 28)
[6] Becker, Kurt E.: Im Mittelpunkt: der Mensch, in: Rudolf Steiner: Ausgewählte Werke, Bd. 10. Hrsg. von K. E. Becker und H.-P. Schreiner, Frankfurt a.M. 1985, S. 17.
[7] Ebd., S. 18.
[8] Becker, Kurt E.: Im Mittelpunkt: der Mensch, S. 17.
[9] Vgl. Steiner, Rudolf: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? (1904), in: Steiner-Gesamtausgabe, Bd. 10, Dornach 1975.
[10] Vgl. Brügge, Peter: Die Anthroposophen. Hamburg 1984, S. 96.
[11] Vgl. Steiner, Rudolf: Erziehungskunst. Methodisch-Didaktisches [1919], in: Steiner-Gesamtausgabe, Bd. 15, Dornach 1932.
[12] Vgl. Prange, Klaus: Fermenta cognitionis – Zur Herbart-Rezeption in Kakanien, in: “Knaben müssen gewagt werden” – Johann Friedrich Herbart gestern und heute. Hrsg. von K. Klattenhoff, Oldenburg 1997.
[13] Herbart, Johann Friedrich: Hauptpunkte der Metaphysik [1806], in: Sämtliche Werke, Bd. 2, Aalen 1964, S. 187.
[14] So nachzulesen in den “Konferenzgesprächen” (Bd. 300 c der Gesamtausgabe, Dornach 1975, S. 71).
Literatur
Becker, Kurt E.: Im Mittelpunkt: der Mensch, in: Rudolf Steiner: Ausgewählte Werke (10 Bände), Bd. 10, hrsg. von K. E. Becker und H.-P. Schreiner. Frankfurt 1985.
Blumenberg, Hans: Lebenszeit und Weltzeit. Frankfurt 1986.
Brügge, Peter: Die Anthroposophen. Hamburg 1984.
Freud, Sigmund: Eine Schwierigkeit der Psychoanalyse [1917], in: Gesammelte Werke, Bd. 12, London 1947.
Herbart, Johann Friedrich: Hauptpunkte der Metaphysik [1806], in: Sämtliche Werke, Bd. 2, Aalen 1964.
Hübner, Kurt: Die Wahrheit des Mythos. München 1985.
Prange, Klaus: Erziehung zur Anthroposophie. Darstellung und Kritik der Waldorfpädagogik. Bad Heilbrunn 32000.
Prange, Klaus: Fermenta cognitionis – Zur Herbart-Rezeption in Kakanien, in: “Knaben müssen gewagt werden” – Johann Friedrich Herbart gestern und heute, hrsg. von K. Klattenhoff, Oldenburg 1997.
Steiner, Rudolf: Mein Lebensgang [1923-1925], Steiner-Gesamtausgabe (= GA), Bd. 28, Dornach 1962.
Steiner, Rudolf: Erziehungskunst. Methodisch-Didaktisches. Ein Vortragskurs bei der Begründung der Freien Waldorfschule in Stuttgart 1919, in: GA, Bd. 15, Dornach 1932.
Steiner, Rudolf: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? [1904], in: GA, Bd. 10, Dornach 1975.
Foto: Uni Oldenburg
Großartiger Text! Bin gespannt was unsere „Antros“ dazu sagen.
Vielen Dank für diesen kenntnisreichen und intelligenten Text, der sich wohltuend von den permanenten Schönfärbereien abhebt.
Mit freundlichen Grüßen,
Nachrichten aus der Welt der Anthroposophie
[…] Waldorfschule: Curriculum und Karma Das anthroposophische Erziehungsmodell Rudolf Steiners […]
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Hallo! Ich kann ihren Text nach 14 Jähriger Tätigkeit in einer an eine Waldorfschule eng angegliederte Einrichtung nur voll und ganz und aus der Innenansicht bestätigen. Diese Lebensphase zähle ich zu meinen schwersten Fehlern, ihre Beendigung zu den glücklichsten Entscheidungen meines Lebens.
Gelesen und bestätigt: Mogelpackung 🙂
Eine Waldorf-Kritik, die nicht primär auf das Rassismus-/Antisemitismus-Problem abstellt, ist ja auch mal interessant.
Habe den Text nicht gelesen, aber ich was für ein Typ den Text geschrieben hat:
Das waren die, die in ihren Uni Büros Texte über Pädagogik geschrieben haben, die mit der Wirklichkeit nicht vereinbar sind.
Jeder arme Lehramtsstudent, der sich auf ein beliebiges pädagogisches Modell dieser Phantasten verlassen hat wurde in seiner ersten Stunde Gesamtschule heulend aus dem Klassenzimmer geworfen. Insofern gebe ich keinen Pfifferling auf das Geschreibsel eines Pädagogen über Schulformen.
@ Debris
Sie schreiben: „Habe den Text nicht gelesen …“
Das qualifiziert Sie natürlich GANZ BESONDERS, ein Urteil abzugeben.
Welchen Beitrag der Ruhrbarone zur Waldorfschule haben Sie denn gelesen? Welcher gefällt Ihnen? Hier eine kleine Auswahl:
– „Ich würde mein Kind nie an einer Waldorfschule anmelden.“ – Eine ehemalige Waldorflehrerin blickt zurück.
https://www.ruhrbarone.de/ich-wurde-mein-kind-nie-an-einer-waldorfschule-anmelden“/
– „Waldorfschule: Vorsicht Steiner“ – Interview mit Andreas Lichte
https://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-vorsicht-steiner/
– „Kampf bis zur Erleuchtung – Lorenzo Ravagli und der Glaubenskrieg der Anthroposophie gegen Helmut Zander“
https://www.ruhrbarone.de/kampf-bis-zur-erleuchtung/
– „Wie gut sind Waldorfschulen?“ – Erfahrungsbericht einer Mutter
https://www.ruhrbarone.de/wie-gut-sind-waldorfschulen/
– „Die Waldorfschulen informieren“ – Ein Eltern-Info-Abend an der Waldorfschule
https://www.ruhrbarone.de/die-waldorfschulen-informieren/
– „Rudolf Steiners Rassenlehre – Wie der „Bund der Freien Waldorfschulen“ Steiners Rassismus vertuscht“
https://www.ruhrbarone.de/rudolf-steiners-rassenlehre/
– „Waldorf-Kritik: Wenn das Licht ausgeht“ – Der Bund der Freien Waldorfschulen vs. Andreas Lichte
https://www.ruhrbarone.de/waldorf-kritik-wenn-das-licht-ausgeht/
Von Pädagogen lese ich nichts fachliches mehr, weil damit meine Lebenszeit verschwendet wird.
Die gucken aus ihrem Wolkenkuckucksheim auf die Realität herunter und merken nicht, dass sie so weit weg sind, dass sie eigentlich ohne Fernglas gar nichts sehen können.
Das sind Phantasten, die über Dinge schreiben von denen sie NULL Ahnung haben. Weil sie nicht die Eier haben, mal in eine 9. Klasse Hauptschule zu gehen, um dort ihre Thesen mit viel Brimborium scheitern zu sehen.
Den Rest der Texte habe ich teilweise gelesen. Selbes Problem: Leute, die nie da waren schreiben über Dinge von denen sie keine Ahnung haben. Bücherwürmer, die ihr Büro zu selten verlassen und in einer Scheinwelt leben.
@ Debris
In welcher Realität leben Sie eigentlich? In Rudolf Steiners Parallelkosmos?
ALLE Autoren der in Kommentar 9 genannten Artikel „waren da“, nämlich in der Waldorfschule.
„Die Anthroposophie ist eine Heilsbotschaft für Verlassene und Enttäuschte, für Sinnsucher und Heimatlose.“
Ich mag keine Pauschalaussagen über ganze Menschengruppen. Das ist nicht nur schlechter Stil und diskriminierend, sondern fast immer auch falsch.
@ Arnold
Ich bezweifle, daß sich „unsere“ Anthroposophen zu diesem Artikel großartig zu Wort melden werden. Klaus Prange spielt in einer anderen Liga von Kritikern als die, die man im www gewohnt ist, an ihm arbeitet sich normalerweise die erste Garde der Anthroposophie ab, was sie wohl auch schon getan haben sollte, denn der Artikel hat ja nun auch schon ein paar Tage auf dem Buckel (was nichts an seiner Qualität ändert).
Wenn man auf Fernleihe angewiesen ist, dann ist es jedenfalls schön, Prange mal im Original, unzerpflückt, zu lesen, auch wenn die eigene Literaturliste wieder länger geworden ist. Ich stimme jedenfalls mal zu, wenn Zander Prange als Schreiber mit (wirklich) „spitzer Feder“ beschreibt. Sein Stil ist schön, der Text klasse, auch wenn ich an einigen Stellen Bauchgrummeln habe. Ähnlich wie Emil gefällt mir die Pauschalisierung z.B. nicht wirklich.
@ Michael Kolb
Du schreibst: „Ich bezweifle, daß sich “unsere” Anthroposophen zu diesem Artikel großartig zu Wort melden werden.“
Schätze ich genauso ein. Jetzt sind wir schon zu dritt, meine Antwort-e-mail:
„Hello xy,
don’t need to tell you that you are positively right: I don’t expect any [influential] Anthroposophist to comment on Prange’s article.
In German we call this attitude „Aussitzen“. If you don’t already know this word: learn it … you can use it constantly.“
@ Emil @ Michael Kolb
“Die Anthroposophie ist eine Heilsbotschaft für Verlassene und Enttäuschte, für Sinnsucher und Heimatlose.”
Da „grummelt’s“ auch bei mir … weil Klaus Prange Recht hat, er es aber aus Gründen der Political Correctness nicht sagen darf.
………………………………………..
Kurt Tucholsky:
https://www.textlog.de/tucholsky-rudolf-steiner.html
„Rudolf Steiner in Paris
»Abrakadabra kadibar kadabra –
Palle – palle! Muff! Muff! Muff!«
Zauberer in einem Kindertheater
Rudolf Steiner, der Jesus Christus des kleinen Mannes, ist in Paris gewesen und hat hier einen Vortrag gehalten. Es war eine streng geschlossene Gesellschaft, man hatte mich nicht eingeladen, und so hatte ich Gelegenheit, den Ausführungen Herrn Steiners zu lauschen.
Mit Paris hatte die Veranstaltung nicht allzuviel zu tun. Sie fand im Saal einer hiesigen wissenschaftlichen Gesellschaft statt, die nur die Räume, nicht die Wissenschaftlichkeit dazu gegeben hatte, und sie war in der Hauptsache von jenem ein wenig internationalen Mischmasch verbogener Menschen besucht, die ihr Manko auf Steiner abgewälzt haben: wenn aber eine den Geliebten nicht bekommen kann, einer gekündigt, einer überhaupt unbefriedigt ist, so ist das noch kein Grund, in der Philosophie umherzuschludern. (…)“
………………………………………..
Markus Beauchamp, Nicole Glocke und Andreas Lichte:
https://www.novo-magazin.de/88/novo8856.htm
„Rudolf Steiner in Berlin
Rudolf Steiner, der Jesus Christus des kleinen Mannes, ist in Berlin und hält hier Vorträge. Das „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“ hat ihm dazu die Räume und die Stimmen gegeben: Mit tausend Zungen verkünden die Dozenten des Waldorf-Seminars die Botschaften ihres „Menschheitsführers“, die sie aus der geistigen Welt empfangen, bzw. aus der 370-bändigen Steiner-Gesamtausgabe. Das Publikum besteht aus angehenden Waldorf-Lehrern, in der Hauptsache verbogenen Menschen, die ihr Manko auf Steiner abgewälzt haben: Wenn aber eine den geliebten Arbeitsplatz nicht bekommen kann, Hartz-IV-Empfängerin ist, einer überhaupt unbefriedigt ist, so ist das noch kein Grund, in der Pädagogik herumzuschludern. (…)“
Ahja, jeder der also mal auf einem Informationsabend zu irgendeinem x-beliebigen Thema war darf bei den Ruhrbaronen „wissenschaftliche“ Abhandlungen ins Netz stellen.
Dank dafür ins Paralleluniversum.
@Debris
Denken ist nicht so dein Ding, oder?
@Hagen: Mehr hast du also nicht zu sagen? Dann haben wir ja etwas gemeinsam, aber ich kann wenigstens noch ein paar Sätze schreiben.
Respekt und danke für diese klare Darstellung!
Allerdings gelten die meisten Grundaussagen eben auch für *alle* anderen Sekten, Sinvermittlungssysteme und – wen wundert es – auch für die meisten Fundamentalismen.
LG, Adi
Guter Artikel, stringente Darstellung.
Klar, daß es manchem nicht gefällt, und er mit Nebelbomben und bissl Persönlichwerden reagiert.
Jeder so, wie er kann…
wohl, wohl.
[…] damit der Link hier nicht in den Kommentaren versinkt: Bei den Ruhrbaronen gibt es wortreiche und in meinen Augen recht vernichtende Analyse der Anthroposo…, die ich zu gern […]
Viel Gelaber. Nur bei den Fakten haperts erheblich. Ich habe aus schierem Interesse die Fußnote 14 nachgeschlagen, nur leider nichts von dem gefunden, was Prange da zitiert. Da stehen zwar durchaus absonderliche Dinge, aber das, was Prange da zitiert und worauf er seine Argumentation stütz, steht da leider nicht. Ist der Mann wirklich Wissenschaftler? Dann sollte er erstmal lesen lernen…
@ „Zaphod Dunkel“
könnte der Herr Anthroposoph „Zaphod Dunkel“ die „durchaus absonderlichen Dinge“, die Rudolf Steiner einmal mehr zum Besten gibt, zitieren?
Bevor Pranges Pranke zuschlägt, hätte er erst mal ein paar Jahre Erkenntnistheorie praktizieren sollen:
https://www.steinerquellen.de/STQ2009-GA004-A5D2.pdf?SID&Veroeffentlichungskennung=STQ2009-GA004
Doch das ist für die meisten leider zu schwer.
Fast alle Kritiker haben die Grundlagenwerke Rudolf Steiners nicht gelesen oder gar Satz für Satz erarbeitet, sondern orientieren sich an Sekundärliteratur oder kritisieren aufgrund von menschlichen Unvollkommenheiten in den anthroposophisch-orientierten Institutionen. Diese sind aber in den Staatsschulen genauso vorhanden! Nur wird dort das materialistische Menschenbild indoktriniert.
@Hemut: Ich habe ein paar Sachen von Steiner auf Projekt-Gutenberg gelesen. Es war mit das Dümmste was ich jemals gelesen habe, daneben auch noch wirklich schlecht geschrieben. Es war ohne jede Kenntnis des damaligen Wissenschaft, voller Fehlinterpretationen und Vorurteilen. Ein in sich geschlossenes System auf niedrigem theoretischen Niveau. Und nein, ich werde meine Zeit jetzt nicht damit verschwenden meine Behauptung einzeln zu belegen. Ein Blick auf Steiners Werk reicht um zu erkennen: Da ist keinerlei Substanz, da ist nur Unfug. Satz für Satz erarbeiten? Das ist wohl eher die Grundlage für eine Initiation als für eine Auseinandersetzung.
[…] Het volledige artikel is, voor wie het Duits machtig is, na te lezen op Ruhrbarone. […]
@Stefan Laurin,
hoffentlich werde ich mit dem @Helmut (24) nicht verwechselt!
@Helmut, Namensvetter,
Ich habe vor einigen Wochen an Steiner kritisiert, daß er Schwachsinn ausgebrütet hat. Ich finde schon, daß die Sekundärliteratur über Steiner ausreicht, um das zu erkennen. Er ist ja auch von Zeitgenossen, wie Tucholski so gesehen worden. In einem oder 2 der von @Lichte (9) angegebenen Diskussionen hab ich mich beteiligt, aber soviel unausgegorenes Zeugs, wie in den Steinerdiskussionen findet man bei den Ruhrbaronen sonst selten. Statt zu kritisieren, daß die Kritiker Steiners nur Sekundärliteratur lesen, glaube ich, daß die Steineranhänger genau dies mal tun sollten.
Wie wär’s, Herr Lichte, wenn Sie das mal dem Autor Prange vorschlagen? Ich habe die Quellen nicht angeführt…
Als wiederholt stutzig gewordener(ehem.)“Waldorfvater“, mischte ich mich 2007 unter 300+ delegierte Waldorflehrer um einem Vortrag des Sektionsleiters Waldorfpädagogik Wiechert (Goetheanum/Dornach)zu lauschen. Eine Botschaft unter vielen lautete :“Was machen wir hier?Wir machen eine neue Esoterik, man kann auch sagen: modernen Okkultismus. Mit wem reden wir darüber? Da reden wir unter uns – mit Eltern oder beim Elternabend, da wär das zu riskant!“. (Ich habe den Vortrag schriftlich aufgezeichnet-ein Leugnungsversuch juristischer Spielart wäre wirklich auch riskant.)
Ja,und nachdem ich diese Psychogruppe in vielerlei Facetten
erleben konnte waren die klaren Worte wie Sonnenschein.
Also den Artikel von Herrn Prange finde ich irgendwie drollig. Da werden die Anthroposophen und Waldorfschulen mein einem pseudowissenschaftlichen Gebaren beschimpft wegen ihres angeblich so verquasten theoretischen Überbaus, aber Herr Prange gefällt sich ausschließlich darin, seine eigenen – mindestens eben so verquasten – Theorien auszubreiten. Was soll das? Selbst wenn nicht jeder in der Lage oder willens ist, die Ausführungen Steiners nachzuvollziehen zählt für mich am Ende das praktische Ergebnis. Und Fakt ist: Die Waldorfschulen sind das erfolgreichste Schulsystem der Welt! Nachweislich höchste Abiturientenquote (bezogen auf die Grundschulklasse), höchste Lebenszufriedenheit, Sozialkompetenz usw., nicht zu reden von einem vielfach kosteneffizienteren Schulsystem als dem Staatlichen (maximal 60% der Kosten bei deutlich höheren Leistungen).
Also: wer keine Lust auf Anthroposophie hat, kann sich ja damit trösten, dass auch die nakten Zahlen den Erfolg dieses Schulsystems belegen.
Herr Prange gleicht eben nur dem Geist,den e r begreift…und hat von dem Sujet,an dem er sich vergreift,eine Ahnung wie das Hornvieh von Philosophie.Er ergeht sich nur in emotionalem Gewäsch und Gequase.Unter Fach- Kollegen dürfte er nicht ernstgenommen werden,meine Vermutung.
Einstein:Zwei Dinge haben etwas gemeinsam:die Unendlichkeit des Kosmos und die menschliche Dummheit…
H.E.
@ Hauleännlein
Sie schreiben: „Die Waldorfschulen sind das erfolgreichste Schulsystem der Welt!“
Geben Sie die Propaganda des „Bundes der Freien Waldorfschulen“ wieder? Die „nackten Zahlen“ belegen, dass Waldorfschulen „ausländerfreie Zonen“ sind und dass es an Waldorfschulen kaum Schüler aus „sozial benachteiligtem Milieu“ gibt, siehe: https://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-vorsicht-steiner/#comment-37883
@ Dr. Hans Eppinger
Haben Sie da gerade E I N S T E I N zitiert?
Sollten Sie lieber lassen …:
„Wohin die gegenständliche Betrachtungsweise führt, zeigt Steiner in einer Nebenbemerkung an der „vertrackten Relativitätstheorie von Professor Einstein“. Sie spiegelt die gegenwärtige Kulturverfassung, das „Unselige in unserer Kultur“ und offenbart, „wie diese Dinge dann ihr wüstes Wesen treiben“. (Steiner scheint weder die Relativitätstheorie verstanden noch Einstein gekannt zu haben, der nun wirklich kein verknöcherter und moralisch verhärteter Begriffsmensch gewesen ist.)“ Klaus Prange, „Erziehung zur Anthroposophie“
@ Hauleännlein und Eppinger
Da ist er wieder, der Herrenmenschengestus den ich an den Antros so liebe. Alle doof außer uns! Auch der Ton stimmt: Hornvieh, drollig, Gewäsch, unendliche Dummheit (der anderen natürlich) usw… Selbst sieht man sich eher auf einer Geistesebene mit Einstein. Dazu die übliche selbstreferenzielle Plattstatistik die keiner ernsthaften Prüfung standhält.
Wie lächerlich aufgeblasen und geistig dünn gerade eine selbsternannte Elite doch sein kann.
Einstein und Steiner???
Selbst von Albert Einstein wird berichtet, dass er Vorträge Steiners besuchte, deren Inhalte er jedoch rundheraus ablehnte: „Der Mann [=Steiner] hat offenbar keine Ahnung von der Existenz einer nichteuklidischen Geometrie“ soll Einstein gesagt haben sowie: „Bedenken Sie doch diesen Unsinn: Übersinnliche Erfahrung. Wenn schon nicht Augen und Ohren, aber irgendeinen Sinn muss ich doch gebrauchen, um irgend etwas zu erfahren“
aus: Augenzeugenberichte von Franz Halla, in: Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland, Nr. 32, Juni 1955, S. 74f und von Rudolf Toepell in Brief an Herbert Hennig, 20. Mai 1955; Rudolf Steiner Archiv; zitiert nach Vögele, Der andere Rudolf Steiner, 2005, S. 199f.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Steiner
Zitat Einstein: „Bedenken Sie doch diesen Unsinn: Übersinnliche Erfahrung. Wenn schon nicht Augen und Ohren, aber irgendeinen Sinn muss ich doch gebrauchen, um irgend etwas zu erfahren.“
Diese geistigen Sinne muss man sich erst heranbilden durch geistige Übung und Meditation. Das dauert Jahre und Jahrzehnte. In allen Kulturen gab es eine derartige innere Schulung. Das ist natürlich viel zu unbequem für die meisten Kritiker. Man bleibt lieber bei seinem Bierchen und urteilt über etwas, das man nicht versteht. Der wahre Grund für die Ablehnung des Geistes ist aber die (unbewusste) Schwellenfurcht. Denn beim Übertreten der Schwelle tritt einem der eigene Doppelgänger mit allen Fehlern entgegen, an deren Ausmerzung man ein Leben lang arbeiten muss. Diesen Anblick hält kein Unvorbereiteter aus! GOOGELN SIE MAL: Das verschleierte Bild zu Sais – von Friedrich Schiller.
@ Helmut
Da Sie offensichtlich schon die „Schwelle übertreten haben“, also Anthroposoph sind … erklären Sie den „Unvorbereiteten“, „bequemen Kritikern“, was Rudolf Steiner hier an tiefen Geistigen Wahrheiten enthüllt:
3 Beispiele. Ich betone „Beispiele“: ich könnte unendlich viele andere Zitate bringen. Hilfreich auch, die gesamten Vorträge zu lesen, die Zitate sind nicht aus dem Kontext gerissen.
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Rudolf Steiner und die Fingernägel:
„Der Mensch steht der Außenwelt gegenüber. Das Geistig-Seelische strebt danach, ihn fortwährend aufzusaugen. Daher blättern wir außen fortwährend ab, schuppen ab. Und wenn der Geist nicht stark genug ist, müssen wir uns Stücke, wie zum Beispiel die Fingernägel, abschneiden, weil der Geist sie, von außen kommend, saugend zerstören will.“
Rudolf Steiner, „Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik“, GA 293, S. 93f
Der gesamte Vortrag:
https://fvn-rs.net/index.php?option=com_content&view=article&id=2874:dreizehnter-vortrag&catid=183:ga-293-allgemeine-menschenkunde&Itemid=14
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Rudolf Steiner und die Schwarzen (Gelben, Weissen)
“Wenden wir das auf den Menschen selber im Weltenraum an. Sehen wir uns zunächst die Schwarzen in Afrika an. Diese Schwarzen in Afrika haben die Eigentümlichkeit, daß sie alles Licht und alle Wärme vom Weltenraum aufsaugen. Sie nehmen das auf. Und dieses Licht und diese Wärme im Weltenraum, die kann nicht durch den ganzen Körper durchgehen, weil ja der Mensch immer ein Mensch ist, selbst wenn er ein Schwarzer ist. Es geht nicht durch den ganzen Körper durch, sondern hält sich an die Oberfläche der Haut, und da wird die Haut dann selber schwarz.
So daß also ein Schwarzer in Afrika ein Mensch ist, der möglichst viel Wärme und Licht vom Weltenraum aufsaugt und in sich verarbeitet. Dadurch, daß er das tut, wirken über den ganzen Menschen hin die Kräfte des Weltenalls so. (Es wird gezeichnet.) Überall nimmt er Licht und Wärme auf, überall. Das verarbeitet er in sich selber. Da muß etwas da sein, was ihm hilft bei diesem Verarbeiten. Nun, sehen Sie, das, was ihm da hilft beim Verarbeiten, das ist namentlich sein Hinterhirn. Beim Neger ist daher das Hinterhirn besonders ausgebildet. Das geht durch das Rückenmark. Und das kann alles das, was da im Menschen ist an Licht und Wärme, verarbeiten. Daher ist beim Neger namentlich alles das, was mit dem Körper und mit dem Stoffwechsel zusammen hängt, lebhaft ausgebildet. Er hat, wie man sagt, ein starkes Triebleben, Instinktleben. Der Neger hat also ein starkes Triebleben. Und weil er eigentlich das Sonnige, Licht und Wärme, da an der Körperoberfläche in seiner Haut hat, geht sein ganzer Stoffwechsel so vor sich, wie wenn in seinem Innern von der Sonne selber gekocht würde. Daher kommt sein Triebleben. Im Neger wird da drinnen fortwährend richtig gekocht, und dasjenige, was dieses Feuer schürt, das ist das Hinterhirn.
(…) Auf der einen Seite hat man die schwarze Rasse, die am meisten irdisch ist. Wenn sie nach Westen geht, stirbt sie aus. Man hat die gelbe Rasse, die mitten zwischen Erde und Weltenall ist. Wenn sie nach Osten geht, wird sie braun, gliedert sich zu viel dem Weltenall an, stirbt aus. Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse.”
Rudolf Steiner, “Vom Lebens des Menschen und Erde – Über das Wesen des Christentums”, GA 349, S. 49ff
Der gesamte Vortrag:
https://fvn-rs.net/index.php?option=com_content&view=article&id=3709:dritter-vortrag-dornach-3-maerz-1923&catid=247:ga-349-vom-lebens-des-menschen-und-erde-&Itemid=19
……………………………………………..
Rudolf Steiner und die Kartoffel:
“Also sehen Sie, während wir beim Menschen vom Bauch zum Kopf gehen müssen, von unten herauf, müssen wir bei der Pflanze den umgekehrten Weg machen, von der Blüte zu den Wurzeln. Die Wurzel der Pflanze ist mit dem Kopf verwandt. Wenn wir das bedenken, wird uns gewissermaßen ein Licht aufgehen über die Bedeutung der Kartoffel. Denn die Kartoffel, die hat Knollen; das ist etwas, was nicht ganz Wurzel geworden ist. Man ißt also, wenn man viel Kartoffeln ißt, vorzugsweise Pflanzen, die nicht ganz Wurzel geworden sind. Wenn man sich also beschränkt auf das Kartoffelessen und zu viel Kartoffeln ißt, kriegt man nicht genug in den Kopf hinein. Es bleibt unten in dem Verdauungstrakt. So daß es also so ist, daß mit dem Kartoffelessen die Menschen in Europa ihren Kopf, ihr Gehirn vernachlässigt haben. Diesen Zusammenhang sieht man erst, wenn man Geisteswissenschaft treibt. Da sagt man sich: Seit in Europa diese Kartoffelnahrung immer mehr und mehr überhand genommen hat, seit der Zeit ist der Kopf der Menschen unfähiger geworden.”
Rudolf Steiner, “Rhythmen im Kosmos und im Menschenwesen – Wie kommt man zum Schauen der geistigen Welt”, GA 350, Elfter Vortrag, Dornach, 18. Juli 1923, S. 203f
Der gesamte Vortrag:
https://fvn-rs.net/index.php?option=com_content&view=article&id=3719:elfter-vortrag-dornach-18-juli-1923&catid=248:ga-350-rhythmen-im-kosmos-und-im-menschenwesen&Itemid=19
Wow, das geht ja ab hier! Ich frage mich, wo diese ganze Frustratioin herkommt, die Leute dazu bringt, so auf den armen Rudi einzuschlagen. Offenbar empfinden es viele als persönlichen Angriff, wenn man das Weltbild in Frage stellt, was ihnen (in der Staatsschule?!) beigebracht worden ist.
Aber zum Glück gibt es ja Waldorfschulen, wo die Leute lernen, sich auch anderen und auf den ersten Blick unkonventionellen Ideen unvoreingenommen zu nähern, bevor man draufhaut…
@Haueleännlein: Keiner von uns ist frustriert. Wir wollen nur über den Unfug der Waldorf-Sektenschulen informieren. Und mein Weltbild wird durch einen Deppen wie Steiner und ein paar Buchstabentänzer auch nicht angegriffen. So eine große Nummer sind Sie und ihre Kumpels auch nicht.
‚Wenn man sich also beschränkt auf das Kartoffelessen und zu viel Kartoffeln ißt, kriegt man nicht genug in den Kopf hinein.‘
Um nichts in den Kopf hinein zu kriegen muss man vielleicht nicht nur Kartoffeln essen, sondern auch ins Seminar für Waldorfpädagogik gehen. 🙂
@ Heuleännlein
Wenn sie als Waldorfbefürworter die Staatsschulen so fürchterlich finden, dann erklären sie mir bitte, wieso sich dann die Waldorfschulen von Vater Staat so reichlich fördern lassen?
Ich finde es schon ziemlich dreist wie sie hier über das Weltbild von Leuten herziehen, die mit ihren Steuergeldern ihre Schule mitfinanzieren (müssen).
Herr Voss, Sie richten sich an Menschen, die für Ihre Argumente unzugänglich sind, nicht deshalb , weil die eine andere Meinung vertreten würden, sondern , weil sie einer Sekte angehören, in der jegliche Meinungen, Argumente, Wissenschaft etc. nicht geduldet werden.
In dieser Gemeinschaft gibt es nichts außer – und uneingeschränkt- dem, was Rudolf Steiner aus dem Kosmos erschaute und den Jüngern mitteilte. Das ist zweifellos weniger als nichts und deshalb können Sie auch nicht erwarten, von diesen Leuten mit irgendetwas einem Argument vergleichbaren behelligt zu werden.
Tumbe Lügen und Beschimpfungen sind das Maximum einer Klientel, deren Aggressionspotential sich in hilflosen Tiraden einer eingeübten, substanzlosen Überlegenheitsattitüde Selbstvergewisserung verschaffen möchte.
Kurz: Über diese Leute informiert man, reden lässt sich mit ihnen nicht.
J.G.
@ Ex-Steiner
Du schreibst: „Um nichts in den Kopf hinein zu kriegen muss man vielleicht nicht nur Kartoffeln essen, sondern auch ins Seminar für Waldorfpädagogik gehen.“
Erstmal geht es darum, den Kopf zu L E E R E N: da muss erstmal alles raus, um Platz für Steiner zu machen.
……………………………………………………………..
„M.S.
Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner
Beuthstr. 6-8
10117 Berlin
Bitte um staatliche Prüfung der Lehrerbildung und damit verbundener Lehrinhalte am Waldorf- Lehrerseminar Berlin- Mitte
Berlin, 28.2.2007
Sehr geehrter Prof. Dr. Zöllner,
ich habe von September 2006 bis Ende Februar 2007 an der Weiterbildung zum Waldorflehrer/ Abendkurs am Seminar für Waldorfpädagogik e.V. in Berlin- Mitte, Weinmeisterstraße 16, 10178 Berlin, teilgenommen.
Was dort als Lehrerbildung bezeichnet wird, ist meiner Erfahrung nach die Vermittlung anthroposophisch- esoterischer Inhalte, ohne Duldung sachlicher Kritik, die seitens der teilnehmenden Seminaristen geäußert wurde. Zur Weiterbildung gehört die Besprechung und Auslegung esoterischer Texte des Begründers der Anthroposophie Rudolf Steiner. Diese Besprechungen und Auslegungen haben den Charakter einer ideologischen Schulung, die das anthroposophische Menschenbild im zukünftigen Lehrer fest verankern soll. Das bedeutet, dass die äußerst fragwürdigen Anschauungen Steiners in den zu lehrenden Unterrichtsstoff der Waldorfschulen einfließen.
Noch vor Beginn des Seminars wurde mir vom Dozenten und Seminarleiter Michael Handtmann beim Vorstellungsgespräch versichert, dass ich keinesfalls zum „willigen Schüler Rudolf Steiners“ ausgebildet werden solle. Das Gegenteil war der Fall. Ich möchte klarstellen, dass ich nicht im Verlauf einer offenen Auseinandersetzung das Seminar verlassen habe, sondern schlicht um eine Auflösung meines Lehrgangsvertrages gebeten habe.
Viele meiner Mit- Seminaristen waren ebenso verwundert und abgestoßen von der Indoktrination esoterischer Schulungsinhalte, doch offene Kritik kam nur bei den wenigsten auf. Grund dafür ist die berufliche und ökonomische Lage der meisten Seminaristen, die sich durch die Weiterbildung zum Waldorflehrer eine berufliche Perspektive erhoffen. Die meisten der Seminaristen sind ebenso wie ich über 30 Jahre und älter – viele von ihnen von Arbeitslosigkeit bedroht. Da Kritik von den Dozenten des Seminars mit Schweigen oder beleidigter Ablehnung beantwortet wurde, ist es nicht verwunderlich, dass die Mehrheit schweigt, obwohl viele anders denken – niemand möchte seinen zukünftigen Arbeitsplatz gefährden.
Zur Methodik des Unterrichts: Ich besuchte die Oberstufenmethodik. Auch hier war die Grundlage jeglicher Betrachtung seitens der Dozenten Rudolf Steiner: alles beginnt und endet mit ihm. Jede Empfehlung, jedes Betrachten des Schülers und des Unterrichts wird durch die Texte Steiners erklärt und interpretiert. Da bleibt kein Raum für Veränderungsvorschläge oder eine wissenschaftliche Auseinandersetzung – ein Vergleich mit pädagogischen Standardwerken findet nicht statt.
Ich frage mich ernsthaft, wo dabei das eigene Denken eines zukünftigen Lehrers bleiben soll, es wird einfach ersetzt, denn die obskuren Schriften Steiners liefern nach Ansicht der Dozenten die Antworten auf alle Fragen. Diese Art von Lehrerbildung verstößt gegen das Selbstbestimmungsrecht im Denken und Handeln der Teilnehmer, sie ist sektiererisch und esoterisch- ideologisch. Deshalb bitte ich sie nachdrücklich, das Aufsichtsrecht des Staates zu nutzen, um die Lehrerbildung des Seminars für Waldorfpädagogik eingehend kritisch zu prüfen.
Mit freundlichen Grüßen
M.S.“
Dan Dugan, ehemaliger „Waldorfvater“, spricht vor der Schul-Kommission von San Francisco, die über die Neugründung einer Waldorfschule entscheiden soll. Dan Dugan unterstützt mit seinem Insider-Wissen die Aussagen Prof. Pranges:
Der Waldorfpädagogik liegt eine verborgende Agenda zu Grunde, die Agenda der Anthroposophie. Und die Anthroposophie ist „a cult-like religious sect“ …
Dan Dugan at San Francisco School Board: https://www.youtube.com/watch?v=bIaYaa2aprc
Thanks. I wish this could also be presented in English!
Studiert die Schriften Rudolf Steiners – nicht irgendwelche Vorträge, die oft unter bestimmten Voraussetzungen und Umständen stattfanden und sich an ein spezifisches Publikum richteten (z.B. gab es Vorträge nur für Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft, nur für Ärzte oder nur für Bauarbeiter)!
Und diese Schriften nicht nur einmal durcharbeiten, sondern immer wieder. Dann verwandelt sich das Denken allmählich und wird zum Gefäß für geistige Inhalte.
Mein persönliches Lieblingsbuch: Die Philosophie der Freiheit.
Es bringt mehr, ein Buch 25 mal zu lesen als 25 Bücher je 1 mal.
Wer dies viele Jahre durchführt, individualisiert die Anthroposophie. Und darauf kommt es an. Es ist ein Weg, ein Kraftimpuls – und kein Schriftgelehrtentum, wie es leider oft in Erscheinung tritt. Wo dieses auftritt, ist es nur ein Zerrbild der lebendigen Anthroposophie – und wird dann von der Öffentlichkeit zurecht kritisiert.
Den Weg muss jeder selbst gehen – oder eben nicht.
Hier noch ein Link zum Gesamtverzeichnis (die Schriften beginnen auf Seite 9 der PDF – sie haben die GA-Nummern 1-45):
https://www.steinerverlag.com/fileadmin/user_upload/Steinerverlag/Aktuell/Gesamtverzeichnis_2009_2010.pdf
@Helmut (#46): „Es bringt mehr, ein Buch 25 mal zu lesen als 25 Bücher je 1 mal.
Wer dies viele Jahre durchführt, individualisiert…“
Ich finde z.B. unter Anderen fundamentale, islamistische Selbstmordattentäter auch recht individuell. Die haben den Koran anscheinend ja auch ziemlich individualisiert. Und das mit nem häufig riesigen „Kraftimpuls“.
„Den Weg muss jeder selbst gehen – oder eben nicht.“ (quote#46)
@Helmut (#46): “Es bringt mehr, ein Buch 25 mal zu lesen als 25 Bücher je 1 mal. Wer dies viele Jahre durchführt, individualisiert…”
Mein lieber Namensvetter, wer einem Sektenführer, oder Schriftsteller auf diese Weise das Meinungsmonopol überläßt, also ein Büchlein, wie einen Katechismus mit sich herumträgt, macht sich selbst zum Idioten. So einer kommt auch nie aus seinem geistigen Sumpf heraus. Nie!
Übrigens habe ich, selbst nach wochenlangen Diskussionen über das Thema, nicht gedacht, daß die Beschäftigung mit der Anthroposophie, die Menschen geistig so weit absinken läßt, daß sie nur noch in einem Buch lesen wollen.
Erst durch Ihre Diskussionsbeiträge bekomme ich ein Gefühl dafür, in welche gefährliche Richtung sich Ihre Organisation entwickelt. Zu diesem Thema gibt es genügend bekannte Science Fiktion- Literatur, von denen ich dachte, sie wären Warnung genug.
@Andreas Lichte,
ich hatte Ihnen bisher nie so richtig Ihre Motivation für Ihren ungewöhnlich hartnäckigen Einsatz abgenommen. Sorry.
Aber jetzt sage ich: Bitte machen Sie weiter.
Ich gehöre dieser „Organisation“ gar nicht an, sondern bin meinen eigenen Weg gegangen.
Wenn jemand täglich an einer Beethovensonate arbeitet, kommt er auch weiter, als wenn er 25 Sonaten vom Blatt spielt. – Katechismus?
Man muss sich der Idee erlebend gegenüberstellen, sonst gerät man unter ihre Knechtschaft.
@Helmut,
„Wenn jemand täglich an einer Beethovensonate arbeitet, kommt er auch weiter, als wenn er 25 Sonaten vom Blatt spielt.“
Wissen Sie daß es nach Beethoven noch andere Musiker gab und gibt? Nur wenn Sie die auch kennen, kommen Sie weiter.
Naturtalente ohne Ausbildung haben schnell ihren Zenit erreicht, kommen dann aber nie weiter. Legen Sie Ihren Steiner mal an die Seite und gehen mal in die Stadtbibliothek und nehmen da ein paar Bücher mit. Glauben Sie mir, es gibt unzählige davon.
Die Welt ist groß und schön, wie kann ich da nur auf eine Blume starren? (Zitat ist von mir, heute extra für Sie kreiert)
Sie schreiben: „Man muss sich der Idee erlebend gegenüberstellen, sonst gerät man unter ihre Knechtschaft.“
Stehen Sie denn dieser Idee überhaupt noch gegenüber?
Nur mal so ein Tipp: Machen Sie mal eine Positionsbestimmung. Von meiner Seite wirkt es nämlich eher so, als wenn Sie bereits unter der Idee stünden.