Waldorfschule: Versteinerte Erziehung

Im Dezember 2012 gibt es in Deutschland 234 Waldorfschulen, die nach der von Rudolf Steiner entwickelten Waldorfpädagogik unterrichten. Sie versprechen freieres und ganzheitliches Lernen mit „Kopf, Herz und Hand“ als Alternative zur öffentlichen Schule. Doch ist die Waldorfschule wirklich frei? Von unserem Gastautor André Sebastiani.

Cover (Ausschnitt) der Ausgabe 4/2011 des Magazins „Skeptiker“, dort Erstveröffentlichung im Print

Anthroposophie

Die Waldorfpädagogik ist mit der Anthroposophie Rudolf Steiners (1861–1925) untrennbar verbunden. Steiner entwickelte sein pädagogisches Konzept auf der Basis seiner anthroposophischen Lehre. Die Anthroposophie, die „Weisheit vom Menschen“ (griech. ánthropos=Mensch; sophίa=Weisheit), bezeichnet die ganzheitliche, „kosmologische“ Anschauung des Menschen und behauptet, eine Anleitung zu dessen Selbst- und Welterkenntnis zu liefern.

Nach Steiner ist die Anthroposophie eine „Geisteswissenschaft“, eine wissenschaftliche „Ergänzung zu den Naturwissenschaften. Sie will dem materiellen Wissen die unsichtbaren geistigen Aspekte hinzufügen“[i]. Neben der materiellen Welt, auf die die herkömmlichen Naturwissenschaften beschränkt sind, gibt es nach anthroposophischer Vorstellung noch eine geistige kosmische Welt, die unseren Sinnesorganen verborgen bleibt. Die Anthroposophische Gesellschaft Frankfurt schreibt auf ihrer Homepage: Alles im Kosmos und unserer Welt ist Materie und Geist! Wo Materie ist, ist immer auch Geist. Geist ist das Primäre, der Ursprung, aus dem alles Materielle entstanden ist.[ii] Mensch und Kosmos sind darüber hinaus gleichartig, oder, wie Klaus Prange treffend formuliert: „Der Mensch ist im kleinen ein Kosmos, der Kosmos im großen ein Mensch. Welt, Natur, und Geschichte sind ein genaues Pendant des Menschen, der Mensch deren Synthese en miniature.“ (2000, S.64) Die Anthroposophie will die „Geistorgane“ des Menschen schulen, um ihn zum Zugriff auf die geistige Welt und damit zu höheren Erkenntnissen zu befähigen.

„Der Mensch ist keine physikalische, biologische und chemische ‚Maschine‘, in der alles materiell abläuft, sondern ein ,Wesen‘, das nur vorübergehend, – also im Leben -, einen menschlichen Körper trägt. In diesen sind eingeschlossen eine unsterbliche Seele und ein ewiger Geist, so dass der Mensch, Körper, Seele und Geist ist. Der Körper zerfällt mit dem Tode, Seele und Geist bleiben erhalten und leben in der geistigen Welt des Kosmos weiter, nicht anonym, sondern konkret als eine Individualität, als persönliches ICH. Unser ICH ist ein Geistwesen.

Durch diese, im menschlichen Leib eingeschlossene Geistseele kann der Mensch auf Höheres zurückgreifen, wenn er sie schult. Rudolf Steiner war ein Mensch, der diese neuen Geistorgane ausgebildet hatte, und sie waren ihm dadurch Träger für seine umfangreichen geistigen Fähigkeiten. Menschen mit derartigen Fähigkeiten nennt man Universalgelehrte oder ,Eingeweihte‘“. (Anthroposophische Gesellschaft Frankfurt)

„Wissenschaft“ für Eingeweihte

Steiner verknüpft mystische Vorstellungen und im Wortsinn okkulte (=geheime, verborgene) Wahrheiten mit einer Lehre, die er bemerkenswerterweise in den Rang einer Wissenschaft erhebt. Der „Eingeweihte“ gelangt durch die „Schauung“ geistiger kosmischer Welten, die normalen Menschen verborgen bleiben, zu absoluten Wahrheiten. Diese Wahrheiten sollen darüber hinaus durch den anthroposophischen Weg der Erkenntnis wissenschaftlich überprüfbar sein. Der „Eingeweihte“ ist dadurch zugleich Seher, Priester und Wissenschaftler. (vgl. Giese 2008, S.40 ff.)

Der Anspruch der Wissenschaftlichkeit hält einem kritischen Blick jedoch nicht stand. Die durch Schauung der geistigen Welten gewonnenen Erkenntnisse sind für Außenstehende nicht überprüfbar, weil die entsprechenden geistigen Organe zur Erkenntnis nicht ausgebildet sind. Dadurch macht sich die Anthroposophie immun gegen äußere Angriffe. Doch Steiner geht noch einen Schritt weiter; er schreibt:

„So wird auch das Erkennen zu einem Vorgang in der Wirklichkeit. Fragen offenbaren sich in der Welt, Antworten offenbaren sich als Wirklichkeiten; Erkenntnis im Menschen ist dessen Teilnahme an dem, was sich die Wesen und Vorgänge in der geistigen und physischen Welt zu sagen haben.“ (Steiner 1975, S. 225, zitiert nach Prange 2000, S. 65)

Dieses Zitat erscheint sehr rätselhaft. Offenbar meint Steiner damit, dass der Vorgang des Erkennens einen Rückschluss auf die Wirklichkeit erlaubt. Dadurch, dass ich mir etwas geistig vorstelle (es erkenne), nehme ich als Mensch teil an dem, was in der „geistigen und physischen Welt“ vor sich geht. Es wird dadurch real. Hier liegt Steiners gedanklicher Kurzschluss. Nicht, weil ich mir einen Baum vorstellen kann, gibt es Bäume; sondern meine Vorstellung hält der Überprüfung an der Wirklichkeit stand. Jeder kann hinaus in die Welt gehen und sinnlich erfahren, dass es Bäume gibt. (vgl. Prange 2000, S. 66) Steiner schreibt jedoch: „Die Ideen-Bilder haben doch nur eine Berechtigung, wenn sie auf eine solche geistige Wirklichkeit, die der sinnenfälligen zugrundeliegt, hindeuten.“ (a.a.O. S. 123, zitiert nach Prange 2000, S.66) Im Klartext heißt das, dass es Kobolde und Feen wirklich gibt, weil ich sie mir vorstellen kann. Steiner schließt vom Schein auf das Sein. (vgl. Prange ebd.)

Wie soll aber eine solche Erkenntnis wissenschaftlich sein, wenn sie doch schon durch ihre bloße Existenz wahr ist? Bis zum heutigen Tage behaupten Anthroposophen allen Einwänden zum Trotz, Wissenschaft zu betreiben[iii]. Dabei ist ihre Lehre nicht über Steiners Schauungen hinausgelangt. „Insofern stellt die Geistesforschung Steiners ein Kuriosum dar; es dürfte sich hier um die einzige Disziplin mit wissenschaftlichem Anspruch handeln, die schon bei ihrer Geburt am Ende war.“ (Prange 2000, S. 36)

Steiner sieht Dämonen, Geister, Riesen, Elfen, Engel – die Liste ließe sich endlos verlängern – also tatsächlich als real existierende Wesen an (vgl. Grandt 2008, S. 26ff). Jetzt könnte man meinen, dass derlei Vorstellungen unter Anthroposophen fast 100 Jahre später längst überholt sind. Doch dem ist nicht so. Im anthroposophischen Flensburger Hefte Verlag finden sich Titel wie „Was die Naturgeister uns sagen – Im Interview direkt befragt“, „Neue Gespräche mit Naturgeistern“, oder „Gespräche mit Bäumen 1“[iv].

Auch die in Waldorfkreisen beliebte Fachzeitschrift Erziehungskunst hat eine feste esoterische Rubrik. Auf ihrer Homepage finden sich Artikel wie „Ohne Elementarwesen läuft nichts[v] oder „Für viele Kinder sind Elementarwesen real[vi], in dem die Waldorflehrerin Katharina Dreher-Thiel im Interview sagt, dass „es die Naturgeister in der ätherischen Welt tatsächlich gibt. Das wusste nicht nur Steiner. Viele Menschen früherer Kulturepochen, bei uns bis ins 15., 16. Jahrhundert, konnten Naturgeister wahrnehmen. Mit beginnender Neuzeit und rationalistischer Denkweise verschwand diese Fähigkeit mehr und mehr. Wie in einem kollektiven Gedächtnis ist die Erinnerung an die Wesen der Ätherwelt in den Märchen und Sagen der Völker bewahrt. Heute scheinen die Wahrnehmungsfähigkeit für die ätherische Welt und das Interesse für Naturgeister wieder zuzunehmen.“ (a.a.O.)

Auch für die Waldorfpädagogik ergeben sich aus dieser Erkenntnistheorie und ihren Ergebnissen Konsequenzen. Es stellt sich die Frage wie naturwissenschaftlicher Unterricht mit anthroposophischer Weltanschauung in Einklang gebracht werden kann; dazu später mehr (s. Kapitel „Anthroposophische Entwicklungspsychologie“). Ziel der Waldorfpädagogik ist es, Menschen durch Erziehung zu befähigen, sich selbst und ihre schicksalhafte Bestimmung zu erkennen und dabei den Kosmos mit seinen verborgenen Wahrheiten zu entschlüsseln.

Lehrer und Klasse bilden eine Schicksalsgemeinschaft. Das Schicksal hat dem Lehrer seine Klasse zugespielt und er ist der Erfüllungsgehilfe des kosmischen Schicksals seiner Schüler. Dass der Lehrer dem Schicksal bei der Zusammensetzung seiner Klasse unter Umständen kräftig nachhilft, werde ich an späterer Stelle noch zeigen.

In der öffentlichen Wahrnehmung scheinen die okkulten, mystischen Grundlagen der Waldorfpädagogik entweder wenig bekannt oder nicht von Interesse zu sein. Die Waldorfschulen haben im Allgemeinen ein gutes Image. Vielen scheinen sie eine gute Alternative zum Staatsschulwesen zu sein. Spätestens seit dem PISA-Schock sind die vermeintlichen oder tatsächlichen Defizite der Staatsschulen in den Schlagzeilen. Während sich um die öffentlichen Schulen kontroverse Diskussionen um Themen wie das sogenannte Turboabitur nach zwölf Jahren, die Zukunft der Hauptschule oder den Ausbau von Ganztagsschulen spinnt, die bereits in mehrere Reformen in den Bundesländern mündeten, ist es um die Waldorfschulen seltsam still.

Drachenformel

Wie bereits ausgeführt ist der wissenschaftliche Anspruch der Anthroposophie nicht haltbar. Erstaunlicherweise beharren die Anthroposophen dennoch darauf, Wissenschaft zu betreiben. Dahinter steckt ebenso Methode, wie hinter der Praxis, das anthroposophische Fundament und anthroposophische Inhalte der Waldorfschule zu verschweigen.

Ich habe mehrere Veranstaltungen und Infoabende in Waldorfschulen besucht. Das Wort „Anthroposophie“ fiel dabei nie. In dem was an Inhalten und Methoden vorgestellt wurde, war anthroposophisches Gedankengut eindeutig erkennbar, allerdings gut versteckt hinter schönen Vokabeln. Die „ganzheitliche Sicht auf das Kind“, wurde ebenso ins Feld geführt, wie „das Lernen mit Herz, Hand und Verstand.“ Auf direkte Nachfrage, ob der Unterricht anthroposophisch geprägt sei, erhielt ich die ausweichende Antwort, dass Anthroposophie nicht gelehrt würde, also kein Unterrichtsfach sei. Auch viele Waldorfeltern kennen nach meiner Beobachtung den (noch näher zu erläuternden) Zusammenhang zwischen Waldorfpädagogik und Anthroposophie nicht.

Aufschluss über dieses Versteckspiel gibt die Biografie ihres Begründers. Rudolf Steiner will von einem nicht namentlich genannten Lehrmeister in die Geheimwissenschaften eingeweiht worden sein. Dabei will er Anweisungen erhalten haben, wie mit den Naturwissenschaften und Vorbehalten der Öffentlichkeit umzugehen sei:

„Wie sollte er den Drachen der modernen Naturwissenschaften zähmen und ihn vor das Gefährt der Geist-Erkenntnis spannen? Und vor allem, wie sollte er den Stier der öffentlichen Meinung besiegen? Auf die Fragen seines Schülers antwortete der ‚Meister‘ dem Sinne nach: Wenn du den Feind besiegen willst, so beginne damit, daß Du ihn zuerst begreifst. Du wirst nur dann Sieger über den Drachen werden, wenn Du in seine Haut schlüpfst.“ (Hemleben, zitiert nach Prange 2000, S. 51)

Besser kann man Steiners Strategie kaum beschreiben. Dies erklärt auch die inhaltlichen Differenzen, die sich zwischen öffentlichen und internen, an seine Anhänger gerichteten, Reden und Schriften zeigen. In der Öffentlichkeit gab Steiner den exakten Wissenschaftler, blieb dabei aber meist unkonkret und oberflächlich. Intern ließ er sich kultisch verehren, gab sich als Universalgenie und führte seine Ideen sehr viel detaillierter aus. (vgl. Prange 2000, S. 51f)

Trotz – oder gerade wegen – dieses Versteckspiels stellen sich einige Fragen: Ist die Waldorfschule ohne Anthroposophie überhaupt denkbar? Hat sich die Waldorfpädagogik ein Stück von ihrem Ursprung emanzipiert? Im Folgenden versuche ich zu zeigen, welche anthroposophischen Vorstellungen sich heute in Waldorfschulen finden lassen:

Karma

Zur Anthroposophie gehört die Vorstellung von Reinkarnation und Karma. Das Karma eines jeden Menschen ist durch vorhergegangene Inkarnationen positiv oder negativ geprägt. Psychische oder physische Störungen lassen sich aus der Perspektive der anthroposophischen Menschenerkenntnis karmisch erklären. So stellt Steiner die Frage nach dem Grund für Friedrich Schillers schlechte Gesundheit und seine häufigen Krampfanfälle, um gleich selbst eine Antwort zu geben:

„Was liegt karmisch bei einem Menschen aus früheren Erdenleben vor, der in dieser Weise an Krämpfen leiden muß? – Krämpfe sind, wenn sie ins menschliche Leben eingreifen, ungemein hinweisend auf das menschliche Karma. Wenn man vom geisteswissenschaftlichen Standpunkte aus mit ernster, verantwortlicher wissenschaftlicher Untersuchung an Krampferscheinungen herangeht, so findet man immer, da liegt beim Menschen ein bestimmtes Karma vor, Ergebnisse von Taten, Gedanken und Gefühlen früherer Erdenleben“[vii]

Nicht etwa eine der zahlreichen schweren Erkrankungen Schillers, wie Tuberkulose oder eine nicht auskurierte Rippenfellentzündung, sind also für das Leiden des Dichters verantwortlich, sondern schlechtes Karma, das Steiner auch über hundert Jahre nach Schillers Tod noch diagnostizieren zu können vorgibt.

Für den anthroposophischen Erzieher ergeben sich aus dieser steinerschen Erkenntnis weitreichende Konsequenzen. Er ist gefordert, das Karma der ihm anvertrauten Schüler zu erkennen und richtig zu deuten, um ihren Lebensweg entlang ihrer karmischen Bestimmung zu führen und zu beeinflussen. Arbeitet man gegen das Karma des Kindes, so kann dies zu schweren Krankheiten, bis hin zum Tod führen und sogar darüber hinaus das nächste Leben karmisch belasten. Steiner glaubt also, Einfluss auf das karmische Schicksal zu haben. Darin liegt ein großer Unterschied zur indischen Karmalehre der Hindus, die bestrebt sind, den Dingen ihren Lauf zu lassen.

Steiner gibt 1924 in einem pädagogischen Kurs ein Beispiel für die praktische Anwendung der Karmalehre:

„Ein Kind, das mit den Fersen auf den Boden auftritt, zeigt in dieser kleinen Eigenschaft des körperlichen Sichoffenbarens, daß es fest im Leben drinnen steckte in seiner vorhergehenden Inkarnation, daß es sich für alles interessierte im vorhergehenden Erdenleben. Man wird daher bei einem solchen Kinde darauf sehen müssen, daß man womöglich die Dinge aus dem Kinde herausholt, denn es steckt viel drinnen in Kindern, die mit der Ferse stark auftreten. Dagegen Kinder, die trippeln, mit der Ferse kaum auftreten, die haben in flüchtiger Weise das vorherige Erdenleben vollbracht. Man wird sehen müssen, daß man viel in ihrer Nähe macht, damit sie eben auch viel nachmachen können.“ (Steiner GA 311, S.29, zitiert nach Zander, 2007)

Für Zander (2007) ergibt sich durch das Konzept des Karmas in der Waldorfpädagogik eine Bandbreite von Problemen, wie er in seinem monumentalen, 1800 Seiten umfassenden, wissenschaftlichen Standardwerk „Anthroposophie in Deutschland“ beschreibt. Es besteht die Gefahr, dass das beim Schüler erkannte Karma zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung (engl. self-fulfilling prophecy) wird. Wieweit dem selbstbestimmten Karma gegengesteuert werden darf, bleibt offen. Die Zuschreibung von Karma unterminiert den Einfluss von gesellschaftlichen und biologischen Faktoren der Erziehung. Darüber hinaus entsteht eine Spannung zwischen individuellem Karma und dem jahrgangsweise festgelegten verbindlichen Lehrplan. (vgl. Zander 2007, S. 1408)

Kulturstufen

Der Lehrplan der Waldorfschulen ist stark geprägt von Steiners Theorie der Kulturstufen. Der Mensch vollzieht in seiner Entwicklung die Entwicklungsgeschichte der Menschheit nach. Bei Grosse liest sich das so: „Im zehnten Jahre ist das Kind ,Germane‘, dann ,Grieche‘; dann absolviert es die Wanderung vom Osten bis ans Mittelmeer und wird als Zwölfjähriges ein Römer, im dreizehnten Jahr ein Ritter und Klosterbruder, ein Columbus, der Amerika entdeckt, und zieht als Vierzehnjähriger mit Napoleon nach Russland und ist mit der Geschlechtsreife in seiner Gegenwart angekommen“

Aus dieser, für Außenstehende willkürlichen Zuordnung von historischen Epochen zu Altersstufen der Kinder, folgt die curriculare Einteilung von Unterrichtsinhalten in Abstimmung mit der Entwicklungsstufe des Kindes (s. Anthroposophische Entwicklungspsychologie). Steiner selbst hat zahlreiche Korrelationen festgelegt. „So hat er Märchen und Sagen den unteren Klassen und animistisches Denken dem Alter bis zur vierten Klasse zugeordnet (GA 300a, 100f.), für ihn war klar, daß ,vor dem 10., 11. Jahr… selbstverständlich die Geschichte nur in Form der Erzählung, des Biographischen getrieben werde‘ (GA 301, 133), das Nibelungenlied in die zehnte Klasse gehöre (GA 300b,23)(…)“ (Zander, 2007, S. 1410), und so weiter.

Nicht unerwähnt bleiben sollte an dieser Stelle, dass Steiner davon ausgeht, dass die Menschheit ihren Ursprung in Atlantis hat. Die Atlantier waren demnach eine hochentwickelte Rasse, mit unvorstellbaren geistigen und technischen Fähigkeiten. Er berichtet von schwebenden Fahrzeugen, in denen die Atlantier schwebten und davon, dass man die Lebensenergie der Pflanzen in technisch verwertbare Energie umsetzen konnte. (vgl. Zander, 2007, S. 642) Wenn man dem Verband der Freien Waldorfschulen folgt, soll die Lehre von Atlantis nicht mehr Unterrichtsinhalt sein, andererseits musste ein SWR-Fernsehteam an einer Stuttgarter Waldorfschule anscheinend nicht lange suchen, um die Atlantislehre in einem Epochenheft zu finden.[viii]

Steiner war stark beeinflusst von der noch recht neuen Evolutionstheorie Darwins. Er teilte auch einige der damals populären sozialdarwinistischen Positionen, z.B. Haeckels, ohne jedoch eugenische Anteile in seine Lehre zu übernehmen. Aus heutiger Sicht war Steiner ganz klar ein Rassist. Er ordnet die Rassen in eine Fortschrittsgeschichte, nach der die schwarzen Afrikaner eine „degenerierte“, „zurückgebliebene“ Rasse darstellten. Auch Indianer sind eine „degenerierte Menschenrasse“ im „Hinsterben“. (vgl. Zander, 2007, S. 631) Bis heute versucht man von anthroposophischer Seite, dieses Thema, z.B. durch spätere humanistische Äußerungen zu relativieren.[ix] Steiner hat seine Rassentheorie jedoch nie widerrufen; einzelne Schriften sind vor einigen Jahren der Indizierung durch die Bundesprüfstelle nur dadurch entgangen, dass der Verlag der Steinerschriften sich verpflichtete, diese durch eine entsprechend kommentierte Neuauflage zu ersetzen.[x] Man kann nur hoffen, dass sich Steiners Rassenlehre heute nicht mehr an Waldorfschulen wiederfindet.

Temperamentenlehre

Steiner integriert in sein pädagogisches Konzept die 1903 entwickelte Lehre der vier Temperamente: Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker und Sanguiniker. Jeder Mensch, so glaubt er, hat ein dominantes Temperament und nachgeordnete Anteile der anderen Temperamente. Jedem Temperament werden Charaktereigenschaften zugeordnet. So ist der Choleriker leicht reizbar und nach Steiner vom Ich-Leib beherrscht. Dadurch ist der Choleriker sehr selbstbewusst. (vgl. Kayser/Wagemann, 1991, S. 15) Steiner dazu weiter: „Die Säuglinge mit ihrem Zappeln – gerade wenn sie gesund sind zappeln sie viel – sind alle cholerisch. Das cholerische Kind aber behält etwas zurück vom Toben und Wüten des ganz kleinen Kindes. Dadurch lebt in dem cholerischen Kinde, dem acht-, neunjährigen Knaben oder Mädchen, drinnen immer noch der kleine Säugling weiter. Dadurch ist dieses Kind cholerisch, und man muss versuchen, dieses cholerische Kind dadurch zu behandeln, dass man das „kleine Kind“, das darinnen ist, allmählich zur Ablähmung bringt.“ (Steiner, TB604, S. 121)

Die Temperamentenlehre hat bis heute Einfluss auf die Zusammensetzung von Waldorfklassen. Klassenlehrer sind dazu angehalten, bei der Auswahl der Kinder ihrer Klasse auf die Temperamente zu achten, sodass sich die „Schicksalsgemeinschaft“, wie Steiner sie nennt, entwickeln kann. (s. Klassenlehrer) Auch eine festgelegte Sitzordnung, die die Temperamente der Kinder berücksichtigt, ist vorgesehen. (vgl. Zander, 2008, S. 1409)

Die Temperamentenlehre geht auf die Viersäftelehre (Humoralpathologie) nach Hippokrates zurück und ist rund 2500 Jahre alt. Vermutlich übernahm Steiner diese Lehre aber aus seinem unmittelbaren zeitlichen Umfeld. In der Pädagogik und in der Psychologie gilt die sehr starre Temperamentenlehre im Grunde schon seit ihrer Formulierung durch Steiner als überholt. (Zander, a.a.O.)

Anthroposophische Entwicklungspsychologie – Lehre von den Körperhüllen

Werden die Kinder nach der Waldorfpädagogik durch die Temperamentenlehre gewissermaßen horizontal kategorisiert, so erfolgt durch die Lehre von den Körperhüllen eine vertikale Kategorisierung.

Steiner verknüpfte sein pädagogisches Konzept mit seiner älteren, theosophischen Anthropologie der Körperhüllen. Diese Hüllen umgeben die „Wesensglieder“ des Menschen. Die Fragestellungen die aus pädagogischer Sicht hinter diesem Konstrukt der Körperhüllen stecken sind dieselben, wie die klassischen Fragestellungen der Entwicklungspsychologie: Was kann ein Kind zu welchem Zeitpunkt und was nicht? Welcher Entwicklungsschritt bedingt den nächsten?

In der Anthroposophie wird meist die siebenteilige (manchmal auch eine neunteilige) Hüllenanthropologie angewendet:

„1. Physischer Leib

  2. Lebensleib [gleich Ätherleib]

  3. Astralleib

  4. Ich als Seelenkern

  5. Geistselbst als verwandelter Astralleib

  6. Lebensgeist als verwandelter Lebensleib

  7. Geistesmensch als verwandelter physischer Leib“ (Steiner, zitiert nach Zander, 2007, S. 573)

Nach der Geburt ist jedoch erst der physische Leib geboren, die höheren Wesensglieder sind noch von Hüllen umgeben, die nach und nach abgestreift werden. Diese Abstreifung geschieht in Jahrsiebten. Bis zum siebten Lebensjahr ist der Mensch bloß „Physischer Leib“, bis ab dem siebten Lebensjahr, genauer: nach dem Zahnwechsel, der „Ätherleib“ geboren wird. Mit vierzehn Jahren kommt der „Astralleib“ zur Welt und mit einundzwanzig das „Ich“. Die drei höchsten Stufen entwickeln sich (auch in Siebenjahresschritten) durch die Vergeistigung des Menschen. Jedenfalls sofern er sich denn den geistigen Welten zuwendet, andernfalls verkümmern sie.

Der Fokus der Waldorfpädagogik liegt folglich auf den ersten drei Hüllen, die ich im Folgenden näher beschreibe, denn die Geburt des „Ich als Seelenkern“ erfolgt erst mit 21 Jahren und damit nach dem Ende der Schulzeit. Die Unterrichtsinhalte und die didaktische Darreichungsform hängen stark von den Eigenschaften ab, die Steiner den einzelnen Wesensgliedern zuschreibt.

1. Physischer Leib (0-7 Jahre):

Während des ersten Jahrsiebts, also während der gesamten Kindergartenzeit bis zum ersten Schuljahr, ist der Mensch in erster Linie von seiner Körperhülle umgeben. In dieser Zeit ahmt das Kind nach, was es in seiner Umwelt vorfindet. Was noch nicht angelegt ist, soll mit Fantasie ergänzt werden – deshalb haben anthroposophische Puppen auch keine aufgemalten Gesichter. Bei den seelenlosen Fabrikpuppen wird die Fantasie dementsprechend nicht angeregt, was der kindlichen Entwicklung schadet.

Eltern und ErzieherInnen sollten ein gutes Vorbild sein. Dem wird niemand widersprechen wollen. Steiner meint jedoch, dass nicht nur tatsächliche Handlungen, sondern auch Gedanken auf das Kind wirken. Man soll im Umgang also nicht nur vorbildlich handeln, sondern auch vorbildlich denken. Besonders schlechte, z.B. unzüchtige Gedanken können der Gesundheit des Kindes laut Steiner schweren Schaden zufügen. Haben also Vater, oder Mutter (oder im schlimmsten Fall beide), Lust auf Sex, so reicht dies, um seinen Kindern Schaden zuzufügen – Eltern mögen sich an dieser Stelle bitte kritisch selbst überprüfen. (vgl. Giese, 2008, S.65f)

Steiner glaubt, dass Kinder in diesem Alter noch keine bildliche Vorstellungskraft besitzen und nicht fühlen können, denn dies sind die Eigenschaften des Ätherleibs, der noch nicht geboren ist:

„Bis zum Zahnwechsel können Eindrücke, die an den Ätherleib kommen sollen, diesen ebenso wenig erreichen, wie das Licht und die Luft der physischen Welt den physischen Leib erreichen können, solange dieser im Schoße der Mutter ruht.“ (Steiner, zitiert nach Prange, 2000, S.91)

Ohne bildliche Vorstellung kann man aber schlecht Lesen und Schreiben lernen. Deshalb wird Lesen und Schreiben an Waldorfschulen frühestens zum Ende der ersten Klasse, häufig auch erst in der zweiten Klasse, gelehrt. Stattdessen übt man mit den Kindern Formenzeichnen, um die Motorik der Hand zu schulen. Es ist jedoch längst keine Ausnahme, dass Kinder mit Eintritt in die Grundschule, aller anthroposophischer Entwicklungspsychologie zum Trotz, bereits Lesen und Schreiben können. Kritiker bemängeln auch, dass man leistungsstarke Kinder im Schuleintrittsalter an Waldorfschulen systematisch unterfordert.

2. Ätherleib (7-14 Jahre)

Der Ätherleib wird mit ungefähr sieben Jahren, nach dem Zahnwechsel geboren und in den folgenden Jahren ausgebildet. Mit den Zähnen beginnen beim Kind die „Bildekräfte“ zu wirken. Das Kind ist in diesem Alter nach anthroposophischer Vorstellung noch nicht in der Lage, begrifflich zu denken. Stattdessen soll der Lehrer oder die Lehrerin durch Bilder und geistige Vorstellung wirken. (vgl. Giese, 2008, S. 65) So plausibel es klingt, dass das Lernen, gerade in den unteren Klassenstufen, vor allem anschaulich sein sollte, so abwegig erscheint es, Kindern die Fähigkeit abzusprechen, Sachverhalte kognitiv zu verstehen.

Die Naturwissenschaften kommen daher in Waldorfschulen bis zur neunten Klasse praktisch nicht vor. Zwar stehen auch Chemie und Physik ab der 7., bzw. 8. Klasse auf dem Lehrplan, sie sollen aber anfangs eher Erlebnischarakter haben, d.h. Experimente werden (durch den Lehrer) durchgeführt, die naturwissenschaftlichen Hintergründe aber nicht gelehrt. Naturwissenschaften sind so reiner Anschauungsunterricht. Anstatt den Kindern beispielsweise etwas über den Aufbau von Pflanzen beizubringen, liegt der Fokus eher darauf, sich Pflanzen anzusehen um diese schön zu finden, sie vielleicht zu zeichnen, oder Geschichten über Pflanzen zu hören. Nichts gegen Geschichten, oder den künstlerischen Umgang mit der belebten Natur, dies sind sicherlich wichtige Unterrichtsinhalte, die sich auch an Staatsschulen finden. Aber die naturwissenschaftliche Perspektive kommt deutlich zu kurz.

Großen Wert legt Steiner in dieser Lebensphase auf die unbedingte Autorität des Klassenlehrers: „Der Ätherleib gewinnt seine Kraft, wenn seine geregelte Phantasie sich richten kann nach dem, was sie sich an den lebenden oder dem Geiste vermittelten Bildern und Gleichnissen enträtseln und zu seiner Richtschnur nehmen kann. (…) Wie für die ersten Kinderjahre Nachahmung und Vorbild die Zauberworte der Erziehung sind, so sind es für die jetzt in Rede stehenden Jahre: Nachfolge und Autorität.“ (Steiner, zitiert nach Prange, 2000, S. 92)

Hier geht es um unbedingten Gehorsam und Identifikation mit dem Lehrer. Die Entwicklung der eigenen Urteilskraft, wie sie beispielsweise ein Kernanliegen der neueren Sachunterrichtsdidaktik ist (vgl. Kahlert, 2009), ist nicht vorgesehen, stattdessen sollen die Schüler manipuliert werden: „Es handelt sich nicht darum, daß das Kind über alles sofort ein Urteil bildet, sondern daß es zwischen dem 7. und 15. Jahre das, was es aufnehmen soll, aufnimmt aus Liebe, aus Autorität zum Erzieher.“ (Steiner, zitiert nach Prange, 2000, S. 127)

Anthroposophen meinen auch, von den Zähnen auf die Bildekräfte schließen zu können. Der Anthroposoph und Waldorfpädagoge Grosse sagt: „Was uns im Zahngebiet entgegen kommt, sind ganz offensichtlich die Äußerungen von Bildekräften ganz differenzierter Natur; es lässt sich daher von den Zähnen auf die Bildekräfte selbst zurückschließen.“ (zitiert nach Prange, 2008, S. 94) Beispielsweise schreibt Grosse über einen leistungsschwachen Schüler: „Die Zähne sind gelblich-bräunlich, die Schneidezähne schief gestellt und stark gezackt, die Zahnbildung kümmerlich, im Gaumenfeld des Oberkiefers sowie auf der Innenseite des Unterkiefers wachsen außerhalb der Zahnbögen einige Zähne in sich. Der kariöse Zustand ist schrecklich. Der Gesamteindruck ist chaotisch, schwächlich, der Aufbau fundamental gestört“ (ebd.) Zwei Sachverhalte werden nebeneinandergestellt, ein kausaler Zusammenhang behauptet und das Ergebnis als Menschenkunde verkauft. Man gibt vor, eine ganzheitliche Sicht auf das Kind zu haben, dabei operieren anthroposophische Lehrer mit Projektionen, Zuschreibungen von Charaktereigenschaften und Schicksalen, die sie aus geistigen Welten ableiten, die niemandem außer ihnen zugänglich sind. Man verbindet also willkürlich physiognomische Gegebenheiten wie Zähne und Zahnstand mit Eigenschaften, wie z. B. einem unterentwickelten räumlichen Vorstellungsvermögen.

3. Astralleib (14-21 Jahre)

So wie Steiner die Geburt des Ätherleibes an den Zahnwechsel koppelt, hängt für ihn die Geburt des Astralleibes mit der Geschlechtsreife zusammen. Erst jetzt darf der Waldorfunterricht wissenschaftlichen Charakter haben. „Kulturkritik“ ist aber laut Steiner nicht statthaft. Man könnte auch von einem Verbot kritischen Denkens sprechen, denn zur Kultur zählt alles vom Menschen geschaffene, wie Wissenschaft, Kunst, Musik, Pädagogik, Politik, Wirtschaft, Technik, gesellschaftliches Zusammenleben, usw. (vgl. Giese, 2008, S. 68)

In diesen Vorstellungen über kindliche Entwicklungsstufen liegt der eigentliche Grund für die stark musisch/künstlerische Ausrichtung des Waldorfunterrichts, die häufig mit der Waldorfpädagogik assoziiert wird. Sie stellt den Versuch dar, Verstand und Kritikfähigkeit der Kinder möglichst wenig anzusprechen, um ihnen in ihrer Entwicklung keinen Schaden zuzufügen.

Betrachtet man die Ausführungen bis hierher, so scheinen die Fundamente der Waldorfpädagogik auf Treibsand gebaut. Alle grundlegenden anthroposophischen Konzepte sind wissenschaftlich widerlegt, viele waren es schon bei ihrer Formulierung durch Steiner. Wie ist das Lernen an Waldorfschulen nun konkret organisiert?

Der Klassenlehrer als Künstler, Priester und höchste Autorität

Der Klassenlehrer hat an Waldorfschulen eine ungemein mächtige Rolle. Es ist seine Aufgabe, jeden einzelnen Schüler, sein Karma und sein kosmisches Schicksal zu erkennen um dann aus den Einzelindividuen eine Schicksalsgemeinschaft zu formen. Dazu Prange: „Als erstes gilt, dass der Lehrer nicht nur Schüler hat, sondern er ist ihr Schicksal, so wie zweitens das Schicksal ihm eben diese Kinder in die Hand gegeben hat, damit beide eine Schicksals- und Werdegemeinschaft bilden, indem sie aufeinander zugehen und zusammen wachsen. (2000, S. 18)

Der Klassenlehrer wählt sich also vor Beginn der ersten Klasse seine Schüler aus, bzw. nach anthroposophischer Lesart versucht er zu erkennen, welche Schüler ihm das Schicksal zugeteilt hat. Ein wenig transparenter und für Außenstehende nicht nachvollziehbarer Vorgang. Möglich ist dies, weil sich die privaten Waldorfschulen ihre Schüler im Gegensatz zur staatlichen Schule aussuchen dürfen. Jedenfalls dann, wenn es mehr Anmeldungen als Schulplätze gibt, wenn nicht, hat das Schicksal ohne den Klassenlehrer entschieden.

Die Sitzordnung wird vom Lehrer auf der Grundlage der Temperamente (s.o.) festgelegt, der Unterricht findet vor allem frontal statt, weil Steiner der Erzählung und der bildhaften Darstellung, die häufig über sehr aufwendige Tafelbilder erfolgt, als wesentliche Unterrichtsmethoden vorsieht.

Die Klassengemeinschaft mit dem Klassenlehrer ist an Waldorfschulen auf acht Jahre angelegt. In diesen acht Jahren sind die Schüler stark vom Klassenlehrer abhängig, seiner Autorität müssen sie sich unterordnen. Oft scheint dieses Prinzip auf der Beziehungsebene auch gut zu funktionieren, wie viele Beispiele belegen. Funktioniert es jedoch nicht, sind acht Jahre für einen Schüler ein kaum zu überblickender Zeitraum.

Der Klassenlehrer unterrichtet während dieser acht Jahre fast alle Fächer. Eine riesige Herausforderung für Waldorflehrer – für viele sicher auch eine Überforderung. Während der Grundschulzeit ist das auch in der Staatsschule üblich, in der Sekundarstufe hingegen kaum vorstellbar. Es ist fraglich, ob ein Klassenlehrer an einer Waldorfschule tatsächlich in der Lage sein kann, den Unterrichtsstoff von Deutsch, über Mathe und Sachkunde, bis hin zu den Gesellschafts- und Naturwissenschaften (sofern diese bis Klasse 8 erteilt werden) zu beherrschen. Zumal die Waldorfschulen als Gesamtschulen ja auch den Anspruch haben, Schüler auf das Abitur vorzubereiten.

Erschwerend kommt für Lehrer wie Schüler hinzu, dass es an Waldorfschulen keine Lehrbücher gibt. (vgl. z.B. Giese, 2008, S. 85) Alles was an das Kind herangetragen wird soll vom Lehrer kommen. Die Schüler legen so genannte Epochenhefte an, die zum Schuljahresende abgegeben werden und idealerweise eine Art selbst erstelltes Lehrbuch darstellen sollen. Der Verzicht auf Bücher erhöht die Verantwortung des Lehrers. Er allein wählt den Stoff aus und ist gefragt, ihn seinen Schülern sachlich korrekt zu vermitteln – eine Herkulesaufgabe. Erziehungswissenschaftler bemängeln an diesem Verfahren auch, dass zu viel Zeit durch bloße Reproduktion von Tafelbildern u.ä. verwendet wird.[xi]

Die Machtfülle der Waldorflehrer ist auch deshalb problematisch, weil die Grundlagen der pädagogischen Entscheidungen nicht überprüfbar sind. Karma ist nicht einklagbar. Deshalb trifft die Aussage des bedeutenden Waldorflehrers Rudolf Grosse den Nagel auf den Kopf: „Im Staatsbetrieb mit seiner Methode des Lehrerwechsels, durch das Fachlehrersystem an einer Klasse, ist wenig Platz für solche Seelengesetze. Da gilt als König das Pensum, das Klassenziel. Hier herrscht die Vorschrift, ihr Diener ist der Lehrer. Die Kinder haben sich nach der Schule zu richten.“ (zitiert nach Prange, 2000, S. 149)

So ist es in der Tat. Was Grosse als Kritik versteht, offenbart eine große Schwäche der Waldorfpädagogik. Die von ihm geschmähten Vorschriften können politisch neu verhandelt werden. Die Vorschriften sind das Ergebnis von solchen Verhandlungen und kommen durch Kritik, wissenschaftliche Erkenntnisse, u.ä. zustande. Jeder weiß, wonach er sich zu richten hat, auch der Lehrer. Ein schwerer Verstoß gegen die Vorschriften ist einklagbar. In der Waldorfpädagogik ist der Lehrer die höchste Instanz (s. Schule ohne Schulleitung). Prange hierzu: „In der Waldorfschule herrscht der Lehrer; er ist der König, absoluter Monarch und an keine Konstitution gebunden außer seiner Wesenserkenntnis, gegen die es keine Appellation und keine Berufung gibt.“ (2000, S. 149)

Für Steiner ist der Lehrer sogar eine Art Hohepriester: „Der Erzieherberuf [werde sich] umwandeln lassen … zum ganz wahrhaften Priesterberuf“ (GA 310, 36f). „Dem irdischen Leben haben wir zu übergeben, was aus den göttlich-geistigen Welten uns zugekommen ist in dem Kinde. … Wenn wir diese Verhältnisse bedenken, dann erwacht in uns der etwas wie das priesterliche Erziehergefühlt.“ (GA 308, 31) Die Lehrer haben „die göttlichen Pläne mit der Welt zu verwirklichen“, „die Intentionen der Götter aus[zu]führen.“ (GA 298,28) (Steiner, zitiert nach Zander 2007, S.1418)

Schule ohne Schulleitung

Waldorfschulen kommen ohne Schulleitung aus. Die Schulen werden durch das Kollegium als Ganzes geführt. Die Entscheidungsfindung erfolgt jedoch nicht demokratisch durch Abstimmung, sondern durch das „Einmütigkeitsprinzip“. Eine Entscheidung gilt dann als einmütig getroffen, wenn niemand im Kollegium widerspricht. Andersherum hat jeder eine Art Vetorecht. Man kann sich leicht vorstellen, dass dieses Verfahren leicht zu Spannungen im Kollegium führen kann. Cornelia Giese berichtet sogar davon, dass nichtanthroposophische Lehrkräfte nicht an so genannten „Internen Konferenzen“, die die wesentlichen Dinge der Schule besprechen, teilnehmen dürfen. (2008, S. 112) Ob dies an Waldorfschulen übliche Praxis ist, ist mir nicht bekannt.

Zeugnis und Beurteilung

Für manche Eltern erscheint es sehr attraktiv, dass die Waldorfschulen auf Noten verzichten. Damit ist auch verbunden, dass die Waldorfschule kein Sitzenbleiben kennt – letztlich folgt dies auch aus der starren Entwicklungslehre und der Vorstellung der Klasse als Schicksalsgemeinschaft.

Statt Noten gibt es Textzeugnisse, die sich in einen objektive und einen subjektiven Teil gliedern und mit einem Zeugnisspruch enden, der auswendig gelernt und zu allerlei Anlässen vor der Klasse oder der ganzen Schule rezitiert wird, wie z.B.:

„Arbeit zur rechten Zeit, zur rechten Zeit Spiel,

Schaffen und Lauschen führt uns zum Ziel.“ (zitiert nach Prange, 2000, S. 150)

Die Schüler sollen in den Zeugnissen umfangreich charakterisiert werden. Die Beurteilung geht also weit über ein Notenzeugnis hinaus. Die Charakterisierung erfolgt „projektiv entlang dem anthroposophischen Verständnis von Wille, Verstand und Gefühl.“ (ebd.)

Da hat man „freudig teilgenommen“, „geht gut mit“, oder hat das „Gebotene innerlich aufgenommen“. (vgl. Prange, 2000, S. 151f) Der Lehrer kann auch seinen Unmut zum Ausdruck bringen. „So vermerkt das Zeugnis eines aufmüpfig-kritischen Jungen in der 9. Klasse für das Fach Geschichte, es mangele ihm ,an kraftvollem Arbeitseinsatz, die häuslichen Aufgaben zu verrichten‘ und den ,Darbietungen mit ungeteilter Aufmerksamkeit zu folgen.‘“ (ebd.) Ein Jahr später ist Besserung zu erkennen, der Musiklehrer atmet auf: Er hat mit der Zeit immerhin so viel Achtung vor der Musik Beethovens entwickelt, daß er die grobianistischen Störungen unterlassen konnte.“ (ebd.)

Auch an Staatsschulen gibt es, teilweise bis zur vierten Klasse, Textzeugnisse. Diese bedienen sich jedoch allgemeiner Formulierungen und sind fachbezogen. Moralische Wertung oder Charakterbeschreibung gehört nicht in ein Staatsschulzeugnis.

Prange urteilt vernichtend über die Zeugnispraxis an Waldorfschulen: „Bewertet wird die Gesinnung, nicht das, was als Ergebnis fassbar und in Grenzen menschlicher Irrtumsmöglichkeiten aussagbar ist. Die Zeugnisse der Waldorfschule sind das Paradestück der Gesinnungspädagogik, gegründet auf der Zuversicht, der Lehrer könne mit dem sicheren Blick eines kleinen Gottes die innere Einstellung, die Motive und Zukunftsaspekte des Lernenden erfassen.“ (2000, S. 152)

Waldorflehrerausbildung

Das Grundgesetz fordert von Privatschulen, dass „diese in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Lehrkräfte nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen.“ (Art 7, GG)

Da erstaunt es schon, dass man ein Waldorfdiplom im Fernstudium erlangen kann und man keine Universität betreten muss, um Waldorflehrer zu werden. Die Inhalte der „Studiengänge“ an Waldorfseminaren unterscheiden sich voneinander. Eine starke anthroposophische Ausrichtung ist ihnen jedoch gemein.

Exemplarisch möchte ich aus der Inhaltsübersicht des Grundstudiums des Waldorfinstituts „Fernstudium Waldorfpädagogik“ in Jena zitieren:[xii]

Aus dem Inhalt des Grundstudiums am Institut „Fernstudium Waldorfpädagogik“, Jena

 

Das Studium besteht nahezu ausschließlich aus Anthroposophie. Neuere Erkenntnisse der Lern- und Entwicklungspsychologie bleiben außen vor. Steiners Geschichtsbild, beginnend bei Atlantis, ersetzt die geschichtswissenschaftlich orientierte Fachdidaktik der staatlichen Lehrerausbildung. Das naturwissenschaftliche Denken wird diskreditiert. Dafür erfährt der angehende Waldorfpädagoge, was es mit Engeln, Elementarwesen und Dämonen auf sich hat.

Von einer gleichwertigen Ausbildung, wie sie das Grundgesetz fordert, kann überhaupt keine Rede sein. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, hält die Waldorflehrerausbildung für „höchst fragwürdig“. Er zitiert aus mehreren Abschlussarbeiten, die an der Freien Hochschule Stuttgart angenommen wurden und analog zu Examensarbeiten in der staatlichen Lehrerausbildung zu sehen sind; z.B.:

„Im Mai 2005 wurde (…) Stuttgart beispielsweise eine Arbeit zum Thema Der Konjunktiv in der Sprachlehreepoche der 6. Klasse angenommen, die unter anderem von einem Vortrag Steiners vom 6. Februar 1923 ausgeht. Danach wird ein Kind das sich mit Grammatik, mit Indikativ oder Konjunktiv beschäftige, in die Lage versetzt, dass es dazu sein ganzes Frühstück, von der Seele unbeeinflusst, in seinem Organismus kochen lässt. Und: Die Gedärmkrankheiten kommen sehr häufig von dem Unterricht in Grammatik. Die ‚Diplomandin‘ hat auch entdeckt, dass die sprachliche Umsetzung und das Begreifen des Modus eng an das Gleichgewichtssystem gebunden ist[xiii] Kraus kommt zu dem Schluss: „Mit Wissenschaft und wissenschaftlicher Ausbildung, wie sie das Grundgesetz auch von Lehrern an freien Schulen verlangt, hat das wenig zu tun.“[xiv]

Fazit und Forderung an die Schulpolitik

In der Waldorflehre kommt eine deterministische Karma-Lehre zur Anwendung. Aus dem Zahnstand und Zahnstatus meint man auf den Charakter von Kindern schließen zu können. Hinzu kommt die Lehre von den Temperamenten, die den Charakter der Kinder ohne nachvollziehbare Begründung in vier Grundtypen einteilt.

Ein unwissenschaftliches, esoterisches, entwicklungspsychologisches Stufenmodell führt zur Ablehnung naturwissenschaftlicher Arbeitsweisen bis in die Mittelstufe hinein. Kritisches Denken wird bis ins Erwachsenenalter abgelehnt. Autorität und Nachfolge sind stattdessen laut Steiner die obersten pädagogischen Prinzipien. Ein Punkt, den man jedem vor Augen halten sollte, der das Wort „Reformpädagogik“ im Zusammenhang mit Waldorferziehung im Munde führt. War die Reformpädagogik doch ursprünglich angetreten, um den alten autoritären Geist aus den Klassenzimmern zu fegen, ist der Klassenlehrer an einer Waldorfschule, ein Alleinherrscher.

Die angeblich ganzheitliche Sicht auf das Kind entpuppt sich bei näherem Hinsehen als kosmisch-esoterisches Orakel, dessen Spruch sich einmal pro Schulhalbjahr auf dem Gesinnungszeugnis Schülern und Eltern offenbart. Die subjektiven „Schauungen“ des Waldorflehrers werden zu absoluten kosmischen Wahrheiten erhoben.

Hinzu kommt eine Waldorflehrerausbildung, deren gesetzlich vorgeschriebene Gleichwertigkeit mehr als fragwürdig ist.

Dabei bleiben viele Kritikpunkte an dieser Stelle unberücksichtigt. Sie würden den Rahmen des Artikels sprengen, lohnen aber eine weitere kritische Beschäftigung mit dem Thema. Dazu zählen die, hier nur angerissenen, rassistischen Äußerungen Rudolf Steiners, die vor allem wegen der fehlenden Abgrenzung der Anthroposophen von ihrem Übervater problematisch sind, oder die Eurythmie, ein esoterischer Tanz, der an allen Waldorfschulen unterrichtet wird, sowie die Rolle der anthroposophischen Medizin in Waldorfeinrichtungen. Problematisch ist auch die Finanzierung der Waldorfschulen, die zum größten Teil durch öffentliche Zuschüsse erfolgt. Darüber hinaus müssen Waldorfeltern Schulgeld bezahlen und sind an vielen Waldorfschulen zu umfangreicher Mitarbeit verpflichtet. Sie haben jedoch kaum Möglichkeiten zur Mitsprache (vgl. Jacob/Drewes, 2004) Die Aufzählung ließe sich noch lange fortführen.

Klaus Prange (2000), fragt ketzerisch, was Anthroposophen eigentlich sehen, wenn sie durch ihre schiefen Fenster in die Welt blicken. Vielleicht sehen sie ja tatsächlich die Kobolde, Elementarwesen, Feen und Elfen von denen sie so gerne erzählen. Es scheint jedoch unbedingt geboten, dass die Schulaufsichten einen genaueren Blick durch die schiefen Fenster in die Waldorfschulen und Waldorflehrerseminare hineinwerfen.

Die Aufsichtsbehörden sind vor allem deshalb gefragt, weil die Rolle, die die Anthroposophie in der Unterrichtspraxis tatsächlich spielt, stark vom Lehrer abhängt. Es ist jedenfalls nicht hinnehmbar, dass Geschichtsunterricht bei Atlantis beginnt und naturwissenschaftlicher Unterricht mit der Lehre von Elementarwesen verwässert wird. Es gibt sicher Waldorflehrer, die die Anthroposophie und die hier kritisierten Konzepte außen vor lassen. Waldorfkritische Publikationen und das Curriculum der Waldorflehrerseminare belegen aber auch, dass es anthroposophisch geprägten Unterricht an den meisten Waldorfschulen gibt und dass dieser vom Dachverband „Bund der Freien Waldorfschulen“ gewollt ist.

Ich habe mit Lehrern und ehemaligen Schülern von insgesamt vier Waldorfschulen in Bremen, Niedersachsen und Baden-Würtemberg gesprochen. An allen gab oder gibt es anthroposophisch geprägten Unterricht. Einige berichteten von einem sektenhaften Charakter der Schule und ihres Umfelds. Letztlich ist es jedoch nicht möglich, allgemeingültige Aussagen zu treffen. Das ist das Dilemma der Waldorfkritik: Man erfährt sehr wenig von dem, was tatsächlich in den Klassenräumen passiert. Lehrbücher, die man kritisch untersuchen könnte, gibt es nicht. In der offiziellen PISA-Auswertung tauchen die Waldorfschulen nicht auf, die Teilnahme an anderen unabhängigen Vergleichsuntersuchungen verweigern die Waldorfschulen: Eine Bremer Waldorflehrerin prahlte im Frühjahr bei einem Eltern-Infoabend damit, dass man, entgegen dem Wunsch der Senatorin für Bildung, nicht an den VERA Vergleichsarbeiten teilgenommen habe. Hier sollte die Politik mehr Druck ausüben und Waldorf- und andere Privatschulen verpflichten in den offenen Wettbewerb mit den staatlichen Schulen einzutreten und an Evaluationsstudien teilzunehmen. Die Waldorfschulen könnten dies als Chance begreifen die selbst postulierte Überlegenheit der Waldorfpädagogik zu belegen. Im umgekehrten Fall wäre es eine Chance sich von Rudolf Steiner und seiner kruden Lehre zu emanzipieren.


Autoreninfo: André Sebastiani, geb. 1977, studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Lehramt für die Primarstufe. Nach seinem Referendariat in Vechta arbeitet er seit 2005 im Grund- und Sekundarschulbereich in Bremen. 


Credits: Der Artikel „Versteinerte Erziehung“ von André Sebastiani erschien zuerst in der Ausgabe 4/2011 des Magazins „Skeptiker“ der „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V.“, GWUP.

Der Artikel wurde am 15.11.2012 von André Sebastiani als freier Vortrag an der Universität Siegen gehalten, auf Einladung des Fachschaftsrats für Geistes- und Gesellschaftswissenschaften für alle Lehramts-, Bachelor- und Master/Magisterstudierende.


Weiterführende Artikel der Ruhrbarone:

Geschichte in der Waldorfschule: ‘Atlantis’ und die ‘Rassen’  Vortrag von Andreas Lichte an der Universität Siegen

Waldorfschule in staatlicher Trägerschaft – offener Brief an Senator Ties Rabe, Hamburg – in Hamburg soll die erste „staatliche Waldorfschule“ entstehen

Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein – Interview mit Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien

3 Jahre Rudolf Steiner ist „zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen“ – die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) entschied, dass Bücher Rudolf Steiners rassistischen Inhalt haben

Anthroposophie und Nationalsozialismus: ‘Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft’  über die anthroposophische Zusammenarbeit mit nationalsozialistischen Organisationen


Literatur:

Giese, Cornelia: Die freie Waldorfschule – Eine Mogelpackung?, Kenzingen, 2008

Jacobs, Sybille-Christin; Drewes, Detlef: Aus der Waldorfschule geplaudert, Aschaffenburg, 2. überarbeitete Auflage, 2004

Kahlert, Joachim: Der Sachunterricht und seine Didaktik, Stuttgart, 2009

Kayser, Martina; Wagemann, Paul-Albert: Wie frei ist die Waldorfschule: Geschichte und Praxis einer pädagogischen Utopie, Berlin, 1991

Prange, Klaus: Erziehung zur Anthroposophie, 3. Auflage, Bad Heilbrunn, 2000

Steiner, Rudolf: Mein Lebensgang, TB-Ausgabe, Bd. 636 (GA28), Dornach 1982

Steiner, Rudolf: Die geistig-seelischen Grundkräfte der Erziehungskunst, TB-Ausgabe, Bd. 604, Dornach 1982

Zander, Helmut: Antroposophie in Deutschland, Göttingen 2007 



[i] http://www.steiner-haus-ffm.de/anthroposophie.htm, Zugriff am 06.10.2011.

[iii] siehe dazu die Websites der anthroposophischen Gesellschaften, bspw. http://www.goetheanum.org/fileadmin/aas/downloads/16ZimmermannStudium.pdf, Zugriff 20.11.2011, sowie Zander 2007.

[vii] Steiner, Rudolf: Anthroposophische Menschenkunde und Pädagogik, Gesamtausgabe Bd. 304a, Dornach, S.75 zitiert nach: Prange, Klaus: Erziehung zur Anthroposophie, S. 24

[viii]  „Wie gut sind Waldorfschulen?“, Dokumentation, SWR-Fernsehen, Erstausstrahlung 6.11.2006

[ix] Wolfgang Held in „Radiodiskussion zum 150. Geburtstag Rudolf Steiners“, SWR 2, 25.02.2011.

[xi] „Wie gut sind Waldorfschulen?“, Dokumentation, SWR-Fernsehen, Erstausstrahlung 6.11.2006

[xiv] ebd.

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Baumfreund
12 Jahre zuvor

Ein sehr spannender und informativer Artikel! Bravo!
Was für ein irres Weltbild die Antroposophen doch vertreten. Man sollte den Waldorf-Schulen unbedingt die staatliche Anerkennung entziehen.

Achim
Achim
12 Jahre zuvor

Selbstverständlich sind Waldorfschulen Sektenschulen. Stört dies die Eltern?
Nein! Gerade diese Sekteneigenschaft hält andersgläubige Migranten davon ab ihre Kinder dort hin zu schicken.

Genau dies wollen die Eltern.

Achim

Dennis
12 Jahre zuvor

Sehr, sehr guter Artikel. Kompliment an den Autor. Allerdings sollte bedacht bleiben, dass nicht alle Methoden und Ideen der Reformpädagogik einen derartig abwegigen Charakter aufweisen. Sie können, entlang gewisser Einschränkungen und Anpassungen, äußerst ergiebig im Unterricht sein. Vor allem und ganz besonders in der Primarstufe.

Flusskiesel
12 Jahre zuvor

Wer die Inhalte lieber hören möchte, dem sei die Folge von Hoaxilla mit André Sebastiani empfohlen:

https://www.hoaxilla.com/hoaxilla-107-waldorf-schule/

Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus e.V.

Es lohnt einen Blick auf die ideologischen Grundlagen zu werfen. Das ist mehr als nur krude Esoterik, sondern auch ein Anteil Rassismus dabei. Mehr dazu unter „Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister. Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik“ https://www.sektenwatch.de/drupal/sites/default/files/files/anthroposohie_wurzelrassen.pdf

Ramon DJV
12 Jahre zuvor

Guter Artikel. Vielen Dank für die Veröffentlichung.

Oktober 2012 habe Ich einen ähnlichen Artikel im belgischen Skepp veröffentlicht.

Steineronderwijs: https://skepp.be/nl/tijdschrift/2012#3

Ich zitiere einen Auszug aus den Schlussfolgerungen meines Artikels (von mir übersetzt ins Deutsche)

(…) Reinkarnation, Karma und Temperamentenlehre, Ontogenese als Wiederholung der Phylogenese, Kreationismus vermarktet als Evolutionslehre, das Umschreiben der Geschichte, willkürliche Lehrmethoden und dito Kindbesprechungen. Man kann sich die Frage stellen, welche Auswirkungen all dies auf Schüler hat. Das Deutsche Bundesministerium markierte zwei Bücher von Steiner als verwirrend für Jugendlichen „, was an sich nicht überraschend ist. (…)

Beim verlassen der Schule müssen die Waldorfschüler kämpfen um zu überleben in einer Gesellschaft gestaltet auf der Grundlage einer breiten wissenschaftlichen Konsens. Der deutsche Pädagoge Klaus Prange schlägt daher vor, dass “ Der Lehrer in der Waldorfwelt bleibt, aber die Kinder und die Schüler müssen sie verlassen und haben in vielen Fällen schwer daran zu leiden, es sei denn, dass sie als Lehrer in den sicheren Hafen der Waldorfwelt zurückkehren „[42] (…)

[42] K. Prange, Curriculum und Karma – Das anthroposophische Erziehungsmodell Rudolf Steiners, Ruhrbarone 28/02/2010 (in: Mission Klassenzimmer – Zum Einfluss von Religion und Esoterik auf Bildung und Erziehung, K. Prange, Alibri Verlag 2005) https://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-curriculum-und-karma-das-anthroposophische-erziehungsmodell-rudolf-steiners/

mint
mint
12 Jahre zuvor

Nach 6 Jahren öffentlicher, 4 Jahren katholischer Marien (ausschl. Mädchen) und anschließenden 2 Jahren Waldorf- Schule muss ich sagen, das mir an der Waldorfschule weit weniger ideologische Doktrine begegnete als zuvor! Sicher gibt es dort Mitarbeiter, Eltern und Lehrer die der anthroposophie nach Steiner anhängen, gelehrt wird diese aber sicher nicht! Lediglich der strukturelle Aufbau des Lehrplans spiegelt die im Artikel ab „Karma“ beschriebenen Anschauungen. Erfolgte Bildung um ihrer selbst Willen, stünde das „wie“ nicht im Raum! Akademiker mit waldorfscher Hochschulzugangsberechtigung und Zentralabitur leben jedenfalls nicht auf einer Scheibe im Zentrum des Sonnensystems 😉

Flusskiesel
12 Jahre zuvor

@Mint:
Genau das ist doch Problem:
Wenn jemand sein Kind bei der „Grundschule zum blutenden Herzen der Jungfrau Maria“ anmeldet, weiß er, worauf der sich einlässt.
Aber bei einer Waldorf-Schule wird der ganze Esokram verschwiegen.

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ mint #7

haben Sie WIRKLICH nicht gemerkt, was in der Waldorfschule passiert, oder wollen Sie hier eine Runde „Waldorfschulen Bullshit-Bingo“ spielen?

„Geschichte in der Waldorfschule: ‘Atlantis’ und die ‘Rassen’

Bei Diskussionen mit Befürwortern der Waldorfschule bekommt man immer wieder Standard-Antworten zu hören, wie sie der ehemalige Waldorfschüler Lukas Böhnlein in seinem „Waldorfschulen Bullshit-Bingo“ festgehalten hat. Sehr beliebt dabei: „Du hast noch nie eine Waldorfschule von innen gesehen!“ Kritik VON AUSSEN wird damit jegliche Berechtigung abgesprochen. Aber daraus ergibt sich auch die Frage: „Was können Eltern und Schüler IN DER WALDORFSCHULE eigentlich sehen, wenn sie nichts über Rudolf Steiners ‘Anthroposophie’ wissen, auf der die gesamte Waldorfpädagogik basiert?“

(…)“

weiter: https://www.ruhrbarone.de/geschichte-in-der-waldorfschule-atlantis-und-die-rassen/

mint
mint
12 Jahre zuvor

da sie das von Ihnen zetierte “Waldorfschulen Bullshit-Bingo” scheinbar recht gut beherrschen, setze ich als ungeüber Spieler lieber aus 😉
Ich bin kein Verfechter der Waldorfdschule; ehr rate ich davon ab!
Allerdings sehe ich KEINEN Unterschied zum ideologischen Einfluss durch Kirchen und „Gläubige“ an öffentliche Kindergärten und Schulen. Der dort und an konfessionellen Schulen entstehende „Schaden“ ist nicht weniger gering!

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ mint #10

„lernt“ man das: Geschichte in der Waldorfschule: ‘Atlantis’ und die ‘Rassen’ im Geschichtsunterricht irgendeiner anderen Schule ?

mint
mint
12 Jahre zuvor

Ich kann aus meinem Umfeld nicht bestätigen, das es an der hier ansässigen Waldorfschule gelehrt wurde!

Aus Maus
Aus Maus
12 Jahre zuvor

Meine Lebenspartnerin war auf einer Waldorfschule. Ich habe sie auch nach den Themen und Problemstellungen aus den immer wieder interessanten Artikeln von Andreas Lichte und nun auch André Sebastiani gefragt. Sie konnte mir nicht bestätigen, dass der Unterricht derart strukturiert war und anthroposophische Inhalte so deutlich kommuniziert wurden.

Aber, was sie sagte und was ich nur bestätigen kann: ihre naturwissenschaftliche und geschichtliche Bildung war ziemlich schlecht. Der Geschichtsunterricht endete zB. 1933. In den Naturwissenschaften (incl. Mathematik) brauchte sie Nachhilfe, um das Abitur zu schaffen.

Im Gegensatz dazu wurde Wert auf Sprachen und künstlerische Aspekte gelegt. Auch die groß angelegte Projektarbeit hat mich sehr beeindruckt.

Für unsere Tochter wünsche ich mir jedenfalls keine Waldorfschule. Auf der anderen Seite käme ich vielleicht ins Grübeln, wenn ich nur die Wahl hätte zw. (scheinbar gemäßigter) Waldorfschule und öffentlicher Problemschule.

mint
mint
12 Jahre zuvor

aber ich bin sicher das man nach fast jeder anderen Schule weiss worauf man

Zitat @flusskiesel #8
„sich einlässt Wenn jemand sein Kind bei der “Grundschule zum blutenden Herzen der Jungfrau Maria” anmeldet“

im gegensatz dazu gibt es „Im Dezember 2012 gibt es in Deutschland 234 Waldorfschulen“

warum so panisch in eine Richtung?

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ Aus Maus #13

Du schreibst: „Für unsere Tochter wünsche ich mir jedenfalls keine Waldorfschule. Auf der anderen Seite käme ich vielleicht ins Grübeln, wenn ich nur die Wahl hätte zw. (scheinbar gemäßigter) Waldorfschule und öffentlicher Problemschule.“

Die deutschen Waldorfschulen sind zentral im “Bund der Freien Waldorfschulen” organisiert, der die generelle, anthroposophische Linie der Waldorfschulen vorgibt.

Unten eine interne Mitteilung des “Bundes der Freien Waldorfschulen”. Man rühmt sich, die öffentliche Berichterstattung über die Waldorfschulen im Griff zu haben … und für den Fall, dass es doch mal Kritik gibt, hat man noch die Rechtsabteilung:

„Bund der Freien Waldorfschulen e.V.

Henning Kullak-Ublick

11.05.2012

An – die Schulleitungskonferenz – die Geschäftsführung – den Elternrat der Waldorf- und Rudolf Steiner Schulen

Krisen-PR

Sehr verehrte, liebe Freunde,

In den letzten Monaten haben mehrmals Waldorfschulen auf Grund von Ereignissen die überregionale Aufmerksamkeit der Medien gefunden, die geeignet waren, den Ruf der Waldorfschulen auch über den eigenen Standort hinaus zu beschädigen. Im Unterschied zu den regionalen Medien, die überwiegend positiv über die Schulen berichten, wird das Interesse der überregionalen Medien oft eher durch negative Ereignisse geweckt.

Da eine überregionale Berichterstattung niemals nur die interne Angelegenheit einer einzelnen Schule ist, möchten wir Sie dringend darum bitten, unsere Kommunikations-Abteilung im Bund der Freien Waldorfschulen immer sofort zu unterrichten, wenn ein Ereignis dazu geeignet ist, eine solche überregionale Aufmerksamkeit zu finden.

Wir arbeiten sehr eng mit unserer Rechtsabteilung zusammen und haben schon mehrmals Schulen dabei helfen können, durch eine gezielte Informationspolitik gegenüber der Öffentlichkeit Schaden von der eigenen und den anderen Schulen abzuwenden.

In den letzten Jahren konnten wir durch einen veränderten Umgang mit der Presse erreichen, dass die Berichterstattung über die Waldorfschulen sich von mancherlei gängigen Klischees gelöst hat – nicht immer, aber immer öfter. Ganz wichtig war dabei eine offene Informationspolitik, bei der auch wir viele Erfahrungen gesammelt haben, die wir Ihnen gerne zur Verfügung stellen, wenn es „brennt“. Dafür ist es allerdings oft zu spät, wenn wir erst aus der Presse erfahren, dass etwas schief gegangen ist. Dann können wir allenfalls noch bei der Schadensbegrenzung helfen. Besser ist es in jedem Fall, wenn wir uns im Vorfeld mit Ihnen verständigen können.

Bitte nehmen Sie Ihre Verantwortung innerhalb unseres Bundes auch dadurch wahr, dass Sie uns in Ihre Öffentlichkeitsarbeit einbeziehen. Wir helfen Ihnen gerne – und Sie helfen damit uns allen!

Mit freundlichen Grüßen, Ihre Presse- und Öffentlichkeitsarbeiterinnen

Henning Kullak-Ublick“ [Vorstand „Bund der Freien Waldorfschulen“]

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ mint #12

Sie schreiben: „Ich kann aus meinem Umfeld nicht bestätigen, das es [‘Atlantis’ und die ‘Rassen’] an der hier ansässigen Waldorfschule gelehrt wurde!“

Schauen Sie in die Geschichts-Epochenhefte der Schüler:

„Geschichte in der Waldorfschule: ‘Atlantis’ und die ‘Rassen’

(…)

Man sollte erwarten, dass Eltern, die sich bewusst für die Waldorfschule entschieden haben, – also für eine „andere“ Pädagogik entschieden haben –, dieses „andere“ auch kennen, oder kennenlernen wollen, also in den Epochenheften nachlesen, was ihre Kinder in der Schule gelernt haben. Dazu ein kurzer O-Ton aus dem 45-minütigen TV-Feature des SWR, ‘Betrifft: Wie gut sind Waldorfschulen?’:

„Mutter: ‘Also ich bin noch nie über irgendwelche Inhalte gestolpert, die mich irritiert hätten, ist mir nicht passiert.’

SWR: ‘Aber uns. Als wir in Julias alten Epochenheften graben, finden wir ein Geschichtsheft, das doch tatsächlich mit der Beschreibung von Atlantis beginnt …’“

(…)“

zum vollständigen Artikel: https://www.ruhrbarone.de/geschichte-in-der-waldorfschule-atlantis-und-die-rassen/

Aus Maus
Aus Maus
12 Jahre zuvor

: nicht, dass wir uns falsch verstehen: ich glaube, dass es einen positiven Aspekt an den Waldorfschulen gibt: dass ist die erweiterte Möglichkeit, seine Fähigkeiten zu entdecken und zu fördern. Dieses Konzept wünschte ich mir, sollte für die öffentlichen Schulen übernommen werden. In den progressiveren Schulen wird hier nun auch deutlich mehr in dieser Richtung gemacht.

Solange die Waldorfschulen sich offiziell zu ihrem eigenen Humbug bekennen, halte ich es genauso wie manche Andere hier für notwendig, dass eine öffentliche Förderung dieser Schulen soweit wie möglich zurückgenommen wird. Im bin Atheist und – glaube ich – sehr wissenschaftlich geprägt und Anhänger der ‚Skeptiker-Bewegung‘.

Ich wollte vor allem, so wie Mint auch – denke ich – aus der eigenen/indirekten Erfahrung etwas beitragen. Eventuell ist es ähnlich wie in der DDR: die eigene Freiheit war sehr oft abhängig von den Menschen die einen umgaben. Man konnte in Schulen richtige Diskussionen führen und wurde dafür nicht der Stasi gemeldet. An anderen Schulen wiederum durfte man nicht mal eine Westjeans tragen oder ‚Plastetüten‘ mit Werbung mitbringen. Ähnlich dürfte es sich auch mit den Lehrern in den Waldorfschulen verhalten.

Möchte man aber sichergehen, dass sein Kind nicht derartig indoktriniert wird, sollte man auf die Waldorfschule verzichten.

: gibt es evtl. eine Untersuchung dazu, in welchen Regionen der Unterricht besonders ideologisch durchgeführt wird und wo der Unterricht weniger anthro ist?

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ Aus Maus #17

Du fragst: „gibt es evtl. eine Untersuchung dazu, in welchen Regionen der Unterricht besonders ideologisch durchgeführt wird und wo der Unterricht weniger anthro ist?“

Wie gesagt, die Waldorfschulen sind ZENTRAL organisiert, Anthroposophie ist überall.

Sehr sinnvoll wäre es, die Waldorfschulen überhaupt UNABHÄNGIG zu überprüfen, aber die Waldorfschulen lassen das nicht zu:

Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein

Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, über Waldorfschule, Rudolf Steiner und die Anthroposophie. Das Interview führte Andreas Lichte für die Ruhrbarone.

(…)

Lichte: In Deutschland haben sich die Waldorfschulen nicht an der PISA-Studie beteiligt (eine gesonderte Auswertung für die Waldorfschulen gibt es hier nicht). Die staatlichen Schulaufsichten kontrollieren nicht, eine unabhängige, wissenschaftliche Forschung zum Innenleben der Waldorfschulen scheint nicht erwünscht.

Hopmann: Es gibt manchmal in anderen Ländern PISA-Daten für Waldorfschulen oder auch andere empirische Vergleichsdaten zu Schulleistungen. Im allgemeinen schneiden diese dabei nicht schlecht ab. Das besagt aber nicht viel, solange man nicht genau kontrolliert, ob die aus diesen Schulen Getesteten sozial, kognitiv usw. den anderen Testgruppen entsprechen und wie viel der Leistungsunterschiede tatsächlich auf schulische Faktoren zurückzuführen ist. Bei der anzunehmenden sozialen Zusammensetzung der Waldorfschulen wäre unbeschadet der Schulqualität alles andere als im Durchschnitt deutlich bessere Testleistungen ein Armutszeugnis. Die wenige sonstige empirische Forschung, die es zu Waldorfschulen gibt, stammt fast ausschließlich aus der Feder bekennender Waldorfianer oder ihnen nahestehender. Das liegt freilich daran, dass die Waldorfschulen eine wirklich unabhängige, ergebnisoffene Untersuchung ihrer pädagogischen Praxis nicht zu lassen.

(…)“

zum vollständigen Interview: https://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-„man-kann-nicht-nur-ein-»bisschen«-waldorf-sein“/

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ Aus Maus #17

Du schreibst: „ich glaube, dass es einen positiven Aspekt an den Waldorfschulen gibt: dass ist die erweiterte Möglichkeit, seine Fähigkeiten zu entdecken und zu fördern.“

Das ist der von den Waldorfschulen gepflegte Mythos, dass Waldorfschulen „Kreativität fördern“:

Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein

Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, über Waldorfschule, Rudolf Steiner und die Anthroposophie. Das Interview führte Andreas Lichte für die Ruhrbarone.

(…)

Hopmann: (…) Und welche Freiheit, welche Kreativität sind gemeint in einer Schulphilosophie, deren Erfinder weder als Demokrat, noch als Ästhet hervorgetreten ist, sondern der eine autoritäre Geisteshaltung einnahm und eine naturalistische Schrumpfästhetik bevorzugte? (…)

(…)“

zum vollständigen Interview: https://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-„man-kann-nicht-nur-ein-»bisschen«-waldorf-sein“/

mint
mint
12 Jahre zuvor

der gepflegte Mythos von wirklicher UNABHÄNGIG- und ergebnisoffenheit scheint auch weit verbreitet!

Mit welchem Zweck verfolgen Sie den pauschalen Beweis von Rassismus, Atlantis und „Anthroposophie ist überall“ ?
Bei freier Schulwahl bleibt es zum Glück jedem selbst überlassen welcher Ideologie man sein Kind aussetzen will!
Christentum, Atheismus, Katholizismus, Protestantismus, Islamismus oder gar Anthroposophismus…
Wer da Unterschiede erkennt, sollte seine Objektivität noch einmal gründlich überprüfen! Wer Gemeinsamkeiten findet ebenfalls!

mint
mint
12 Jahre zuvor

und damit sich hier niemand diskriminiert fühlt seien mit diesem Link auch alle weiteren Weltanschau berücksichtigt!

Aus Maus
Aus Maus
12 Jahre zuvor

: das ist nicht nur ein Mythos: Meine Partnerin hat mir von ihrer Projektarbeit erzählt und mir das Ergebnis gezeigt:
– ein komplett selbst produziertes Buch mit Leineneinband, Einbandbedruckung, Bindung usw.
– Theateraufführungen
– Musikunterricht incl. Schulorchester

Ich kenne mich mit dem westdeutschen Schulsystem noch nicht aus, aber zu meiner DDR-Schulzeit musste man Glück haben, wenn man eines der oben genannten Dinge machen konnte.

Nochmal, darauf bist du nicht eingegangen: ich denke, viel hängt vom Personal ab, das an den Schulen arbeitet. Ein so geschlossenes bundesweites Lehrerkollegium mit gleichgeschaltetem Anthro-Wahn kann ich mir nicht vorstellen.

Ich will die Waldorfschulen in keinster Weise verteidigen, nur anregen, etwas zu differenzieren (wenn es etwas zu differenzieren gibt) bzw. zu fragen, ob eine Differenzierung nicht vielleicht doch Sinn macht.

Warum haben denn die Waldorfschulen offenbar so starke Protegés in der Verwaltung? Warum kommt es nicht zu Überprüfungen? Eine Waldorfschule kann doch nicht sagen: Gebt uns all euer Geld und schert euch zum Teufel.

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ mint #20

Ihr Stichwort: „Rassismus“.

Um erst einmal einzuordnen, worum es überhaupt geht, wenn im Zusammenhang mit Rudolf Steiners Anthroposophie von „Rassismus“ die Rede ist:

„Geschichte in der Waldorfschule: ‘Atlantis’ und die ‘Rassen’

(…)

Historiker wie Peter Staudenmaier und Helmut Zander stellen die Rassenlehre Rudolf Steiners als ZENTRAL für die Anthroposophie heraus. Steiners esoterische Evolutionslehre – die „Menschheitsentwickelung“ – ist Beweggrund und Ziel der Anthroposophie, Zitat Staudenmaier:

„Ausgehend von Blavatskys4 entwicklungstheoretischem Ansatz baute Steiner eine Evolutionslehre der Völker- und Rassengruppen auf, wonach die menschliche Seele durch aufeinanderfolgende Verkörperungen in immer ‘höheren’ Rassen geistig wie leiblich fortschreitet. Diese Stufenleiter der Rassen steht IM MITTELPUNKT von Steiners esoterischem Verständnis der Gesamtentwicklung der Menschheit, vom Verhaftetsein in der Materie hin zur geistigen Vervollkommnung.”5

Zum Vergleich Helmut Zanders zusammenfassende Darstellung von Rudolf Steiners Rassenlehre, Zitat Zander:

„Steiner ordnete die Rassen einer Fortschrittsgeschichte zu, in der beispielsweise heutige Indianer als ‘degenerierte Menschenrasse’ im ‘Hinsterben’ (GA 105,106.107 [1908]) oder schwarze Afrikaner als defiziente Spezies der Menschen- und Bewußtseinsentwicklung, als ‘degenerierte’, ‘zurückgebliebene’ Rasse (ebd., 106) erschienen. Umgekehrt habe die weiße Rasse ‘das Persönlichkeitsgefühl am stärksten ausgebildet’ (GA 107,288 [1909]). Dies sind nur Kernsätze einer Rassentheorie, die Steiner 1904 erstmals formulierte, um sie 1910 in einem komplexen System und in zunehmender Abgrenzung zu theosophischen Positionen auszufalten. Mit seinem Ausstieg aus der Theosophie hat er diese Vorstellungen keinesfalls über Bord geworfen, sondern sie 1923 nochmals in Vorträgen vor Arbeitern des Goetheanum in vergröberter, ‘popularisierter’ Form wiederholt, aber ohne Revision im inhaltlichen Bestand. Die weiße war nun ‘die zukünftige, die am Geiste schaffende Rasse’ (GA 349,67 [1923]).“6

„Steiner formulierte mit seinem theosophischen Sozialdarwinismus eine Ethnologie, in der die Rede von ‘degenerierten’, ‘zurückgebliebenen’ oder ‘zukünftigen’ Rassen keine ‘Unfälle’, sondern das Ergebnis einer konsequent durchgedachten Evolutionslehre waren. Ich sehe im Gegensatz zu vielen Anthroposophen keine Möglichkeit, diese Konsequenz zu bestreiten.“7

(…)“

zum vollständigen Artikel mit Quellenangaben: https://www.ruhrbarone.de/geschichte-in-der-waldorfschule-atlantis-und-die-rassen/

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ Aus Maus #23

Du schreibst: „ich denke, viel hängt vom Personal ab, das an den Schulen arbeitet. Ein so geschlossenes bundesweites Lehrerkollegium mit gleichgeschaltetem Anthro-Wahn kann ich mir nicht vorstellen.“

Ich schon. Andere auch. Zum Beispiel Prof. Heiner Ullrich:

“STAATLICHE SCHULE MIT WALDORFPÄDAGOGIK

Grundschule mit Astralleib

taz, 01.10.2012, VON BERND KRAMER

In Hamburg sollen erstmals Waldorflehrer an einer staatlichen Schule unterrichten. Kritiker verweisen auf die esoterischen Wurzeln der Pädagogik (…)

Heiner Ullrich, Professor für Erziehungswissenschaften an der Uni Mainz, verweist darauf, dass 90 Prozent der Waldorf-Pädagogen eine Befragung zufolge fest in der Anthroposophie Rudolf Steiners verhaftet sind: „Ein so hohes Maß an weltanschaulicher Geschlossenheit gibt es nicht einmal mehr an katholischen Privatschulen“, sagt Ullrich. Steiner glaube beispielsweise an Reinkarnation und ging davon aus, dass Kinder sich in Sieben-Jahres-Rhythmen entwickeln und mit der Pubertät einen farbig-leuchtenden Astralleib als Hülle um ihren Körper gebären – Erkenntnisse, die Steiner mittels Hellsicht gewonnen haben will und die der modernen Erziehungswissenschaft widersprechen. (…)

Ursula Caberta, einst Sektenbeauftragte und jetzt Jugendschutzreferentin, kritisiert das Vorhaben ihrer Senatskollegen: „Was da passiert, ist völlig unmöglich. Da wird eine staatliche Schule für die abstrusen Lehren von Rudolf Steiner geöffnet.“ (…)

An den Erfolg des Hamburger Schulversuchs glaubt Ullrich indes nicht: „Am Anfang mag es vielleicht ein paar Berührungspunkte geben“, sagt er. „Aber sobald die Waldorfkollegen bei der Schülerbeurteilung von astralischen Kräften oder von Reinkarnation sprechen, werden die staatlichen Lehrer wohl sagen: bitte nicht!“”

https://www.taz.de/Staatliche-Schule-mit-Waldorfpaedagogik/!102733/

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ Aus Maus #23

Du schreibst: “… Lehrerkollegium mit gleichgeschaltetem Anthro-Wahn …”

siehe meine Ausbildung zum Waldorflehrer – ein Mitseminarist nannte die Ausbildung treffend „Gehirnwäsche“:

Waldorflehrer werden! – am ‘Seminar für Waldorfpädagogik Berlin’

Unser Gastautor Andreas Lichte war als Experte zur Waldorfschule beim Deutschlandradio Kultur zu Gast. In der „Zeitreisen“-Sendung „Die bessere Schule oder esoterischer Irrglaube?“ am 23.2.2011 berichtete er auch von seinen Erfahrungen während seiner Ausbildung zum Waldorflehrer am „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“. Hier eine Extended Version (…)“

weiter: https://www.ruhrbarone.de/waldorflehrer-werden-–-am-„seminar-fur-waldorfpadagogik-berlin“/

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ Aus Maus #23

Du schreibst: “… Lehrerkollegium mit gleichgeschaltetem Anthro-Wahn …”

noch mehr „gleichgeschalteter Anthro-Wahn“, und Schulaufsichten, die nicht reagieren:

[der folgende Brief wurde im Deutschlandradio Kultur – in der Sendung „Die bessere Schule oder esoterischer Irrglaube?“ – auszugsweise zitiert]

“M.S.

an:

Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner
Beuthstr. 6-8
10117 Berlin

Bitte um staatliche Prüfung der Lehrerbildung und damit verbundener Lehrinhalte am Waldorf- Lehrerseminar Berlin- Mitte

Berlin, 28.2.2007

Sehr geehrter Prof. Dr. Zöllner,

ich habe von September 2006 bis Ende Februar 2007 an der Weiterbildung zum Waldorflehrer/ Abendkurs am Seminar für Waldorfpädagogik e.V. in Berlin- Mitte, Weinmeisterstraße 16, 10178 Berlin, teilgenommen.

Was dort als Lehrerbildung bezeichnet wird, ist meiner Erfahrung nach die Vermittlung anthroposophisch- esoterischer Inhalte, ohne Duldung sachlicher Kritik, die seitens der teilnehmenden Seminaristen geäußert wurde. Zur Weiterbildung gehört die Besprechung und Auslegung esoterischer Texte des Begründers der Anthroposophie Rudolf Steiner. Diese Besprechungen und Auslegungen haben den Charakter einer ideologischen Schulung, die das anthroposophische Menschenbild im zukünftigen Lehrer fest verankern soll. Das bedeutet, dass die äußerst fragwürdigen Anschauungen Steiners in den zu lehrenden Unterrichtsstoff der Waldorfschulen einfließen.

Noch vor Beginn des Seminars wurde mir vom Dozenten und Seminarleiter Michael Handtmann beim Vorstellungsgespräch versichert, dass ich keinesfalls zum „willigen Schüler Rudolf Steiners“ ausgebildet werden solle. Das Gegenteil war der Fall. Ich möchte klarstellen, dass ich nicht im Verlauf einer offenen Auseinandersetzung das Seminar verlassen habe, sondern schlicht um eine Auflösung meines Lehrgangsvertrages gebeten habe.

Viele meiner Mit- Seminaristen waren ebenso verwundert und abgestoßen von der Indoktrination esoterischer Schulungsinhalte, doch offene Kritik kam nur bei den wenigsten auf. Grund dafür ist die berufliche und ökonomische Lage der meisten Seminaristen, die sich durch die Weiterbildung zum Waldorflehrer eine berufliche Perspektive erhoffen. Die meisten der Seminaristen sind ebenso wie ich über 30 Jahre und älter – viele von ihnen von Arbeitslosigkeit bedroht. Da Kritik von den Dozenten des Seminars mit Schweigen oder beleidigter Ablehnung beantwortet wurde, ist es nicht verwunderlich, dass die Mehrheit schweigt, obwohl viele anders denken – niemand möchte seinen zukünftigen Arbeitsplatz gefährden.

Zur Methodik des Unterrichts: Ich besuchte die Oberstufenmethodik. Auch hier war die Grundlage jeglicher Betrachtung seitens der Dozenten Rudolf Steiner: alles beginnt und endet mit ihm. Jede Empfehlung, jedes Betrachten des Schülers und des Unterrichts wird durch die Texte Steiners erklärt und interpretiert. Da bleibt kein Raum für Veränderungsvorschläge oder eine wissenschaftliche Auseinandersetzung – ein Vergleich mit pädagogischen Standardwerken findet nicht statt.

Ich frage mich ernsthaft, wo dabei das eigene Denken eines zukünftigen Lehrers bleiben soll, es wird einfach ersetzt, denn die obskuren Schriften Steiners liefern nach Ansicht der Dozenten die Antworten auf alle Fragen. Diese Art von Lehrerbildung verstößt gegen das Selbstbestimmungsrecht im Denken und Handeln der Teilnehmer, sie ist sektiererisch und esoterisch- ideologisch. Deshalb bitte ich sie nachdrücklich, das Aufsichtsrecht des Staates zu nutzen, um die Lehrerbildung des Seminars für Waldorfpädagogik eingehend kritisch zu prüfen.

Mit freundlichen Grüßen

M.S.”

Aus Maus
Aus Maus
12 Jahre zuvor

: Danke für deine vielen und ausführlichen Kommentare (gänzlich unironisch).
Ich habe mir mal die Mühe gemacht, und nach ‚waldorf lehrer 90%‘ gesucht. Dabei bin ich schnell auf den Blog vom Autor dieses Artikels hier gestoßen. Aber auch auf eine Website, die die 90% anzweifelt. Dort wird angezweifelt, dass es diese Studie so gibt bzw. bereits voeröffentlicht wurde und die Zahl quasi über 3 Ecken und die taz in die Medien kam und so immer weiter kolportiert wurde, ohne dass jemand dazu die Studie gesehen hat. Angeblich gab es bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Veröffentlichung.
Sollte die Studie dann tatsächlich von ehemaligen Waldörflern geschrieben sein, könnte die 90% ja auch ein Wunschtraum sein.
Gibt es also diese Studie wirklich? 90% Anthrogläubige würden mich schon schockieren. Der veröffentlichte Brief über die Waldorflehrerfortbildung bestätigt mich eigentlich noch: Da machen Finanziell Gebeutelte eine Fortbildung, um noch etwas aus ihrem Leben zu machen. Offenbar in Unkenntnis der eigentlichen Ideen Steiners. Dann merken sie, welch ein Unsinn dahintersteckt. Entscheiden sich dann aber doch dafür, die Ausbildung abzuschließen und den Quatsch einfach zu ignorieren. Auch das kommt mir wieder so vor wie in der DDR: Den Marxismus-Leninismus-Quark, die Floskeln, das Gelaber hat man eben ertragen, ohne es zu verinnerlichen.

Hast du einen Verweis auf die Studie? Sollten 90% der Waldorflehrer wirklich so verstrahlt sein, nehme ich alle Relativierungen und Differenzierungsversuche zurück.

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ Aus Maus #28

Die Website wird von einem ehemaligen Waldorfschüler betrieben, dessen Mutter Waldorflehrerin ist … (vielleicht kommen dir jetzt Zweifel am Zweifel?)

Man kann das Thema „Lehrerkollegium mit gleichgeschaltetem Anthro-Wahn“ aber auch anders angehen, als mit Prof. Ullrichs Zahl „90%“.

Man kann fragen: „Wer bleibt als Lehrer LANGFRISTIG an einer Waldorfschule?“

Es ist nämlich so, dass der „Bund der Freien Waldorfschulen“ verzweifelt nach Lehrern sucht. „Ausgebildet“ – siehe oben – werden also erst einmal alle, die sich bewerben, auch Nicht-Linientreue.

Eingestellt wird auch jeder, dazu muss man, Zitat André Sebastiani, „keine Universität betreten haben“ …

Doch wer bleibt?

Jeder, der sich nicht zu Steiner bekennt, oder tut, was von ihm verlangt wird, wird irgendwann gegangen – oder geht vorher freiwillig, siehe zum Beispiel bei den Ruhrbaronen:

Ich würde mein Kind nie an einer Waldorfschule anmelden

Heidrun G. war ein Jahr lang Lehrerin an einer Waldorfschule im Ruhrgebiet. Heute unterrichtet sie an einer staatliche Schule und blickt kritisch auf ihre Zeit als Waldorfschullehrerin zurück (…)

(…) „Ich hatte Klassen mit fast 40 Kindern, da ist ein vernünftiger Unterricht kaum möglich. Man kann in so einer großen Gruppe nicht auf die Probleme einzelner Kinder eingehen.“ (…)

(…) „Die Waldorfpädagogik legt keinen wert darauf, an den wissenschaftlichen Diskursen der Pädagogik teilzunehmen. Man hat ja Steiners Lehre.“ (…)

(…) „In über 90 Prozent der Zeit fand bei uns an der Schule klassischer Frontalunterricht statt.“ (…)

(…) In den unteren Klassen haben die Kinder Epochenunterricht über Zwerge und Gnome gehabt. Atlantis und Sagen waren Stoff im Fach Geschichte. (…)

(…) „Bis in die achte Klasse hinein unterrichtete der Klassenlehrer bei uns alle Fächer – niemand kann so etwas qualifiziert leisten. Vor allem Waldorflehrer nicht, von denen viele keine wissenschaftliche Ausbildung haben. Wer seinen Namen tanzen kann muss nicht zwingend Ahnung von Mathematik haben.“ (…)

(…) Ein Kind das von der Waldorfschule auf ein Gymnasium wechseln will müsse damit rechnen, ein bis zwei Jahre zurückgestuft zu werden. Nach einem Jahr an einer Waldorfschule ist für G. klar: „Ich würde nie mein Kind an einer Waldorfschule anmelden.““

zum vollständigen Artikel: https://www.ruhrbarone.de/ich-wurde-mein-kind-nie-an-einer-waldorfschule-anmelden“/

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ Aus Maus & alle

André Sebastianis Artikel schildert sehr viele Facetten der Waldorfpädagogik, aber natürlich nicht alle. Hier ergänzend ein weiterer Hinweis darauf, wie total sich Waldorfschüler Rudolf Steiners Vorgaben unterordnen müssen – „Umerziehung“ von Linkshändern:

„Hand im Glück

(…) Als Miriam Frei 1988 auf eine Waldorfschule in Bochum-Wattenscheid eingeschult wurde, wartete eine Überraschung auf sie. Sie sollte Stifte zum Malen und Schreiben in die rechte Hand nehmen. Um ihr den intuitiven Griff mit der Linken zu erschweren, ließen sie die Lehrer Gegenstände mit links festhalten. „Das wurde etwa vier bis fünf Monate lang versucht“, erzählt die heute 31-Jährige. „Ich habe alle Stifte aber trotzdem mit links benutzt.“ Schließlich gaben die Lehrer den Versuch auf, die geborene Linkshänderin umzupolen.

(…) Johanna Barbara Sattler, Leiterin der Ersten deutschen Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder in München, bewertet das Umtrainieren von Linkshändern als Körperverletzung. „Das ist ein zwar unblutiger, aber dennoch schwer wiegender Eingriff ins Gehirn“, betont Sattler. (…)“

Quelle: https://www.focus.de/wissen/mensch/neurowissenschaft/tid-28405/forschung-und-technik-medizin-hand-im-glueck_aid_862861.html

André Sebastiani
André Sebastiani
12 Jahre zuvor

@Aus Maus:
„Ich habe mir mal die Mühe gemacht, und nach ‘waldorf lehrer 90%’ gesucht. Dabei bin ich schnell auf den Blog vom Autor dieses Artikels hier gestoßen. Aber auch auf eine Website, die die 90% anzweifelt. Dort wird angezweifelt, dass es diese Studie so gibt bzw. bereits voeröffentlicht wurde und die Zahl quasi über 3 Ecken und die taz in die Medien kam und so immer weiter kolportiert wurde, ohne dass jemand dazu die Studie gesehen hat.“

Das ist so nicht ganz richtig:
Zunächst einmal betreibe ich selbst gar kein Blog und ich finde mich auch nicht, wenn ich die Suchbegriffe eingebe, die du angibst. Allerdings personalisiert Google ja mittlerweile die Ergebnisse.
Es ist in der Tat so, dass ich die Zahl von Prof. Heiner Ulrich habe. Der nennt sie aber nicht nur im TAZ-Interview, sondern auch in einem Gespräch im Deutschlandfunk, bei dem auch Heiner Barz anwesend war, aus dessen Studie die Zahl stammt. Die Studie ist längst veröffentlicht und die Zahl kann nachgeprüft werden.

Als ich den Artikel schrieb (der vor einem Jahr im Print erschienen ist) hatte ich noch recht wenige Anekdoten aus der Praxis gehört. In der Zwischenzeit habe ich viele Gespräche mit Eltern, Schülern und Lehrern mit Waldorferfahrungen geführt. dabei hat sich bei der Eindruck verstärkt, den auch Andreas Lichte oben beschrieben hat: „Jeder, der sich nicht zu Steiner bekennt, oder tut, was von ihm verlangt wird, wird irgendwann gegangen – oder geht vorher freiwillig“
Das ist möglicherweise auch ein Resultat der besagten 90%.

Aus Maus
Aus Maus
12 Jahre zuvor

Hallo zusammen,
manchmal ist Recherchieren ganz einfach. Ich habe Herrn Prof. Ullrich selbst angeschrieben und innerhalb 24 Stunden eine Antwort dazu erhalten. Veröffentlicht wurde die Zahl hier:

https://www.amazon.de/Ich-Waldorflehrer-Einstellungen-Diskussionspunkte-Befragungsstudie/dp/3531198106/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1354789820&sr=8-1

Ich hoffe, das Buch wird irgendwann als ebook (und nicht nur als pdf) verkauft. Dann werde ich mir das auch zulegen.

@André:
sorry, dann hast du da nur kommentiert. Ich hatte den Blog nur überflogen.

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ Aus Maus #32 und Alle

Danke für deine Recherche ! Grossartig !

Prof. Heiner Ullrich in der taz:

„Heiner Ullrich, Professor für Erziehungswissenschaften an der Uni Mainz, verweist darauf, dass 90 Prozent der Waldorf-Pädagogen einer Befragung zufolge fest in der Anthroposophie Rudolf Steiners verhaftet sind: »Ein so hohes Maß an weltanschaulicher Geschlossenheit gibt es nicht einmal mehr an katholischen Privatschulen«, sagt Ullrich.“

Quelle laut Prof. Heiner Ullrich für: „90 Prozent der Waldorf-Pädagogen sind fest in der Anthroposophie verhaftet“

update, 7.4.2013:

Ansgar Martins, waldorfblog, behauptet, dass 99% der Waldorflehrer den Scharlatan und Rassisten Rudolf Steiner unterstützen:

„(…) Hier zeigt sich dann auch, wie weit Ullrichs Behauptung zutrifft, ‘dass 90 Prozent der Waldorf-Pädagogen … fest in der Anthroposophie Rudolf Steiners verhaftet’ seien. Auch wenn ‘nur’ ein Drittel der Waldorflehrer zu den ‘praktizierenden’ Anthroposophen gehört, scheint nicht nur für 90, sondern eher 99% eine “Waldorfschule ohne Steiner” kein anstrebenswertes Ziel zu sein. (…)“

André Sebastiani
André Sebastiani
12 Jahre zuvor

Dafür, dass wenigstens unser staatliches Schulwesen von diesem Unsinn verschont bleibt, kann man hier unterschreiben:
https://www.change.org/de/Petitionen/gegen-die-geplante-staatliche-waldorfschule-in-hamburg

trackback

[…] – Versteinerte Erziehung, […]

Andreas Lichte
11 Jahre zuvor

UNTERSTÜTZER – Darum unterschreiben Menschen [die Petition der GWUP gegen eine „staatliche Waldorfschule“ in Hamburg]:

“Robert Spengler

Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen einige Jahre in einer Waldorfschule unterrichten zu dürfen und dabei hinter die Kulissen zu blicken. Aus meinen damaligen Erfahrungen würde ich persönlich soweit gehen, die Anthroposophie mitsamt der Waldorfpädagogik als eine Art Sekte anzusehen.”

https://www.change.org/de/Petitionen/gegen-die-geplante-staatliche-waldorfschule-in-hamburg

trackback

[…] Nein, André Sebastiani, Gastautor der Ruhrbarone, und Initiator der Petition „Gegen die geplante staatliche Waldorfschule in Hamburg“ ist kein „Steiner-Hasser“. Sebastiani interessiert sich als Lehrer einer öffentlichen Schule in Bremen für „Bildung“. Irgendwann stieß er auf das Thema „Waldorfschule“ und hat sich seitdem intensiv damit auseinandergesetzt, wie bei den Ruhrbaronen hier nachzulesen ist: Waldorfschule: Versteinerte Erziehung. […]

trackback

[…] von André Sebastiani, Gastautor der Ruhrbarone, initiierte Petition „Gegen die geplante staatliche Waldorfschule in Hamburg“ macht weiter […]

trackback

[…] erste „staatliche Waldorfschule“ Deutschlands und diffamierte dabei André Sebastiani, Gastautor der Ruhrbarone, tollpatschig als „Rudolf-Steiner-Hasser“. Nun bietet die taz Sebastiani die Chance, in einem […]

Andreas Lichte
11 Jahre zuvor

Ansgar Martins, waldorfblog, behauptet, dass 99% der Waldorflehrer den Scharlatan und Rassisten Rudolf Steiner unterstützen:

„(…) Hier zeigt sich dann auch, wie weit Ullrichs Behauptung zutrifft, ‘dass 90 Prozent der Waldorf-Pädagogen … fest in der Anthroposophie Rudolf Steiners verhaftet’ seien. Auch wenn ‘nur’ ein Drittel der Waldorflehrer zu den ‘praktizierenden’ Anthroposophen gehört, scheint nicht nur für 90, sondern eher 99% eine “Waldorfschule ohne Steiner” kein anstrebenswertes Ziel zu sein. (…)“

Andreas Lichte
11 Jahre zuvor

„‘Der Sieben-Jahres-Rhythmus ist in der Waldorfpädagogik und für die Gestaltung der Arbeit mit den uns anvertrauten Kindern ein wesentliches Element’, sagt Ursula Paulus, Lehrerin an der Waldorfschule. Das ‘Jubiläum’ dreimal sieben Jahre will die Schule in Haddenhausen jetzt feiern (…)“

Quelle: „Waldorfschule wird ‘erwachsen’“, Mindener Tageblatt, 01.05.2013

„Sieben-Jahres-Rhythmus“ ist synonym für die „Jahrsiebte-Lehre“ Rudolf Steiners: Ursula Paulus ist eine von 99% der WaldorflehrerInnen, die den Scharlatan Rudolf Steiner unterstützen

Pauli Günther
Pauli Günther
11 Jahre zuvor

Na Sie scheinen es ja ganz genau zu wissen. Glauben Sie denn, dass Ihre Sicht der Dinge frei von Ideologie ist?? (Zum Beispiel vom Materialismus als Ideologie!)

Andreas Lichte
11 Jahre zuvor

@ Pauli Günther #42

„Materialismus“ + Anthroposophie = Juden

„In anthroposophischen Schriften wurden die Juden als Verkörperung von Materialismus, Intellektualismus, Egoismus, Rationalismus, Abstraktion, Zersetzung und Dekadenz dargestellt. (…)“

mehr zum anthroposophischen Faschismus:

Anthroposophie und Nationalsozialismus: ‘Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft’

trackback

[…] Forschungen belegen. Der weit überwiegende Teil der Waldorflehrer (Prof. Dr. Heiner Ullrich spricht sogar von 90 Prozent) identifiziert sich mit der Anthroposophie und damit mit Steiners […]

trackback

[…] Versteinerte Erziehung, Skeptiker 4/2011 (aktualisierte Fassung online hier) […]

Andreas Lichte
11 Jahre zuvor

André Sebastiani im Interview mit den Ruhrbaronen zur “staatlichen Waldorfschule” in Hamburg:

Waldorf-Kritiker: “Hamburg verletzt die Neutralitätspflicht!”

https://www.ruhrbarone.de/sebastiani/

Detlef Nolde
10 Jahre zuvor

Sehr gute Beiträge und Kommentare zur Waldorfschule auf dieser Seite. Auch aus eigener Erfahrung habe ich dieses Thema auf meinem Blog öffentlich gemacht:

https://detlefnolde.wordpress.com/2009/09/19/waldorfschule-in-der-kritik/

Bücher:

Sybille-Christin Jacob, Detlef Drewes: Aus der Waldorfschule geplaudert – Warum die Steiner-Pädagogik keine Alternative ist

Charlotte Rudolph: Waldorf-Erziehung – Wege zur Versteinerung

Susanne Lippert: Steiner und die Waldorfpädagogik – Mythos und Wirklichkeit

Martina Kayser, Paul-Albert Wagemann: Wie frei ist die Waldorfschule – Geschichte und Praxis einer pädagogischen Utopie

trackback

[…] – Versteinerte Erziehung, ruhrbarone am 2. Dezember […]

Christoph Betz
10 Jahre zuvor

Sehr guter und ausführlicher Beitrag, der meine negativen Erfahrungen mit den Anthroposophen bestätigt. Insbesondere die Gesundheitsversorgung in der Fachklinik Siebenzwerge in Salem am Bodensee war katastrophal und von der völlig realitätsfernen Weltanschauung geprägt.

Meine Erfahrungen habe ich im Fachklinik Siebenzwerge Erfahrungsbericht veröffentlicht und mich beim Kostenträger meiner Behandlung beschwert:

https://www.siebenzwerge-report.info/

Andreas Lichte
10 Jahre zuvor

… Rudolf Steiner im wahnhaften Original-Ton, den man leider in keinem – noch verständlichen – Vortrag unterbringen kann:

“Der Schularzt spricht über besondere medizinische Fälle.

Dr. Steiner: Das Mädchen L. K. in der l. Klasse, da wird irgendeine recht schlimme Verwickelung da sein mit dem ganzen Inneren. Da wird auch nicht viel zu machen sein. Das sind diese Fälle, die immer häufiger vorkommen, daß Kinder geboren werden und Menschenformen da sind, die eigentlich in bezug auf das höchste Ich keine Menschen sind, sondern die ausgefüllt sind mit nicht der Menschenklasse angehörigen Wesenheiten. Seit den neunziger Jahren schon kommen sehr viele ichlose Menschen vor, wo keine Reinkarnation vorliegt, sondern wo die Menschenform ausgefüllt wird von einer Art Naturdämon. Es gehen schon eine ganze Anzahl alte Leute herum, die eigentlich nicht Menschen sind, sondern naturgeistige Wesen und Menschen nur in bezug auf ihre Gestalt. Man kann nicht eine Dämonenschule errichten.

X.: Wie ist das möglich?

Dr. Steiner: An sich ist nicht ausgeschlossen, daß im Kosmos ein Rechenfehler geschieht. Es sind doch lange füreinander determiniert die hinuntersteigen den Individualitäten. Es geschehen auch Genera­tionen, für die keine Individualität Lust hat hinunterzukommen und sich mit der Leiblichkeit zu verbinden, oder die sie auch gleich am Anfang verlassen. Da treten dann andere Individuen ein, die nicht recht passen. Aber dies ist wirklich jetzt sehr häufig, daß ichlose Menschen herumgehen, die eigentlich keine Menschen sind, die nur menschliche Gestalt haben, naturgeistähnliche Wesen, was man nicht erkennt, weil sie in menschlicher Gestalt herumgehen. Sie unterscheiden sich auch sehr wesentlich von den Menschen in bezug auf alles Geistige. Sie können es zum Beispiel nie zu einem Gedächt­nis bringen in den Dingen, die Sätze sind. Sie haben eigentlich nur Wortgedächtnis, kein Satzgedächtnis.

Die Rätsel des Lebens sind nicht so einfach. Wenn eine solche Wesen­heit durch den Tod geht, dann geht sie zurück in die Natur, woher sie gekommen ist. Der Leichnam zerfällt; eine richtige Auflösung des Ätherleibes ist nicht da, und das Naturwesen geht in die Natur zu­rück.

Es könnte sein, daß irgendwie automatisch etwas geschehen könnte. Der ganze Apparat des menschlichen Organismus ist da. Man kann unter Umständen in den Gehirnautomatismen eine Pseudomoral züchten.

Man redet sehr ungern über diese Dinge, nachdem wir ohnedies viel­fach gegnerisch angefallen werden. Denken Sie, was die Leute sagen, wenn sie hören, hier wird erklärt, daß es Menschen gibt, die keine Menschen sind. Aber es sind Tatsachen. Wir würden auch nicht sol­chen Niedergang der Kultur haben, wenn ein starkes Gefühl dafür vorhanden wäre, daß manche Leute herumgehen, die gerade da­durch, daß sie rücksichtslos sind, etwas werden, daß die keine Men­schen sind, sondern Dämonen in Menschengestalt.

Aber wir wollen das nicht in die Welt hinausposaunen. Die Gegner­schaft ist so schon groß genug. Solche Dinge schockieren die Men­schen furchtbar. Es hat einen furchtbaren Schock hervorgerufen, als ich genötigt war zu sagen, daß ein ganz berühmter Universitätspro­fessor, der einen großen Ruf hat, daß der, nach einem sehr kurzen Leben zwischen Tod und neuer Geburt, ein wiederverkörperter Neger war, ein Forscher.

Aber diese Dinge wollen wir nicht der Welt verkünden.”

Für Anthroposophen ist auch dieser Wahnsinn Rudolf Steiners richtig, hier mehr:

“Ichlose Dämonenkinder

Falls Sie beabsichtigen, ihr Kind an eine Waldorf-/Steinerschule zu schicken, sollten Sie bedenken, dass Rudolf Steiner einigen Kindern schlicht das Menschsein abspricht und sie zu Dämonen erklärt. Ob ihr Kind ein Dämon ist, erkennen Sie an seinen Ohrläppchen. In diesem Fall sei ihm jedenfalls die staatliche Regelschule empfohlen (…)”

weiter: https://rudolfsteinerblog.wordpress.com/2013/03/01/ichlose-menschen/

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