Regelmäßig am eigenen Wohnort auch die Lokalpolitik zu verfolgen, das kann einen gelegentlich schon zur Verzweiflung treiben. Mit dieser Feststellung bin ich sicherlich hier nicht alleine. Als jemand, der seit 1973 in Waltrop (Kreis Recklinghausen) lebt, hat man im Laufe der Jahre diesbezüglich schon viel erlebt. Das früher einmal so schöne, aufstrebende Vorzeige-Städtchen nördlich von Dortmund hat sich seit den 70er-Jahren sehr verändert. Nicht zu seinem Vorteil, wie ich hier im Blog immer wieder beschrieben habe.
Heute bot mir die Lokalzeitung etwas unerwartet ein weiteres Kapitel dieser traurigen Geschichte, die ich hier im Blog aufgrund ihrer Bedeutung über die Stadtgrenzen hinaus nicht unerwähnt lassen möchte.
Die Themen ‚Datteln 4‘, ‚newPark‘ und ‚B474n‘ beschäftigen die Region im nördlichen Ruhrgebiet ja allesamt schon länger. Alle drei nehmen immer mal wieder ihre Pausen in den öffentlichen Debatten, tauchen dann aber in unregelmäßigen Abständen mit Macht und das immer auf unschöne Art und Weise wieder auf, denn wirklich ‚gelöst‘ bzw. abgeschlossen ist (trotz jahrelanger Diskussionen) bisher noch immer keines von ihnen.
Heute war es nach monatelanger Pause mal wieder der seit Jahren nur auf dem Papier existente ‚newPark‘. Dessen Bebauungsplan wurde offenkundig nach Jahren in denen nur geredet wurde ausgelegt. Prompt beschäftigt das Thema dann auch wieder die Lokalpolitik in meinen Wohnort Waltrop, der direkt an das zukünftige newPark-Gelände grenzen soll, ohne dass sich die Stadt Waltrop selber daran beteiligen möchte.
Da meldet die örtliche Zeitung heute doch tatsächlich: „Der Bau des newParks in den Dattelner Rieselfeldern hätte für die Nachbarstadt Waltrop erhebliche verkehrstechnische und ökologische Folgen – da sind sich SPD und Grüne im Waltroper Stadtrat einig. Und dieses absehbare Verkehrschaos auf der L 609 wollen die beiden Parteien mit einer gemeinsamen Initiative möglichst verhindern, kündigen die Fraktionschefs Detlev Dick (SPD) und Marc-Peter Selzer (Grüne) jetzt in einem Rats-Antrag an.“
Da kann einem als an dem Thema interessierter Bürger doch tatsächlich der Kaffeelöffel aus der Hand fallen. Meinen die Parteivertreter das tatsächlich ernst? Man mag es nicht glauben.
Nicht nur, dass große Teile der Lokalpolitik in Waltrop sich schon seit Jahren grundsätzlich für den geplanten Neubau der B474n starkgemacht (bzw. diesen akzeptiert) haben, der die oben angesprochene L609, die quer durch Waltrop führt, endlich nennenswert entlasten würde, die Waltroper Lokalpolitik selber hat es seit den 1970er-Jahren noch immer nicht hinbekommen diese B474n zu realisieren, die ich als Schulkind schon in den 1970er-Jahren im Grundschulunterricht in den Stadtplan einzeichnen sollte. Ich berichtete noch im Vorjahr an dieser Stelle von den aktuellen Zuständen rund um den seit Ewigkeiten verzögerten Straßenneubau, der in Datteln bereits begonnen, in Waltrop und Castrop-Rauxel aber noch immer nicht angegangen wurde.
Und jetzt, ein weiteres Jahr später, wollen also nennenswerte Teile dieser Waltroper Lokalpolitik den newPark in Datteln allen Ernstes ausgerechnet mit dem Argument weiter verzögern bzw. womöglich am Ende sogar ganz verhindern, dass der zukünftige Verkehr in Waltrop durch den newPark dann unzumutbar belasten würde?
Das kann doch nicht wirklich euer Ernst sein, liebe Waltroper Lokalpolitiker von SPD und Grüne! Seit rund 45 Jahren kriegt ihr es nicht hin die angedachte Verlängerung der A45 in Richtung Münsterland auf Waltroper Stadtgebiet zu realisieren, dadurch die Anwohner im Stadtgebiet schon jetzt deutlich zu entlasten, und dann benutzt ihr eure eigene Langsamkeit in der Sache allen Ernstes auch noch um der Stadt Datteln und den beteiligten Unterstützern damit den newPark auf indirektem Wege vermasseln zu wollen?
Nicht falsch verstehen, ich persönlich bin auch kein Fan dieses neuen, riesigen Industrieprojekts in der geplanten Form, wie Stammleser dieses Blogs wissen, aber dieses Verhalten der Waltroper Grünen und SPD ist vor dem Hintergrund des eigenen Versagens nicht nur ein Ablenkungsmanöver von eigenen Fehlleistungen, es ist auch ein absolutes Armutszeugnis für diese verfehlte Politik der vergangenen Jahre! Warum tut sich in Waltrop denn seit Jahren nichts? Das liegt doch in erster Linie an der Politik vor Ort, die offenbar lieber Projekte verhindert als sie anzuschieben und zu fördern!
Zur Erinnerung: Schon 2008 sprachen sich in einer Bürgerbefragung über 80 Prozent der Waltroper für den Bau dieser Ortsumgehung aus. Passiert ist (nicht nur in diesem Bereich) bis heute fast nichts! Egal ob CDU oder SPD den Bürgermeister in Waltrop stellten.
Ein weiterer Widerspruch am Rande: Eine ganz ähnliche Argumentation (ein großes, geplantes Projekt in der Nachbarstadt verhindert Waltroper Stadtentwicklung und ist eine zusätzliche Verkehrsbelastung auf dem Stadtgebiet) nutzt(e) die Stadtverwaltung in Waltrop einst schon bei ihrer Klage gegen die Inbetriebnahme von Datteln 4, nur um sich dann vor ein paar Wochen öffentlich darüber zu beklagen, dass Waltrop von diesem inzwischen in Betrieb befindlichen Kraftwerk ja leider keine Fernwärme abbekommen würde, jetzt, wo überall die besorgten Energiediskussionen aufgrund des Ukraine-Krieges eingesetzt haben. Widersprüchlicher geht es echt nicht!
Stattessen sorgte der in der Lokalzeitung heute für diese Verhinderungs-Pläne rund um den newPark als mit federführend genannte Waltroper SPD-Fraktionspolitiker Detlev Dick schon im Jahre 2020 mit Träumen von einem ‚Skytrain‘, der Waltrop mit dem Dortmunder Hauptbahnhof verbinden könnte für viel Gelächter und ungläubiges Kopfschütteln unter den Bürgern. Irrwitzige Träume, die natürlich bis heute auch noch nicht realisiert wurden…
Manchmal macht die Stadt Waltrop ihrem Image als ‚Schlafstadt im Grünen‘ wirklich alle Ehre. Leider!
@ Autor: Findet nicht am WE das Parkfest statt? Da kann Politik und Verwaltung anschaulich demonstrieren, daß es nur um das Beste für den Bürger geht.