In diesem Jahr soll das Parkfest in Waltrop nach zwei schwierigen Jahren, was der Corona-Pandemie geschuldet war, weitestgehend wieder in der von früher gewohnter Form stattfinden. Zur Erinnerung: Im Jahre 2020 fiel das traditionsreiche Volksfest im Kreis Recklinghausen ganz aus, 2021 wich es einer deutlich weniger beachteten Mini-Version.
Jetzt, obwohl die Inzidenzen in diesem Sommer unerwartet hoch sind, soll nach dem Wunsch der Organisatoren eigentlich alles wieder wie früher sein. Das Bild in der Öffentlichkeit lässt jedoch vermuten, dass dem nicht so sein wird.
Dass das Umfeld für Großveranstaltungen noch immer schwierig ist, das hat uns der Kollege Peter Hesse kürzlich hier im Blog ja schon anhand des Ruhrpott Rodeos berichtet. Obwohl mit einem sehr attraktiven Lineup durchgeführt, wurde das Festival offenbar zu einem (zumindest finanziellen) Misserfolg. Auch von anderen Veranstaltungen werden leider enttäuschende Zahlen berichtet.
In diesem problematischen Umfeld versucht sich das Waltroper Parkfest, das früher einmal über 100.000 Besucher anzog, vor Corona aber meist von ca. 60.000 zahlenden Fans zu berichten wusste, erfolgreich zurückzumelden.
Wer vor Ort lebt und sich an die vorherigen Versionen erinnern kann, der fragt sich jedoch aus verschiedenen Gründen: Könnte dies eventuell die letzte Auflage des Parkfestes werden?
In seinen Anfängen in den 1970er-Jahren war das Parkfest eine Art Stadtfest. Überwiegend Waltroper trafen sich am letzten August-Wochenende in ihrem Stadtpark, dem Moselbachpark, und feierten den Abschluss des Sommers mit einem dreitägigen Zusammenkommen. Es trafen sich dort dann alte Schulfreunde wieder, man lud Freunde und Bekannte ein, zeigte ihnen mal Waltrop, genoss die Tatsache, dass im vergleichsweise verschlafenen 30.000-Einwohner Städtchen endlich mal etwas los war.
Im Laufe der Jahre wuchs die Veranstaltung. Immer mehr prominente Musiker wurden gebucht, der Eintrittspreis, der in meinen ersten Jahren dort meiner Erinnerung nach noch drei bzw. fünf D-Mark betrug, erhöhte sich schrittweise, die Besucheranzahl auch. Das Parkfest versuchte in seiner Blütezeit Publikum aus dem gesamten Ruhrgebiet und darüber hinaus anzulocken.
Aus dem jahrelang verbissen geführten Wettbewerb mit dem Kanalfestival in der ungeliebten Nachbarstadt Datteln ging Waltrop vor ein paar Jahren als Sieger hervor. Dattteln streckte irgendwann die Flügel, konnte das Ganze bei sich nicht mehr finanzieren. Waltrop überlebte mit seinem überregional bekannten Stadtfest. Es soll dem Vernehmen nach aber zwischendurch einmal recht knapp gewesen sein.
Ein schlechtes Jahr, in dem das Wetter nicht mitspielen wollte, stellte die Macher in beiden Städten vor ein großes Problem. Vor Corona erholte sich das Parkfest dem Vernehmern nach dann wieder, stabilisierte sich auf einem niedrigeren Niveau scheinbar. Es mehrten sich jedoch auch kritische Stimmen, die von einem gewissen Abnutzungseffekt berichteten. Irgendwie war das Parkfest dann doch irgendwann immer sehr ähnlich, bot, abgesehen von den wechselnden Top-Musikern, den Besuchern ansonsten eigentlich immer nur noch das Gleiche.
Jetzt, nach dem Corona-Ausfall und der improvisierten Mini-Version im Vorjahr, mehren sich die Anzeichen, dass das diesjährige Parkfest in einem Desaster enden könnte. Zumindest finanziell. Nicht nur, dass es lange Zeit überhaupt noch keine angekündigten Top-Acts gab, diese dann mit den beiden One-Hit-Wondern 2raumwohnung und Eagle-Eye Cherry bisher vergleichsweise wenig zugkräftig ausfielen, auch der angekündigte Eintrittspreis machte noch einmal einen mächtigen Sprung (von 14 (2019) auf 21 Euro (2022) für das 3-Tages-Ticket). Der Tagespreis beläuft sich in diesem Jahr auf stolze 14 (!!!) Euro. Viel Geld für die, die vielleicht nur einmal kurz durch den örtlichen Park schlendern und dann dort vielleicht ein Kaltgetränk oder eine Bratwurst zu sich nehmen möchten.
Ich habe schon von vielen Leuten in meinem Umfeld gehört, denen das inzwischen deutlich zu teuer ist. In dem Überangebot von Veranstaltungen, das aktuell in ganz NRW zu finden ist, droht Waltrop wohl bei vielen potenziellen Besuchern in diesem August hinten runterzufallen.
Auffällig auch: Der Vorverkauf auf dem örtlichen Wochenmarkt, der vor einiger Zeit bereits gestartet war, wurde dort inzwischen wieder eingestellt und die überörtlich sonst schon Wochen vor dem Parkfest plakatierten Poster mit dem Programmhighlight gibt es diesmal (noch) nicht.
In der örtlichen Lokalzeitung erschien heute zudem ein Aufruf, dass die Leute doch bitteschön ihre ‚Buttons‘, wie die 3-Tages-Karten hier genannt werden, für das Parkfest kaufen sollen, wenn sie dessen Zukunft sichern wollen. Da hört, wer ein wenig mitdenkt, schon eine gewisse Verzweiflung durch. Selbst vor dem Waltroper Rathaus, wo sonst über viele Wochen hinweg im Vorfeld ein unübersehbarer Hinweis auf die Veranstaltung prangte, gibt es in diesem Jahr noch keine Hinweistafel, so wie früher immer. Ein wesentlich kleinerer Hinweis dort, wurde jetzt sogar wieder entfernt, wie ich erstaunt feststellte, als ich gerade ein aktuelles Foto von diesem für diesen Text hier machen wollte.
Für viele diese Beobachtungen der vergangenen Tage, Wochen und Monate mag es im Einzelfall gute Gründe geben. Alles in allem kann man sich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, dass das Parkfest in Waltrop schon jetzt in argen Schwierigkeiten steckt.
Es erscheint daher nicht undenkbar, dass es die letzte große Ausgabe dieser Traditionsveranstaltung werden könnte. Erst recht, wenn das Wochenende noch einmal so verregnet ausfallen wird, wie vor einigen Jahren. Eine Schön-Wetter-Garantie gibt es bekanntlich selbst Ende August nicht. Und einen finanziellen Spielraum, wie er noch vor Jahren vorhanden war, dürfte es inzwischen nicht mehr geben, wie das deutlich geschrumpfte Programm, die im Gegensatz dazu stark gestiegenen Eintrittspreise, der heutige ‚Hilfeaufruf‘ in der Lokalzeitung und auch die bisher noch fehlende Plakatwerbung in der Region erahnen lassen.
UPDATE 15.August: Jetzt, knapp 14 Tage vor dem Parkest 2022 wurden in den vergangenen Tagen vereinzelt Ankündigungsplakate angebracht. Das sind jedoch bei weitem nicht so viele, wie in vergangenen Jahren. Und auch der Vorverkaufsstand auf dem Waltroper Wochenmarkt wurde zuletzt ein paar Mal gesichtet. Jedoch bisher eher unregelmäßig und wenn, dann auch nur schwach besucht. Es verdichten sich somit die Anzeichen auf eine ‚Pleite‘.
@ Autor: Ähnliches habe ich in der Nähe bei einer lange eingeführten Festival/Marktveranstaltung beobachten können: Der Eintrittspreis wurde um 50% erhöht, gleichzeitig waren jedoch weniger und qualitativ schlechtere Acts auf dem Plan. Die Anzahl der Versorger hatte sich erheblich verkleinert, dafür die Preise drastisch erhöht (4 Mini Apfelringe mit Zimtzucker für € 5.-; Flammlachsbrötchen € 8.- usw.).Das Angebot auf dem Markt bot wenig neues, außer einer teils nur noch durch Wahn zu erklärenden Preisgestaltung. Laut Veranstalter war dennoch nahezu die gleiche Anzahl von Besuchern wie sonst anwesend; eine Behauptung, die von den anwesenden Händlern und Versorgern stark bezweifelt wurde….
Natürlich kämpft das Parkfest, wie viele Veranstaltungen im Umkreis auch, um seine Existenz und die Gewissheit im kommenden Jahr wieder zum Besuch (zwar gegen Zahlung) einzuladen.
Doch umso bemerkenswerter finde ich, dass sich dieses kommunal organisiert und veranstaltete städtischen Event, sich nicht durch Ausverkauf seiner Identität durch Sponsoren finanziert.
Es obliegt halt allen willigen Besuchern trotz der gestiegenen Preisen, solche Volksfeste für jedermann zu unterstützen.
Wer das Parkfest aus o.g. Gründen des Autors auch schon kennt, wird wissen das auch das bekannte drumherum nicht die Freude schmälert lange nicht gesehenen Gesichter wieder zu treffen.
@Isi: Das ist ja genau einer der Knackpunkte: Hätte man den Aufwand und das damit verbundene Risiko über die Jahre wirklich so hoch treiben müssen/sollen, dass man bei einem Treffen früherer Mitschüler und alter Bekannter 14 Euro Eintritt für eine Tageskarte nehmen muss? 😉 Und mit dem Eintrittsgeld ist es ja im Regelfall auch längst noch nicht getan. Die Strahlkraft über Waltrop hinaus scheint aus den oben beschriebenen Gründen zudem ebenfalls deutlich geringer zu sein bzw. zu werden. Ich fürchte, die Leute werden zu diesen Bedingungen nicht mehr in den früher gewohnten Zahlen ‚Ja‘ zum Parkfest sagen und gucken, ob sie mit dem Geld nicht was besseres anfangen können. Und nur mal zum Vergleich: ‚Bochum total‘ kostet gar keinen Eintritt.
@Robin Patzwaldt: Es geht ja nicht nur um alte Mitschüler zu treffen, es ist eben DIE Feierlichkeit in diesem Städtchen und ja Bochum Total hat einen kostenlosen Eintritt aber alles andere wird über Sponsoren (die wichtig sind) für dieses MUSIKFESTIVAL übernommen, kaum bis keine lokale Vertreter vor Ort. Das Parkfest wiederum kann auch nur mit Hilfe der lokalen Vereinen und Gastronomen seinen Waltroper Charme widerspiegeln.
Natürlich ist der Preise für den Eintritt extrem gestiegen auch in meinen Augen und muss für die zukünftigen Jahre auf den Prüfstand.
Doch was nehmen wir für die heutigen Zeit als Maßstab, für die steigenden Kosten in allen Segmenten (Treibstoffe, Nahrungsmittel, Energie, usw…..)
Lange Rede kurze Aussage ’support your local events!‘
@Isi: Wir werden sehen, was Ende August passiert. Ich bin sehr gespannt. Hoffentlich regnet es dann nicht auch noch. Viele Leute scheinen vom Vorverkauf bisher ja noch keinen Gebrauch gemacht zu haben. Sollte sich in den Tagen vor dem Parkfest schlechtes Wetter abzeichnen, könnte das der endgültige Genickbruch werden. Vor diesem Hintergrund sehe ich auch den jetzt erfolgten Aufruf der Planer doch möglichst zahlreich vom Vorverkauf gebrauch zu machen. Täten die Leute das, würde das natürlich das Schlechtwetterrisiko der Macher erheblich reduzieren. 😉
[…] ärgere ich mich hier an meinem Wohnort in Waltrop zum Beispiel schon seit Jahren immer wieder mal darüber, dass es den städtischen Angestellten und […]
[…] von Dortmund hat sich seit den 70er-Jahren sehr verändert. Nicht zu seinem Vorteil, wie ich hier im Blog immer wieder beschrieben […]
Gespräch heute zufällig an der Fleischtheke im Waltroper Supermarkt ‚belauscht‘: Verkäuferin: ‚Geht ihr heute eigentlich zum Parkfest?‘ Antwort Kundin: „Neee! Der Eintritt ist ja viel zu teuer in diesem Jahr. Wir sind da zuletzt eh immer nur noch zum Essen hingegangen. Aber diesmal legen wir den Eintritt einfach beim Essen drauf und können dann in ein schönes Restaurant gehen.“ Antwort Verkäuferin: „Ja. Wir gehen dieses Jahr auch nicht. Ist ja eh irgendwie auch immer das Gleiche.“
Ich konnte mir da ein innerliches Kopfnicken nicht verkneifen. 😉
Okay, ich bin aus verschiedenen Gründen auf dem Parkfest nicht mit dabei. Ein Grund ist der Eintrittspreis. Aber es schmerzt schon sehr, daß ich nicht dabei sein kann. “ Ich liebe das Parkfest“. Ich fände es äußerst schade wenn es irgendwann nicht mehr stattfinden kann. Ich verstehe auch die Preise . Eine Stadt wie Waltrop, die kaum Einkünfte hat, kann ein Event dieses Ausmaßes niemals selber finanzieren. Und noch teurere, weil bekannteren Sänger und andere Darsteller, wie soll das finanziert werden ? Ich weiß viele die aus unterschiedlichen Gründen, wie Krankheiten, aus Altersgründen oder wegen den Finanzen nicht mehr das Parkfest besuchen können . Und viele davon würden sehr gerne den Moselbachpark mit dem größten Event Waltrops immer noch gerne besuchen. Meine Kinder sind mir dem Parkfest groß geworden und fiebern diese 3 Tage im Jahr um mit ihren Freunden dieses Wochenende feiern zu können schon Wochen vorher entgegen. Gerade jetzt nach Corona und was es mit uns machte, sollte man doch froh sein das dieses Fest uns weiterhin zusammen kommen läßt.
Mit lieben Grüßen Rosemarie
Da ärgert sich nun bestimmt jemand, dass das Wetter nicht schlecht war 😉 Meine Kinder hatten riesigen Spaß auf dem Parkfest, für die ist es nicht „jedes Jahr das gleiche“ sondern immer wieder toll, super und spannend. Aber so ist halt die Gesellschaft. Da wird sich erstmal über falsche Bands aufgeregt, fehlende Werbung, zu hoher Eintrittspreis (was ich definitiv nachvollziehen kann) und die leise Hoffnung ist da, dass es 3 Tage durchregnet damit man am Ende sagen kann: Hab ich doch gesagt, guck…geht alles den Bach runter. Hofft doch einfach mal, dass die Zahlen am Ende halbwegs stimmen, damit es für Kinder und Teenager auch in Zukunft ein Sommerevent geben kann, auf dass sie sich freuen können. Als wäre die Anfangszeit von Corona nicht schlimm genug gewesen.