Warum Bayern-Rekordzugang Harry Kane bei mir direkt ‚verschissen‘ hat

Am Stadion in München. Foto: Robin Patzwaldt

Die Sommerpause im deutschen Profifußball ist endlich vorbei. Mit der großen Mehrheit der Spiele in der ersten Runde des DFB-Pokals und dem DFL-Supercup 2023 ging es an diesem Wochenende nach gut zweimonatiger Pause wieder los mit dem regelmäßigen Spielbetrieb.

Und es gab auch gleich wieder viele spannende Themen, die sich hier im Blog zu diskutieren lohnen würden. Eines überstrahlt jedoch alle anderen, so dass auch wir hier bei den Ruhrbaronen an diesem Sonntag daran nicht vorbeikommen: Harry Kane, die Rekordverpflichtung des FC Bayern München, steht bei Fans und Medien im Mittelpunkt. Jedoch ganz anders als von den meisten gedacht.

Er kam nach langem Hin und Her erst am Freitag nach München um sein üppig dotiertes Arbeitspapier an der Isar zu unterschreiben. Mit über 100 Millionen Euro Ablöse sorgte Harry Kane zudem dafür, dass sein bisheriger Klub, die Tottenham Hotspur aus England, großzügig, manche finden zu großzügig für seinen Abgang in Richtung München entschädigt wurden. Von ihm, ohne dass er die Vorbereitung der Bayern in den vergangenen Tagen und Wochen hätte mitmachen können, einen Tag später direkt Wunderdinge zu erwarten, wäre unrealistisch gewesen. Und doch taten viele scheinbar genau das.

Der von mir normalerweise sehr geschätzte Sky-Kommentator Kai Dittmann, schoss bei der Übertragung des DFL-Supercups zwischen dem FC Bayern München und RB Leipzig am Abend in Sachen Kane-Huldigung jedoch den Vogel ab. Er schaffte es, den Namen ‚Harry Kane‘ in seinem Kommentar, ohne dass der prominente Neuzugang überhaupt auf dem Platz gestanden hätte, schon in der ersten Hälfte des Spiels unzählige Male in seinem Kommentar unterzubringen. Man hätte den Eindruck bekommen können, er wäre danach bezahlt worden, wie häufig er es schafft, den Neuzugang zu erwähnen. Das Spiel zwischen Meister und Pokalsieger geriet dabei zur absoluten Nebensache für den erfahrenen Reporter. Es war, ehrlich gesagt, kaum zu ertragen!

Dass die Leipziger zur Pause in der Allianz Arena überraschend mit 2:0 führten, schien Dittmann kaum zu kümmern. Er beobachtete lieber Kane, der untätig auf der Bank saß und spekulierte darüber, wie es wohl mit ihm auf dem Rasen für den Rekordmeister gelaufen wäre. In dieser Art und Weise habe ich so etwas in den vergangenen Jahrzehnten von einem Profi-Kommentator im Fernsehen noch nie erlebt.

Als Kane dann in der 60. Minute von Trainer Thomas Tuchel tatsächlich eingewechselt wurde, hatte der Stürmer bei mir schon ‚verschissen‘, obwohl der Neu-Münchener gar nichts dafür konnte. Er war ja bis zu diesem Zeitpunkt zur Untätigkeit am Spielfeldrand verurteilt. Die unverhältnismäßige Häufung seiner namentlichen Erwähnung hatte mich bis zu diesem Zeitpunkt jedoch schon dermaßen genervt, dass ich zwischendurch ein paar Mal kurz davor stand die Übertragung des Pay-TV-Anbieters vorzeitig abzuschalten, schlicht weil mich diese verbale Begleitung des Geschehens dermaßen nervte.

Kai Dittmann schaffte es gefühlt kaum einmal zwei Sätze hintereinander auszusprechen, ohne den Namen ‚Harry Kane‘ zu erwähnen. Eine Respektlosigkeit nicht nur gegenüber den Leipzigern, die ihre Führung gekonnt verwalteten, sondern auch gegenüber Kane selber, der von Dittmann medial in einer von mir so noch nie gesehenen Intensität seziert wurde, sich beim Ergreifen einer schlichten Wasserflasche ebenso auf Nahdistanz filmen lassen musste wie beim Überziehen seiner Aufwärmkluft.

Nachdem Kane in der Schlussphase der Begegnung erstmals aktiv mitwirken durfte, schien Dittmann von diesem dann auch direkt Wundertaten zu erwarten. Er setzte seinen Kurzauftritt direkt ins Verhältnis zum weiteren Spielablauf, machte Kane indirekt für den dritten Leipziger Treffer mitverantwortlich, zählte die Minuten, in den der der Engländer ohne eigene Torchance blieb und versuchte dann seine angeblich missglückte Premiere im Bayern-Trikot zum Thema des Spiels zu machen, als der erwartete Schlussspurt der Münchener ausblieb, der DFL-Supercup am Ende mit 3:0 ungefährdet und überraschend deutlich an die Leipziger ging.

Unfair, den Neuzugang damit überhaupt ernsthaft in Verbindung zu bringen, konnte dieser bis zu diesem Spiel doch noch nicht ein einziges Mal mit seinen neuen Mitspielern gemeinsam ordentlich trainieren. Dass Kai Dittmann sich zudem öffentlich über den angeblich so großen Hype wunderte, den Kane bei den Fans in der Arena und in ganz Deutschland ausgelöst habe, obwohl er den ganzen Abend über doch auf extreme Art und Weise selber versucht hatte, diesen maßgeblich mit zu befeuern, krönte den Tag für persönlich dann auf unschöne Art und Weise.

Kane wird dem Spiel der Bayern in den kommenden Monaten und Jahren seinen Stempel aufdrücken, daran besteht für mich kein Zweifel. Er wird es für die Konkurrenz noch schwerer machen, in der Bundesliga-Tabelle mit den Bayern mithalten zu können. Dies von ihm aber schon keine 24 Stunden nach seiner Ankunft in München zu erwarten, war nicht nur ein extrem unrealistischer Anspruch, es war beim Kommentar von Kai Dittmann auf Sky auch absolut nervig.

 

 

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